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soloagua 14.10.2013 12:15

You are soooo brave! :liebe053: :liebe053: :liebe053:
Du wirst in Holland Spass haben! :Huhu:

Das Mädchen 14.10.2013 21:17

Zitat:

Zitat von Duafüxin (Beitrag 966387)
Am Donnerstag, dem Tag nach dem Heidschnuckenabenteuer, war ich platt und hatte Muskelkater in ...

Ich finde es so witzig, dass du dich bei den Heidschnucken rumtreibst - wenn auch nur im weitesten Sinne. Wenn ich irgendwann als Tier wiedergeboren werde, will ich eine Heidschnucke sein - einfach, weil ich den Namen so cool finde. Aber bis dahin...
Ride on, my dear, ride on!

Duafüxin 15.10.2013 08:56

Zitat:

Zitat von Das Mädchen (Beitrag 966758)
Ich finde es so witzig, dass du dich bei den Heidschnucken rumtreibst - wenn auch nur im weitesten Sinne. Wenn ich irgendwann als Tier wiedergeboren werde, will ich eine Heidschnucke sein - einfach, weil ich den Namen so cool finde. Aber bis dahin...
Ride on, my dear, ride on!

... und ich hab noch nicht mal nen Foto von den Tieren, weil schlicht und ergreifend keins da war :Lachen2:
Nächstes Mal fahr ich so lange bis ich welche finde.

Überleg Dir nochmal, ob Du im nächsten Leben als Braten enden möchtest ;)

Duafüxin 22.10.2013 11:52

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
In der Woche hab ich fast nix gemacht, ausser zur Arbeit hin und zurück mit dem Rad.
Seit knapp 1,5 Wochen hatte ich Luftprobleme. Keiner Erkältung, einfach nur Schnaufen wie ne rostige Lok bei geringster Anstrengung.
Irgendwann fiel mir ein, dass sich das so anfühlt wie im Frühjahr, wenn ich meine Allergie kriege. Super nu isses auch im Herbst so.
Aber Seeluft ist ja gut :Lachen2:
Ausserdem hatte unsere Nachbarin nen Herzinfarkt und liegt nun im Wachkomma, ein Radsportkollege hatte während eines Crossrennens nen Herzinfarkt, war im künstlichen Komma, ist jetzt aber wieder da. Zu guter Letzt ist am Donnerstag ein Kollege gestorben, Herzinfarkt. Alle waren nur wenige Jahre älter als ich. Den Freitag erlebte ich nur in einer Wolke und stand völlig neben mir.

Freitag abend sagte mein Freund: Ich versteh immer noch nicht, was Du da eigentlich willst. Ist doch alles flach.
So richtig sicher war ich mir auch nicht mehr was ich da eigentlich wollte. Die ursprüngliche Idee war einfach 135 km treten müssen, mal guggen was das für ein Gefühl ist. Weiter hatte ich keine Vorstellung von dem Rennen.

Kurzfassung:
135 km am Strand = viel Sand und Wasser, ganz viel Sand und ein paar km Strasse um und durch den Hafen von Ijmuiden
832 Starter
Startgeld ohne Lizenz 27€
2 Verpflegungsstellen bei 63 und 110 km
1 T-Shirt aus Baumwolle
Erbsensuppe und noch ne andere Suppe im Ziel
Empfehlenswerte Veranstaltung für alle die mal was anderes machen wollen und ein paar Körner nach der Saison über haben.

Und so liefs bei mir (lange Version):

Samstag war die Anreise mit dem Zug nach Hoek van Holland mit dem Europa-Spezial für 29€. Im Netz hatte ich einen Kerl kennengelernt, der mich gleich im "Deutschen Haus" mit einquartierte, was praktisch war, weil ich nicht bedacht hatte, dass in NRW Ferien waren und zu dem Zeitpunkt, wo ich mich auf die Zimmersuche begeben hätte, schon alles voll gewesen wäre.
Im Zug nach HvH bekam mein Jeronimo gleich Gesellschaft von erfahrenen BeachBikes. Er muss viele gute Tipps bekommen haben. Jedenfalls hat er mir am Sonntag richtig Spass gemacht.
Es stellte sich raus, dass die drei Holländer (1 w, 2 m) in der gleichen Pension waren wie wir. Ein paar meiner deutschen Kollegen waren schon da und so gings erstmal an den Strand, im Regen.
Es gab nur ein einziges Thema: Das Wetter. Ich hab keine Ahnung wie man sooooo viel übers Wetter reden kann. Ist doch eh egal, weil man nix dran ändern kann.
Dauernd wurden Smartphones gezückt, Wetterdienste verglichen und diskutiert und spekuliert.

Die Bikes der beiden alten Säcke aus dem deutschen Haus.

Anhang 21508

Die Bikes der Holländer aus dem deutschen Haus

Anhang 21509

Anmeldung im Tijdclub

Anhang 21510

Jeronimo guggt sich mal das für ihn neue Element an

Anhang 21511

Abends trafen wir den Rest unseres Haufens beim Italiener und einer der "Profis" plauderte mal vom vorderen Rand des Rennens, erzählte von seinem ersten Start, was ihm da alles passierte.
Diesmal fragte ich mich was ich da eigentlich sollte :Lachanfall:

Schön waren die taktischen Tipps. Wenn ich mal schnell werde, werde ich die sicher beherzigen.

Duafüxin 22.10.2013 12:08

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
Sonntag morgen
Das erste was ich nach dem Wachwerden hörte: Das Wetter. Windstill rief jemand. Kein Wunder im Hof, der von 3 Seiten abgeschlossen ist.
Anziehen war einfach. Wenn man mit dem Zug anreist, nimmt man nicht soviel mit, also zieht man das an was man hat und macht sich die Gedanken schon zu hause und nicht am frühen Morgen. Lediglich die Frage der Socken war noch nicht geklärt. Meine Sealskins, die ich seit ca einem Jahr hab, aber noch nie getestet hab, stachen meine heißgeliebten Wollsocken aus.
Frühstück, hektischer Aufbruch zum Start im Dunkeln. Rucksackabgabe am LKW. Das Einsortieren im Startblock war für mich einfach. Die Frauen nach vorne. Danach die schnellen Fahrer der letzten Jahre. Dann die Meute.

Dunkel wars

Anhang 21512

Die schnellen Jungs im Nacken

Anhang 21513

45 Frauen, davon 2 deutsche, Gazelle, die eigentlich Anneke heißt (und in Holland geboren wurde), und ich, waren am Start. Die meisten davon Locals, wie sich den Trikotaufdrucken entnehmen ließ. Schnell noch nen Druckvergleich zwischen den Reifen der anderen Mädels und meinen, und noch mal was ablassen.
Kurze Ansage für die Frauen: Ihr startet gleich ohne Startschuß, sonst fahren die Männer los. Leises Gekicher und los. Bevor ich mein Pedal gefunden hatte, war das Feld weg. Erst versuchte ich noch ein Hinterrad zu erwischen, beschloß aber, dass das nicht mein Tempo sei und ich mich nicht jetzt schon leer fahren muss, zumal ich eher Dieselqualitäten hab. Es crunchte ordentlich, ah die erste Muschelbank, es folgten unzählig viele.
Gerade als ich mich mit meinem Einzelkämpferschicksal abgefunden hatte, rollte von hinten lautlos das Männerfeld ran und zog links und rechts vorbei. Jetzt eine GoPro, das wär ne geile Einstellung. Viele feuerten mich an, ich feuerte zurück. Nach 9 Minuten stand der Erste mit Platten am Rand, dem noch unzählig viele folgen sollten. Als es etwas ruhiger wurde, kam auch schon das erste Schiebestück, dem einige folgen sollten.
Nach 17 Minuten war ich komplett naß. Inzwischen hatte ich eine Gruppe gefunden, die ein angenehmes Tempo fuhr. Einige von Lars Ausführungen kamen mir in den Sinn, Immer guggen wo man längs fährt. Schnell ist man im Wasser, wenn man zu weit links fährt, zu weit rechts ist der Sand zu locker. Manchmal teilt sich die Gruppe. Man weiss vorher nie welcher Teil besser ist, man kann Unmengen Umwege fahren, oder sich im lockeren Sand kräfteraubend vorwärtskämpfen, wenn man den falschen Teil erwischt. Nicht jeder Sand der nass ist, ist auch gut zu fahren. Es gibt Priele, von denen man nicht weiss wie tief sie sind. Und diese unzählig vielen kleinen Löcher, in die man rauschen kann, weil man einfach nur Wasser sieht, und wie tief sie sind, merkt man erst, wenn man drin steckt. Immer wieder gab es Schiebestücke durch lockeren Sand die Dünen hoch und runter. Etliche Stürze, von Fahrern die versuchten hoch bzw runter zu fahren. Für längere Zeit hatte ich eine gut funktionierende Gruppe, die so groß war, dass ich wieder einen von Lars Tipps umsetzten konnte: Nie nach vorne gehen. Nach zwei Stunden kamen immer öfter diese Feldzerpflücker, lockere Sandansammlungen, wo man ordentlich Kraft aufbringen musste um durch zu kommen und noch mal ordentlich Kraft aufbringen musste, um wieder ans Hinterrad zu kommen.
Das kann nicht mehr lange gut gehen. Laß dich rausfallen, dachte ich mir als gerade ein Priel kam. Ein Holländer, mit dem ich seit einiger Zeit immer gleich auflag und wir uns immer wieder gemeinsam an unsere Hinterräder kämpften, und ich fuhren parallel in den Priel. Er erwischte die flache Seite, ich die tiefe. Er war kurz vor mir seitlich versetzt, als er durchtreten wollte um den Prielhang hoch zufliegen. Ein Schrei, das Pedal flog durch die Luft und er landete, den Kopf komisch verdreht, gerade ausserhalb des Wassers. Vor Schreck vergaß ich das Treten, kam den Hang nicht hoch, liess das Rad fallen und lief zu ihm rüber. Er bewegte sich nicht. Seine Kollegen kamen zurück und wollten sich kümmern. Leicht benommen fuhr ich alleine weiter.

