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Duafüxin 29.08.2012 12:19

Puhhhh, grad durch alle Berichte durchgeschwitzt und wahrhaftigen Nebel im Büro gehabt und die Füße tun mir jetzt auch weh :Cheese:
Fantastisch geschrieben, wie immer!

Krabat war auch mal mein Lieblingsbuch, hab ich mir mit meinem Cousin damals vorgelesen, mit Taschenlampe unter der Bettdecke in den Herbstferien ... :cool:

schoppenhauer 29.08.2012 12:44

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 798624)
Und doch gibt es bei mir, wie bei allen anderen Berufstätigen wohl auch, oft Momenten, in denen ich unzufrieden bin und in denen sollte ich mich an die Privilegien erinnern.

Das wirkt - bei mir jedenfalls - nicht. Und mein schickes Auto hilft mir dann auch nicht weiter. Und über die Wohung kann ich mich dann auch nicht mehr freuen.....

Danke für den tollen Reisebericht. Nur hättest du uns dieses Bild aus der arg sexistischen Perspektive auf dem Bett ersparen sollen. Dann hätten sich die älteren Herren hier auch die eine oder andere Bemerkung verkniffen.... :)

:Blumen: :Blumen: :Blumen:

bellamartha 29.08.2012 16:54

Zitat:

Zitat von schoppenhauer (Beitrag 798723)
Danke für den tollen Reisebericht. Nur hättest du uns dieses Bild aus der arg sexistischen Perspektive auf dem Bett ersparen sollen.

Sexistisch oder sexy?:confused:

J.

drullse 29.08.2012 17:16

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 798624)
Manchmal gibt es Momente, in denen ...

... ich mich freue, dass Menschen ihren Beruf gefunden haben.

Schön geschrieben und sooo richtig. :Blumen:

bellamartha 29.08.2012 17:28

Zur Pisciadùhütte
 
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Tag 16
31. Juli 2012
Schlüterhütte – Rosascharte – Puezhütte – Crespeinasee – Grödnerjoch – Pisciadùhütte


In der Nacht hat es weiter gewittert, aber am Morgen, als ich früh um 7:30 Uhr los gehe (nach der Abendessenerfahrung natürlich ohne Frühstück), scheint die Sonne schon.
Der Weg zieht sich zunächst auf gleich bleibender Höhe entlang des Hanges und – wie wunderschön! – das Tal zu meiner Linken ist mit Wolken angefüllt bis oben hin. Mystisch sieht das aus, wie von einer anderen Welt. Ich kann mich gar nicht satt sehen.

Über das Bronsoijoch und das Kreuzkofeljoch erreiche ich den Aufstieg zur Rosascharte auf 2616 m. Nach links ab geht dann der Weg zu einem hübschen Klettersteig, der Forcella Nivea, der sich problemlos und mit nur wenig Herzklopfen ohne Klettersteigset bewältigen lässt und mir gegenüber der Umgehung den Verlust von einigen hundert Höhenmetern erspart, die ich sonst auf dem Weg zur Puezhütte wieder hinauf müsste.
Nach dem Klettersteig geht es auf die weite Puez Alpe hinab zur Puezhütte auf 2475 m. Dort mache ich nur eine ganz kurze Pause am Brunnen. Auf dem Weg zum Crespeinasee und zum Ciampaijoch (2528 m), kommen mir immer mehr Tagestouristen entgegen. Je mehr ich mich dem Grödnerjoch nähere, einem Pass, wo es laut und voll ist, desto mehr Menschen sind unterwegs.

In Jimmys Hütte am Grödnerjoch trinke ich die bisher teuerste Cola der Wanderung, dann geht’s rasch weiter in Richtung Pisciadùhütte. Der Wanderführer hatte eine Übernachtung hier am Grödnerjoch vorgeschlagen, aber hier ist es mir zu laut, zu voll und zu teuer. Der Weg wird rasch steiler und teilt sich dann auf. Geradeaus führt er zu einem Klettersteig, von dem ich nicht weiß, wie schwer er ist und gehe also rechts. Steil, steinig und sehr anstrengend geht es hinauf und oben ist der Weg drahtseilversichert.

Gemsengleiche Italiener, alt und jung, kommen mir entgegen, die den Klettersteig hinauf gegangen sind und hier wieder herunter gehen. Sie beeindrucken mich mit ihrem Tempo und der Trittsicherheit auf dem Weg hinab.

Gleich nach dem Aufstieg erreiche ich die wunderschön gelegene Pisciadùhütte, wo ich mich erst mal unter die heiße Dusche begebe und die Leute bestaune, die eiskalt duschen, weil sie die 3 € für das warme Wasser sparen wollen.
Später freue ich mich, dass das Essen lecker ist. Tage später wird André mir erzählen, dass er die Hütte total Scheiße fand und die Wirtsfamilie unfreundlich. So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen, ich bin ganz zufrieden hier.

Die Bilder:
- Ich kann mich..
- ... nicht satt sehen...
- ... und satt fotografieren!
- Irene auf dem Klettersteigstück
- Bilderrätsel: Findest du das Murmeli?

bellamartha 29.08.2012 17:32

Mehr Bilder Tag 16
 
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- Keine Etappe ohne mehr oder weniger schöne Exemplare von ihm.
- Mal wieder Bergdohlen, mit denen ich einen Nussriegel brüderlich teilte, der ihnen vorzüglich schmeckte. Mir auch.
- Man kann nicht sehen, wie steil es hier hinauf ging, zur...
- Pisciadùhütte

Shangri-La 29.08.2012 21:01

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 798506)
Ich will da dieses Jahr auch UNBEDINGT nochmal hin!
Und wenn ich den Stonemantrail mit Wanderski abgehen muss!

Wir wollten da auch noch mal hin und jetzt hat Skunkworks festgestellt, dass er keinen Urlaub mehr hat :( ich dagegen noch mehr, als ich derzeit verbraten kann :Nee:

@Judith: Super Berichte + Fotos! Neid!!!

sybenwurz 29.08.2012 21:49

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 798863)
...Leute bestaune, die eiskalt duschen, weil sie die 3 € für das warme Wasser sparen wollen.

