Zitat:
Da du mich persönlich ansprichst antworte ich auch aus der eigenen persönlichen Situation:
Die ersten 15 Jahre meines Berufslebens habe ich (bzw. wir, um meine Frau und die spätere Familie miteinzubeziehen) zur Miete gewohnt und dabei sehr genau auf unsere Wohnkosten achtgeben müssen.
Insgesamt sechsmal sind wir in dieser Zeit berufsbedingt umgezogen und stets haben wir die neue Mietwohnung gesucht, indem wir einen ca. 15km-Kreis um die zukünftige Arbeitsstätte gezogen haben. Nach dem gleichen Schema hat auch meine Frau ihre Versetzungsgesuche gestellt um so gleichfalls die Option auf eine vernünftige Arbeitsweglänge zu haben, die man mit dem Rad oder auch zu Fuß zurücklegen kann.
Als wir in München gearbeitet haben, hätten wir gerne eine Wohnung im dortigen Süden genommen, wo der Freizeitwert deutlich besser und die schöneren Fahrradstrecken liegen, aber letztlich waren die Wohnungen dort zu teuer für uns, so dass wir letztlich in Karlsfeld und später noch für zwei Jahre in Fahrenzhausen jeweils im Münchner Norden gelandet sind, wo der Wohnraum für uns bezahlbar war.
|
Ich will deinen Lebensweg und deine Erfahrungen gar nicht in Abrede stellen. Ich glaube wir gehören der selben Altersgruppe an. Du aus dem tiefsten Westen und ich aus dem tiefsten Osten. Mit so viel Umzügen kann ich nicht dienen und bin auch froh darüber. Zu meiner frühen Zeit war der Arbeitsplatz absolut sicher, ein Umzug kam da gar nicht in Frage, weil kaum Wohnraum. Wer seiner Familie eine Perspektive geben wollte hatte die Möglichkeit zumindest auf dem Land und mit dem richtigen Betrieb ein Eigenheim zu errichten. So wie bei mir nur mit dem Unterschied das man sehr viel alleine machen musste, das heißt vom Mauern, Putzen, Dachdecken usw. steckte man da viel Herzblut rein und gibt das dann auch nur sehr schwer auf. Mein Bau hat 1.5 Jahre gedauert jedes Wochenende und fast jeden Abend war man auf der Baustelle.
Bei meinem ehemaligen DDR Betrieb und vielen anderen auch, fuhr ein Betriebsbus der alle aus den Dörfern holte und brachte. Dadurch fuhren nur sehr wenige mit dem Auto.
Zitat:
Solch eine Denkart, dass man eine bezahlbare Wohnung in der Nähe der Arbeitsstätte sucht (und dies als Hauptkriterium setzt) und außerdem für jeden Arbeitplatzwechsel auch bereit ist umzuziehen, scheint mir relativ aus der Mode gekommen zu sein.
Ich halte diesen Ansatz aber durchaus zumutbar.
|
Ja, da gehe ich mit. Die Denkweise hat sich hier und sehr vielen anderen Bereiche doch sehr verändert. Helmut Kohl hat mal gesagt, zu seiner Zeit als Student war die Bibliothek am Samstag gerammelt voll, heute findet man Freitag Nachmittag kaum noch einen Studenten dort. Das ist aber auch schon wieder ewig her.
Zitat:
Hartz4-Empfänger, die du in deinem Beitrag aufführst haben ja keine Immoblieneigentum (denn sonst wären sie keine Geringverdiener auf Hartz4-Niveau), so dass ein Umzug in E-Bike-Nähe hin zu ihrem Arbeitsplatz i.d.R. auch für diese Gruppe eine Option darstellt.
|
Ich weiß nicht ob du dich im Hartz IV Milieu auskennst. Aber Definitiv ist bei jungen Leuten und auch bei Älteren die Bereitschaft gegen Null wegen einer Arbeit umzuziehen.
Aber ja, es gibt auch Hartz IV Empfänger die eine eigene Immobilie bewohnen, meistens als Bedarfsgemeinschaft.
Zitat:
Mich interessiert es aus dieser persönlichen Perspektive heraus sehr, warum es heutzutage so viele Arbeitnehmer gibt, die freiwillig Pendelstrecken von 50km, 100km und mehr auf sich nehmen.
