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Antracis 01.07.2025 22:08

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Ich treffe einen der vier anderen Deutschen, die am Start sind, wir hatten vorher schon Kontakt und genießen einfach nur die geniale Stimmung. Neoprenkappe mit Halskragen und die pinke Celtmankappe drüber, Handschuhe an und es kann losgehen,

Aber erstmal wird noch das Celtmanlogo angezündet und ein Gruppenbild gemacht, Megageil. Das ich hier stehe, ist immer noch surreal.

Anhang 50962



Ich verlinke nochmal zwei Videos, um diese einmalige Stimmung wenigstens etwas rüberzubringen:


https://youtube.com/shorts/6QP0Wxx_HXg?feature=shared

https://youtube.com/shorts/j2sKa2gPQhU?feature=shared


Dann gehts langsam ins Wasser. Loch Shieldaig ist am Ufer sehr flach, man muss so ca. 50m Meter reinwaten bis zur Hüfthöhe und noch etwas schwimmen bis zum Startpunkt, der durch die Kanus markiert wird. Ich lasse mir Zeit, es sind noch fast 10 Minuten bis zum Start. Als Temperatur waren in der Ausschreibung 12-15 Grad angekündigt, jetzt wird 11 Grad angesagt. :dresche

Meine Fenix wird das auch später messen. Das ist richtig kalt. Da will ich nicht früher als nötig reinsteigen.

Anhang 50963

Anhang 50964

Antracis 01.07.2025 22:14

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Aber irgendwann muss ich doch. Sobald ich auf Hüfthöhe bin, lege ich ein paar mal mein Gesicht und den Oberkörper ins Wasser, um mich an die Kälte zu gewöhnen. Frisch und salzig. Aber irgendwie gar nicht unangenehm.

Ich postiere mich leicht rechts aussen , geschätzt vorne im hinteren Drittel und warte wassertretend, Der Countdown wird runtergezählt. Jetzt gehts endlich los. :)


Anhang 50968

Bety 02.07.2025 12:04

Super spannend hoffentlich geht es bald weiter

FMMT 02.07.2025 13:59

Ja, super Eindrücke bisher, sehr schön auch von der Supporterseite mal zu lesen:Blumen:

Antracis 02.07.2025 21:53

Zitat:

Zitat von Bety (Beitrag 1784668)
Super spannend hoffentlich geht es bald weiter

Dankeschön, geht gleich weiter! Dauert immer ein bisserl, weil alle Bilder verkleinert werden müssen.

Zitat:

Zitat von FMMT (Beitrag 1784680)
Ja, super Eindrücke bisher, sehr schön auch von der Supporterseite mal zu lesen:Blumen:

Danke, freut uns, das es gefällt und die Supporterin schreibt weiter in kursiv

Antracis 02.07.2025 22:09

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Celtman Swim


Endlich geht es los. Das Startsignal aus dem Megafon ist wie eine Erlösung. Ich tauche ein ins kalte Wasser, das längst nicht mehr so klar ist, wie beim Probeschwimmen, weil über 200 AthletInnen nun ordentlich für Wirbel sorgen. Die Kälte merke ich zunächst nur im Gesicht, es prickelt richtig, leicht schmerzhaft, wie kleine Nadelstiche, aber es ist nicht schlimm. Ich bemühe mich, meine Mantras fürs Schwimmen umzusetzen: Langsam starten, lang machen und ruhig Atmen und ziehen. Nicht durchs Wasser reißen und kein GA2. Das führt dazu, dass ich auf den ersten 100 Metern viel überholt werde und manchen Feindkontakt wegstecken muss. Zum Glück bleibt alles im Rahmen, nach einem heftigeren Schlag gegen meine Brille, der glücklicherweise keine Folgen hat, höre ich sogar ein lautes „Sorry Mate…“.

