Vollständige Version anzeigen : Erfahrung mit Übertraining
Guten Morgen,
ich wollte gerne mal anfragen ob hier jemand Erfahrung mit Übertrainingssyndrom hat.
Ich meine nicht die Situation wo man mal zu viel trainiert hat und sich dann eine Weile schlapp fühlt sondern monatelange Überlastung bis gar nichts mehr geht.
Nach monatelanger Odyssee durch alle Ärztekammern (Hausarzt, Orthopäde, Sportmedizin, Neurologe, Internist) habe ich jetzt die Diagnose „Chronisches Übertrainingssyndrom mit psychosomatischen Komponenten“ bekommen.
Angefangen hat alles vor über einem Jahr mit Muskelschmerzen bei langen lockeren Läufen im Rahmen einer Marathonvorbereitung.
Danach kamen irgendwann leichte Knieschmerzen erst beim Laufen irgendwann auch beim Radfahren und ein schleichender Leistungsverlust.
Ich habe dann Laufen und Radfahren reduziert und mehr ins Schwimmtraining investiert mit deutlicher Verbesserung meiner Schwimmzeiten.
Seit ein paar Wochen geht nun gar nichts mehr mit diffusen Schmerzen und Erschöpfung, niedrige HRV und hohes Stresslevel obwohl ich seit 4 Wochen kein Sport mache.
Diverse MRTs, sportmedizinische Untersuchungen, Blutbilder, kardiologische und internistische Untersuchungen unauffällig.
Meiner Frage wäre, ob von euch schon jemand so eine Situation erlebt hat und welche Maßnahmen ihr ergriffen habt.
Danke
interessantes und schwieriges Thema.....
Die Balance zwischen "ich bin kaputt" und "ICH BIN RICHTIG KAPUTT" ist oft schleichend (persönliche Meinung)...
Ich könnte mir vorstellen, dass "abschalten und weg vom Alltag" etwas helfen könnte, aber final nicht heilend sein wird.
Ein Bekannter von mir hatte ähnliche gesundh. Sorgen. (ihm war damals schon das Ausräumen der Spühlm zu viel).
Evtl. sogar mentale Hilfe als Unterstützung holen?
Gibt es keinen Vorschlag von dem Diagnostiker?
Kampfzwerg
24.07.2025, 09:20
Hmmmm, das Thema ist ein schwieriges und auch relativ komplex.
Ein paar Punkte, die gerne mal hinten runterfallen.
- Ernährung. Wie sieht es auf dem Punkt aus?
- Schlaf. Nicht nur die Quantität, sondern auch Qualität?
- moderate Bewegung. Also 30 min im Wald spazieren gehen, anstatt Intervalle klopfen.
Und sonst viel Zeit und viel Geduld und ggf, wie schon geschrieben eine neutrale Person, die einen Blick von außen drauf werfen kann.
Danke für das Feedback.
Ernährung:
Seit 5 Wochen kein Alkohol und kein Koffein.
Fokus verstärkt auf basische Ernährung
Schlaf:
Wird täglich getrackt und ist außer der niedrigen HRV und leicht erhöhtem Stresslevel gut
Aktuell sind Spaziergänge, Yoga und leichtes Faszientraining die einzigen körperlichen Belastungen
Koffeinentzug kann auch ein paar Wochen runterziehen. Meine Ärzte stehen derzeit auf dem Standpunkt man solle ruhig gemäßigt Kaffee trinken (jetzt keine 3 Kannen am Tag), aber wenn dann regelmäßig - sowohl Menge wie ungefähre Trinkzeiten.
Ansonsten wenn du eh schon bei Ärzten bist: Beantrage eine Rhea/Kur! Einfach mal 3-4 Wochen ganz raus aus dem Alltag, komplett Abstand gewinnen, moderate Bewegungen unter ärztlicher Aufsicht, ...
Wenn sich sowas über längere Zeit aufbaut braucht das auch längere Zeit bis man - vor allem auch psychisch - wieder runterkommt. Und mal nüchtern überlegen was man für negative Einflüsse im Leben hat die einen belasten und ob man hier und da was ändern kann. Ist ja oft eine Kombi aus Stess im Job, privat läuft es nicht rund und dann noch ambitioniert Sport, im Sport läuft es dann auch nicht rund, also noch unzufriedener ... ein Teufelskreis ;)
Niedrige HRV kann auch andere Ursachen haben, mal mit Kardiologem gesprochen? Ich hatte vor ein paar Jahren eine Herzmuskelentzündung, seit dem ist die ob gut erholt oder gestresst ziemlich konstant niedrig im Gegensatz zu davor. Ist aber wohl durchaus nicht unnormal.
Kardiologisch ist eigentlich alles abgeklärt.