Naja, ich finds assi, da oben noch Kohle ´extra für zu verlangen.
Freunde im Matratzenlager, die sich die 3Kröten sparen, sind nicht so wirklich n Spass. Dann lieber die Übernachtung um den Betrag teurer machen...
Ich hätte auch einmal fast gewettet, dass ich raus in den Wildbach geh zum Waschen, habs aber gelassen, weil ich grad geduscht hatte unds Handtuch klatschnass war. Ne zwote Möglichkeit gabs leider nedd;- ich verdien mir gerne mal n Freibier am Abend mit solchen Spässen...:Cheese:


Zitat:

- Bilderrätsel: Findest du das Murmeli?
Klar...;)
Finds aber dennoch schade, dass die Bilder mangels Picasa-Album nedd so richtig zur Geltung kommen.



Zitat:

Zitat von Shangri-La (Beitrag 798908)
Wir wollten da auch noch mal hin und jetzt hat Skunkworks festgestellt, dass er keinen Urlaub mehr hat :( ich dagegen noch mehr, als ich derzeit verbraten kann :Nee:

Bei mir iss jetzt auch erstmal Ebbe. Diese Woche iss mein Chef auffe Oirobaik und dann 14Tage in Urlaub (hat er auch redlich verdient!). Dann werden wir sehen, dass wir n paar gemeinsame Tage im Laden haben, so rein der Koordination wegen, und dann werd ich mal n paar Überstunden abfeiern.
Wollte ja vor zwo Wochen schon in die Dolomiten zurück;- die Jungs, mit denen ich im Juli unterwegs war, sind fast Amok gelaufen, weil ich nix gesagt hatte...:Cheese:



Judith: schön geschrieben, das mitm Job. Finds immer gut, wenn jemand nicht nur nen Beruf, sondern seine Berufung gefunden hat.

schoppenhauer 29.08.2012 22:10

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 798857)
Sexistisch oder sexy?:confused:

J.

Stimmt.

bellamartha 31.08.2012 17:25

Die Monster-Hatsch (geiles bayrisches Wort!) nach Alleghe
 
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Tag 17
1. August 2012
Pisciadùhütte – Boéhütte – Gipfel Piz Boé – Prodoijoch – Bindelweg – Fedaiasee – Sottogudaschlucht – Alleghe

Nach einer unruhigen Nacht mit sehr wenig Schlaf breche ich um 7 Uhr an der Pisciadùhütte auf. Das Frühstück spare ich mir, sondern esse sieben Butterkekse. Der Weg führt um den Pisciadusee herum und dann sehr steil, sehr kraftraubend und teilweise drahtseilversichert nach oben. Die Sonne scheint und noch bin ich ganz zufrieden.
Am Gipfel des Pisciadù vorbei geht es dann aber auf eine mondähnliche Hochfläche. Es ist sehr still hier oben und auf einmal fühle ich mich unsagbar einsam. Ich bin auf einmal ganz unglücklich und denke darüber nach, die Wanderung bei der nächsten Gelegenheit abzubrechen. Ich bin so müde und erschöpft und einsam und frage mich, welchen Sinn es macht, mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken die Berge zu überwinden. Was mir bisher Freude bereitete, zermürbt mich heute: Kaum ist ein Anstieg bezwungen, kaum ein Berg überwunden, türmt sich der nächste vor mir auf.

Es ist eine für mich neue Erfahrung: Wie sehr die Landschaft, die mich umgibt, meine Stimmung beeinflusst und andersherum aber auch: Wie sehr die Stimmung, in der ich mich befinde, meine Wahrnehmung der Landschaft beeinflusst. An einem anderen Tag, in einer anderen Stimmung, vielleicht noch in Begleitung meiner Wanderfreunde, hätte ich die Landschaft um den Piz Boé vielleicht ganz anders erlebt. Und auch: Eine andere, weniger einsame, weniger karge Landschaft hätte mein latent vorhandenes Gefühl von Einsamkeit vielleicht nicht so sehr verstärkt wie diese hier.

Unglücklich erreiche ich Boéhütte, die in 2871 m Höhe am Fuße des Piz Boé liegt. Ich entscheide mich, mein Gepäck in der Hütte zu lassen, um diesen leichtesten 3000er der Dolomiten zu besteigen. Ohne Rucksack habe ich den Aufstieg in weniger als 45 Minuten geschafft. Eigentlich ein eines so hohen Berges unwürdig leichter Aufstieg. Der Piz Boé ist 3152 m hoch, in größere Höhen werde ich auf meiner Wanderung nicht vorstoßen, und ich denke oben wie verrückt das ist, dass der höchste Berg der Erde weit mehr als 5000 m höher ist! Und dass Menschen dort hinauf gehen!
Auf dem Weg zur Lizumer Hütte waren wir in einen Berggasthof eingekehrt. Dort hingen Fotos und Zeitungsausschnitte von einem Freund des Besitzers an der Wand, der den Mount Everest bestiegen hat. Am Tag vor seinem Aufstieg zum Gipfel waren dort viele Menschen gestorben und er sah die Leichen dort liegen am nächsten Tag. Grauenhaft! Der Sherpa, der ihn zum Gipfel begleitete, kocht nun in genau diesem Berggasthof das Essen für die Gäste!
Aber um sich der Gefahren der Berge bewusst zu werden, muss man nicht zum höchsten Gipfel der Welt schweifen: Frank, ein Mitwanderer auf dem Weg nach Venedig, den ich immer mal wieder treffe, berichtete, dass am Tag nachdem wir uns entschieden hatten, wegen des Wetters nicht vom Karwendelhaus über die Birkkarspitze zum Hallerangerhaus zu gehen, dort eine Frau mitansehen musste, wie ihr Mann in den Tod stürzte.

Für mich bestand bei bestem Wetter am Piz Boé keinerlei Risiko und ich marschiere nach dem Abstieg zum Pordoijoch. Es wird ein grauenhafter Wegabschnitt! In Italien schient die Urlaubszeit begonnen zu haben, denn obwohl es ein Wochentag ist, sind wahre Massen an Touristen unterwegs. Wie Ameisenkolonien, einer hinter dem anderen, schlängeln sie sich den schmalen Weg vom Rifugio Maria, wo die Seilbahn, die vom Passo Pordoi hinauf führt endet, zum Joch hinunter und weiter in Richtung Piz Boé.

Etwas ruhiger ist das sehr steile, schotterige Kar zum Passo Pordoi hinunter, weil die meisten eben die Seilbahn nehmen. Das ist ein großer Spaß, den schotterbedeckten Steig hinunter zu eilen! Mit großen Schritten springe ich Stück für Stück hinunter und rutsche im Schotter immer noch ein gutes Stück weiter nach unten.
Das letzte Stück zum Rummel und Lärm am Pass geht durch Wiesen. Am Pass sammeln junge Männer Unterschriften „gegen Drogen“. Ich spreche kurz mit einem darüber, was eine Unterschrift bringen soll, wenn ich nicht in das Feld „freiwillige Spende“ für das Therapiezentrum, aus dem sie (angeblich?) kommen, etwas eintrage. Er redet von Solidarität, aber ich entscheide mich, gegen eine Spende und gegen eine Unterschrift, wo soll ich schließlich arbeiten, wenn die Menschen keine Drogen mehr nehmen...?

Schnell weiter, weg von der Straße, dem Lärm der Motorradfahrer (ätzend!), den Massen der Spaziergänger. Das ist leichter gesagt als getan, denn die Massen wälzen sich auch über den schönen Bindelweg. In Eiltempo laufe ich in Richtung Fedaiasee, der viel schneller als erwartet auftaucht. Ich beschließe, eine weitere Tagesetappe schon heute in Angriff zu nehmen, wenn ich ausreichend früh am Fedaiasee ankomme.

Die mächtige Marmolada im Blick stürme ich weiter. Wie schön es hier wäre, wenn nicht so unglaublich viele Menschen hier unterwegs wären. Auch am schönen Fedaiasee ist viel los, so dass ich rasch entscheide, weiter bis Alleghe zu gehen, um André dort wieder zu treffen.

Ich starte zügig auf einem nicht so schönen Weg, einem Skihang hinunter in Richtung Sottoduda-Schlucht. Diese ist für den Verkehr gesperrt und auf der engen Teerstraße, die gesäumt ist von turmhohen Felsen mit senkrecht in die Tiefe stürzenden Wasserfällen komme ich schnell voran.

Nachdem ich Sottoguda und Pian hinter mir gelassen habe, wird die Strecke langweilig: Schotterwanderweg flach. Die Füße tun weh, weil sie heute schon mehr als 30 km gelaufen sind. Ich tausche die Wanderschuhe gegen die Crocks, was aber nur kurzfristig hilft. Die Aussicht, dass es nun nur noch gut 5 km bis nach Allegehe und damit dem Ruhetag dort sind, lässt mich ohne Murren weiter gehen.

Dann ist der Alleghesee endlich erreicht und bald auch das Hotel und eine sehr lange, sehr heiße Dusche, ein Bett und eine riesige Pizza! In den elf Stunden des heutigen Tages, an dem ich zweieinhalb Etappen und fast 40 km gegangen bin, habe ich lediglich 7 Butterkekse zum Frühstück gegessen, nach der Rückkehr vom Gipfel des Piz Boé eine kleine Cola getrunken und am frühen Nachmittag am Fedaiasee noch einmal eine. Dazu ca. 1-1,5 l Wasser über den Tag verteilt. Mit wie wenig man auskommt!
Jetzt Ruhetag!


Die Bilder:
- Der Weg führt um den See herum, den Pfad an der Wand entlang
- Blick zurück auf den Pisciadùsee und die gleichnamige Hütte
- Ab in die Einsamkeit!
- Kurz vor dem Piz Boé stoße ich auf geheimnisvolle Zeichen von Außerirdischen...
- Die höchste Stelle meiner Reise!

bellamartha 31.08.2012 17:29

Mehr Bilder Tag 17
 
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- Die Hütte oben auf dem Gipfel des Piz Boé
- Es gibt sogar einen Laufwettkampf, der hier oben endet! Auch nicht schlecht.
- Was ist das denn? Ameisen?
-... nein! Tagestouristen, die in Massen mit der Seilbahn hier hinauf kommen.
- Hurra! Hier hinunter durch den Schotter, das macht Spaß und geht schnell.

bellamartha 31.08.2012 17:33

Noch mehr Bilder Tag 17
 
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- Er nu wieder...
- Marmolada rechts und hinten schon der Fedaiasee, vom Bindelweg aus fotografiert
- Natürlich wieder Schwimmverbot im schönen Fedaiasee
- Die Sottoguda-Schlucht
- Ganz schön schön hier: Bei Pian auf dem Weg nach Alleghe

drullse 31.08.2012 17:46

Toll! Einfach toll...

Deine Erfahrungen nach dem Gipfel des Pisciadù kann ich gut nachvollziehen. So geht es mir auch. Passt die Stimmung, passt der Rest und umgekehrt. Ich finde solche Trips alleine grade deswegen so lohnenswert, weil man immer wieder mal - gezwungenermaßen oft - was über sich lernt.

jannjazz 31.08.2012 19:22

Und wenn Du bist Palermo weiterwandertest, es würde mir weiterhin täglich Spaß machen!

fitschigogeler 31.08.2012 19:33

Großer Sport! Große Bilder!

Flachland-Mädel, jetzt hast Du mir was voraus. Ich wollte schon immer mal auf die Sella hoch, habe es aber noch nie geschafft.
Den Bindelweg will ich nächsten Freitag radeln von Arabba aus, so mir Petrus gnädig ist.
Dein Bericht hat mich schon ganz wuschig gemacht...

Straik 31.08.2012 21:12

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 799624)
Es ist eine für mich neue Erfahrung: Wie sehr die Landschaft, die mich umgibt, meine Stimmung beeinflusst und andersherum aber auch: Wie sehr die Stimmung, in der ich mich befinde, meine Wahrnehmung der Landschaft beeinflusst. An einem anderen Tag, in einer anderen Stimmung, vielleicht noch in Begleitung meiner Wanderfreunde, hätte ich die Landschaft um den Piz Boé vielleicht ganz anders erlebt. Und auch: Eine andere, weniger einsame, weniger karge Landschaft hätte mein latent vorhandenes Gefühl von Einsamkeit vielleicht nicht so sehr verstärkt wie diese hier.

Wie man in den Wald herein ruft...
Sehr schön.

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 799624)
...wo soll ich schließlich arbeiten, wenn die Menschen keine Drogen mehr nehmen...?

Der war gut:Blumen:

bellamartha 01.09.2012 10:45

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Tag 18
2. August 2012
Ruhetag in Allegh
e

André ist krank. Er hat Fieber und Durchfall. Letzteren habe ich auch, aber nicht so schlimm wie er. Er ist frustriert, leidend, gereizt und denkt darüber nach, die Tour abzubrechen.
Ich gehe in den Supermarkt, laufe am See entlang und liege dort auf den Bänken in der Sonne, schreibe Karten und stelle mich innerlich darauf ein, nun doch wieder alleine los zu müssen. Aber noch hoffe ich, dass André sich morgen wie Phoenix aus der Asche erhebt.


