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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Ironman Maryland - wer kann was sagen?
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Alt 03.10.2019, 15:56   #6
Bunde
Szenekenner
 
Registriert seit: 23.08.2015
Beiträge: 389
Um das Rennen noch mal etwas ausführlicher zu beschreiben, schreibe ich mal meine Erfahrung aus diesem Jahr (2019):


- Anmeldung

Problemlos möglich, auch bis wenige Tage vor dem Rennen. Ich hab nur interessehalber mal 2 Tage vorher reingeschaut, da war die Anmeldung geschlossen, aber in den Wechselzonen wäre noch Platz gewesen (insgesamt ca. 1600 Starter). Ob eine Anmeldung vor Ort möglich gewesen wäre, weiß ich aber nicht. Ich selber hab mich erst ca. 10 Wochen vorher angemeldet, was vor allem beim nächsten Punkt schwierig war:


- Unterkunft

Cambridge/Maryland ist eine eher kleine Ortschaft mit dementsprechend wenig Hotels etc. Ich hab 10 Wochen vorher die gefühlt letzte AirBNB Wohnung ergattert, ansonsten waren über Booking.com und Google nur Hotels in ca. 50km Entfernung (>4000$ für 5-6 Nächste!!) zu finden. Es lohnt sich also, sich früh zu entscheiden. Ein weiterer wichtiger Tip wäre die “Ironman Maryland“ Facebook Gruppe. Hier werden auch kurzfristiger noch Homestays oder stornierte Zimmer weitergegeben, einige Anwohner haben hier auch ihre Gärten für Wohnmobile o.ä. zur Verfügung gerstellt.


- Organisation allgemein:

Wir sind in den USA: Eine Organisation von A bis Z, wie man es von deutschen Rennen kennt, darf man nicht erwarten. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass viele Infos nur in der Facebook Gruppe bekannt werden, zum Teil auch nur von Teilnehmern, die irgendwo mal was aufgeschnappt haben. Die Homepage taugt leider wenig, vor allem für kurzfristige Änderungen (siehe Radstrecke), die herunterzuladene Athlete Info macht zwar einen guten Eindruck, ist aber auch zu großen Teilen sehr allgemein gehalten.

Der Check-in ging recht fix, Wartezeit ca. 15 Minuten. Die Messe kann man allerdings getrost ignorieren. Neben dem obligatorischen IM_Merchandise Zelt gibt es genau einen Stand, vor allem mit Kleinteilen fürs Rad, Gels usw. Ansonsten gab´s noch einen Food-Stand, einen Stand eines Laufrad-Verleihers (hätte man aber vorher buchen müssen), einen IM-Foundation-Stand und einen von der US-Triathlon-Union (oder wiechauchimmer die heißen).

Positiv zu vermerken: Race-Briefings fanden mehrmals statt (ingesamt 4x, glaube ich), allerdings hat sich scheinbar die Unart aus Frankfurt und Hamburg auch hier durchgesetzt, die Briefings draußen in der Sonne abzuhalten. Heißt also gute 30 Minuten ohne Schatten doof rumstehen… Fehlen sollte man trotzdem nicht (vor allem, wenn man nicht in der Facebook-Gruppe ist), da hier z.B. eine geänderte Radstrecke angekündigt wurde. Die Neo (Ja/Nein) Entscheidung wurde aber erst am Renntag morgens um 05:00 bekannt gegeben.

Welcome Ceremony: Findet im offiziellen Race Hotel (Ryatt Regency) statt, kann man sich komplett sparen. Ich war da in der Hoffnung, dass man da etwas zu Essen abgreifen kann (vergeblich, eine Pasta Party gibts gar nicht, was angesichts des Preises schon krass ist.). Möglicherweise war es dieses Mal besonders amerikanisch, weil der ehemalige Race Director im Frühjahr verstorben ist, aber für einen nicht-so-national-stolzen Deutschen war das ganze schon sehr patriotisch. Es gab das ganze Drumherum mit Video über den Race Director, mehreren Leuten, die dazu noch was zu sagen hatten, Einmarsch einer militärischen Abordnung mit Abspielen der Nationalhymne und Flaggenpräsentation. Für die teilnehmenden Nationen wurden die Flaggen von den jahrgangsbesten Kids aus den örtlichen Schulen reingetragen. Eigentlich ja eine ganz charmante Idee, aber da jedes Kind mit Namen vorgestellt wurde, hat das auch zu lange gedauert. Danach musste dann noch die Marching Band der örtlichen High School auftreten (viel zu laut! Sogar in der letzten Reihe konnte man sei eigenes Wort nicht mehr verstehen). Als dann das typische “Teilnehmer hat Krebs überstanden und macht jetzt Ironman“ Video gezeigt wurde, bin ich gegangen. Bitte nicht falsch verstehen: Solche persönlichen Schickale lassen mich auch nicht kalt, aber wenn man den Sport ein paar Jahre gemacht hat, hat man solche Geschichten auch schon mehrfach gehört. Da das Ganze dann noch mit einer gehörigen Portion Pathos und Patriotismus gewürzt wurde, hat es für mich gereicht. Ob danach noch was wichtiges zum Rennen selber gesagt wurde, weiß ich daher nicht, gehe aber nicht davon aus…