Ich finde einen guten Rhythmus und nach wenigen Minuten lässt auch das Prickeln im Gesicht nach. Für einen lausigen Schwimmer fühle ich mich gerade ziemlich wohl und schwimme in einem größeren Pulk mit und versuche, mich an meine zweite wichtige Regel zu halten: Oft orientieren. Die grobe Orientierung auf der 3,4km langen Schwimmstrecke ist einfach. Wir schwimmen halt schräg und quer durch einen Atlantikfjord und dabei an zwei Inseln vorbei zum Strand von Shieldaig. Bedeutet in der Theorie: Einfach zuerst zum nördlichen Ende von Insel eins, dann einmal scharf rechts abbiegen und zum nördlichen Ende von Insel zwei schwimmen und dann an dieser Insel entlang direkt auf die Weißen Häuser von Shieldaig zu.

In der Praxis liegen aber zwischen diesen Orientierungspunkten immer 500-1000m und es gibt keine Bojen dazwischen . Also eine großartige Gelegenheit, durch Zickzackschwimmen die Zeit in der Kälte zu verlängern und ordentlich Zusatzmeter zu machen.

Ich versuche also, spätestens alle 10 Züge mal zu schauen, ob der Winkel zur Inselspitze noch o.k. ist. Das funktioniert ganz gut, auch weil ich beim Probeschwimmen gecheckt hab, dass einen die Strömung von der Ideallinie nach rechts drückt, so dass ich eher mal links davon peile.

Und was ist das eine herrliche Kulisse für eine Schwimmstrecke. Leider kann ich das viel zu wenig würdigen, Spaß macht es trotzdem.

Anhang 50975


Mittlerweile ist das Pulk recht locker, die Schwimmbedingungen sind grandios, kaum Wellengang und ich komme gut voran und hab richtig Spaß mittlerweile. Auf Höhe der felsigen Inselspitze wird es dann plötzlich mühsam, ich komme gefühlt kaum voran. Fühlt sich an, wie gegen eine Strömung anzuschwimmen. Als ich endlich um die Spitze rum bin und am Längsufer vorbei schwimme, läuft es wieder besser. Dafür gibt’s hier mehr Wellen, jetzt bin ich gefühlt im offenen Meer und schlucke gleich mal eine ordentliche Portion Salzwasser. Aber alles gut, Salz werde ich an dem langen Tag eh brauchen.


Anhang 50976


Dafür wird jetzt die Orientierung schwierig, weil ich über die Wellen und bei leicht beschlagener Brille kein weißes Haus in der Ferne fokussieren kann. Und das Feld ist über 100m breit auseinandergezogen. Also versuche ich, den Abstand zur Insel möglichst gleich zu halten und paddel fröhlich weiter.
Ich hatte echt noch nie so viel Spaß am Schwimmen. Vielleicht hab ich ja ein Kälte-High in meinem Hirn durch Brain-Freeze.:Cheese:

Zwischenzeitlich finde ich sogar für 15 Minuten ein komfortables paar Füße als Wasserschatten, den ich gerne annehme. Das macht wirklich Spaß. Von „Jellyfish infested Water“ hab ich noch nichts bemerkt, nur vereinzelt sehe ich ein paar kleine Quallen, aber nix wildes. Und ich fange an, zu überholen. Läuft.

Es geht immer entlang der Insel, 2km sollten nun rum sein und dann kommt sie langsam doch, die Kälte. Ganz allmählich kriecht sie in den Neo und ich merke sie zuerst an der Oberschenkelaußenseite, auf Höhe der Hüfte.

Gerade, als ich drüber nachdenke: Zack! Der erste Krampf des Tages trifft mich vollkommen unerwartet. Und sicher nicht zufällig sind es die Abduktoren auf beiden Seiten, an der Hüftaußenseite, dort wo das Kältegefühl war. Mist. Jetzt nur keine Panik . Schlecht ist aus meiner Erfahrung, bei Krämpfen das Schwimmen zu unterbrechen und anzuhalten und versuchen, zu dehnen. Das führt in der Regel zu immer mehr Krämpfen. Ich versuche mich hingegen auf einen lockeren Beinschlag aus der Hüfte zu konzentrieren und einfach stur weiter zu schwimmen. Das hilft nicht sofort, aber irgendwann dann doch. Leider nur bis zum nächsten Orienterungsversuch, es scheint also mit dem Hohlkreuz beim Kopfanheben nach vorne zusammenzuhängen.