Tag 19
3. August 2012
2. Ruhetag in Alleghe


André geht es weiter schlecht. Das Fieber steigt auf über 39°C. Ich kann ihn so nicht alleine lassen und weiter wandern, sondern spiele Krankenschwester: Hole Medikamente aus der Apotheke, mache ihm Wadenwickel und ertrage seine schlechte Stimmung weitestgehend stoisch. Er wird morgen die Tour abbrechen und nach Hause reisen. Ich werde alleine weitergehen, obwohl ich im Augenblick keine Lust darauf verspüre. Ich hatte gehofft, in Gesellschaft weiterzugehen und habe nun Angst vor erneuter Einsamkeit. Ich bin traurig und André lässt mir zum Trost seinen MP 3 Player da. Nie wieder werde ich den Fehler begehen, ohne meinen MP 3 Player zu reisen! Ich hatte kurz darüber nachgedacht und mich dann bewusst gegen Musik entschieden. Das war aber Quatsch. Ich will nicht immer Musik hören beim Wandern, aber manchmal ist es ganz wunderbar.

Sich selbst will André auf Frauenart trösten, mit Shopping, ist dann aber noch frustrierten, weil er in dem Sportshop nichts findet. Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich gleich zwei sehr schöne Stücke erwerbe? Bella Italia – Einkaufsparadies! Diesbezüglich spielt mir Andrés Reiseabbruch in die Karten: Er wird die Beutestücke mitnehmen und mir nach Hause schicken.

Drei Bilder:
- Auf sonnigen Bänken am Alleghe-See
- schöne Abendstimmung vom Balkon aus gesehen
- Selbstauslöser-Fotografie in Perfektion!

jannjazz 02.09.2012 20:17

Heute beim Triathlon Norderstedt hatte ich eine interessante Reklame im Goodiebag: www.strelswimming.com. Hast Du davon schonmal gehört? Das klingt sehr spannend! Ich poste das hier, weil viele Deiner Leser nicht nur Wandervögel sind, sondern früher bereits virtuell mit Dir von Hiddensee nach Rügen schwammen! Hat das schonmal jemand gehört?

sybenwurz 02.09.2012 23:26

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 675849)
Gestern, 10:45

Und was ist mit heute?
Gleich iss wieder morgen...:-((

bellamartha 03.09.2012 17:38

Wieder auf dem Weg...
 
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Tag 20
4. August 2012
Alleghe – Masaré – Rifugio Vazzoler


André steigt um 7:08 Uhr in den Bus, um nach Bozen zu fahren und von dort aus mit dem Zug nach München. Ich habe mich wegen des immer noch leicht vorhandenen Durchfalls und aus schlechter Laune heraus gegen ein Frühstück entschieden, sondern mache mich gleich nach der Abfahrt des Busses auf den Weg nach Masaré.

Nach einem Kilometer and der Straße am See entlang geht es links hinauf in Richtung Rifugio Tissi. Im Wanderführer wird dieser Aufstieg als wenig attraktiv beschrieben und deshalb eine Alternative vorgeschlagen, bei der man die meisten Höhenmeter mit der Seilbahn überwindet, die in Alleghe startet. Kommt für mich ja eh nicht in Frage, weil ich jeden Meter auf dem Weg nach Venedig zu Fuß machen will, aber ich stelle auch zum wiederholten Male feste, dass meine Vorstellungen von attraktiven Wegstrecken sich deutlich von denen der Autoren unterscheiden: Ich mag es sehr, aus den Tälern steil hinauf zu steigen, durch Wald in der Regel, in dem es vor Leben wimmelt und wo muntere Bächlein gluckern, strömen und die Wege kreuzen.
Der Aufstieg heute ist besonders steil und schön, ein wilder Pfad, schon bald ein Steig, auf dem ich dem Berg Meter um Meter abringen muss. Dazwischen immer wieder eine herrliche Aussicht auf den Alleghesee, Alleghe und Masaré, die tief unten liegen.
Nach dem Gewimmel auf den letzten Etappen genieße ich hier die Ruhe. Nur wenige Wanderer sind unterwegs. Oben auf der Hochebene, über die ich dann schon Richtung Tagesziel, dem Rifugio Vazzoler, gehe, sind schon ein p0aar mehr unterwegs, wie seit Tagen schon nun ganz überwiegend Italiener.

Ich gehe ganz gemütlich, weil es nicht mehr weit ist. Überhaupt hat sich mein Tempo gegenüber dem Anfang der Wanderung extrem verändert: Jeglicher sportlicher Ehrgeiz, der mich anfangs noch die Berge so schnell wie möglich hinauf trieb, ist einem gemächlichen, sehr steten Tempo gewichen. Ganz automatisch hat mein Körper das richtige Tempo gefunden, das mich auch sehr lange Etappen ohne zu große Erschöpfung bewältigen lässt und/oder solche, mit vielen Höhenmetern. Alleine unterwegs zu sein, verstärkt das noch.

So laufe ich in der Sonne dahin. Zufrieden, wieder unterwegs zu sein, entspannt und fröhlich. Vor 13 Uhr erreiche ich schon das wunderschön gelegene Rifugio Vazzoler, esse Salat, höre André Musik, schaue mir die Menschen an, tippe ein paar SMS, habe aber keine Lust zu telefonieren, schreibe... Es geht mir gut!

Die Bilder:
- Hier gehen sie aber nicht sehr pfleglich mit diesem Herrn um...
- Alleghesee und die Örtchen Masaré (links unten) und Alleghe (rechts am See)
- Wie hübsch es ist!
- ... und so zutraulich!
- Das Rifugio Vazzoler

bellamartha 03.09.2012 17:40

Noch 2 Bilder Tag 20
 
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- Ein Haufen Franzosen, im wahrsten Sinne des Wortes.
- Die imposanten Wände zu deren Füßen das Rifugio liegt.

soloagua 03.09.2012 19:51

Zitat:

Zitat von jannjazz (Beitrag 800081)
Heute beim Triathlon Norderstedt hatte ich eine interessante Reklame im Goodiebag: www.strelswimming.com. Hast Du davon schonmal gehört? Das klingt sehr spannend! Ich poste das hier, weil viele Deiner Leser nicht nur Wandervögel sind, sondern früher bereits virtuell mit Dir von Hiddensee nach Rügen schwammen! Hat das schonmal jemand gehört?

Ueber den Kroatien Trip war mal ein Bericht in einer der schweizer Sportzeitungen. Das macht schon sehr Lust darauf!

Aber erstmal verfolge ich sehr gerne J. Berichte über Ihre Wanderung! :Huhu:

bellamartha 04.09.2012 08:11

Manchmal schwimme ich auch noch...
 
... aber eben nur noch manchmal, was sich beim Münsteraner Ultraschwimmen am vergangen Sonntag deutlich gezeigt hat.

Um kurz nach 8 Uhr starten der Liebste und ich Richtung Münster und als erstes spüre ich an meinen eiskalten Füßen, dass der Sommer endgültig dem Spätsommer gewichen ist. Die hässlichen Flipflops, die ich auf der Wanderung gekauft hatten, reichen doch nicht aus als Fußbekleidung.
Auch sonst habe ich nicht viel an, weil die Wettervorhersage gut ist: Eine schlabberige Sporthose, ein ärmelloses Top und ein dünnes Sweatshirt.
Zum Schwimmen einen Bikini und keinen Neo, weil auf der Veranstalterseite steht, dass das Wasser im Hafen gestern 24°C hatte. Da braucht man ja wohl keinen Neo.

In Münster angekommen, kann ich die Schwimmer schon vor dem Schwimmen von den Triathleten unterscheiden: Der Schwimmer trägt ja gerne diese überknielangen, meist dunkelblauen Mäntel, vorzugsweise der Firma Arena. Ich dachte noch, dass die ja ein bisschen übertreiben, weil es nach dem Schwimmen durch die Sonne doch hübsch warm sein würde.

Dann ist es schon Zeit, sich zum Start zu gebeben. Außer mir schätzungsweise eine Handvoll Leute ohne Neo. Beim Reinspringen erscheint mir das Wasser doch recht frisch. So fühlen sich 24°C an? Niemals!
Ich sortiere mich hübsch hinten ein, weil ich noch vom letzten Jahr weiß, dass hier schnell geschwommen wird. Wieder mal nehme ich mir vor, zu versuchen, im Wasserschatten zu schwimmen, aber es ist wie immer: Meistens finde ich niemanden, hinter dem ich herschwimmen kann und wenn ich doch mal jemanden finde, nervt es mich binnen kürzester Zeit und ich entscheide mich, lieber alleine zu schwimmen. Scheiß auf die paar Sekunden, denke ich mir dann, wohl wissend, dass es mehr als ein paar Sekunden sind. Da ich aber eh nie um Platzierungen oder gar Siege mitschwimme, ist das völlig egal und ich will den Spaß nicht dem etwas besseren Ergebnis opfern.

Die Strecke in Münster ist ja eher unattraktiv, es ist ein 1000 m Rundkurs. Ganz nett ist, dass man auf dem Rückweg an der Hafenmauer entlang schwimmt, wo viele Zuschauer stehen, von denen man doch auch beim Schwimmen viel mitbekommt.

Auf der ersten Runde frage ich mich, wann ich wohl das erste Mal überrundet werde. Auflösung: Die ersten 8 km Schwimmer überrunden mich, als ich noch nicht einmal 2,5 km geschwommen bin. Ich kann keine drei Züge an ihnen dran bleiben!

Nach Runde zwei finde ich es schon ziemlich frisch. Ich schwimme so dahin und lasse die Gedanken treiben. Es geht mir gut. Zu gut, denke ich dann, vielleicht sollte ich mich mal anstrengen! Mein altes Schwimmproblem, es fällt mir schwer, die Komfortzone zu verlassen. Eine Uhr habe ich nicht dabei, aber ich fühle, dass ich nicht wirklich schnell schwimme.
Nach Runde drei finde ich es arschkalt und bin heilfroh, dass ich nur noch eine und nicht mehr fünf Runden vor mir habe.

Im Ziel schaue ich auf die Uhr, die da aufgestellt ist und sehe bestätigt, dass man ohne Training nix erwarten kann: 1:12,45 h. Damit bin ich nicht zufrieden.
Da ich aber Spaß an der Veranstaltung hatte, ist es nicht so schlimm.

Die schnellste Frau hat für die 4 km 55 Minuten gebraucht! Über die 8 km ist eine Frau Gesamtsiegerin geworden, ich hatte sie schon im letzten Jahr bewundert, als sie Gesamtzweite wurde. Diesmal ist sie noch viel schneller geschwommen und hat 1:40,58 h gebraucht, Wahnsinn! Später ist sie noch die 1 km Strecke geschwommen, wo sie ein Mädel begleitet hat.

Als ich aus dem Wasser komme, zittere ich wie Espenlaub und nach dem Umziehen verfluche ich mich, dass ich so wenig zum Anziehen mitgenommen habe. Glücklicherweise kann ich Sachen von den Freunden, die in Münster wohnen, und von Björn abstauben, so dass mir nach ca. 45 Minuten auch wieder warm ist.

Auch wenn es in Münster nicht so idyllisch ist wie bei anderen Langstreckenschwimmen ist, gefällt mir die Veranstaltung, weil sie nett organisiert ist, entspannte Stimmung herrscht und man dafür nicht durch die halbe Republik reisen muss.

Schöne Grüße,
J.

jannjazz 04.09.2012 09:24

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 800627)
...Auch wenn es in Münster nicht so idyllisch ist wie bei anderen Langstreckenschwimmen ist, gefällt mir die Veranstaltung, weil sie nett organisiert ist, entspannte Stimmung herrscht und man dafür nicht durch die halbe Republik reisen muss.

Ich müßte das sehr wohl, habe aber trotzdem mal Bock drauf! Vielleicht 2013. Deine Zeit finde ich Klasse, 18 min / 1000,4x hintereinander, ohne Training und auch ohne Neo. Was willst du überhaupt?

dishone 04.09.2012 10:23

Hi Judith,

ich glaube ich habe Dich vor dem Start, beim Registrieren der Chips, erkannt. Stand aber ganz hinten in der Schlange und wollte nicht nach vorne rufen: „Hey Du, ich kenn Dich vom Lesen!“ :)

Soooo unattraktiv finde ich das Szenario in Münster eigentlich gar nicht, die Seite mit den alten Speichergebäuden ist doch ganz hübsch. Allerdings bin ich auch voreingenommen. Ich musste am Sonntag immer daran denken, wie wir früher, nachdem wir morgens aus dem Dockland rausgestolpert kamen, im Morgengrauen häufig auf genau der Kaimauer saßen, an der ich jetzt vorbeigeschwommen bin - andere Zeiten!

fitschigogeler 04.09.2012 13:54

Schön, daß Du mal wieder gepaddelt bist. Und auch noch mit Zeiten unzufrieden bist, für die ich freiwillig stundenlang im Neo Breakdance machen würde...

