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Vollständige Version anzeigen : Luftdruck: mehr = schneller?


dude
10.06.2008, 10:43
On Rolling Resistances of Wide Tires

"Wide tires do not roll slower at lower pressures. In fact, testing indicated that a wide tire at lower pressures rolls faster than a narrow tire at high pressures, if all other factors remain the same. Even narrow tires can be ridden at comfortable pressures with only very small concessions to performance.

Perhaps the most important result of the test is that tire pressure does not significantly affect rolling resistance. Wide tires in particular do not need high pressures to roll fast. But because many current wide tires are designed to handle high pressure, they have strong casings that lack suppleness. This results in higher rolling resistance than necessary."


- Road Bike Rider Newsletter (2006), based on Vol 5 No. 1 issue from Bicycle Quarterly http://www.bicyclequarterly.com. The test included nine 700C tires, seven 650B tires and two tubulars. The protocol and results were reviewed by industry experts.

Mafalda_Pallula
10.06.2008, 11:17
Okay. Aber sind Reifen mit niedrigerem Luftdruck nicht pannenanfälliger?

FuXX
10.06.2008, 11:22
Kann man alles nicht generalisieren. Haengt von Reifenmischung, Breite, vermutlich auch Durchmesser (26" oder 28"), Strassenbelag ab. Die Tufos zum Beispiel rollen mit 14 bar deutlich besser als mit 8 - fahren sich aber dann auch nich so dolle. (eignen sich IMHO nur als Ersatzreifen) 12 oder 14 bar sind aber in der Tat meist keine schlaue Wahl.

Wenn ich schon sowas lese: "Perhaps the most important result of the test is that tire pressure does not significantly affect rolling resistance."

Der Autor sollte mal sein naechstes Rennen mit 2 bar machen ;)

FuXX

Tieflieger
10.06.2008, 11:32
Interessante Frage.
Ich hab dieses Frühjahr im Training bisher aus Komfortgründen 25'er Regenreifen (Conti 4 Season) drauf und wollte im Wettkampf dann wieder auf die dünneren GP4000 wechseln.
Der Komfort und die Pannensicherheit sind nicht zu verachten, besonders auf kleineren Strassen mit mehr Splitt am Rand und so. Und bei einigen Duschen war ich auch dankbar für die Traktion. Ich fahre die mit 8 bar bei ca. 20 Grad.
Vielleicht doch dicke Dinger im WK???

Meik
10.06.2008, 11:40
http://www.velowerk.ch/leichter_velofahren.htm

Nix neues. Breite Reifen rollen leichter und je schlechter der Untergrund desto weniger Luftdruck ist optimal für den Rollwiderstand. 26"er haben prinzipiell einen kleinen Nachteil beim Rollwiderstand, dafür einen Vorteil beim Luftwiderstand. Bei hohem Tempo wird der zunehmend relevant, insbesondere beim Vorderrad. Das Hinterrad im Windschatten des Sitzrohrs ist da deutlich weniger relevant.

Hauptursache für den Rollwiderstand sind die "Knicke" jeweils an der Stelle wo die Aufstandsfläche anfängt und aufhört. Je kleiner der Winkel desto weniger muss das Reifenmaterial gebogen werden. Und die Biegung kostet kraft. Ein breiterer Reifen hat eine breitere aber dafür kürzere Aufstandsfläche, damit wird dieser Biegewinkel kleiner. Das gleiche bei grösserem Durchmesser oder mehr Luftdruck. Nachteil haben hier Reifen die für hohen Luftdruck gebaut wurden und mit wenig gefahren werden. Um dem hohen Druck stand zu halten ist eine stabile Karkasse notwendig, um diese zu biegen ist jedoch auch eine höhere Kraft erforderlich.

Letzterer wird dann ein Problem wenn die Strasse nicht mehr 100% glatt ist. Dann hoppelt der Reifen selbst über kleinste Unebenheiten was wiederum bremst. Mit weniger Luftdruck schluckt der Reifen diese kleinen Unebenheiten und rollt darüber statt darüber zu springen. Vorstellen kann man sich das wie minimales bergauf-bergabrollen. Bergauf bremst, bergab kriegt man den Schwung zurück. Springt der Reifen durch zu hohen Luftdruck bremst bergauf und das bergab wird durch den Sprung "vernichtet".