Stress im Job hatte ich noch nie ;)
Und außer dem Stress den eine 5-jährige halt so produziert sehe ich auch privat keine Faktoren.
Meine Vermutung ist eher, dass mir die tägliche Dosis Sport als Stressausgleich aktuell fehlt.
Darum darf sich dann demnächst ein Psychologe kümmern.
Für mich ist es halt echt krass, dass man innerhalb von 1,5 Jahren von topfit auf Total am Arsch kommen kann :Nee:
Ich kann dir zwar nicht direkt zu Übertraining helfen, aber aus eigener Erfahrung zu ähnlichen Symptomen. Hatte vergleichbares mal nach einem Marathon bzw. einer Marathonvorbereitung.
Bin nach dem Marathon nicht in die Spur gekommen und könnte nicht mal gewohnte DL Pace +1min Laufen ohne komplett im Eimer zu sein. Auch alle Ärtze durch und nichts gefunden.
Geholfen hat bei mir ein halbes Jahr Trainingspause. Ich sage Bewusst Training. Bewegung und leichter Sport wäre gegangen, aber ich hatte dann auch erstmal länger keinen Bock dazu.
Was noch dazu kommt, wenn man richtig viel trainiert und das dann komplett wegfällt, ist, dass die Müdigkeit erst so richtig rauskommt und man sich doppelt schlecht fühlt. Das akkumuliert sich dann quasi.
Ich kann dir leider nicht helfen. Das einzige das bei mir geholfen hat war Monate komplett rausnehmen, bis zumindest der normale Alltag wieder Spaß gemacht hat und dann ganz behutsam wieder starten.
In jeden Fall gute Besserung. :Blumen:
Trimichi
24.07.2025, 10:14
mein Senf: keine Diagnose von wegen Syndrom, aber gefühlt ohne Schmerzen dito.
Keinen Bock mehr, also das triffts wohl auch das was Anne Haug schrieb die mentale Ebene, und dann auch physisch, so von wegen, man macht Pause, fängt dann wieder an mit dem Training, dann dauert die Regeneration länger, wegen muskulärer Beschwerden. mein Tipp: echtes Sabbatical, d.h. auch a) andere Hobbies entwickeln, die nichts mit Sport zu tun haben und sich den Spaß usw. dort holen. und b) nicht wieder fokussiert trainieren, also extrinistisch motiviert (muss), sondern nur wenns wirklich Spaß macht (wollen). Nach circa 10 Monaten im Sabbatical kommt langsam wieder die Motivation, auch mal wieder ein Ziel zu verfolgen, einen Wettkampf zu bestreiten. Nur stresse ich mich damit auch nicht, denn ich brauche sicher nochmalig 5-6 Monate um in den Markozyklus einzusetzen mit Fokus WK. Also der Erfahrungswert wäre den ganzen Kram (Räder, Laufschuhe, Neo usw.) einfach mal wegzustellen. Und sich auch nicht mit dem ganzen finanziellen Aufwendungen zu befassen. Dann habe ich eben ein uraltes TT, und ein preiswertes RR. Hinzu kommt die Bubble, diese Leute nerven mich inzwischen, von wegen dieses ganze Gedöns. Insbesondere die Gelichmacherei. Lisa ist Triathletin, sie trainiert für eine KD, und ihr Mann Max ist ja der Experte, er hat schon eine MD gemacht. Von solchen muss man sich dann erklären lassen wie es geht usw. inkl. der "Modenschau", ich nenns mal so. Deswegen denke ich, dass man auch das Umfeld wechseln muss, mit anderen Hobbies. Und eben just for fun trainiert ohne sich zu vergleichen in einem Ranking und mit Markenprodukten, so dass die Trigger wegfallen. Und das ist denke ich das Wichtigste.
Ist in meinem Ex-Verein auch unter "Triathlon-Burnout" bekannt.
LG
P.S. / off-topic:
was am Allermeisten nervt sind diese eBiker, die ja auch denken, dazuzugehören zu den Ausdauersportlern und sich vergleichen. Neulich fragt mich ein 72jähriger Opi wieviel ich mit meinem MTB heute schon geradelt bin. Er hat 60km mit seinem eBike geschafft, ich nur 50km. Da ist er dann der Bessere. Kann man nur gratulieren zu dessen sportlicher Fitness was ich auch gemacht habe. Naja, ist viel Spaß kaputtgegangen mit den eBikern. Deswegen hatte ich einen ehem. Top-Sportmanger angeschrieben schon letzte Woche im Spaß, er möge doch eine eBike WM organisieren. Ist eben so. Der Bergsteiger und der Tourist mit Mammot-Klamotten usw., der mit der Gondel auf den Berg oben ist, sie waren beide auf der Zugspitze und sind deswegen gleich. Btw. wirst du belächelt, weil du dich ja angestengt hattest über den Gletscher und den Klettersteig. ;)
Meistens ist das doch das Gesamtpaket. GA1 zu schnell weil langsam bringt ja nichts, der Job und Spielen mit den Kindern macht ja auch Spaß, mal mit Freunden raus muss auch sein, ... man nimmt aber weil vieles ja Spaß macht oder sein muss gar nicht mehr richtig wahr dass die Erholung fehlt und man irgendwie ständig unter Strom steht.