Aber ich will Bergstoff lesen!

bellamartha 04.09.2012 17:36

Sonnig und heiß zum Passo Duran...
 
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Tag 21
5. August 2012 (oh! Genau vor einem Monat!)
Rifugio Vazzoler – Rifugio San Sebastiano (Passo Duran)


In der Nacht war ein unglaublich heftiger Hagel über dem Rifugio Vazzoler niedergegangen und hatte alle Gäste wach gemacht. Als ich am Morgen um kurz vor 7 Uhr mit ein paar Butterkeksen als Frühstück in der Hand losgehe, liegen überall noch die großen, eisigen Hagelkörner.
Zunächst geht es einen Schotterweg hinunter. Von Anfang an lasse ich mir Zeit, gehe sehr gemächlich, denn auch heute steht wieder nur eine Halbtagesetappe an, denn ich habe einen erheblichen Teil der für heute vorgesehenen Strecke schon gestern zurückgelegt. Die Etappen von gestern und heute kann man eigentlich problemlos an einem Tag gehen. So sind es extrem lockere Wandertage und das nach gleich zwei Ruhetagen in Alleghe. Ich freue mich richtig auf die morgige Etappe, die im Wanderführer mit 7,5 Stunden angegeben ist.

Aber wunderschön ist der heutige Weg, nachdem er schon bald nach dem Start von der Schotterstraße abzweigt. Ich folge dem Dolomitenweg 1, der durch das Corpassatal entlang der mächtigen Moizzawände verläuft. Es geht auf schmalem Weg leicht auf und ab über Wurzeln, Steine und trockene Wasserläufe.
Die Sella di Camp liegt auf 1933 m Höhe. Es ist noch viel zu früh, um weiter in Richtung des Tagesziels zu laufen, also entscheide ich mich zum Aufstieg auf einen kleinen Gipfel, den des Mont Alt di Framont. In 2181 m Höhe sitze ich bei schönstem Sonnenschein unterm Gipfelkreuz und schaue ins Tal hinunter (ich glaube auf die Stadt Adordo). Der Weg hier hinauf war hübsch, aber kurz und nicht sehr anstrengend, so dass dieser Abstecher kaum anderthalb Stunden gedauert hat.

Zurück an der Sella di Camp wende ich mich in Richtung Carestiatohütte. Der Weg bleibt so wunderschön wie bisher und die Sonne scheint heiß vom blauen, kaum bewölkten Himmerl hinab. Die Latschenkiefern am Wegesrand duften intensiv.

Früh erreiche ich die Carestiatohütte und esse dort Nudeln, lese, schaue den Italienern zu und verstehe kein Wort von dem, was sie sagen. Die stört das nicht, sie sprechen trotzdem mit mir und sind alle stets sehr nett.

Nach der Pause ist es nur noch ein Katzensprung hinunter zum zum Glück sehr ruhigen Passo Duran und meinem heutigen Tagesziel, dem Rifugio San Sebastiano. Der Wert, Benjamino, ist extrem nett und spricht gut Deutsch. Nach einem leckeren Abendessen hilft er mir bei der Anpassung des Klettersteigsets, das ich dort für den Klettersteig übermorgen ausleihe. Zum Schlafen habe ich dann das Bettenlager für 8 Personen ganz für mich allein.
Gute Nacht!


Die Bilder:
- Hagelreste aus der Nacht
- Ganz schön schön hier, was? Blick vom Mont Alt zurück auf den Weg hinauf
- Selbstauslöserfan J.
- Oh Vespas! Ich werde auch einmal mit meiner Vespa über die Alpen nach Italien fahren. Vielleicht schon im nächsten Sommer.
- Rifugio San Sebastiano

sybenwurz 04.09.2012 22:06

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 800968)
- Oh Vespas! Ich werde auch einmal mit meiner Vespa über die Alpen nach Italien fahren.

Ich glaub, das iss heftiger als zu Fuss von München nach Venedig...

bellamartha 05.09.2012 08:04

Schwimmsorgen...
 
Guten Morgen!

Das Freibad hat am Wochenende die Pforten für dieses Jahr schon wieder dicht gemacht. Ja, schon. Die Städte im Ruhrgebiet sind alle fast pleite oder tatsächlich pleite, da sparen sie, wo sie können.
Deshalb heute also Saisoneröffnung für Inga und mich im geliebten Rentnerbad. Ich bin 30 Minuten mit dem Rad hingefahren und kam mir sehr sportlich vor. Außer in den Momenten, wo andere Radfahrer wie üblich in atemberaubenden Tempo an mir vorbei zogen. Wie kann man nur so langsam Radfahren wie ich?

Schlimmer allerdings, dass ich mich bald auch fragen muss, wie man nur so langsam schwimmen kann wie ich. Das ging schon gestern Abend beim Vereinstraining los. Vielleicht hätte ich nicht unmittelbar davor laufen gehen sollen, aber ich bin derzeit extrem unausgeglichen und hatte das dringende Bedürfnis, zu versuchen, ob Laufen mich ruhiger macht. Es machte, danach ging's mir ganz gut. Beim Dienstagstraining im Verein konnte ich bisher immer auf der "schnellen" Bahn schwimmen, was daran lag, dass dienstags keine schnellen Schwimmer anwesend waren. Seit ich von der Wanderung zurück bin, tummelt sich da aber eine Gruppe von schnellen Jünglingen. Schon letzte Woche kam ich mir auf Bahn 2 ziemlich fehl am Platze vor und habe gestern kurz nach dem Einschwimmen beschlossen, auf Bahn 1 zu wechseln. Da war ich dann auch richtiger.

Es war ein schönes Training, wenn man mal davon absieht, dass ich nicht voran gekommen bin. Das sind wir geschwommen:

200 m Steigerung beliebige Lage
200 m Abschlag Nebenlage
200 m Lagen, Wechsel alle 25 m
4 x 150 m Hauptlage, immer 10s Pause nach 25 m, 1 min Serienpause
100 m locker
4 x 50 m Hauptlage Arme
100 m locker
4 x 50 m Nebenlage Beine
100 m locker
4 x 150 m Nebenlage, immer 10 s Pause nach 25 m, 1 min Serienpause
250 m aus

Heute Morgen bin ich im Rentnerbad nur hin und her geschwommen und dabei kaum vom Fleck gekommen. Deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen beim Schwimmen, bitte aber, mich nicht darauf festzunageln, weil ich Entscheidungen manchmal rasch wieder über den Haufen werfe: Ich schaue jetzt mal auf kekos Homepage, ob ich da die Schwimmpläne von ihm finde und sie verstehe und dann versuche ich mal, danach zu schwimmen. So geht's jedenfalls nicht weiter!