So etwa die Erklärung mit möglichst wenig Fachchinesisch.

Bei meinen Reifen merke ich ab ca. 6bar und weniger bereits subjektiv dass sie schlechter rollen als mit 8 - auf gutem Asphalt.

Generell pannenanfälliger wird der Reifen nicht, was steigt ist das Risiko eines Durchschlags. Betrifft aber hauptsächlich Drahtreifen, ein Schlauchreifen ist hier unempfindlicher.

Gruß Meik

sybenwurz
10.06.2008, 11:45
In dem Thema liegt ja ziemlich viel begraben.
Aufstandsfläche, Walken, Pannensicherheit bzw. daraus resultierend eventueller Zeitverlust, Rollwiderstand, Komfort,...
Warst nicht eh du es, der die Sache mit dem "Totpumpen" schonmal angesprochen hatte?

Ich denke, die Wahrheit liegt für Rennradgebrauch irgendwo in der Mitte: es wird keinen Sinn haben, 28mm-Reifen mit 5 bar im Rennen spazieren zu fahren und ne signifikante, jedoch ausbleibende Rollwiderstandsverminderung zu erwarten. Und Gewichtsaspekte spielen ja auch noch ne klitzekleine Rolle...
Anders siehts wohl im Offroadbereich aus und da wird wirklich nicht erst seit kurzem sehr viel Gewicht auf die richtige Reifenwahl gelegt.
Nachgemessen sieht es da zuerst mal so aus, dass ein 54er-Reifen mit wenig Druck leichter läuft als ein 50er mit höherem Druck.
Letztlich spielen im Gelände aber auch andere Kriterien ne Rolle, wie zB der Grip und die Möglichkeit des Reifens, sich im Boden "festzukrallen". Dies wird sehr ausgiebig durch den Reifendruck gesteuert, da im Aufstandspunkt die Stollen "zugehen" und so wirklich diese Krallenfunktion haben. Je höher der Druck, desto geringer dieser Effekt, daher ist eine Absenkung des Luftdruckes gerade auf weichem Boden sinnvoll, wo aber der Rollwiderstand wiederum ne kleine Rolle spielt, da man im Gatsch eh um jeden Millimeter kämpfen muss.
Auf sehr weichem Boden nimmt man dann nämlich schon wieder schmale Reifen, weil diese leichter "auf festen Grund sinken" und greifen, anstatt wie breite "obendrüberzuschwimmen", ohne wirklichen Grip aufzubauen.
Glücklicherweise sind wir am Bike noch nicht an dem Punkt angelangt, wo die Reifenbreite in der Lage ist, unerwünschte Fahrwerksreaktionen wie Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage zu provozieren oder Pendeln oder Lenkerflattern erzeugt, wenn die Karkasse nicht passend zum Fahrzeug aufgebaut ist oder das Profil dies begünstigt...

Letztlich denke ich, dass das Thema zu komplex ist, um es in wenigen Sätzen mit nem umfassend richtigen Ergebnis zu versehen.

dude
10.06.2008, 11:47
Nix neues.

Allerdings nicht. Mir stehen nur immer wieder mal die Resthaare zu Berge, wenn ich hier so manche Beitraege lese.

Gute Zusammenfassung von Dir, :Danke:

friedrichvontelramund
10.06.2008, 11:51
Das heißt, ich fahre meinen Tufo dann mit wieviel Bar um einen geringstmöglichen Rollwiderstand zu erzeugen?

Tieflieger
10.06.2008, 11:53
Allerdings nicht. Mir stehen nur immer wieder mal die Resthaare zu Berge, wenn ich hier so manche Beitraege lese.


