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The beginning...
4:23h. Ich schlage nach vier Stunden Schlaf die Augen wieder auf und fühle mich prima. Soweit man das für mich mitten in der Nacht sagen kann...
Ich freue mich noch fünf Minuten auf den kommenden Tag und stehe dann auf, bevor meine drei Wecker klingeln (man weiß ja nie.. ;)). Einen Kaffe später sitze ich am Rechner und tippe letzte Zeilen. Zwei Kaffee später bin ich rasiert und geduscht. Ich entscheide mich gegen einen dritten Kaffee, greife meine Beutel und gehe um 20 nach Fünf zur nächsten Ecke, wo mich mein Vereinskollege Torsten um halb sechs abholen wollte. Genügend Zeit, um noch ein paar mal auf und ab zu traben. Die Stimmung und das Wetter sind prima, es verspricht, ein guter Tag zu werden. Kaum habe ich aber meine Beutel abgestellt, taucht auch schon Torstens kleiner Flitzer auf und ich hüpfe rein. Dem Magerhasen ist kalt am frühen Morgen und so fahren wir in subtropischem Klima Richtung Köln. Um diese Uhrzeit noch kein Problem und so sind wir 20 Minuten später am Regattagelände in Köln. Im Gegensatz zu Torsten bin ich völlig ruhig und freue mich schon auf's Schwimmen. Ein bisschen mit den Parkplatz-Wächtern gescherzt und dann das Auto abgestellt. Die 300m bis zur Wechselzone mit einem Pärchen aus dem Süden gequatscht, deren mütterliche Begleitung aufgeregter war als sie selber. Am Check-In dann zielstrebig auf den Menschen mit Zettel in der Hand zugesteuert und tatsächlich, da stand meine Nummer drauf. Er hat dann meinen aktuellen Helm kontrolliert und für gut befunden, bevor er meine Nummer aus der Liste strich. Ich war mir ja nicht sicher, ob die das wirklich machen. Mein Rad vorgefunden, wie ich es am Nachmittag vorher verlassen hatte, die Nachbarn begrüßt und dann eben meinen Platz eingerichtet. In die Schlange für die Nummer gestellt (leider schon wieder ab J) und mit meinem bekannten Jörg aus Hattingen gequatscht, der sich gleich hinter uns einreihte. Ich bin dann noch mal für kleine Jungs, bevor ich runter zum See gegangen bin, um schon mal einen Blick auf's Wasser zu werfen. Wunderschöne ruhige Morgenstimmung, erste Kanuten, die sich warm paddelten, und das alles bei absoluter Windstille und klarem Himmel. Phantastisch. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für einen gute und positive Stimmung ich hatte. Ich hätte heulen können vor Freude über den Moment. Einen Runde über's Gelände gelaufen, um zu gucken, ob ich unsere Kollegin Alex finde, die sich für den Start angesagt hatte. Ihr wollte ich mein Laufkäppi und Telefon in die Hand drücken. Aber noch keine Alex in Sicht, aber Zeit, sich langsam in den Neo zu quetschen. Mein Kollege Torsten drückte da schon ein bisschen auf die Tube, aber wir waren noch genau im Plan. Brille in die Radschuhe, Gel geschluckt, Schwimmbrille auf und los ging's nach der Abgabe unserer Wechselbeutel Richtung Start. ![]() Am Schwimmeinstieg stand dann doch die Alex. Also noch kurz ein Foto gemacht und dann über den rutschigen Slip ins Wasser geglitten. Den Torsten hab ich dabei irgendwie aus den Augen verloren, hatte ihm aber schon vorher alles Gute gewünscht. Die Wendeboje lag am Ende der Leine zwischen Bahn Zehn und Bahn Neun. Nach der Erfahrung des Vortages hab ich mich wieder auf Bahn Acht einsortiert, diesmal aber weiter vorne. Das Timing war perfekt: Noch 90 Sekunden bis zum Start. ...5,4,3,2,1, los ging's mit Musik und Feuerwerk. Ich war ruhigen Zuges sofort in freiem Wasser und hab mich ganz auf den Augenblick konzentriert. Mein Atmen..., den Morgenhimmel..., die Wasserlage..., das Strömen des Wassers an meinem Kopf..., meinen Zug..., die sich entfernenden Geräusche..., meinen Beinschlag, einfach alles, um diesen sinnlichen Moment so schön wie möglich zu machen. ![]() Und dann kam langsam die Sonne hinter den Bäumen hoch. Wären meine Augen nicht schon feucht gewesen, in diesem Moment wären sie es bestimmt geworden. Wie spektakulär war das denn? Unglaublich, sich völlig eins mit der Umgebung zu fühlen. Lang und ruhig der Zug, ruhig der Atem und der Puls. Irgendwo an den Leinen einige wenige andere Schwimmer, ich bin über einen Großteil der Bahn völlig frei und alleine. Nach zwei Dritteln der Strecke ziehe ich langsam Richtung Boje, dann ist sie auch schon da. Vier, fünf Leute um mich rum, alles ganz easy, einen Rückenwendezug und schon geht es Richtung Ziel. Immer noch ist alles perfekt, der Puls ist soweit unten, dass mir fast kalt wird im Neo, weder Schulter noch Ellenbogen mucken in irgendeinster Weise. Das ist einer von so vielen Momenten in meinem Leben, in denen ich dem lieben Gott dankbar bin, so etwas erleben zu können. So schwimmen wir dem Ziel entgegen. Die Musik wird langsam lauter, dann ist der Ausstieg in Sicht und schon stehe ich an der Treppe auf und ergreife die Hand, die mir gereicht wird. Nach einer Stunde und zehn Minuten gehe ich über die Matte in den Laufkanal, voller Vorfreude auf mein Frühstück auf dem Rad. Auch wenn es Laufkanal heißt, der Tag ist noch lang und so halte ich mich rechts und gehe ganz entspannt zur Wechselzone. Kurz vorher steht die Alex. Den Daumen hoch, "Alles locker, alles easy." und weiter zum Rad. ![]() Am Zaun steht Elke und spricht mir zu. Das hat mich sehr gefreut. Brille auf, Neo aus, Trikot an, Radhose an, meine Mettwurstbrote in die Trikottaschen, Radschuhe an, Startnummer um, Neo und Schwimmbrille in den dafür vorgesehenen Beutel packen und los ging's. Nach knapp sechs Minuten bin ich wieder raus aus der Wechselzone, nehme ein paar Schritte Anlauf und schwinge mich auf's Rad. ![]() Hach, endlich Frühstück. Ich liege auf dem Auflieger und fange an, die ersten Brote zu esse. Hmm, lecker. Jetzt noch einen Kaffee und es wäre perfekt. Nach gut zwei Kilometern steht die Alex am Rand und klatscht: Daumen hoch, "Alles easy, alles gut." Und weiter geht's über menschenleere Straßen Richtung City. Nach und nach überholen mich andere Radler, dann schließt Keith aus Florida auf und fragt, ob ich einen Kaffee wolle. Würde doch gut zu meinem Brot passen. Ich sehe, wir verstehen uns. Er hat aber leider auch nur Iso dabei, also wird das nichts mit gemeinsamen Frühstückskaffee. Mir ist fast ein bisschen kalt auf dem Rad, da ich in Anbetracht des anschließenden Laufes ja sehr konservativ unterwegs bin. Ich vertraue aber darauf, das es sich mit höher steigender Sonne irgendwann geben wird. Die Strecke ist klar gekennzeichnet und ich kann auf dem liegend die ganzen Helfer grüßen. Ehe ich es mich versehe, bin ich schon in der Stadt, fahre den Rhein entlang und bin kurz drauf auf der Abfahrt in den langen Tunnel am Dom. Ein spannender Wechsel vom strahlenden Sonneschein in das fahle, fleckige