Und die Argumente, die mir wenn ich Mitabeiter an meiner jeweiligen Klinik, Kollegen oder Freunde frage, warum sie freiwillig so ein Lebensmodell wählen, wiederholen sich oft: Einerseits rechnet es sich finanziell dank der Pendlerpauschale (oder ist zumindest kostenneutral, je nach aktuellem Spritpreis), oftmals hat es aber auch viel mit Bequemlichkeit zu tun, denn ein Umzug bedeutet -wenn auch zeitlich befristet- eine Menge Stress und reißt einen aus dem gewohnten Umfeld.
|
Naja die Pendlerpauschale ergibt am Jahresende über die Steuererklärung ein hübsche Summe. Wenn man es etwas differenziert und die tatsächlichen Kosten gegenüberstellt dann sieht das schon anders aus. Nur mal ein Beispiel 30000€ versteuerndes Einkommen 217 Tage je 37km zur Arbeit 8029km = absetzbare Pendlerpauschale 2408€. Überschlägig berechnet 6l/100km sind das dann ca. 2000€ Spritkosten/Unterhaltungskosten. Ergibt dann ungefähr 760€ die man an Steuern wieder bekommt. Jeder Pendler zahlt drauf in Zeit und Geld.
Ich habe nach der Wende eine Firma mit aufgebaut, hätte schon in der Hierarchie und beim Geld ganz woanders stehen können. Aber das was ich dort mache das ist mein Ding. Bis zur Rente wird sich da auch nichts ändern, hoffe ich.
Zitat:
Da unser Planet aber mitten in einer Klimakatastrophe steckt, die nur noch mit einer massiven gesellschaftlichen multinationalen Kraftanstrengung noch abgemildert werden kann, halte ich es auch nicht nur für legitim, sondern geradezu für zwingend geboten, dass die Politik die Rahmenbedingungen so schnell als möglich so setzt, dass es maximal unbequem (und ggf. auch teuer) wird, fernab von seiner Arbeitsstelle seinen Wohnort zu wählen und durch bloße Pendelei zwischen Wohnung und Arbeit, den Klimawandel weiter zu beschleunigen.
|
Benehmen wir uns so als ob wir in einer Klimakatastrophe stecken?
Genau das ist bei mir noch nicht durch und ich habe da noch meine Zweifel ob das Gesamtgesellschaftlich so umgesetzt werden kann. Dieses jetzige Modell setzt auf ungezügelten Konsum und Profitmaximierung und da liegt der Hase im Pfeffer begraben, da Kommunismus und Sozialismus gescheitert sind, sehe ich derzeit kein Modell was nach dem Kapitalismus kommen könnte. Katastrophe legt nahe das ich alle mit einbinden müsste und das wir sofort vieles auch liebgewordenes einstellen müssten. Machen wir das auch selber?
Alles was man kauft und verkonsumiert gehört auf den Prüfstand, wo fängt man da an und hört da auf? Ja mir ist die wichtige Rolle des Autos bewusst in dieser Frage.
Ich mochte die Art von Frau Merkel aber der Atomausstieg war ein Fehler. Wir müssen nur zu unseren Nachbarn schauen, ich gehe davon aus das da auch intelligente Leute sitzen die Entscheidungen treffen. Wir hätten den Kohleausstieg eventuell schon sehr viel früher haben können, wenn wir beim Atom geblieben wären, bis der Ökostrom das alles sicher ablöst.
Zitat:
Wissing wird dir deinen Diesel nicht verbieten und bei uns vor der Tür steht im übrigen auch ein sparsamer Diesel, der meist nur ein bis zweimal wöchentlich bewegt wird und deshalb noch weiter dort stehen und gelegentlich fahren darf, bis sich sein Autoleben dem Ende zuneigt (was bei einem 16 Jahre alten Auto keine Ewigkeiten mehr dauern wird).
Auch dein Diesel wird nicht ewig fahren. Warum hältst du dann ein E-Auto irgendwann in der Zukunft als Ersatzbeschäffung für undenkbar?
|
Ach der Herr Wissing stört mich da nicht so, aber seine Aussagen wenn es denn so stimmt, von vor der Wahl und jetzt. Erinnert mich so ein bisschen an den Guido Westerwelle im Wahlkampf als er das dicke Steuerbuch auf den Tisch warf, mit dem Slogan in den ersten Tagen wenn er und seine Partei in die Regierung gewählt würden, da gehörig drin aufzuräumen. Als er dann in der Regierung war war alles vergessen.
Das Geld beim Auto ist nicht mein Problem.
Bei den E-Autos wird geschummelt das fängt bei der Reichweite an und hört bei den Herstellungskosten auf. Ein Test, ich glaube vom ADAC, hat gezeigt das man von der angegeben Reichweite ein Drittel abziehen kann. Auch die Herstellungskosten der Batterien und deren Entsorgung wird schön geredet. Glaub mir ich weiß wovon ich spreche. Näher würde ich mich in absehbarer Zeit mit einem Tesla oder und das wäre mir das liebste mit einem Wasserstoffantrieb auseinandersetzen. Vielleicht erlebe ich es ja noch das eine bezahlbare Wasserstoffheizung in meinem Haus Einzug hält.
:Blumen: