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Sich vor anderen wiegen, anschließend demütigen und beim Essen und Trinken bevormunden zu lassen, dürfte sich kaum ein eingermaßen selbstbewusster Mensch bieten lassen.
Das kann man nur mit Leuten machen, die in irgendeiner Art und Weise abhängig vom Umfeld sind oder sich fühlen und bereit sind sich zu unterwerfen. Ich würde da vermuten die Athleten wurden schon so ausgewählt, dass es sehr wahrscheinlich ist damit zumindest ziemlich lange durchzukommen. Kurz war ich mal auf dem Twitteracount von Mary Cain und habe ein paar Beiträge überflogen. Einmal ist da zu lesen: "I still loved him." Zitat:
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Zitat:
Alles andere aber, was du oben angesprochen hast, ist die normale Realität des Hochleistungssportes nahezu in jeder Trainingsgruppe auf diesem sportlichen Level und in dieser Altersstufe. Welcher Sportler ist denn mit Anfang 20 so selbstbewusst, dass er sich gegen derartige Auswüchse aktiv wehren könnte? Jeder Athlet in Mannschafts- und Einzelsportarten steht in einem (potenziell pathologischen) Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Trainer und zu den Funktionären. Da geht es jede Woche aufs Neue um Nominierungen zu Meisterschaftsspielen, in Individualsportarten um die Nominierung zu wichtigen Wettkämpfen, das Recht an Trainingsmanahmen (Trainingslager) teilnehmen zu dürfen, um die erneute Nominierung für die jeweilige Kaderstufe bzw. um Anschlussnominierungen für höherwertige Kaderstufen, und schlicht und ergreifend darum, dass der zuständige Trainer einen vernünftigen, langfristig erfolgreichen Trainingsplan aufstellt. An dem Abhängigkeitsverhältnis kommt man im Hochleistungssport wegen der dort immanenten Selektion letztlich nicht vorbei, denn man sucht ja aus einem größeren Kollektiv stets die wenigen, die es an die absolute Spitze schaffen und ganz oben ist halt nunmal nur Platz für einige wenige. Das Entscheidende ist, dass die Macht ausübenden Personen (Trainer, Funktionäre) einerseits verantwortungsvoll mit ihrer Macht umgehen (was meistens eine Persönlichkeitsfrage ist) und für den Fall dass dies nicht der Fall sein sollte, selbst institutionalisierten Kontrollmechanismen (jenseits von einer bloßen Erfolgskontrolle im Sinne von Medaillenzählen) unterliegen. Beides scheint im Nike Oregon Projekt über Jahrzehnte hinweg nicht der Fall gewesen zu sein, so dass es zu den beschriebenen Auswüchsen kommen konnte. Sportliches Scheitern ist im Hochleistungssport ab einem bestimmten Level nahezu der Normalfall für 90% der Beteiligten, nur sollte beim Scheitern niemals der Mensch und dessen Perönlichkeit auf der Strecke bleiben und Schaden nehmen. |
Triathlon ist vielleicht in Vielem eine Sondersportart, gerade weil wir oft so einzelgängerisch unterwegs sind und unsere Trainer oft in einem one-on-one Setting mit uns arbeiten. Vielleicht aber auch, weil wir im Verhältnis zu anderen Athleten oft schon viel älter und damit auch seelisch und moralisch gefestigter (hoffentlich) sind.
Aus meinen früheren Erfahrungen kann ich das Gesagte und Gezeigte voll nachvollziehen. Meine Trainerin hat keine Gelegenheit ausgelassen, mir (auch vor Anderen) zu sagen dass ich zu fett bin. Im Gegensatz zu Cain hatte Sie dabei auch nicht ganz unrecht, und es ist mir kein Schaden draus entstanden. Wenn Du als junger Mensch in so eine Trainingsgruppe kommst, in der deine Idole von einem Trainer trainiert werden, der als charismatische Person im Zentrum des ganzen thront, dann ist sein Wort sozusagen Gesetz. Du schaust fasziniert zu ihm auf und befolgst jede seiner Anweisungen. Das wird in diesen Trainingsgruppen nicht angezweifelt, denn es sieht ja auch jeder, wie toll es funktioniert und wie erfolgreich die anderen damit sind, auf ihn zu hören. Ich kannte mal jemanden, der selbst später als Trainer sehr erfolgreich wurde, ein aussergewöhnlich kluger Mann. Und der hat mir mal erzählt: "wenn mein damaliger Trainer mir erzählt hätte: Du musst Dir nur den linken Arm abschneiden, dann wirst Du Weltmeister - und ich hätte auch nur den geringsten Grund gehabt, das zu glauben, z.B. weil es andere, die mit ihm arbeiten schon zuvor gemacht hätten und wären besser geworden - ich hätts getan!" Er hat das erzählt, um uns davor zu schützen, uns unhinterfragt von solchen Leuten rundmachen zu lassen. Erst wenn eine solche Trainingsgruppe multipolar gesteuert wird, mit starken Persönlichkeiten in verschiedenen Bereichen, fällt eine solche Fixierung auf EINEN MEISTER weg. Dann zoffen sich aber oft genug die Trainer und Betreuer untereinander, weshalb ich erst einmal eine solche, funtionierende Gruppe erleben durfte. Das war die beste Trainingszeit meines Lebens. In einem bin ich sicher: Cain kann man keinen Vorwurf machen, dass sie sich hätte früher oder vehementer wehren müssen, vor allem in Anberacht ihres damaligen Alters. |
Zitat:
Ich kann mich allein in Deutschland noch an etwas unschöne Zeiten erinnern, wo jeder der nicht nach Saarbrücken gehen wollte schonmal aussortiert wurde. Das hat jetzt natürlich bei weitem nicht das Niveau eines NOP, aber den Triathlon als Rosarote-Regenbogen-Einhornwelt zu sehen ist schon auch ein Bisschen naiv. |
Man merkt bei solchen Aussagen auch immer, dass Profi- und Leistungssport ab einem gewissen Punkt nichts mehr mit Gesundheitssport zu tun hat. Das ist m.E. der wesentliche Unterschied zu uns Hobbyathleten, von denen die meisten Freude an der Bewegung, Gesunderhaltung o.ä. Gründe angeben, wenn sie gefragt werden, warum sie den Sport machen.
Umso mehr schockiert es mich immer wieder, wenn man sowas hört und liest, weil "irgendwie" vergleicht man sich natürlich schon mit den Profisportlern. Vorallem, wenn man den gleichen Sport ausübt. Auch ein Jan Frodeno wird sich nicht täglich den Bauch vollschlagen, bis ihm übel ist... Was halt gar nicht geht ist, wenn man als Trainer gegenüber seinen minderjährigen Sportlern sowas macht. |
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