Kunstlicht des Tunnels. Da passiert es auf der Gegenspur: Kurz vor mir kommt ein Kollege zu Fall, schliddert an mir vorbei und bleibt liegen. Ein folgender Teilnehmer kommt gerade noch vorbei. Sekunden später gebe ich dem THW am Tunnelausgang Bescheid und hoffe, das Hilfe schnell genug vor Ort ist. An der Auffahrt zur Deutzer Brücke sind erste Zuschauer und feuern mich an. Dann das erstemal die Abfahrt zum südlichen Wendepunkt. Ich laufe auf den Radfahrer vor mir auf, der da etwas zögerlicher ist. Auf dem Rückweg zur Brücke zieht er wieder davon. Da hüpfen bei der Kante am Brückenanfang seine beiden Trinkflaschen aus dem Trinkflaschenhalter hinter dem Sattel und kullern mir vor's Rad. Ich entscheide mich, nichts zu tun und das ist genau richtig: ich verfehle die linke Flasche nur knapp. Sein 'Tschuldigung' hilft mir auch nicht wirklich weiter, soll er doch lieber einen vernünftigen Flaschenhalter benutzen. Die Hinter-dem-Sattel-Halter sind echt die Pest und mir ist in der Vorbereitung schon eine der Flaschen eines Vereinskollegen vor's Rad gefallen. Insgesamt liegen im Laufe des Tages mehr als eine Handvoll dieser Halter abgebrochen am Straßenrand. Bei der Wiedereinfahrt in den Tunnel sehe ich, das der gestürzte Kollege bereits von einem Sanitäter versorgt wird. Er hält sich das rechte Bein. Ist also offensichtlich noch einmal halbwegs glimpflich abgegangen. Ein Sturz bzw Defekt ist meine einzige Sorge an diesem Tag. Aber der ist viel zu schön, um länger einen Gedanken an diese Dinge zu verschwenden. Wenig später bin ich zurück am Fühli und passiere das erstemal in meinem Leben eine Verpflegungsstelle auf dem Rad. Das ist lustig und macht Spaß: Ansagen, abgreifen, einstecken, mehr ansagen und versuchen das auch noch zu erwischen. Die Freiwilligen an der Verpflegung machen einen Riesenjob, denn ich komme ja mit gut 30km/h an ihnen vorbeigeflogen. Ganz großes Kino. Danke. So liege ich dann wieder auf meinem Auflieger und fahre an einem Riegel knabbernd raus auf's platte Land. Da, wo vorgestern noch Sturm blies und es gestern noch ein bisschen windig war, war nun absolute Stille. Schönes radeln in der Morgensonne. Allerdings macht sich meine Blase bemerkbar. Also kurz angehalten und erleichtert. Insgesamt hätte ich ein paar Dixies an der Radstrecke prima gefunden. Die Vorstellung, mich bei auftretenden Verdauungsproblemen in einen Vorgarten hocken zu müssen, spricht mich nicht wirklich an. An einem Kreisel läuft Musik. Eine nette Abwechslung im eintönigen Treten. Andere Athleten überholen mich, ich überhole eher selten. Das Windschattenverbot ist überhaupt kein Problem, es ist mehr genügend Platz da, um fair zu fahren. .................................................. .................................................. ........... So, liebe Mitleser, nun geht's erstmal zur vorsorglich gebuchten Physio, dann zum Kaffee trinken, gefolgt von einer Runde Laufen und einer Vorstandssitzung vom Verein... :Lachen2: |
Laß uns nicht so lange warten auf den weiteren Bericht! Laufen kannste auch morgen noch. Du brauchst jetzt eh erstmal Regeneration :cool:
Übrigens hat mika es inzwischen tatsächlich geschafft ... nein, nicht die Extreme-Wertungen online zu stellen - das wäre zu viel verlangt ... aber den Nachnamen Neonheim durch den richtigen zu ersetzen :Cheese: |
Schön geschrieben bis hier.
Mein Neid ist dir sicher :-) :Cheese: |
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Toller Bericht, ich bin beeindruckt. Hast du ernsthaft Mettbrote dabei gehabt? Wie krass :Cheese:
Dann schreib mal weiter, ich will wissen, wie es dir weiter so ergangen ist! Ach ja, natürlich auch noch herzlichen Glückwunsch!! |
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Ach so, heute 2x15 Rad und 1:15h locker mit den Mädelz in der Abendsonne laufen. War das schön. Meinen Beinen geht es gut und ich habe immer noch keine Probleme. Die Physio heute nachmittag hat ein bisschen an Sehnen und Waden rumgearbeitet. Ich kann aber nicht sagen, ob's gewirkt hat, denn erstmal war's hinterher schlechter als vorher und jetzt ist wieder normal. |
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Ihr habt übrigens zu wenig Bananen gegessen. Ich habe eben 18 Stück vom Fühli mit nach Hause genommen :Cheese: |
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...DAS wäre halt die Frage...?!
Iss natürlich verdächtig, wenns dem Burschen so gut geht...:-(( |
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In Frankfurt bis Du danach ein Ironman,
in Roth bist Du danach ein Challenger. Bis Du jetzt ein Cologner? :Lachanfall: |
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Zwischenmeldung: Bjoern wird krank. Bin ja heute Nacht frierend aufgewacht und merke jetzt, wie die Erkältung einsetzt... :( *schniefhustaugenträn*
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Edith muss zwar arbeiten aber wir könen ja ne Männerrunde machen. |
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Als Alternative schlage ich vor: Weekender Neonhelm hat ja an Samstag und Sonntag gefinisht und die Veranstaltung nennt sich ja C.T.Weekend.... |
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Nach der Leistung hat er sich den 'Cologner' wirklich verdient. :Cheese: |
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Vorallem mit der auswahl seiner Farbkombi :Blumen: |
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Die MD am Sonntag war bestimmt der berühmte Tropfen auf mein Immunsystem, bei Dir sicher das gleiche :Nee: |
Also mit gehts prächtig!:Cheese:
Ich vermeide aber auch immer die Büffetfressorgien im Ziel... wie hieß nochmal die Grippe, vor der alle Angst haben...:Lachanfall: |
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Kölninfekt? :Cheese: |
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Da kann ich mich nur anschließen. :cool: Der Gaumenbrand und Muskelkater ist futsch. :Cheese: Jetzt denke ich bereits über den Kölnmarathon nach. Na Neo, keine Lust mitzulaufen. :Lachanfall: Wieso werdet Ihr jetzt aller krank :( Gute Besserung :Blumen: |
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http://www.schloss-dyck-lauf.de danke lutz!:Liebe: |
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Edith meint noch ich solle ein "allerseits gute Besserung :Blumen: " in die Runde werfen. |
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Aber nächstes Jahr vll. Zitat:
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Ich nicht. Dafür mache ich den ganzen Sch.... doch! Vor allem wenn es so leckere Sachen gibt wie am Samstag: Frikadellchen, Streukooche mit Kies, Streukoche mit Äppel..... |
The end....
So sitze ich also auf dem Rad und Kilometer um Kilometer vergeht. Die einzige Abwechslung ist die Verpflegung (ich hab bestimmt zugenommen, soviel wie ich gegessen habe), die Verpflegungsstelle am Fühli (die macht richtig Spaß) und an der mich Bekannte anfeuern und natürlich die Alex, die mich nach wie vor anfeuert und der ich immer noch ein "Alles easy, alles gut." zurufen kann. So bei Kilometer 120 hab ich irgendwie an alles gedacht, was ich so denken hatte und denk dann einfach nix mehr. Rechte Hand am Auflieger, linker Ellenbogen auf'm Pad und mit der Hand den Kopf abstützend, radle ich so mit konstanter Geschwindigkeit um den Kurs.
![]() Langdistanz auf so einer Strecke ist was für Autisten, hatte ich das schon gesagt? Ich freue mich zwischendurch sehr, als ich den Markus an der Verpflegung sehe, der extra aus Frankfurt gekommen ist. Auf der dritten Runde bin ich Mutterseelen allein auf weiter Flur, ein paar hundert Meter vor mir jemand, ein paar hundert Meter hinter mir jemand. Irgendwas fliegt mir in den Helm und ich nutze die Gelegenheit, kurz anzuhalten. Als ich wieder anfahre hängt über ein paar Kilometer ein Kollege am Hinterrad. Wenn er meint, mir ist's egal, ich verlier beim Laufen sowieso alles, was ich jetzt gewinnen könnte. Was mir dann allerdings irgendwann auf den Nerv geht, ist das Klackern seines Freilaufs, wenn er die Füße hochnimmt. Zum Glück kommen zwei kleine Wellchen, über die ich kurz drüberdrücke, da ist er weg. Den Rest der Zeit verbringe ich damit, mich von den Helfern an der Strecke zu verabschieden und mich zu bedanken. Die Blicke der nun entgegenkommenden schnellen MDler sind ob meiner Haltung ein bisschen irritiert, aber was soll's, ich bin eh schon deutlich schneller als mein Marschplan. Überhaupt die MDler. Ich bin ja das letzte Mal auf dem Weg in die Stadt, habe meine restliche Verpflegung über Bord geworfen und nur noch eine Flasche Cola genommen und fahre in Obenlenkerhaltung, damit ich mich ein bisschen lockern kann und Gelegenheit habe, die mir bekannten Gesichter rechtzeitig zu sehen und ihnen zuzurufen. Jesus, in Fünfer-Reihe kommen sie mir im Peloton in der Engstelle entgegen, voll mit sich selber beschäftigt. Pappnasen, das ist nicht wirklich witzig. Ich habe weder Lust, mich links in ihren Lenker zu verfangen, noch rechts im Geländer hängenzubleiben. Lautes Brüllen schafft dann aber den entscheidenden Raum. ![]() Nicht nur ich frage mich, ob ich auf den ersten drei Runden die Zieleinfahrt übersehen habe , denke mir aber dann, dass sie wohl nach den matten am Wendepunkt liegt. Und genau so ist es. Als ich die Deutzer Brücke hinuntergerollert komme, klatscht erst die allertollste Alex und ein paar Meter weiter in der Kurve stehen meine Eltern. Haben sie es doch geschafft. Ich find die ja immer so süß begeistert: "Jung, Jung, prima!" *wildaufgeregtklatsch*. Und tatsächlich steht hinter den Matten ein Helfer, der mich nach links in die Wechselzone winkt. Ein paar Meter weiter nimmt mir ein anderer freundlicher junger Mann mein Rad ab und brüllt meine Nummer weiter. Ich dreh die also nach vorne und gehe weiter zur Beutelausgabe: Mir wird mein Beutel in die Hand gedrückt und alles Gute gewünscht. Die Helfer machen heute wirklich einen großartigen Job. Ab ins Wechselzelt. Eigentlich sind es zwei: Ein Frauen- und Männer-Zelt. Das Lustige ist, sie sind vorne offen und die Männer dürfen auf dem Weg zu ihrem am Frauen-Zelt vorbeilaufen. Ich weiß nicht, was die Mädelz gedacht haben, abe der ein oder andere Mann war ob dieser Anordnung sicherlich begeistert... Auf die bereitstehende Bank gesetzt, die angebotenen Hilfe dankend abgelehnt, Radschuhe, Radhose und Helm aus, Laufschuhe an, restlichen Kram wieder in den Beutel, und ab auf die Laufstrecke. Hier herrscht ein bisschen Trubel, so wie es aussieht, alles Freunde und Verwandte der Athleten. ![]() Gaaaanz locker gehe ich auf die Laufstrecke und sehe schon nach ein paar hundert Metern die ersten bekannten Gesichter. Prima, dass auch sie es geschafft haben. Das freut mich besonders. Ich habe mein pinkfarbenes SSC Hochdahl Trikot für die erste Laufrunde erst mal angelassen, auch wenn es ein wenig am Hals scheuert. Mein Outfit sorgt für Begeisterung. Bei Frauen und Kindern. Die Männer scheinen da eher zwiegespalten zu sein. Wahrscheinlich