Seltsamerweise waren kaum bekannte Gesichter im Rentnerbad. Zuerst erkannte ich nur den Regenbogen-Brillenfisch. Sonst niemand da: Nicht das Fell, nicht die Weight-Watcher-Girls, nicht der Hektische und auch nicht der Seitenschwimmer oder die Nackte. Aber dann, welche Freude!, erblicke ich auf einmal die Qualle! Der hatte sich ja im letzten Jahr laut Auskunft der Bademeisterinnen einen Oberschenkelhalsbruch in einer Tentakel zugezogen und es hieß, das sei es wohl gewesen für ihn mit der Schwimmerei. Immerhin ist er weit über 90 Jahre alt. Um so größer die Freude bei Inga und mir, ihn heute munter wie eh und je im Wasser treiben zu sehen. Ich habe gleich mal mitgezählt: Er ist nicht langsamer geworden, ich schwimme immer noch sechs Bahnen, während er eine schwimmt.

Euch wünsche ich einen sehr schönen Tag, viele Grüße!
J.

bellamartha 05.09.2012 08:05

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 801076)
Ich glaub, das iss heftiger als zu Fuss von München nach Venedig...

Warum das denn?

sybenwurz 05.09.2012 08:31

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 801143)
Er ist nicht langsamer geworden, ich schwimme immer noch sechs Bahnen, während er eine schwimmt.

Naja, wenns wahr ist, dass du nimmer richtig vorankommst im Wasser, muss auch er langsamer geworden sein, da du für deine sechs bahnen mehr Zeit brauchst...;)

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 801144)
Warum das denn?

Roller sind für mich fahrphysikalisch die Pest auf zwei Rädern und alte Vespas die zehnte Potenz davon.
Ich hatte mal ne 67er 125GT;- das Ding war trotz aller eingebauten Upgrades und Verbesserungen, wenn man ein Motorradfahrwerk und Motorradbremsen gewohnt ist, eigentlich unfahrbar.
Dazu kommt, dass man auch bei kleinen Defekten immer gleich das halbe Fahrzeug zerlegen muss, da man nirgendwo drankommt, während mans gleichzeitig muss, weil dauernd irgendn Kabel abgequetscht oder ein Zug durchgescheuert ist.
Und was Kabel angeht: es gab Modelle, in denen der Normalzustand in der Elektrik für einige Verbraucher der Kurzschluss war, der zum Betätigen quasi aufgehoben wurde. In dieser Hinsicht schlimmer als alte Engländer (die hatten ua. nicht Minus auf masse wie sonst alle anderen, sondern Plus und so n paar ähnliche Spässe mehr...), soweit das irgend möglich ist.
Ich habs früher nie kapiert, wieso jemand des Nimbus´ einer Vespa wegen n Fahrzeug fährt, wo jede Kleinigkeit, die woanders mit wenigen Handgriffen erledigt ist, gleich drei Stunden in Anspruch nimmt.
Wobei ich vielleicht gestehen muss, dass ich diesbezüglich versaut bin, weil die Dinger halt gleich im Zehnerpack jeden Tag zu reparieren waren.
Da fällste irgendwann vom Glauben ab...

Duafüxin 05.09.2012 08:37

Mal ne doofe Frage von der Nichtschwimmerfraktion? Was ist denn ne Nebenlage und was ne Hauptlage?

bellamartha 05.09.2012 08:41

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 801154)
Naja, wenns wahr ist, dass du nimmer richtig vorankommst im Wasser, muss auch er langsamer geworden sein, da du für deine sechs bahnen mehr Zeit brauchst...;)

Ich hatte genau diese Überlegung erste getippt, dann aber wieder gelöschst, weil ich dachte, dass es vielleicht niemandem auffällt. Danke, sybenwurz!

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 801154)
Roller sind für mich fahrphysikalisch die Pest auf zwei Rädern und alte Vespas die zehnte Potenz davon.

Papperlapapp! Ich liebe meine Vespa und alt ist sie gar nicht, erst achteinhalb Jahre alt. Und eigentlich nie kaputt. Sie wird mich sehr brav in ihre Heimat bringen, da bin ich mir sicher.

bellamartha 05.09.2012 08:43

Zitat:

Zitat von Duafüxin (Beitrag 801158)
Mal ne doofe Frage von der Nichtschwimmerfraktion? Was ist denn ne Nebenlage und was ne Hauptlage?

Gar nicht doof. Schwimmer haben oft eine Schokoladenseite, also eine Lage, die sie am besten können und vorzugsweise bei Wettkämpfen schwimmen. Das nennen sie ihre Hauptlage. Alle anderen sind die Nebenlagen.
Ich habe keine Nebenlage, weil ich nur kraulen kann und bei allen anderen Lagen quasi nicht von der Stelle komme.
Gruß, J.

fitschigogeler 05.09.2012 14:50

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 801162)
Ich habe keine Nebenlage, weil ich nur kraulen kann und bei allen anderen Lagen quasi nicht von der Stelle komme.
Gruß, J.

Immerhin das. Ich habe nicht mal Lagen. Ganz zu schweigen von Haupt oder Neben.

Wenn mir mal einer geduldig das Schwimmen beibringen könnte, wäre das echt ein Leuchten im matten Schimmern meiner Existenz...

Duafüxin 05.09.2012 14:52

Zitat:

Zitat von fitschigogeler (Beitrag 801354)
Immerhin das. Ich habe nicht mal Lagen. Ganz zu schweigen von Haupt oder Neben.

Wenn mir mal einer geduldig das Schwimmen beibringen könnte, wäre das echt ein Leuchten im matten Schimmern meiner Existenz...

... dann würde ich Dich in ein paar Jahren den Ärmelkanal queren sehen ... ;)

Judith: Danke fürs Erklären :)

3-rad 05.09.2012 15:10

Zitat:

Zitat von fitschigogeler (Beitrag 801354)
Immerhin das. Ich habe nicht mal Lagen. Ganz zu schweigen von Haupt oder Neben.

du bist ja auch Taucher

bellamartha 05.09.2012 19:08

Über einen wunderschönen Wandertag und eine erstaunliche Erkenntnis...
 
