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Matthias75 01.10.2021 08:35

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1626457)
Der Vergleich mit den linksextrem motivierten Morden der RAF aus den 70er-Jahren ist in diesem Zusammenhang durchaus zulässig.
Man muss aber zur Kenntnis nehmen, dass in den letzten 30 Jahren politisch motivierte Morde in Deutschland (v.a.wenn nicht ausschließlich) aus der rechtsextremen Ecke heraus begangen worden sind (NSU, Lübcke, Tankstellenmord) und alle diese Täter hatten Sympathien zu den Positionen, die in der AFD toleriert wurden.

"Morddrohung und Einschüchterung" ist nochmal was anderes als ein tatsächlich begangener Mord.

Wenn ich mir mal eine Statistik der extremistischen Straftaten von 2020 anschaut, würde ich sagen, dass sich beide Seiten zumindest bei den schweren Straftaten nicht viel geben (bei den sonstigen Straftaten führen allerdings die Rechtsextremen die Statistik mit großen Vorsprung an). Einem Tötungsdelikt und zwei Versuchen von rechtextremer Seite stehen z.B. 5 versuchte Tötungen auf linker Seite entgegen. Die Brandstiftungen würde ich nicht als Maßstab nehmen, da dort vermutlich alle brennenden Straßensperren reinfallen, während Brandstiftungen von rechtsextremer Seite vermutlich eher gegen Gebäude gerichtet sind.

Was ich sagen will: Verharmlosen darf man keine der beiden Seiten. Es geht von beiden ein extremes Gewaltpotential aus. Und hier sehe ich auch eine große Gefahr durch Einschüchterungen und Drohungen, auch wenn es nicht zu Körperverletzungen oder Schlimmerem kommt, da auch durch solche Aktionen politische Gegner oder Andersdenkende massiv eingeschüchtert und unterdrückt werden sollen.

Was aber, da gebe ich dir Recht, die rechtsextreme Seite derzeit gefährlicher macht, ist eben die Nähe zwischen AFD und Rechtsextremismus, womit die rechtsextreme Seite gewissermaßen eine politische Vertretung hat, während die Linksextremen weitgehend losgelöst von der Politik agieren und nur gelegentlich mal unterstützende Worte von einzelnen politischen Vertretern erhalten.

Unabhängig davon, ob man jetzt die AFD direkt mit der NSDPA vergleichen kann/soll/muss, sollte uns deshalb das Beispiel unserer eigenen Geschichte als Mahnung dienen, dass man solchen Parteien keinen Raum geben darf. Wo es hinfahren kann, haben unsere Vorfahren selbst erfahren. Für weitere Beispiele, wo eine zunächst demokratisch gewählte Regierung einen Staat diktatorisch umgestaltet, müssen wir gar nicht so weit in der Geschichte zurückgehen.

Was mir allerdings fast mehr Sorgen macht als die Partei selbst, ist, dass fast 5 Mio. Wähler (nur die Zweitstimmen gezählt) diese Partei gewählt haben!

Hier sollten wir uns und vor allem die Politik sich Gedanken machen, wieso so viele sich von dieser Partei besser vertreten fühlen als von anderen Parteien und wie man diese wieder für die andere Parteien gewinnen kann. Wenn nicht alle, dann zumindest so viele, dass die AFD nicht mehr in politischen Gremien vertreten ist. Aktuell möchte ich noch nicht glauben, dass wir 5 Mio. Nazis in Deutschland haben.

Die großen Parteien waren leider viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu beharken, als dass sie Zeit gehabt hätten, sich um die Gefahr von rechts zu kümmern. Vielleicht hat die CDU mit ihrem Wahlkampf und ihren Warnung vor einem Linksruck sogar der AFD in die Karten gespielt.

Die Partei lächerlich zu machen ist zwar ohne Zweifel eine gelungene Aktion. Das kann auch in Zukunft ein Weg sein.

Allerdings wurde diese Aktion erst nach der Wahl bekannt, hatte also aus meiner Sicht kaum einen Einfluss auf die Meinung der Wähler und deren Wahlverhalten. Gut, viele Wähler hatten keinen blauen Zettel im Briefkasten. Der wäre aber bei den meisten sowieso mit der übrigen Werbung ungelesen in der Papiertonne gelandet wäre. Die Aktionen hat aber keinen Wähler, der überlegt hat, sein Kreuz bei der AFD zu machen, vom Gegenteil überzeugt oder zumindest Argumente geliefert, dies nicht zu tun. Insofern nett für die Galerie, aber wenig Einfluss auf die Wahl.

M.

dr_big 01.10.2021 08:55

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1626461)
Für mich ist es auch eine Frage der Selbstachtung, daß ich allen Menschen gegenüber den gleichen Respekt erweise, unabhängig davon, ob mir seine Ansichten gefallen.

Nazis kann und darf man keinen Respekt erweisen.

longo 01.10.2021 08:55

Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1626450)
Unterirdischer Post...

Nein, geerdeter Post.

noam 01.10.2021 11:31

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1626457)
Und hätte die Polizei bei den Ermittlungen im Zusammenhang mit den NSU-Morden vernünftig gearbeitet und von Anfang an in Erwägung zu gezogen, dass es sich dabei um rechtsextrem motivierte Morde handelte, anstatt sie unter dem Oberbegriff "Dönermorde" der türkischen Community zuzurechnen, dann hätte es nicht über 10 Jahre gedauert, bis man die Täter gefasstt hätte und eine junge Polizistin könnte dann heute noch leben

Da hast du absolut recht. Wobei man da entschuldigenderweise anmerken muss, dass es (zumindest für mich) kaum vorstellbar war, dass es ein herumreisendes fast wahllos mordendes Nazitrio geben könnte. Bzw. reichte meine Vorstellungskraft dazu nicht aus. Ich bin auch der Meinung, dass hier den Strafverfolgungsbehörden deutlich Verbesserungspotential aufgezeigt wurde. Ich hoffe man lernt daraus.


Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1626457)
Der Vergleich mit den linksextrem motivierten Morden der RAF aus den 70er-Jahren ist in diesem Zusammenhang durchaus zulässig.
Man muss aber zur Kenntnis nehmen, dass in den letzten 30 Jahren politisch motivierte Morde in Deutschland v.a. (wenn nicht ausschließlich) aus der rechtsextremen Ecke heraus begangen worden sind (NSU, Lübcke, Tankstellenmord) und alle diese Täter hatten Sympathien zu den Positionen, die in der AFD toleriert wurden.

"Morddrohung und Einschüchterung" ist nochmal was anderes als ein tatsächlich begangener Mord.

Sollte ja keine Relativierung sein, sondern eine Einordnung. Morddrohung und Einschüchterung funktioniert aber auch nur, wenn das Opfer diese für glaubwürdig hält. Dazu ist es wohl auch erforderlich, dass von den Drohenden und oder ihrem Umfeld solche oder ähnliche Taten in der Vergangenheit begangen worden sein könnten. Es ist eben in seiner Wirkung ein Unterschied, ob eine Morddrohung von einem Mitglied der Hells Angels, eines bekannten arabischen Clans, der Ndrangheta oder dem Taubenzüchterverein Westfriesland ausgesprochen wird.

noam 01.10.2021 11:32

Zitat:

Zitat von longo (Beitrag 1626468)
Nein, geerdeter Post.

für manche ist der Rechtsstaat eben nur in die eine Richtung bindend

Körbel 01.10.2021 14:16

Zitat:

Zitat von Matthias75 (Beitrag 1626462)
Was ich sagen will: Verharmlosen darf man keine der beiden Seiten. Es geht von beiden ein extremes Gewaltpotential aus. Und hier sehe ich auch eine große Gefahr durch Einschüchterungen und Drohungen, auch wenn es nicht zu Körperverletzungen oder Schlimmerem kommt, da auch durch solche Aktionen politische Gegner oder Andersdenkende massiv eingeschüchtert und unterdrückt werden sollen.

Dir ist aber schon klar das die grosse Masse an extremen Gewaltdelikten EU-weit nicht politisch motiviert sind?

Als in den 70ern die RAF ihr Unwesen trieb, wurde seitens der Bundesregierung nur die linksextreme Szene beobachtet und drastisch bekämpft.
Sehr lange, eigentlich viel zu lange wurde die "rechte Szene" garnicht beachtet, geschweige denn bekämpft.

Es hiess immer: "Die Gefahr kommt von links"!

HerrMan 01.10.2021 21:58

Hat die Brugger in den Tagesthemen gerade jemand gesehen? Klasse, warum war die bislang kaum präsent ?

noam 01.10.2021 23:00

Der Chef des Paritätischen Gesamtverbandes Ulrich Schneider übt nach dem 4,9-Prozent-Debakel scharfe Kritik am Wahlkampf der Linken. In einem Brief an die Parteispitze kommt vor allem Sahra Wagenknecht schlecht weg.

[...]

»Wenn diese Botschaft (Verweis auf das Buch von Sahra Wagenknecht) aus berufenem Munde dann auch noch in sämtlichen Talkshows verkündet wird, kann es doch wohl niemanden wirklich verwundern, dass Hunderttausende von Wählern der Linken am Wahlsonntag zur SPD abwanderten«, schreibt Schneider.

[...]

Schneider bezieht sich auf Wagenknechts Bestseller »Die Selbstgerechten«, in dem sie der Linken vorwirft, die Arbeiterschaft zu vernachlässigen und zu sehr auf Themen wie Klima- oder Antidiskriminierungspolitik zu setzen.

[...]

Programmatisch sei die Linke bei Renten, Steuerpolitik, Kindergrundsicherung, Mieten- und Wohnungspolitik eigentlich gut aufgestellt gewesen, zeigt sich Schneider überzeugt. Gepunktet hätten mit diesen Themen aber SPD und Grüne. »Es ist vor allem der medial nach außen getragene Mangel an Geschlossenheit und an Entschlossenheit, der die Wählerinnen und Wähler dazu veranlasste, dann doch lieber woanders ihr Kreuz zu machen.



Müsste man da nicht der PR Abteilung der Partei respektive dem Wahlkampfteam um die beiden Spitzenkräfte den Vorwurf machen die angesprochenen guten Bereiche nicht in den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit gestellt zu haben? Hat Frau Wagenknecht vielleicht doch nicht ganz unrecht, wenn sie eben genau das in ihrem Buch anmahnt?

Die TAZ sieht das ganze wohl ähnlich und verweist auf eine Wahlnachtsnalyse der Partei

Als Gründe werden in einer der taz vorliegenden Wahlnachtanalyse aus der Geschäftsstelle Kompetenzverluste auf allen Themenfeldern genannt, und zwar sowohl bei den Spitzenthemen „soziale Gerechtigkeit“, „angemessene Löhne“ und „Altersvorsorge“ als auch bei anderen Themen wie Familienpolitik, Steuerpolitik, Gesundheitspolitik und Flüchtlingspolitik. Bei der Außenpolitik verlor die Linkspartei auf niedrigem Niveau noch einmal, nur zwei Prozent der Wäh*le*r:in*nen trauen der Linken eine gute Außenpolitik zu. Eben so viele sehen sie als kompetent bei den Themen Umwelt und Klima an.


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