halten sie mich für einen Kölner... :D Dann bin ich schon auf dem Rheindeich und laufe zwischen den Bäumen Richtung Süden. Die Alex rollert auf ihren Rad neben mir her und fragt, wie's mir geht. Was soll ich sagen? Nach wie vor "Alles locker, alles easy." Nach und nach tröpfeln immer mehr Läufer an mir vorbei, die ersten bekannten Mitläufer tauchen auf, fragen, wie's mir geht, ermutigen mich. An den Verpflegungsstellen entscheide ich mich für Cola, Salzbrezel, Wasser Mix. In ziemlich genau der Reihenfolge. Ich bin langsam genug , um im Laufen knabbern zu können. Nach und nach kommen dann mehr Athleten, dann kommt die MD und es wird richtig voll. Ich werde abgeklatscht, ermuntert, angefeuert und mache genau das Gleiche mit den anderen. Das macht Spaß. Die Stimmung an den Verpflegungsständen ist prima, auch hier ganz großen Dank an die Helfer. Die schnellen Leute fliegen förmlich an mir vorbei. Am hinteren Wendepunkt kommt es zu leichten Irritationen, weil der Wendepunkt der MD gleich an der Matte liegt und der der LD 20m dahinter. Da sind einige ganz schön sauer drüber. Aber die Mika Jungs organisieren irgendwo her eine Pappe und schreiben's drauf. Insgesamt ist's eine sehr nette Atmosphäre. Für den einzigen weiteren Verdruss sorgen Passanten, die nicht verstehen wollen, das sie irgendwie gerade mitten auf dem Weg ein bisschen fehl am Platze sind, egal ob zu Fuß, auf dem Rad oder Roller, mit dem Auto oder im 10m Wohnmobil. ![]() Mein Trikot hab ich der Alex in die Hand gedrückt, die Sonne scheint, auf den Rheinwiesen wird Fußball gespielt, ich trabe locker über den Kurs und bin dem lieben Gott einmal mehr dankbar, das ich morgens einfach so aufstehen kann und in der Lage bin eine Langdistanz zu machen. Dann stellen sich erste Verluste ein: Da wird gehumpelt, da wird gedehnt, da wird erbrochen, da wird aufgegeben. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, bei mir ist immer noch "Alles locker, alles easy." Mittlerweile sind auch meine anderen Vereinskollegen eingetroffen und feuern mich an. Klasse! Unterwegs höre ich meinen Spitznamen murmeln, rufen brüllen, höre, wie über mich geredet wird. Anscheinend beobachten mich mehr Leute, als ich denke. Ab dem zweiten Drittel der dritten Runde wollen die Salzbrezeln nicht mehr. Mir schwant Böses, aber es hilft nichts, alleine bei dem Gedanken, sie zu schlucken, wird mir mulmig. Also lutsche ich drauf rum und spucke sie anschließend wieder aus. Von nun an gibt's dann nur noch Wasser und Eistee. Pfirsich! Igitt, ich hasse Pfirsich-Eistee, aber es hilft ja nix. Das muss jetzt runter. Mittlerweile herrscht auf den weiter entfernten Laben akuter Becher-Notstand. Die Cleveren waschen die guten Gebrauchten aus und befüllen sie wieder, die anderen sind mit der Situation ein bisschen überfordert. Mal gucken, ob sie das Problem innerhalb der nächsten anderthalb Stunden gelöst bekommen. |
The end end
Die Fußballer sind längst nach Hause gegangen, die Abendsonne scheint, aus den Biergärten duftet es lecker nach Pommes. Angebotene Kölsch lehne ich mit dem Hinweis, ich sei Düsseldorfer, dankend ab. Ach so, deshalb sähe ich so fertig aus. Wär ich Kölner, wär das anders. Stimmt, dann würd ich mich nicht trauen, rosa zu tragen. So in dieser Art trippel ich vom Baum zu Baum, von Labe zu Labe. Seit Kilometer 28 ist das ganze ein bisschen zäh, auch wenn die Alex (und alle anderen natürlich) "Alles locker, alles easy." zu hören kriegen. Ich bemühe mich meine abgekämpft aussehenden Mitläufer aufzumuntern, meine Vereinskollegen spielen allerdings beim nebenher joggen und dem Spruch "Lauf doch mal ein bisschen schneller..."mit ihren Leben.