Dass einem andere Leute immer erklären müssen wie es geht und was man alles falsch macht kenne ich. Insbesondere die Leute mit dem "Das ganze GA1 Rumgeeiere bringt doch nichts", Trainingsgruppen die eigentlich zu schnell für einen sind, ...
Gibt's bei euch irgendwelche "Coffeeveloclubs"? Einfach mal mit anderen Bewegen, eine Gruppe suchen die langsamer ist als man selbst, locker, quatschen, hinterher ein Käffchen/Kuchen, ... da wo Spaß und Locker statt ernsthaftem Training im Vordergrund steht.
Das mit dem "ständig unter Strom stehen" ist definitiv ein Punkt den ich mir auch ankreiden muss.
Bevor ich am Urlaubsort den Koffer ausgepackt habe war ich erst mal ne Runde laufen oder Radfahren :Gruebeln:
Auch so Dinge wie Winterpokal oder generell Strava haben bestimmt ihren Anteil an meiner Misere.
Sobald ich hoffentlich mal wieder halbwegs eingenordet bin ist die Idee mit der Kaffeetruppe bestimmt nicht die schlechteste.
Vielen Dank für euer Feedback :Blumen:
Ich hatte vor 6 Jahren einmal ähnliche Symptome. Extreme Schmerzen in den Beinen beim Laufen, Nachts Herzrasen und teils starkes Schwitzen. Bei mir würden damals sehr hohe Muskelenzymwerte festgestellt und ich musst 3 Monate komplett - wirklich komplett, kein Sport, nur Spazieren gehen - pausieren.
Ich glaube bis heute, dass es eine Kombi aus zu viel Krafttraining zusätzlich zum Ausdauersport und falscher Ernährung nach dem Training war. Oft bin ich in der Zeit nach dem Training direkt zur Arbeit und habe erst Stunden später gegessen. Seit ich vor und nach jeder Einheit wenigstens einen kleinen Snack zu mir nehme, hatte ich nie wieder Probleme.
interessantes und schwieriges Thema.....
Die Balance zwischen "ich bin kaputt" und "ICH BIN RICHTIG KAPUTT" ist oft schleichend (persönliche Meinung)...
Ich könnte mir vorstellen, dass "abschalten und weg vom Alltag" etwas helfen könnte, aber final nicht heilend sein wird.
Ein Bekannter von mir hatte ähnliche gesundh. Sorgen. (ihm war damals schon das Ausräumen der Spühlm zu viel).
Evtl. sogar mentale Hilfe als Unterstützung holen?
Gibt es keinen Vorschlag von dem Diagnostiker?
Kurze Rückfrage zu deinem Beitrag: wie ist es denn deinem Bekannten ergangen bzw. welche Strategie hat bei ihm zur Besserung geführt?
Mentale Unterstützung ist im Gange.
Was mir momentan fehlt ist vor allem von den Ärzten ein Fahrplan was konkret ich tun soll und vor allem wie man ich die Ergebnisse messbar dokumentieren kann.
Vielleicht wäre es eine Hilfe, KEINEN Fahrplan und KEINE Messung/Dokumentation/„leistungsnachweis“ zu machen?!
„Einfach“ mal vor sich hin wursteln. :Blumen:
Vielleicht wäre es eine Hilfe, KEINEN Fahrplan und KEINE Messung/Dokumentation/„leistungsnachweis“ zu machen?!
„Einfach“ mal vor sich hin wursteln. :Blumen:
Grundsätzlich gebe ich dir natürlich schon recht.
Da ich allerdings schon immer ein sehr strukturierter Mensch war (ich arbeite nicht von ungefähr im Controlling :Lachen2: ) und mir so langsam sprichwörtlich "der Arsch auf Grundeis" geht wäre für mich eine strukturierte Vorgehensweise sehr hilfreich.
Ich würde mir mal überlegen, was überhaupt deine Ziele und Beweggründe sind, Triathlon auf einen ja wohl recht hohen Niveau zu machen.
Offensichtlich hast du Beruf, Familie was beides viel Zeit fordert und dann versuchst du noch ein Hobby da reinzuzwängen, was auch min 10h die Woche bei LD Training eher mehr braucht.
Geht das überhaupt zusammen?
Ich würde grundsätzlich mal ein bisschen runter fahren und zwar weit runter, mit dem Sport. Auf ein Niveau wo es Fittnesssport ist, mit Focus auf Gesundheit.