Irgendwann kamen die Wacky Racers und luden mich in ihre Gruppe ein. Kurze Zeit später kam die erste Verpflegung und dann gings durch das elendig lange Hafenstück in Ijmuiden. An Ampeln musste man stehen bleiben, den Radweg benutzen, Vorfahrten achten. Es hatte sich mittlerweile eine große Gruppe gebildet, wo man so mitrollen konnte.
Kaum war der Strand erreicht, löste sich die Gruppe auf. Ich fuhr eine Weile allein weiter, versuchte auch nicht an andere Hinterräder zu kommen. Ich guggte mir die Landschaft an, die Kyter, die mit dem Wind spielten. Hunde, die versuchten BeachRacer zu jagen. Kinder, die abgeklatscht werden wollten.
Als ich in meine Trikottasche griff, um Riegel zu holen, merkte ich dass der komplette Rücken wund war, nicht nur der, auch der Allerwerteste. Irgendwann fuhr ich auf den Gazellenmann auf und wir plauderten, so dass die Zeit recht schnell verging. Kurz vor Petten ging die Strecke über dicke Basaltbrocken auf den Deich. Die Fahrer vor uns fuhren hoch, nur einer stürzte. Ich schaltete auf nen kleinen Gang und trat ordentlich. Puk, flog das Vorderrad weg. Ich kippte nach links, also Deichabwärts. Mit dem linken Fuß versuchte ich noch Halt auf den Steinen zu finden. Nix, ich flog auf den Rücken. Das Rad auf mich drauf. Meine rechte Socke verhedderte sich zwischen Kettenblatt und Kette. Toll, selbständig konnte ich mich aus dieser misslichen Lage nicht befreien. Zum Glück standen dort einige Zuschauer, von denen einer beherzt über die Brocken nach unten geklettert kam und ohne große Erklärung, wußte was er tun mußte. Inzwischen vermißte mich auch der Gazellenmann und kam mir entgegen gefahren.
Weiter gings recht flott auf dem Deich. Auf einmal standen überall Menschen, Flatterband sperrte die Strecke ab, Ordner hatten alle Hände voll zu tun, um uns eine Gasse freizuhalten. Da sah ich es: Ein gestrandetes Fischerboot war der Magnet, nicht wir. Kurz darauf kam die zweite Verpflegung. Weil Uwe auftanken mußte, hielt ich auch und aß ne Waffel. 20 km noch sagte der Helfer. Wenn ich so locker rollte, hatte ich immer das Gefühl jetzt könnte ich nochmal zum Endspurt ansetzen. Sobald aber ne Sandbremse kam, merkte ich meine müden Beine. Wieder ging es ab in die Dünen. 2 km noch, sagte die Helferin. Bevor ich zu Ende überlegen konnte, ob sie meint 2 km durch den Sand oder 2 km bis zum Ziel, sah ich Uwe schon aufs Rad springen und davon sprinten. Die kürzesten 2 km meines Lebens brachte ich in 3 Minuten hinter mich. Nach 5:18:04 Std erreichte ich das Ziel, im hinteren Drittel zwar, aber nicht als Letzte :)
Beim Ausziehen merkte ich dann erst wie gut es war, das ich die Sealskinz an hatte. Das Kettenblatt hatte ordenlich Spuren in Form einer Triangel an der Socke hinter lassen. Wenn ich mit der Wade auf das Kettenblatt gekommen wär, wärs deutlich blutiger ausgegangen. So sinds nur blaue Flecken und ein paar Schrammen geworden.

Ach, und Wetter hatten wir auch: Den absoluten Traum. Sonne, 14°C und Rückenwind.

Ich begleite Jeronimo zur Dusche

Anhang 21515


Einen schicken Bus für die Schiedsrichter

Anhang 21514

jannjazz 22.10.2013 12:29

Da anneke in NL geboren wurde, bist Du beste Deutsche. Glückwunsch!

drullse 22.10.2013 12:54

Klingt interessant. Kann mir zwar nicht vorstellen, dass das was für mich wäre aber: interessant.

Glückwunsch zum Finish! :)

soloagua 22.10.2013 13:07

Klingt sehr interessant und auch echt hart!

Herzlichen Glückwunsch! Ich freu mich schon, Dich in Kasterlee aus der Ferne anzufeuern! :Huhu:


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