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Vollständige Version anzeigen : Sicherheit zurückgewinnen


Zettel
29.08.2016, 12:00
Hey,

Ich bin am Sonntag meinen ersten Ötztaler gefahren. In einer naja für mich einigermaßen akzeptablen Zeit. Allerdings hatte ich in den Abfahren höllische Angst und bin praktisch nur auf der Bremse gestanden.

- Ich hatte ziemlich genau vor einem Jahr einen heftigen Radsturz den ich eigentlich nur mit Glück ohne schwere Folgen überstanden habe.
- Ich hatte im März im Trainingslager auf Mallorca einen Sturz, als mir das Vorderrad in einer Serpentine beim Bergabfahren weggerutscht ist. Ein paar Schürfwunden halt, nix wildes.

Gestern hatte ich einfach nur Angst davor zu stürzen. Es war auch während des gesamten Rennens in meinem Kopf, so dass ich nie befreit fahren konnte wenn man es mal laufen lassen konnte. Ich war fast schon ein Verkehrshindernis.

Jetzt die Frage, wie bekomme ich die Angst aus meinem Kopf bzw. die Sicherheit auf dem Rad zurück?

tandem65
29.08.2016, 12:28
Gestern hatte ich einfach nur Angst nicht zu stürzen.

Na Du hast Sorgen.








Einfach mal in eine Kurve richtig schnell reinfahren und in der Kurve richtig heftig bremsen. Dann klappt das mit dem stürzen schon. :Cheese:

Zettel
29.08.2016, 12:33
Jetzt besser? :Lachen2:

tandem65
29.08.2016, 12:46
Jetzt besser? :Lachen2:

Ahh, jetzt bin isch Opel.
Isch habe verschdanden!:Lachen2: ;)

AndiQ2.0
29.08.2016, 13:15
Das dauert. Habe ich ebenso durch. Hab den Mumm beim Radfahren immer noch nicht zurück, obwohl es bei mir fast 1 1/2 Jahre her ist.

Irgendwie hat man das "Safety first" im Hinterkopf eingebrannt.
Das wird hoffentlich mit der Zeit nach und nach vergehen.

zappa
29.08.2016, 13:57
Jetzt die Frage, wie bekomme ich die Angst aus meinem Kopf bzw. die Sicherheit auf dem Rad zurück?

Das tut mir leid, dass Du gleich 2 Unfälle in so kurzer Zeit hattest!

Dass Du jetzt Angst hat ist ganz normal und ich würde nicht erwarten, dass sie von heute auf morgen wieder verschwindet. Eine solche Erwartung erzeugt auch nur noch zusätzlichen Stress.

Die Angst ist für den Moment aus meiner Sicht produktiv, bringt sie Dich doch zu großer Vorsicht, die bei rasanten Abfahrten durchaus angebracht ist.

Die "negative Referenzerfahrung" Deiner Stürze kannst Du im Prinzip "nur" durch viele kleine "positive Referenzerfahrungen" wieder aufweichen: Also stelle Dich Deiner Angst, fahre Rad, fahre die Abfahrten angemessen schnell bzw. vorsichtig und traue Dir, wenn es sich komfortabel anfühlt, immer ein bissl mehr zu.

Gut ist ggf. auch ein Radtraining mit einem Experten, mit dem Du das Abfahren (theoretisch und praktisch) trainieren kannst, das wird Dir auch Sicherheit geben.

Gleichzeitig hast Du bestimmt Erinnerungen an viele super schöne Abfahrten. Versuche Dich auch daran zu erinnern und wie wunderbar sich das angefühlt hat. Speichere die Bilder.

In jedem Fall setz Dich nicht unter Druck, das wird.

Dir viel Erfolg!

Harm
29.08.2016, 13:58
Bin gestern seit genau zwei Jahren mal wieder ein Rundstrecken Jedermannrennen mitgefahren (Criterium).
20 x 1,4km mit ziemlich eckigen Kurven (ich freu mich schon auf die Kommentare, aber ich glaube ihr wisst was ich meine!).

Mein Ziel war, bis zum Schluss in der ersten Gruppe zu bleiben. Entweder Du musst auf jeder Gerade richtig beissen, um wieder ranzukommen oder Du gehst einfach mit den Anderen durch die Kurven nach dem Motto "Augen zu und Durch"!

Ich bin eigentlich auch ein ziemlicher Angsthase was schnelle Kurven angeht, glaube aber solche Criterien helfen einem das zu üben.

Gestern ging es ganz gut!:Cheese:

Mein Tip: melde Dich bei Jedermanncriterien an!

AndiQ2.0
29.08.2016, 19:34
Mein Tip: melde Dich bei Jedermanncriterien an!