Das wären dann bei mir max 5h die Woche, locker laufen oder Radfahren.
Vielleicht ist das in meinen Ausführungen etwas untergegangen:
Ich mache seit 6 Wochen überhaupt keinen Sport mehr...
Für mich geht es aktuell überhaupt nicht darum irgendwann wieder Wettkämpfe zu machen sondern mal wieder ohne negative Auswirkungen eine Radtour zu machen oder gemütlich eine Runde um den Block zu joggen.
Die Spülmaschine kann ich aktuell zwar noch ausräumen aber so richtig viel mehr geht aktuell nicht :Blumen:
Kurze Rückfrage zu deinem Beitrag: wie ist es denn deinem Bekannten ergangen bzw. welche Strategie hat bei ihm zur Besserung geführt?
Mentale Unterstützung ist im Gange.
Was mir momentan fehlt ist vor allem von den Ärzten ein Fahrplan was konkret ich tun soll und vor allem wie man ich die Ergebnisse messbar dokumentieren kann.
Ich glaube, für die Ärzte ist es offenbar auch schwierig, einen Behandlungsplan aufzustellen. Du warst ja nach Deinem Eingangsgtext bei vielen Fachärzten und Spezialisten, und jeder sieht durch seine fachspezifischen Methoden auf Deine komplexen, multifaktoriell bedingten Symptome. Am Ende kommt dann ein: "Nach monatelanger Odyssee durch alle Ärztekammern (Hausarzt, Orthopäde, Sportmedizin, Neurologe, Internist) habe ich jetzt die Diagnose „Chronisches Übertrainingssyndrom mit psychosomatischen Komponenten“ bekommen."
"Psychosomatisch" ist quasi ein Label für körperliche Beschwerden, wo man aber die dahinter stehenden körperlichen und psychischen Ursachen / Zusammenhänge nicht so genau kennt und eigentlich der Patient sie selbst herausfinden muss, was die Behandlungsschwierigkeiten ausmacht. Für "Chronisches Übertraining" allein würde ja "längere Regeneration" helfen, der zweite Teil überfordert die Sportärzte, aber auch Psychologen (sind keine Hellseher), den musst vor allem Du bewältigen.
Einfach mal zur Anregung habe ich, weil mich das auch als Psychologe interessiert, chatgpt nach einem Behandlungsplan gefragt. Welche Ideen daraus für Dich passen, kann Dir niemand sagen und musst selbst irgendwie ausprobieren, IMHO.
Vielleicht ist das in meinen Ausführungen etwas untergegangen:
Ich mache seit 6 Wochen überhaupt keinen Sport mehr...
Für mich geht es aktuell überhaupt nicht darum irgendwann wieder Wettkämpfe zu machen sondern mal wieder ohne negative Auswirkungen eine Radtour zu machen oder gemütlich eine Runde um den Block zu joggen.
Die Spülmaschine kann ich aktuell zwar noch ausräumen aber so richtig viel mehr geht aktuell nicht :Blumen:
Für mich klingt das auch etwas nach depressiven Verstimmungen? Beziehen sich die nur auf sportliche Aktivitäten oder auch auf andere Aktivitäten?
Beruflich hast du aber keine Probleme?
@ qbz: danke für das Feedback
ChatGPT ist aktuell mein bester Therapeut ;)
Momentan befinde ich mich gerade in der Phase 1 von deinem Dokument
Was mir gerade fehlt ist das berühmte Licht am Ende des Tunnels.
Und natürlich gehe ich jetzt nicht gerade mit fettem Grinsen durch die Straße und die Gedanken im Kopf sind nicht immer die hellsten obwohl das überhaupt nicht zu meinem Naturell passt.
@MattF: beruflich null Probleme
Kurze Rückfrage zu deinem Beitrag: wie ist es denn deinem Bekannten ergangen bzw. welche Strategie hat bei ihm zur Besserung geführt?
Mentale Unterstützung ist im Gange.
Was mir momentan fehlt ist vor allem von den Ärzten ein Fahrplan was konkret ich tun soll und vor allem wie man ich die Ergebnisse messbar dokumentieren kann.
Es war erstmal wichtig Abstand vom Trainingstagebuch, Aufzeichnungen usw. zu finden.
Er musste sich "zwingen" damit aufzuhören, was extrem schwer gefallen ist. Ähnlich zu vergleichen mit einem kalten Entzug. Am Anfang ging es noch schlechter, hat ne Weile gedauert, bis der Kopf und der Körper auf "Normalität" umgestaltet hat.
Der Weg dorthin ist schleichend und "zurück" sehr hart.
Dinge machen auf die man Lust hat......die keinen Stress hervorheben....
Er hat sich damal auch ne Woche Urlaub genommen und ist weggefahren.
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