Und dann kommen sie doch, die Quallen. Und zwar hunderte, offenbar in der Bucht von Shieldaig zusammengeschwemmt und gross wie Frisbeescheiben. Brennen tut nichts, aber der Kontakt ist irritierend, weil der Widerstand so gross ist. Man stelle sich vor, man versucht im Wasser ein großes festes Neoprenpolster wegzuschieben. Das ist echt Arbeit. Man muss sich echt durchwühlen. :dresche

Langsam kann ich die Küste sehen, aber noch keinen Schwimmausstieg. Kann also nicht mehr weit sein, aber gefühlt kommt der Strand unheimlich langsam näher. Wahrscheinlich, habe ich mir später überlegt, gibt es in der Fjordmitte eher eine hilfreiche Strömung, am Rand im flacheren Wasser ist es eher weniger hilfreich bis hinderlich. Aber die anderen kommen gefühlt auch nicht voran, zumindest überholt mich keiner, ich hab aber noch gut Kraft und wirklich kalt ist mir auch nicht.

Endlich erspähe ich das Segelboot, das als Markierung zum Schwimmausstieg dient,
Das kommt auch viel zu langsam näher und ich erwische mich schon bei dem Gedanken, dass ich hoffentlich keine 90 Minuten brauchen werde. Andererseits ist das Blödsinn, denn gefühlt bin ich nicht ganz hinten im Feld, sondern eher in der Mitte.

lrgendwann höre ich auch wieder den Dudelsack und die Drums und sehe viele Menschen am Stand stehen. Das gibt mir nochmal Kraft für die letzten 100 Meter.:cool:


Anhang 50977

Antracis 02.07.2025 22:18

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Es ist 5 Uhr, jetzt fällt der Startschuss. Ich war schon die ganze Zeit angespannt, jetzt bin ich richtig nervös. Für uns Supporter heißt es weiterhin Warten. Ich gieße schon mal etwas Tee in einen Becher, damit er nicht zu heiss ist . Den Becher decke ich mit einem Mückennetz ab, wer weiß was alles die Midges anzieht. Die Wechselzone ist jetzt richtig voll. Von dort sieht man das Meer. Igor macht Fotos und wir beobachten das Meer, aber es ist nichts zu sehen, die vorgelagerte Insel versperrt die Sicht.


Anhang 50978


Plötzlich ein einzelner Schwimmer. Kann das wirklich sein? Am Schwimmausstieg wird es jetzt unruhig, schnell werden ein paar Fackeln angezündet und Helfer postiert. Nach noch nicht mal 30 Minuten steigt der Erste aus dem Wasser, ein paar Supporter klatschen, die Trommler versuchen schnell noch ein paar Laute von sich zu geben. Der Erste war einfach zu früh da. Dann kommt lange niemand bis der Zweite und Dritte anlanden. Die Kampftrommler haben mittlerweile ihre Position eingenommen und auch mehrere Supporter stehen am Ausstieg.


Anhang 50979

Anhang 50980

Antracis 02.07.2025 22:20

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Es dauert eine Weile, dann geht es Schlag auf Schlag. Die Supporter stehen Spalier klatschen und feuern jeden an der es geschafft hat. Wer seinen Athleten erkennt geht weiter runter zum Wasser und nimmt seinen Athleten in Empfang und führt ihn zum Wechselplatz. Die meisten gehen zügig, nur ganz wenige versuchen über die Steine zu rennen. Manche sehen verfroren aus, die Meisten aber nicht. Wie wird es bei Sascha sein? Wann kommt er? Das Spalier lichtet sich langsam. Die Trommler trommeln - Gänsehaut-Stimmung


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Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 05:35 Uhr.

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