Das ist ja wirklich nur was für absolut Wahnsinnige. Da fahren ja alle wie die Geisteskranken, als gäbe es kein morgen mehr.

tandem65
29.08.2016, 22:23
:confused: als gäbe es kein morgen mehr.

Huch. :confused:
Es gibt ein morgen?:Lachen2:

slo-down
30.08.2016, 08:02
Dann machen wir hier einen Club der Angsthasen auf.
Alles was schneller als 60 km/h geht gar nicht.
Egal ob mit RR, TT oder MTB ich "kack" mir fast immer ins Trikot.

Bei mir wars ähnlich wie bei dir.
Erster sturz vor x Jahren auf meiner Hausstrecke.
Vor 2 Jahren hat mich ein Auto auf Mallorca vom Rad geholt (in der Senke vom Kloster Luc Richtung Pollenca - Gegenhang) und dieses Jahr ist mir das Rad bei der Abfahrt von Dei nach Port Soller weggerutscht.

Je langsamer ich fahre desto unsicherer werde ich und dann bremse ich noch mehr.
So zumindest fühlt es sich bei mir an.

Um Abhilfe wird gebeten.

Harm
30.08.2016, 08:14
:confused:

Huch. :confused:
Es gibt ein morgen?:Lachen2:

Dein Trikot ist auch bei 0°C noch so kurz, daß Du Dir auch vom Izoard bei 80 Sachen nicht reinmachen kannst. Daher bist Du aus dieser Diskussion raus. :Huhu:

Nee ohne Schmarrn, ich bin auch ein Angsthase (siehe z.B. oben angesprochene Fahrt vom Izoard bei Nässe). Bei den Rundstreckenrennen nervt es aber einfach so, wenn Du nach jeder Kurve wieder volle Kanne reintreten musst, um die Gruppe zu halten. :Huhu: Da ziehst Du irgendwann einfach mit dem Vordermann mit um die Ecke.
Versucht es einfach mal. Muss ja am Anfang nicht die Führungsgruppe sein!:Blumen:

tandem65
30.08.2016, 08:58
Dein Trikot ist auch bei 0°C noch so kurz, daß Du Dir auch vom Izoard bei 80 Sachen nicht reinmachen kannst. Daher bist Du aus dieser Diskussion raus. :Huhu:

Och Menno. :(

Jetzt halte mir doch bitte wenigstens zu gute, daß ich nicht versuche ernsthaft gute Ratschläge zu geben. :Lachen2:

Arne,

die lassen mich nicht mitspielen!

Trimone
30.08.2016, 15:54
Ich hatte in 2012 auch einen ziemlich schweren radunfall und konnte deswegen erst nach 10 Monaten wieder draußen fahren. Die ersten Male waren grauenhaft. Früher bin ich wie blöd die Abfahrten runter und jetzt.....

Es wird jedoch von Jahr zu Jahr besser und auf meinen hausstrecken packt es mich fast gar nicht mehr. Aber wenn ich unbekannte Strecken fahre ist es je nach Tagesform auch noch übel. Ich ärgere mich mega das ich die Angst nicht ganz aus dem Kopf bekomme.

(un)schuldig
31.08.2016, 01:47
Um Abhilfe wird gebeten.
Vor 2 Jahren hat mich ein Auto auf Mallorca vom Rad geholt (in der Senke vom Kloster Luc Richtung Pollenca - Gegenhang)

Was spricht gegen ein 20g Rücklicht am Rad+Helm?

Du könntest vor dieser Stelle ein Schild "Vorsicht Radrennfahrer" aufstellen, oder
einfach ein altes Trikot hin-hängen. Dann reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, dass dies an selber Stelle nochmal passiert.


und dieses Jahr ist mir das Rad bei der Abfahrt von Dei nach Port Soller weggerutscht.
als mir das Vorderrad in einer Serpentine beim Bergabfahren weggerutscht ist.
Fahre doch einen Reifen mit hoher Haftung+ Pannenschutz( und hohem Rollwiderstand).
Ist doch kein Problem. Die Angst bremst dich stärker als der Reifen es je könnte.
z.B. Michelin all Season

Suche eine Testkurve und vergleiche die Reifen.

Sicher ist man nie. Aber man kann alle Variablen zu seinen Gunsten ändern.

hanse987
31.08.2016, 23:06
So jetzt meinen Senf zu dem Thema.

Ich könnte mir 2 Übungen vor stellen um wieder Sicherheit zu bekommen.

1. Sehr kurvige Abfahrt aber nicht steil. Dies soll einfach Sicherheit in die Fahrtechnik bringen.
2. Steile Abfahrt aber ohne Kurve und weit voraus einsehbar. Hier soll man sich einfach an die Geschwindigkeit gewöhnen, aber ohne der Angst man könnte in der Kurve abfliegen.