- Bike Check-in

Geht sehr schnell und easy. Eigentlich haben die sich das Rad gar nicht angeschaut, Helm ebenso wenig. Man muss Rad und Wechselbeutel am Tag vor dem Rennen abgeben, hat aber zu allem am Renntag noch Zugang. Keine Ständer für die Beutel, beide werden an unterschiedlichen Stellen in der Wechselzone auf dem Boden abgelegt. Ein Athleten-Check-in muss übrigens spätestens 2 Tage vor dem Rennen (Raceday ist Samstag, Athlete-Check-In Mittwoch/Donnerstag, Bike Check-in Freitag) stattfinden.

Pastaparty wie gesagt Fehlanzeige. Man kriegt aber einen 25$ Gutschein, den man in verschiedenen Restaurants im Ort einlösen kann.

- Raceday

Es geht relativ früh los. Rolling Start (Age Group Only, kein Profis im Rennen) ab 06:40, Transition öffnet um 04:30. Parkplätze sind rar: Man konnte beim Athleten-Checkin einige wenige Parktickets für 25$ kaufen, die einem erlauben, auf dem kleinen Parkplatz direkt an der Wechselzone zu parken. Die waren aber ratzfatz ausverkauft. Parken an den Strassen im Wechsel/Start/Zielbereich nicht erlaubt- nur für Anwohner. Es gibt einen kostenlosen Shuttle zu dem Parkplatz einer nahe gelegenen High School. Das war eigentlich mein Plan, hab dann aber am Vorabend in besagter Facebook Gruppe gelesen, dass es bei einer Kirche ein paar 100m von der Wechselzone auch einen kostenpflichtigen Parkplatz gibt (20$). Immer noch viel Geld, aber da nicht ganz klar war, wann und wie man nach dem Rennen mitsamt Fahrrad mit dem Shuttle zurück zur High School kommt, hab ich das in Anspruch genommen. Der Parkplatz der Kirche wird übrigens zum Teil auch für eine Aid Station beim Laufen genutzt.
Schwimmen im Choptank River. Kaum Strömung, aber Gezeiten-Einfluss, daher auch etwas salzig. Temperatur knapp unter Neoverbot, also durfte man mit schwimmen. Das war auch bitter nötig, weil dieses Jahr seeehr viele Quallen da waren. Die sind wohl mal mehr, mal weniger Thema bei dem Rennen. Nach allgemeiner Aussage war es dieses Jahr bis jetzt am schlimmsten, man empfahl sich gegenweitig mal die Nutzung von Seasafe-Sonnencrene oder Vaseline (Achtung: Ersteres kriegt man vor Ort gar nicht. Vaseline ist auch bald ausverkauft, sobald sich das mit den Quallen rumspricht). Es gibt aber auch immer Leute, die behaupten, dass weder noch helfen würde. Ich selbst hab mich mit der Seasafe Sonnencreme eingecremt und Füße und Hände mit Vaseline. Geholfen hat es eher mäßig. Ich hatte diverse Quallen Kontakte, vier mal davon mit Nesseln: linker Knöchel, rechts Handgelenk und 2x linkes Handgelenk. Insbesondere den Doppel-Treffer hat man den ganzen Tag gespürt... Am Schwimmausstieg standen Helfer mit Essig-Flaschen, der Effekt war aber auch überschaubar.
Von den Quallen hat man übrigens auch nur aus der Facebook Gruppe erfahren. Weder in der Athlete Info noch beim Briefing wurde das erwähnt...

Radfahren: Man nimmt das Rad selbst auf und stellt es nachher auch selbst wieder ab. Die Strecke ist flach (!!). Angeblich sind da zwar ein paar Höhenmeter versteckt, aber ich weiß nicht, wo die sein sollen. Klar geht es mal ein paar Zenti(!)Meter rauf oder runter, aber im Prinzip kann man 180km Aerolenker fahren. Das heißt natürlich auch: Der Rücken muss mitspielen, auch muss man im Prinzip die ganze Zeit treten. Mal irgendwo zum erholen runterrollen ist nicht. Und: Wenn's flach ist, ist es auch windig. In diesem Jahr noch akzeptabel mit ca 15 bis 20kmh aus südlichen Richtungen, aber da geht durchaus auch mehr...
Die Strecke besteht im Prinzip aus einer 2x zu durchfahrenden 70km Runde mit ca. 20km An- und Abfahrt. Was ich nicht verstehe: Die "Original" Strecke führt zum Teil durch Sumpflandschaft, je nach Wasserstand sind da (kurze) Teilstücke unter Wasser. Und das nicht nur ein paar Millimeter... schon mehrfach (unter anderem dieses und letztes Jahr) wurde die Strecke daher geändert, um die überfluteten Teile zu meiden. Die Entscheidung wurde aber auch erst am Tag vor dem Rennen eher beiläufig im Briefing erwähnt. In der Facebook Gruppe war aber nachher zu lesen, dass die Überschwemmungen schon seit mehreren Tagen bestanden. In der Folge durfte ich dann am Donnerstag beim Abfahren der Strecke mehrere Male mehrere 100m durchs Wasser fahren (zum Teil mindestens 10cm tief). Sowas tut schon weh, wenn man mit seinem mehrere-1000€-teuren Renner durch die Fluten pflügt:-(, zumal das Wasser eine Sumpf/Salz/Süß/Brackwasser Mischung ist... Sowas hätte man auch früher bedenken können!
Naja Strecke wurde dann ja noch geändert. Durch die eher geringe Anzahl von Startern gabs auch ein sehr faires Rennen, auch wenn jemand auf Facebook behauptet hat, er hätte jemanden beobachtet, wie er sich während des Radelns eine Steroidspritze gesetzt hat:-) Keine Gruppen, so gut wie kein Drafting. Gleiches gilt aber auch für die Stimmung. Lediglich bei der (zweiten) High School, an der auch die Special Needs Station war, standen mal mehr als 20 Leute. Das Publikum an der gesamten Radstrecke hätte aber nicht mal für 10 Meter Solarer Berg gereicht... Ach ja: Radstrecke ist NICHT für den Verkehr gesperrt. Allerdings gibt's nicht allzuviel Traffic.

Laufstrecke: Ebenfalls flach. Durch die diesjährige hohe Luftfeuchtigkeit (später kam noch die Sonne raus, so dass auch noch wärmer wurde) allerdings trotzdem fordernd (Coachcox berichtet von durchschnittlich 20 Minuten Laufzeit mehr als in den letzten Jahren). 5 Verpflegungsstationen, die allerdings etwas unregelmäßig verteilt sind. Dazu kommt noch Special Needs und eine Salz-Station. Hier Vorsicht! Es werden Döschen mit Salz gereicht, allerdings pur und in ordentlicher Menge, die nächste Wasserstation ist mind. 1km entfernt. Also nicht sofort einwerfen! Ich hab da in jeder der 2,5 Runden Leute kotzen sehen...
Stimmung etwas besser, insbesondere im Bereich Ziel/2. Wendepunkt. Das mit den überfluteten Strassen kann hier übrigens wohl auch zum Problem werden: Dieses Jahr war's zwar trocken, aber im Race Video von 2015 sieht man Läufer Schienbeintief durchs Wasser laufen.

Zielverpflegung: Amerikanisch mit Tacos etc. Da ich nach so einem Rennen nicht viel Essen kann, kann ich aber nicht viel dazu sagen. Checkout ging auch recht fix.

Insgesamt (zumindest in diesem Jahr) ein eher langsames Rennen, auch weil viele Ersttäter dabei waren. Ich lande meist so zwischen dem 1. und 2. Drittel, dieses Mal eher zwischen 1. und 2. Viertel. Hawaii-Slots gehen aber trotzdem zu wahnsinnig schnellen Zeiten weg, diesbezüglich also auch kein Geheimtip.

Persönliches Fazit: Ganz okay, ich hatte das Rennen ausgesucht, da ich nach Roth noch ein Rennen gesucht habe und erstmal nur meine Urlaubstage und die Renntermine verglichen hab. Auf die Facebook Gruppe bin ich erst gestoßen, als alles schon gebucht war... Ich würde das jetzt eher nicht noch mal machen, aber so scheiße, wie es jetzt klingen mag, war es dann auch nicht. Nur fürs Rennen rüberzufliegen, würde ich trotzdem nicht empfehlen, wenn man es mit einem Urlaub verbindet, schon eher. Wie eingangs gesagt: Ein amerikanisches Rennen (Wortlaut Coachcox: Mid-Size US Race), bei dem man keine europäischen Organisations-Stabdard erwarten darf. Für das gebotene eher teuer...
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