Bei so einem Thema schwingt immer etwas Neiddebatte mit. Ich gebe es gerne zu, ich wäre auch gerne stinkreich, wenn gleichzeitig der Rest meines Lebens so bliebe, wie er ist. Etwas neidisch auf die Kohle bin ich durchaus.
Ob die Elite der Spitzenverdiener ihr Gehalt auch tatsächlich verdient hat, dazu gibt es viele kritische Untersuchungen. Bei Radiosender SWR2 habe ich dazu neulich eine 30-Minuten Sendung der Reihe "SWR2 - Wissen" verfolgt (eine Art Sachthemenmagazin). Demnach scheint es wohl mehrheitlich so zu sein, dass fast alle Spitzenverdiener (85%) bereits in einer sozialen Elite aufgewachsen sind. Sie stammen aus reichen, einflussreichen Familien. Diese Klasse bildet später die Spitzenverdiener. Es ist statistisch erwiesen, das diese Klasse bei den Spitzenpositionen weitgehend unter sich bleibt. Es ist ein Märchen, dass Spitzenjobs die Folge von guten Zeugnissen und Fleiß wären. Zwar gibt es das, ist aber die krasse Ausnahme. Spitzenverdiener sind fast immer die Söhne von sehr einflussreichen und sehr wohlhabenden Familien.
Ebenso ist es nach Ansicht der Autoren der Sendung ein Märchen, dass hinter einem Spitzengehalt auch eine Spitzenleistung steht. Das fängt bei den Zeugnissen an, die keineswegs überdurchschnittlich sind (bei bestimmten Berufsgruppen sind sie sogar unterdurchschnittlich, nämlich bei den Spitzenjobs in Ministerien). Es gilt angeblich auch für die Prozentzahl der "richtig getroffenen Entscheidungen" usw. Die besonderen Qualitäten der Spitzenverdiener scheinen auch weniger auf der fachlichen Seite zu liegen, als auf der persönlichen: Was sie auszeichnet, ist schlicht und einfach ihre elitäre bürgerliche Erziehung, die es ihnen ermöglicht, angemessen mit ähnlich erzogenen Menschen zu kommunizieren (Etikette, Allgemeinbildung). Da die Führungszirkel gerne unter sich bleiben, ist es entscheidend, gut "hineinzupassen".
Noch ein Aspekt wurde genannt: Spitzenverdiener haben in ihrer Karriere häufig durch riskante Entscheidungen auf sich aufmerksam gemacht. Da sie eine Familie mit viel Geld und hervorragendem sozialen Netzwerk hinter sich wissen, riskieren sie ohne mit der Wimper zu zucken ihren Job, zum Beispiel, indem sie in einer Sitzung in der Chefetage mal ordentlich allen die Meinung geigen. Das bedeutet eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit. Ob das, was da durchgesetzt wird, auch Hand und Fuß hat, steht auf einem anderen Blatt. Denn die Stimmen jener, die von der Sache mehr verstehen aber den Mund nicht so weit aufreißen wollen, gehen dabei leicht unter.
(Wen's interessiert: die Sendung gibt es zum Nachhören auf der Website des SWR -> iPod beim Joggen).
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