Das wichtigste ist aber fahren, fahren, fahren.

mrtomo
31.08.2016, 23:26
Servus.
Mich hat es vor 4 Wochen am Wörthsee auf der nassen Strecke nach 10 km vom Rad gelassen.
Davor war ich sicher, aber bin Bergab die Kurven auch nie voll gefahren.
Ich habe dann auch nach Tipps gesucht:
Bei GCN auf YouTube habe ich in einer Ihrer Shows folgenden Tipp mitgenommen: Geh an deinen Haus und Hof Hügel mit ein, zwei Kurven. Fahre den Berg immer und immer wieder um ein Gefühl für diese speziellen Kurven zu bekommen. Dadurch soll man in dieser Abfahrt sehr gut werden und auch bei weitern Abfahrten mehr Sicherheit gewinnen.
Sonst haben Sie dort gesagt: Abfahrten, Abfahrten und Abfahrten.

Ich habe auch mit einem Freund, welcher mit einer C-Lizenz auf dem Rennrad unterwegs ist, gesprochen. Tipps die er mir gegeben hat:
- Druck auf den Fuß außen geben, wenn du in der Kurve liegst.
- Dort hinschauen, wo du hinfahren willst. Niemals dort hinsehen wo du stürzen oder landen könntest.
- Die Kurve wirklich ausfahren. Spät einlenken, bis zum Scheitelpunkt und dann nach außen tragen lassen.
Damit habe ich meine Kurven Sicherheit etwas wieder gewonnen.
Grüße
Tom

Zettel
01.09.2016, 14:39
Hey,

Ich danke Euch allen für die Antworten. :Blumen:

Das Problem sind ja nicht die hohen Geschwindigkeiten, wenn es gerade bergab geht kann ich es schon laufen lassen...

Ich werde gerade im Herbst und Winter viel Mountainbike fahren, viel technisch, Abfahrten im Wald. Denke das hilft vielleicht schon gut weiter.

Viele Grüße,
Zettelchen

Campeon
01.09.2016, 14:49
Ich werde gerade im Herbst und Winter viel Mountainbike fahren, viel technisch, Abfahrten im Wald. Denke das hilft vielleicht schon gut weiter.

Mit Sicherheit, alleine wenn es nass und glitschig ist, dann lernt man das steuern und ausbalancieren.
Sicherheit auf dem Rad kommt nur, wenn man viel auf dem Rad unterwegs ist, ganz einfach.:)

captain hook
01.09.2016, 14:53
Bin gestern seit genau zwei Jahren mal wieder ein Rundstrecken Jedermannrennen mitgefahren (Criterium).
20 x 1,4km mit ziemlich eckigen Kurven (ich freu mich schon auf die Kommentare, aber ich glaube ihr wisst was ich meine!).

Mein Ziel war, bis zum Schluss in der ersten Gruppe zu bleiben. Entweder Du musst auf jeder Gerade richtig beissen, um wieder ranzukommen oder Du gehst einfach mit den Anderen durch die Kurven nach dem Motto "Augen zu und Durch"!

Ich bin eigentlich auch ein ziemlicher Angsthase was schnelle Kurven angeht, glaube aber solche Criterien helfen einem das zu üben.

Gestern ging es ganz gut!:Cheese:

Mein Tip: melde Dich bei Jedermanncriterien an!

Kommt auf das Kriterium an. Mit 50kmh in einem Kriterium in eine Kurve abzubiegen durch die vor Dir ganz viele andere schon durchgefahren sind, denen Du eigentlich nur folgen musst ist was ganz anderes als wenn Du bergab mit 70kmh plus x alleine auf eine Serpentinenkurve zufährst.

Ich würde übrigens auch deshalb kein Jedermannkriterium dafür heranziehen, weil dort genug Leute unterwegs sind, die das selbst nicht können.

Zappa hat absolut recht. Da hilft nur mit jemandem, dem man vertraut (und der das absolut beherrscht) in aller Ruhe zusammen dort lang zu fahren. Eine Kurve nach der Anderen. Solange bis man selbst merkt, dass es kein Hexenwerk ist. Radfahren ist halt doof bei sowas, weil man beim Austesten des Grenzbereiches von oben halt keine Schutzzone hat. Deshalb hilft nur langsames Rantasten von unten. Ich kenne einen Fall, wo die "Therapie" fast 10 Jahre gedauert hat. Besonders auch, weil jeder Ansatz bewusst zu üben zur Blockade im Kopf geführt hat. Also lass den selbigen nicht hängen. Ständigen Ausführen bringt die Routine zurück und damit auch die nötige Sicherheit. Sehgewohnheiten, Bremspunkte etc lassen sich halt nur durch ständige Praxis einschleifen. Besonders wenn man sich selbst misstraut.

captain hook
01.09.2016, 14:55
Hey,

Ich danke Euch allen für die Antworten. :Blumen:

Das Problem sind ja nicht die hohen Geschwindigkeiten, wenn es gerade bergab geht kann ich es schon laufen lassen...

