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Alt 20.01.2018, 18:17   #10435
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von FlyLive Beitrag anzeigen
Die meisten Gläubigen Menschen die mir über den Weg laufen, setzen die Religion, an die sie glauben nicht konsequent um. Sprich, sie glauben und bestreiten ihren eigenen Weg. Verbünden sich mit vielem, aber nicht mit allem aus den Schriften.
Hallo FlyLive, ich antworte Dir trotzdem mal, obwohl Du sagtest, Du wolltest es damit bewenden lassen. Vielleicht ist es ja trotzdem für irgendwen im Forum anregend (ansonsten freut sich Google).

Du schreibst, die üblichen Gläubigen setzen die Religion nicht konsequent um, sondern picken sich jene Dinge aus der Bibel (oder dem Glauben) raus, die heute und nach ihrer Meinung einen Sinn ergeben.

Das ist genau das, was alle Menschen machen: Man pickt sich aus dem, was einem so über den Weg läuft, das Passende raus. Der Unterschied ist jedoch, dass Gläubige ihre Entscheidungen unangreifbar machen, weil sie es mit Gottes Willen begründen. Daraus folgt, dass diese Art der Religionsausübung vor allem ein Diskussions-Stopper ist. Es fördert keineswegs unerhörte und nie dagewesene Weisheiten zutage. Sondern es isoliert relativ banale Einsichten vor Kritik.

Wenn jemand völlig lächerliche Ansichten über die Ehe hat, dann wird man dennoch freundlich mit ihm diskutieren können und anschließend ein Bier trinken. Aber wenn er sagt: "Das ist eben meine Religion", dann ist damit die Debatte beendet. Ob es wirklich seine Religion ist (oder einfach seine private Erfindung), spielt keine Rolle mehr. Sobald das Zauberwort ausgesprochen wurde, ist Schluss.

Das gilt nicht nur privat: Die Kirchen beziehen in Deutschland offiziell Positionen, die man ansonsten nur bei der NPD findet. Papst Ratzinger nuschelt im Deutschen Bundestag etwas über "Naturrecht", was zuletzt von den Nazis an gleicher Stelle vorgetragen wurde und seitdem im Giftschrank der Geschichte verschlossen blieb. Deutsche Bischöfe äußern sich über den demokratischen Rechtsstaat als Irrweg, den man überwinden müsse. Unter normalen Umständen würde das eine Welle der Empörung auslösen. Aber weil das magische Zauberwort gesprochen wurde, ist jede Kritik untersagt.

Was folgt daraus? Ich stimme Dir zu, dass viele Gläubige sich völlig legitim das raussuchen, was ihnen sinnvoll erscheint. Aber das Ergebnis muss kritisierbar bleiben, egal wo es herkommt. Das ist neu, und das empört die Gläubigen.

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Ich habe gerade die Predigt von Papst Franz verfolgt, dessen Live-Stream ich weiter oben verlinkt hatte. Ich bin fest davon überzeugt, dass er die Welt verbessern und Gutes tun will. Dafür bekommt er meinen Applaus.

Allerdings kann man sich fest vornehmen, die Welt zu verbessern -- und scheitern.

Man kann die Welt verbessern wollen, und sich darin irren, was "die Welt" überhaupt ist. Man kann sich irren, was "besser" wäre. Man kann sich in der Methode irren, die man anwendet.

Wenn man mal alle Möglichkeiten unseres Handelns betrachtet, dann gibt es vermutlich sogar deutlich mehr Möglichkeiten, zu scheitern, als erfolgreich zu sein. Scheitern ist wahrscheinlicher als Erfolg.

In dieser prekären Lage, in der wir uns ja alle befinden, soll Kritik und Debatte nicht statthaft sein?

Ich würde sagen, die größte Wahrscheinlichkeit für Erfolg ergibt sich dann, wenn kluge Leute aufrichtig debattieren und Kritik üben. Das ist der Grund, warum Wissenschaft so enorm erfolgreich ist. Und es ist gleichzeitig der Grund, warum Religion in dreitausend Jahren nichts zustande gebracht hat.

Viele Grüße und Danke für die Diskussion!
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