Sorry falls ich zu doof für die Expertendiskussion bin:Holzhammer: .
Ich dachte halt bisher ganz einfach, dass eher schmale Reifen mit eher höhen Drücken die "schnellere" Variante sind (ich rede hier nur von Strasse).

sybenwurz
10.06.2008, 11:55
Das heißt, ich fahre meinen Tufo dann mit wieviel Bar um einen geringstmöglichen Rollwiderstand zu erzeugen?
Das wüsste ich auch gerne, weiss aber nur, dasses nicht der erlaubte Maximaldruck ist...:Cheese:
Ich blase immer so 12-13bar rein, bilde mir aber dennoch ein, jedes Sandkorn "zu überspringen", vom Idealwert also noch entfernt zu sein...:Gruebeln:

Raimund
10.06.2008, 11:58
wenn man nicht weiß, was richtig ist - einem aber die geringe breite des spektrums (fuxx: im handelsüblichen bereich!) klar ist, sollte die mitte immer eine durchaus günstige wahl darstellen......!!!:Cheese:

dude
10.06.2008, 12:00
Ich dachte halt bisher ganz einfach, dass eher schmale Reifen mit eher höhen Drücken die "schnellere" Variante sind (ich rede hier nur von Strasse).

Tendenziell ja, aber es hat halt alles Grenzen.
Auf einer durchschnittlichen Strasse sind bei einem gaengigen 23er 8bar mE ein sinnvolles Limit. Darueberhinaus ist der Reifen "tot" und hoppelt durch die Gegend.
Profis fahren in langen Strassenrennen teilweise vorne 6,5 und hinten 7. Minimaler Rollwiderstand ist nur eine Funktion, die ein Reifen zu erfuellen hat.

friedrichvontelramund
10.06.2008, 12:06
Müsste ich mal ausprobieren...Tufo mit 8bar auf den HED3...evtl. vertragen mein Plomben die Schläge ja dann besser ;)
Hat jemand Erfahrung mit dieser Kombination?

Raimund
10.06.2008, 12:08
also ich kann nicht mehr treten, wenn ich mit 10 bar über jeden hubbel springe. ich denke das macht dann auch was aus...

Meik
10.06.2008, 12:18
Ich dachte halt bisher ganz einfach, dass eher schmale Reifen mit eher höhen Drücken die "schnellere" Variante sind (ich rede hier nur von Strasse).

Sind sie auch sofern es um guten und glatten Asphalt geht. Auf schlechteren Strassen kann ein breiterer Reifen mit weniger Druck aber die bessere Variante sein.

Den Tufo fahr ich mit 11-12bar auf meiner Trispoke vorne. Fährt sich dann noch ganz angenehm. Weniger bremst, mehr hoppelt nur noch. Rein subjektiv - also eine absolut präzise Messung :Cheese:

Hinten fand ich den Tufo ne Katastrophe. Da ist deutlich mehr Gewicht drauf und mit hartem Carbonsattel war das richtig unangenehm. Jedes Sandkorn geht ins Kreuz. Vorne ist die Trispoke oder Gabel wohl so weich dass die einiges wegfedert. Bin daher auf den Pro2Race 23mm und 8bar umgestiegen. Rollt subjektiv ähnlich gut - aber um Welten komfortabler. Wobei ich eh noch den lästigen Mix vorne Schlauch- hinten Drahtreifen hab.

Vorne kommt auch nochmal was anderes drauf. Nur ist die Auswahl in 26" äusserst bescheiden. :(

Gruß Meik

friedrichvontelramund
10.06.2008, 12:39
Hinten fand ich den Tufo ne Katastrophe. Da ist deutlich mehr Gewicht drauf und mit hartem Carbonsattel war das richtig unangenehm. Jedes Sandkorn geht ins Kreuz. Vorne ist die Trispoke oder Gabel wohl so weich dass die einiges wegfedert.

Ganz interessant, wie so die Empfindungen sind...ich finds vorne deutlich unangenehmer. Kann aber auch daran liegen, dass ich die HED3 als sehr "dämpfungsresistent" empfinde. Da ich nen Bontrager Sattel mit einer sehr weichen Nase fahre find ich es hinten eigentlich gar nicht schlimm....

