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Alt 13.01.2018, 00:35   #10213
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von keko# Beitrag anzeigen
Warum arbeitest du dich immer an den Unterschieden von Aufklärung und Christentum ab? Wir haben in Europa die freiesten Gesellschaften weltweit. Im christlichen Glauben ist der Glaube an die Gleichheit aller Menschen verankert, der auch Basis der Aufklärung war.
Du sagst, im christlichen Glauben wäre die Gleichheit aller Menschen verankert. Das ist ein komplexes Thema, bitte erlaube mir einen etwas ausführlicheren Text. Vielleicht interessiert es ja irgendwen.

Die Kirchen nutzen den Umstand aus, dass ein vernünftiger Mensch heutzutage unter "Gleichheit" automatisch auch "Gleichberechtigung" versteht, und dass mit "Gleichheit" die Bewertung der Menschen untereinander gemeint ist. Die Kirchen verwenden diese Begriffe jedoch anders und nutzen das Missverständnis aus. Die Kirchen können daher von "Gleichheit" reden, ohne dass den Leuten auffallen würde, dass die Kirchen darunter so ziemlich das Gegenteil dessen verstehen, was der Begriff heute allgemein bedeutet.


1. Die Bibel

In der Bibel steht exakt das Gegenteil von dem, was allgemein unter "Gleichheit" oder "Gleichberechtigung" verstanden wird. Niemand ist gleich. Weder ist der Mensch gleich mit Gott, noch ist das Weib gleich mit dem Manne. Die Bibel gibt sich große Mühe, dies klipp und klar darzustellen. Gerade der Schöpfungsbericht hat dies zum zentralen Punkt seiner Aussage gemacht. Die Frau wird eingeführt als "Gehilfin" des Mannes, aber erst, nachdem Gott seinem Adam eine Reihe von Tieren vorstellt, die Adam jedoch nicht so prickelnd fand. Erst daraufhin erschuf Gott eine weibliche Gehilfin aus der Rippe Adams -- ein Hinweis, der in der Bibel nicht aus Zufall steht. Es ist ein Hinweis auf die Stellung und Aufgabe der Frau.
"Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig* ist.

Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht.

Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der HERR, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu."

1. Mose, 2,18-22
*Man sieht an diesem Bibelzitat: Einerseits ist die Frau "ebenbürtig", andererseits nur eine Gehilfin. Wie erklärt sich das? Es erklärt sich durch die Übersetzung, denn auf griechisch ist gemeint: sie entsprechen sich "optisch", im Sinne von "ist wie er", von gleicher Gestalt, ein "Gegenüber". Nicht jedoch gleich an Fähigkeiten, Rechten oder Bestimmung.

Man beachte, dass Adam und alle Tiere sozusagen "unabhängig" aus Erde geschaffen wurden, jeder für sich selbst. Nur Eva nicht. Eva wurde aus Adam geschaffen; Adam wurde zur Voraussetzung für Eva. Kurz: Ohne Adam keine Eva; Eva hat für sich alleine keinen Zweck. Darin unterscheidet sie sich von allen anderen Geschöpfen. Während alle anderen Geschöpfe ihre eigene Bestimmung haben, hat Eva ihre Bestimmung in Adam. Sie ist die Ur-Sklavin, allein zu diesem Zweck geschaffen.

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2. Die Kirchen

Nun gibt es kirchliche Interpretationen, die von Gleichheit sprechen. Damit ist jedoch die Gleichheit gegenüber Gott gemeint, nicht untereinander (mit einer Einschränkung, auf die ich gleich zu sprechen komme). Worin besteht die Gleichheit? Die Gleichheit besteht darin, nicht Gott zu sein und ihm unterworfen zu sein. Christen verstehen dieses Unterworfensein als "Würde", und darin sind alle gleich. Etwa, wenn man sagt: "Es ist mir die höchste Würde, Dein Sklave zu sein!". Es ist jedoch etwas ganz anderes als das, was heutzutage (staatsrechtlich) unter "Gleichheit" oder "Gleichberechtigung" verstanden wird.

Die katholische Kirche sagt ausdrücklich, dass Gleichheit (gleiche Würde) nicht zu gleichen Rechten führt. In unserem heutigen Verständnis von Ethik und Staat ist das anders, denn wir nehmen ganz selbstverständlich an, dass Gleichheit auch gleiche Rechte/Pflichten impliziert. Und umgekehrt: Dass die Erfüllung von gleichen Pflichten auch das Recht ergibt, gleich behandelt zu werden.

All dies ist der katholischen Kirche bis heute völlig fremd. Sie widerspricht unserem Konzept von Gleichheit und Gleichberechtigung fundamental.

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3. Die Gesellschaft

Nun zu meiner oben erwähnten Einschränkung. Zwar haben sich gesellschaftliche Gruppen immer wieder auf die "Gleichheit" im christlichen Sinne berufen, etwa politische Strömungen. waden hat die amerikanische Verfassung erwähnt. Jedoch muss man dabei berücksichtigen, dass sich diese Gleichheit nur auf bestimmte Gruppen beschränkte. In Amerika waren, Verfassung hin oder her, Sklaven eben nicht gleichberechtigt. Sie waren nichtmal Bürger, und nur auf Bürger bezog sich die Gleichheit. Die Nazis haben als erstes per Dekret alle Juden die Bürgerschaft entzogen, und damit waren auch die damit verbundenen Rechte hinfällig. Von "Gleichheit", die auf dem reinen Menschsein basierte, sprach niemand. Auch nicht die Kirchen.

Der Kreis derer, die man überhaupt für "Gleichheit" in Betracht zog, war im Lauf der Geschichte üblicherweise rein männlich. Der Gedanke, dies könne auch auf Frauen angewendet werden, erschien so abwegig, dass er meist gar nicht erwähnt wurde.

Für uns bedeutet "Gleichheit" zwingend die "Abwesenheit von Tricks, mit denen die Gleichheit doch wieder eingeschränkt wird". In der Bibel und den durch sie begründeten Strömungen wurde Gleichheit aber durch diese Tricks geradezu definiert. Die Frage lautete nicht: was bedeutet "Gleichheit" ganz genau? Sondern die Frage lautete stets: Wer genießt sie, und wer nicht? Kann ein Knecht auf die gleiche Weise frei sein wie sein Herr?

Freiheit wurden daher nicht gesehen wie ein unveräußerliches "Geburtsrecht", sondern eher wie ein Privileg, das nicht allen zur Verfügung stand. Begründen konnte man es mit der Bibel.

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Fazit

Eine universale Gleichheit aller Menschen kennt die Bibel nicht; sie widerspricht diesem Gedanken. Gleichheit bezieht sich auf die Unterwerfung unter Jahwe ("vor Gott sind wir alle gleich"). Untereinander sind die Menschen nicht gleich. Die Bibel unterschiedet relativ gnadenlos hinsichtlich Taufe, Glaube an Jahwe, Stammeszugehörigkeit, Geschlecht, sowie einer Art "Ständerecht" (Priester, Obrigkeit, Sklavenhalter, Sklaven).

Man beachte, dass diese Sichtweise auch im Neuen Testament ausdrücklich bestätigt wird, vor allem in den Paulus-Briefen, die das Fundament der Christentums bilden.
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