![]() So ab Kilometer 34 ist dann wirklich Pep-Talk angesagt. Ich hasse das, weil ich ja weiß, dass ich mich selber beschummle. Also einfach an die große weite Welt gedacht, an die Liebe und das Leben. Ich plaudere an den Laben mit den zusammenpackenden Helfern, bedanke mich, und muss tatsächlich das erste mal an diesem Tag ein bisschen kämpfen. Ich bin mehr oder weniger allein auf der Strecke, die Sonne geht auf der anderen Rheinseite langsam aber sicher unter und der wind wird langsam kühl. Kühl? Wieso wird mir kühl? In solchen Situationen fällt mir ja dann immer der Spruch meines Lieblings-Windschattengebers ein: "Wenn dir kühl wird, bist du zu langsam!" ![]() Also lasse ich bei ungefähr Kilometer 37 Laufen Laufen sein und verfalle in einnen zügigen Walking-Schritt. Und siehe da, ich bin nicht nur deutlich schneller, mir wird auch wieder warm. An der nächsten Labe greife ich mir zum Eistee einen Riegel und knabbere dran. Geht. Also knabbere ich weiter. Die Alex kommt, mittlerweile dick eingepackt. Die Gute. Seit heute morgen um sieben ist sie dabei. Ich gebe noch ein bisschen Gas, denn wenn ich mich nicht beeile, wird das nichts mit dem daylight finish. Dann stehen auch schon meine Kollegen da und halten das Vereinstrikot hoch. ![]() Die Begeisterung bei ihnen ist groß. Da wird gejohlt, angefeuert, mitgelaufen. Der Dom ist vom letzten Abendrot illuminiert, als ich mir das Trikot überstreife. Jetzt aber fix. Das Blitzlicht der Kamera zuckt, ich fange wieder an zu laufen. Das geht wieder richtig gut. Am letzten Wendepunkt steht meine Lauf-Alex, die mich gleich nach Hause bringen wird und strahlt mich an. Die kleine rampe hoch auf die promenade wird noch mal ein kleines Bisschen zäh, aber ich laufe weiter, zieh nach oben und lasse die Beine von dort locker locker laufen. Tut das gut. Das fühlt sich des erstemal an diesem Tag wie richtiges Laufen an. Der Teppich, der Bogen, schon liege ich den anderen in den Armen. Alle sind sie da. Haben auf mich gewartet, gebangt, gehofft. Ich bin soooo zufrieden. Dreizehneinhalb Stunden. Eine Stunde über dem Optimum, eine halbe Stunde über dem, was schön gewesen wäre, deutlich unter dem, was eigentlich bei meiner nicht vorhandenen Vorbereitung zu erwarten gewesen wäre. Auf die Frage wie's mir geht, kann ich nach wie vor nur sagen, "Alles easy, alles locker." Auch wenn mir das wahrscheinlich keiner glaubt. Aber mir fehlt tatsächlich nichts. Klar, die Beine sind angestrengt, aber sonst ist alles in Butter. Ich gehe mit Gurke, dem Radverantwortlichen der Veranstaltung, in die Wechselzone, löffle dort ein halbes Schüsselchen Gulaschsuppe und unterhalte mich dabei mit ihm und Melanie, der Orga-Chefin, ohne die das ganze Event gar nicht stattgefunden hätte. ![]() Dann wieder zurück zu meiner Truppe und erst mal Bier organisiert und nach mir kommende Läufer beklatscht. Auf der anderen Rheinseite erlischt langsam das Abendrot über dem Dom. Eine tolle Atmosphäre. Nach noch zwei Lagen Bier wird mir langsam ein bisschen kühl und ich verabschiede mich von meinem Support-Team und mache mich mit meiner Lauf-Alex auf den Heimweg. Beutel einsammeln, Rad