Meik
10.06.2008, 12:51
Das ist aber auch der Punkt: Der Reifen ist EINE Komponente von vielen. Dank Carbonsattel ohne nennenswerte Polsterung und Scheibenrad das auch so gut wie nicht federt ist in Punkto Komfort der hintere Reifen weitaus relevanter als bei einem gut gepolstertem Sattel.

Meine Trispoke (Mavic 3G) federt im Vergleich zu meinen Citecs deutlich spürbar weicher. Dazu federn die Pads bei Vision auch noch etwas die Unebenheiten weg.

Dazu kommt noch das Gewicht. Ein 50kg Persönchen kann sicherlich schmalere Reifen und weniger Druck fahren als ein 90kg Kraftprotz.

Gruß Meik

Ausdauerjunkie
10.06.2008, 13:02
Naja, je mehr Luftdruck, desto weniger Komfort/Gefühl für die Straße! Sonst sehe ich keine Vorteile, d.h. bei mir (82kg!) bei Drahtreifen max. 8 bar, bei Schlauchreifen, max. 10 bar.
Mehr nur für den, der darauf steht keinerlei komfort zu haben!
Weniger für den/die der weniger wiegt!

Hardy
10.06.2008, 13:52
Wie wäre es mit einer kleinen Versuchsreihe für Leute die Zeit haben. Geeignetes Wetter abwarten (am besten Windstille) auf einen Hügel gehen und sich ohne zu bremsen immer in gleicher Fahrer-Position runterrollen lassen.
Die Versuchsreihe mit verschiedenen Luftdruck im Reifen wiederholen.
Weiter Rollen = geringester Rollwiderstand :Gruebeln:

Wer mag kann das noch auf verschiedenen Hügeln mit eventl. unterschiedlichen Asphaltbelag variieren bzw. verifizieren :Maso: .

P.S. Ich fahre meine Drahtreifen mit knapp 8,5bar bei 96kg.

trifi70
10.06.2008, 14:46
Dass der breitere Reifen besser rollt ist tatsächlich nix Neues.

An dem "Totpumpen" und "Hoppeln" und folglich höherem Rollwiderstand ist was dran. Beobachte ich selbst beim Fahren, bei Drahtreifen stärker als bei SR.

Nicht umsonst sind die Werte aufm Prüfstand (glatte Walze) anders als in Praxis auf der Bahn.

Btw., ist die Messung des Rollwiderstands auf der Bahn nicht eh etwas ungenau, steigt doch durch die Zentrifugalkraft der Druck des Fahrers auf den Reifen an und der Rollwiderstand nimmt damit in den Kurven deutlich zu? :Gruebeln:

Meik
10.06.2008, 15:26
Hmm, glaub die günstigste Methode ist die des MTB-Testberichtes. Langsam bergauf mit einem Leistungsmesssystem. Luftwiderstand unerheblich und die Steigung lässt sich leicht herausrechnen. Bergab ist der Rollwiderstand im Vergleich so klein dass eine minimal andere Sitzposition wohl schon mehr ausmacht.

Wär aber mal eine interessante Versuchsreihe.

Bahn und Prüfstand (Asphalt, keine glatte Walze) sind gegen normale Strassen unrealistisch glatt. Keine Teerflicken, Schlaglöcher etc.. Das mit der Fliehkraft ist auf der Bahn durchaus relevant, dürfte sich aber herausrechnen lassen.

Gruß Meik

Hardy
10.06.2008, 15:53
Hmm, glaub die günstigste Methode ist die des MTB-Testberichtes. Langsam bergauf mit einem Leistungsmesssystem. Luftwiderstand unerheblich und die Steigung lässt sich leicht herausrechnen. Bergab ist der Rollwiderstand im Vergleich so klein dass eine minimal andere Sitzposition wohl schon mehr ausmacht.

Da wäre dann noch die Genauigkeit des Leistungsmesssystems zu beachten. Ausserdem erhöht bergauf den Druck auf den Hinterreifen und entlastet den Vorderreifen.

Wie mans macht, ist's verkehrt :Traurig: