@nobodyknows: Die kleinen Dinge, die einen glücklich machen. Ich kann dich gut verstehen!
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Heute war ich wieder mit Maike laufen. Statt über die Kinder zu reden, waren wir heute relativ schnell bei den ernsten Themen. Anfang der Woche hatte ich noch halb scherzhaft zu einer Bekannten gemeint, ich müsse mir jetzt im günstigen Werksverkauf einer deutschen Bekleidungsschmiede endlich mal was Schwarzes kaufen und in den Schrank hängen, weil mich die beiden Beerdigungen der letzten zwei Jahre so unverhofft erreicht hätten. "Und", hatte ich gemeint, "ich meine das jetzt gar nicht zynisch, aber Beerdigungen werden in den nächsten Jahren jawohl leider eher mehr als weniger." Und dann bin ich zu faul und fahre nicht los uns kaufe nichts.
Einen Tag später ruft mein Mann an. Der Vater seines besten Freundes ist gestorben. Sein Freund saß gerade im Flugzeug auf dem Weg zu einer Beerdigung als ihn die Nachricht vom Tod seines eigenen Vaters erreichte. Er hat sich abgeschnallt und ist wieder ausgestiegen. Am nächsten Dienstag gehen wir jetzt also auf eine Beerdigung. Lange Zeit waren es ja die Großeltern, die starben, aber so nach und nach erwischt es die Generation unserer Eltern. Oder, wie mein Mann am Telefon mit halbfester Stimme sagt: "Irgendwann müssen wir alle gehen."
Maike erzählt vom Tod ihres Vaters, und ich berichte, dass ich bereits vor einiger Zeit eine Patientenverfügung aufgesetzt habe. Dabei geht es mir weniger um meinen eigenen Willen als vielmehr darum, meinem Mann für den Fall der Fälle Entscheidungen abzunehmen oder zumindest leichter zu machen. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass das Leben so verrinnt und ich ab und zu einfach gern mal "Stop!" schreien würde.
Erwähnte ich eigentlich, dass meine 95-jährige Oma im Krankenhaus eine super Prognose bekommen hat? Ein junger Arzt hatte sie untersucht und munter gemeint: "Ach, mit der Gallenblase können Sie noch 100 werden!" Für die Patientin eher semi-witzig, aber der Rest der Familie fand´s schon recht amüsant.
Zumindest auf den letzten 300 Metern kriegen Maike und ich uns thematisch wieder ein und ich zische zwischen zusammen gepressten Zähnen: "Egal, wie schnell du bist, jetzt schüttelst du mich nicht mehr ab." Maike kontert mit einem lakonischen: "Knie hoch!". Am Ende bin ich froh, dass sie dann doch nicht so schnell läuft wie sie kann und ich wohl noch einen körperlich halbwegs normalen Eindruck auf vorbeischlendernde Spaziergänger mache. Heute hatte ich auch nur um zwei Gehpausen betteln müssen. Ist ja schon ein richtig kleiner Trainingsfortschritt.
Das letzte Stück trotte ich allein nach Hause und bin zufrieden und ausgeglichen. Herrlich.
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