einsammeln, auschecken. Ohne Probleme trage ich im parkhaus das Rad die Treppen runter, ganz im Gegensatz zum Mitstreiter vor mir der diese Aufgabe nur stark gehandicapped bewältigt. Eine halbe Stunde später stehe ich zuhause unter der heißen Dusche und lasse anschließend bei einer heißen Tasse Schokolade den Tag Revue passieren. Es lief alles optimal. Ich hatte zu jedem Zeitpunkt das positive Vertrauen, das ich es schaffen würde, solange mich nicht ein "irreparabler technischer Defekt" aus dem Rennen würfe. Eventuell hätte mich, wie ursprünglich geplant, eine etwas langsamere Radzeit laufend über die Strecke gebracht, aber es ist müßig, darüber zu spekulieren. Ich bin jetzt, auch drei Tage später, noch mehr als zufrieden: Ich bin Montag ein bisschen Rad gefahren und geschwommen, Dienstag ein Stündchen langsam gelaufen. Meinem Bewegungsapparat fehlt nichts. Allerdings habe ich mächtig Kalorien und Flüssigkeit nachschaufeln müssen und bin heute nacht aufgewacht, weil mir kalt war und merke jetzt, das ich mit den Symptomen einer Erkältung zu kämpfen habe. Die Anstrengung des Wochenende ist also doch nicht spurlos an meinem Immunsystem vorübergegangen. Vermutlich werde ich alt.... ;) Danke, Köln. Es war ein tolles Wochenende! ![]() |
The definite end
![]() Mein ganz besonderer Dank gilt an aller aller erster Stelle der Alex, ohne die mein Start Samstag gefährdet gewesen wäre und die mich den ganzen Sonntag über begleitet hat. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das gefreut hat. Mein Dank gilt ebenso den vielen, die mich vor, während und nach dem Wettkampf unterstützt haben. Ihr wart klasse! Ganz besonders Lutz und die beiden Claudias, die neben meinen Vereinskollegen bis zum Schluss da waren. Ebenso wie der Weihnachtsmann, der Samstag tolle Fotos gemacht hat. Ohne Gurke, samsam und Uwe Jeschke wäre das Ganze ebenfalls nicht möglich gewesen. Vielen Dank, das ich durch euch die Gelegenheit hatte, vielen Menschen Freude zu machen. Und zu aller letzt gilt mein Dank meiner Lieblings-Lauf-Alex, die für mich extra im Ziel da war und mich dann zum Abschluß eines fantastischen Wochenendes wohlbehalten wieder nach Hause gebracht hat. Auf Wiedersehen, Köln... ![]() |
Zitat:
ich habe auch alles mal probiert im ziel und die suppe war echt super lecker ... leider gab es nach dem ersten pott nur noch linsensuppe und das fand mein magen nciht lustig deshalb habe ich davon nur einen gegessen. ich bin auch gesund geblieben im letzten jahr hat es mich 2wochen dahingerafft nach der MD dieses jahr scheint alles glatt zu laufen und ich habe jetzt in 3 tagen normal gegessen und das rewe Haribo spezial ausgenutzt und seit montag stehen schon 6 tüten haribo auf meiner liste :-D gute besserund und haltet mal die füße still. euer körper braucht auch ein bisschen pause... :Nee: |
@neonhelm: Toller Bericht, tolle Fotos. Ganz großes Kino!!!
:) |
Sehr toller Bericht. ich habe förmlich mitfühlen können:Blumen:
Und jetzt ab zum Training für die Hawaii-Quali:Lachanfall: |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:57 Uhr. |
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