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Tag 22
6. August 2012
Rifugio San Sebastiano – Forcella Moschesin – Forcella la Sud dei Van di Città – Rifugio Pian de Fontana


Am Vorabend hatte ich das Interferon dummerweise in den angespannten Muskel gespritzt und danach tat das linke Bein so weh, dass ich gar nicht richtig laufen konnte. Zum Glück ist heute Morgen schon wieder alles gut, nur um die Einstichstelle herum schmerzt der Muskel noch, das stört aber nicht beim Laufen.

Das Frühstück im Rifugio San Sebastiano ist wie das Abendessen: reichlich und lecker, nachdem ich zuletzt wieder zwei Tage auf Frühstück verzichtet hatte.
Um 8 Uhr geht’s los, nachdem mir Benjamino noch eine Mail vom dem Psycho gezeigt hat, der mich am Abend in kaum verständlichen Englisch-Brocken nach meiner Reise ausgefragt hatte und der nun per Mail um „Fotos, Informationen und Berichte“ von mir bittet. Seine Adresse hatte er mir gestern schon auf einen Zettel gekritzelt. Schräger Typ, von dem Benjamino zu berichten wusste, dass er am Vortag seinen 90 jährigen, leicht dementen Vater einfach im Rifugio gelassen hatte, ohne jemanden zu informieren und den ganzen Tag in die Berge verschwunden ist. Seinem Vater hatte er einen Zettel mit seiner Handynummer in die Hand gedrückt.

Der heutige Weg beginnt entlang der Landstraße, aber nur ca. einen Kilometer, dann zweigt der Dolomitenweg 1, dem ich weiter bis Belluno folgen werde, links ab und führt durch den herrlichsten Wald so hinauf, wie ich es liebe: steil, wurzelig, üppig, verwunschen auf schmalem Pfad. Ich liebe diese Aufstiege!

Kein Mensch ist hier unterwegs. Doch, einen Italiener treffe und erschrecke ich, weil er mich wegen Musik in den Ohren nicht kommen hört. Die verlassene Mala Moschesin liegt herrlich in der Sonne und ich kann von dort auf den kleinen Gipfel des Mont Alt zurück schauen, auf den ich gestern gestiegen war. Dann geht es weiter hinauf zur Forcella Moschesin in 1940 m Höhe.

Ab hier führt mich der Weg durch den noch jungen Parco Nazionale Dolomiti Bellunesi. Hier treffe ich den zweiten Wanderer des Tages und kurz darauf Nummer drei und vier. Mehr als 15 werden es am Ende des Wandertages nicht sein.
Sie Sonne strahlt vom locker bewölkten Himmel, die Bienen summen, die Schmetterlinge fliegen von Blume zu Blume, Murmeltiere flitzen hie und da, Grillen zirpen... wenn das keine Idylle ist, was dann? Und ich mittendrin – allein, aber nicht einsam. Glücklich.

Schneller als erwartet erreiche ich den Abzweig zum Rifugio Pramperet. Mir ist nicht nach Pause, sondern ich mache mich gleich an die ca. 600 m Aufstieg, die nun zu bewältigen sind.
Zunächst führt der Weg über Schotter recht steil hinauf zur Porte del Piazedel (2097 m) und dann erst flacher, teilweise über glatte Steinflächen und am Ende wieder sehr steil zum höchsten Punkt der Etappe, der Forcelle la Sud dei Van di Città auf 2395 m. Auf dem Weg dort hinauf sehe und höre ich mehrere Flugzeuge, die hoch über den Dolomiten fliegen und ich bin in diesen Momenten sehr dankbar, dass ich diese unglaubliche Landschaft zu Fuß durchqueren darf, dass ich ihre schöne Schroffheit, ihre Wildheit und ihre Vielfalt hautnah erleben darf. Ich danke meinem Körper, der zwar nicht gesund, aber gesund genug für dieses Erlebnis ist und hoffe inständig, dass er mir solches noch lange ermöglicht.

Von der Forcella an geht es nun nur noch bergab, sehr steil teilweise. Ich steige durch eine naturbelassene, wunderschöne Berglandschaft zu Rifugio Pian de Fontana hinab. Hier gibt es keine Kühe und keine Schafe, weil das Bewirtschaftungsverbot hier tatsächlich konsequent eingehalten wird.

Das Rifugio Pian de Fontana liegt abgeschieden in einem grünen Tal gegenüber des Mont Schiara, über dem sich nun rasch dunkle Wolken zusammen ziehen. Ich dusche eiskalt, denn warmes Wasser gibt es im Rifugio Pian de Fontan nicht einmal gegen Geld, und hoffe, dass es so ist wie immer in den letzten Tagen: Regen, Hagel oder Gewitter am Abend oder in der Nacht, Sonnenschein am Tage. Denn für die Überschreitung der Schiara über die Via ferrata di Marmol bin ich auf gutes Wetter angewiesen.

Und nun, zum Schluss, noch eine erstaunliche Erkenntnis dieses wunderschönen Wandertages auf meinem Weg von München nach Venedig: Meine vollständige Metamorphose vom Menschen zum Kamel scheint unmittelbar bevor zu stehen! Ich bin heute zu der Überzeugung gekommen, dass die beiden recht üppigen Vorwölbungen, die ich seit Jahr und Tag vor mir herum schleppe, gar keine Brüste sind, sondern wasserspeichernde Höcker, die bei mir an der falschen Seite wachsen, im Rahmen der bevorstehenden endgültigen Umwandlung zum Wüstentier aber vermutlich auf den Rücken wandern werden.
Was mich zu dieser verwegenen Theorie veranlasst? Im Wanderführer wird diese Etappe als heiß und wasserarm beschrieben, man solle nur ja die einzige Möglichkeit zum Auffüllen der Wasserflaschen am Brunnen der Malga Moschesin mutzen. Als ich dort ankomme, habe ich noch gar keinen Schluck Wasser getrunken und nehme lediglich ein paar Züge am Brunnen. Am Ende der Tour habe ich von den mitgeschleppten zwei Litern Wasser gerade mal einen knappen Liter getrunken und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, Durst zu leiden. Kamel halt...

Die Bilder:
- Steil geht es durch den Wald hinauf
- Jaja, eine Wasserstelle, Kamele brauchen aber kein Wasser...
- Die verlassene Malga Moschesin
- An der Forcella Moschesin, glaube ich.
- Weltentrückter Aufstieg zur Forcella la Sud dei Van di Città (hinten links)

bellamartha 05.09.2012 19:10

Mehr Bilder Tag 22
 
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Wunderschöne Dolomiten!

jannjazz 05.09.2012 23:07

Die Metamorphose zum Kamel brauche ich nicht! Bleib wie Du bist! Deine Höcker sind schon richtig plaziert.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:16 Uhr.

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