Ich werde gerade im Herbst und Winter viel Mountainbike fahren, viel technisch, Abfahrten im Wald. Denke das hilft vielleicht schon gut weiter.

Viele Grüße,
Zettelchen

Das Problem bei langsamen MTB Abfahrten ist halt, dass sie langsam sind und man halt kein Gefühl dafür bekommt, wie man mit hoher Geschwindigkeit auf eine Kurve zurast, wie sich das anfühlt und wann man dann was zu mache hat. Aber vielleicht hilft es den Kopf auszuschalten. Damit hast Du schon 50% gewonnen.

noam
01.09.2016, 15:12
Das Problem bei langsamen MTB Abfahrten ist halt, dass sie langsam sind und man halt kein Gefühl dafür bekommt, wie man mit hoher Geschwindigkeit auf eine Kurve zurast, wie sich das anfühlt und wann man dann was zu mache hat. Aber vielleicht hilft es den Kopf auszuschalten. Damit hast Du schon 50% gewonnen.

Zumal auf dem MTB ganz andere Faktoren wichtig sind als auf dem RR. Also mich hats im Bikepark immer öfter auf die Schnauze gelegt, wenn ich vorher viel RR gefahren bin und entsprechend analog versucht habe mit dem DH Bock mich in Kurven zu legen anstatt das Bike zu drücken.

Hast du ein Motorrad? Melde dich für ein Kurvenfahrtraining an. Das bringt unglaublich viel Sicherheit.

Zettel
01.09.2016, 15:22
Naja, trotz der niedrigen Geschwindigkeit beim Mountainbike, ist es gut für meine Technik auf dem Rad, denn die ist bei mir echt unterdurchschnittlich ausgeprägt.

Wenn das Rad einigermaßen beherrscht wird, ist der Kopf auch zufriedener. :)

Hast du ein Motorrad?

Nein,

captain hook
01.09.2016, 15:29
Naja, trotz der niedrigen Geschwindigkeit beim Mountainbike, ist es gut für meine Technik auf dem Rad, denn die ist bei mir echt unterdurchschnittlich ausgeprägt.

Wenn das Rad einigermaßen beherrscht wird, ist der Kopf auch zufriedener. :)



Nein,

Gut ist, was Dir gut tut. Ob das rational ist spielt keine Rolle. Wäre es rational würdest Du ja einfach so schnell rumfahren wie die anderen um dich herum.

Trimone
01.09.2016, 19:20
Die ersten Wochen wo ich wieder fahren konnte, konnte ich nicht in Gruppen fahren. Am besten war zu zweit. Alleine war auch doof weil ich dann die ganze Zeit drüber nachgedacht habe. Zu zweit war ich abgelenkt.

Man muss sich Zeit geben. Es wird immer besser ....

papa2jaja
03.09.2016, 04:53
Ich denke, man muss sich klar machen, dass man, wenn man mit dem Fahrrad schnell und wettbewerbsmäßig fährt, immer wieder stürzen kann, trotz aller Vorsicht. Und dass dabei heftige Verletzungen auftreten können, schlimmer als das, was dem Threadstarter passiert ist.

Meine Reaktion auf diese Erkenntnis bestand darin, mir gute Schutzausrüstung zuzulegen - Knieschützer, Helm mit Kinn- und Wangenschutz, eine Protektorweste, die Schultern, Ellenbogen, Brustraum, Unterarme, Oberarme und Rücken mit Hartschaltenprotektoren schützt, sowie eine Unterhose mit schlagzäher Polsterung an Hüfte und Oberschenkelaußenseite, und robuste Schuhe.

Das ist zwar nicht wettbewerbstauglich, aber dafür hält es einen auch warm und man kann den Winter durchtrainieren ;) und bei den Protektorwesten gibt es durchaus welche mit recht guter Luftzirkulation. Ich hatte ein IXS Battlejacket, das wird leider nicht mehr hergestellt.

Im Wettbewerb lässt man es dann halt weg. Aber wenigstens hat man im Training guten Schutz.

LidlRacer
03.09.2016, 08:28
Hilft wahrscheinlich nicht direkt, passt aber zum Thema:
How Gwen Jorgensen Overcame Her Fear on the Bike (http://www.redbull.com/us/en/stories/1331813453766/triathlete-gwen-jorgensen-descending)