Zitat:
Zitat von TomX
Natürlich müssen die Zeugen und deren Aussagen schon vor dem Prozess bekannt gemacht werden.
Wenn nicht, wäre das ein Tritt in den Hintern des Rechtsstaats, weil es der Verteidigung keine Möglichkeit zum agieren geben würde.
Und mafiös ist anders. Glaub mir das. Ich habe nicht nur einmal in wirklichen Mafiaprozessen verteidigt. Da geht es um andere Dinge und deshalb sollte man in diesem Zusammenhang das Wort Mafia nicht erwähnen.
Glaubst du wirklich, Armstrong würde z.B. einen Zeugen an einen Bauwagen nageln und den Bauwagen dann anzünden? Das war jetzt ein beispiel aus der wirklichen mafiösen Praxis. Oder was soll er denn mit den Zeugen tun?
Wir reden hier von Dingen, die zunächst nur sportrechtlich sind. Und wenn sie strafrechtlich werden (keine Ahnung wie das mit der Verjährung in den USA ist) ist das von der Straferwartung her pillepalle.
Ich bin jetzt wirklich kein Fan von LA. Aber übertreiben und ihn als Oberkriminellen darstellen muss man nun auch nicht.
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Doch. Armstrong hat schon so viele Leute auf dem Gewissen. Zwar nicht umgebracht, aber er und sein Netzwerk haben versucht, jeden zu Fall zu bringen, der sich gegen Armstrong geäußert oder sogar gegen ihn ausgesagt hat. Frag nach bei Betsy und Frankie Andreu und Greg Lemond, um nur die ganz alten Fälle zu nennen. Oder bei seinem ehemaligen Radmechaniker, der statt in Austin jetzt lieber ein Geschäft in Neuseeland hat. Oder bei Tyler Hamilton, um mal einen neueren Fall zu nennen: Der traut sich bestimmt nicht mehr ins Cache Cache in Boulder. Oder bei seiner Ex-Frau, die vor der Grand Jury aussagen musste. Er wird ihr sicher gesagt haben: "Sag ruhig gegen mich aus, unsere Kinder kannst Du trotzdem immer sehen, wann Du willst." Ja nee, iss klar. Die Liste ist endlos.
Natürlich wollen sie die Zeugen jetzt so früh wie möglich wissen, um die gleiche Nummer wie immer abzuziehen.
Beim Thema Armstrong geht es für mich schon lange nicht mehr nur um Doping. Wenn man alles zusammenträgt, drängt sich der Begriff organisiertes Verbrechen auf. Was den Fall Armstrong so besonders macht, sind seine Verbindungen in Wirtschaft und Politik. Welcher andere Sportler hat über seinen Marktwert oder seine Unternehmensbeteiligungen schon den Einfluss, um zu versuchen, Greg Lemond wirtschaftlich hinzurichten (siehe Gerichtsverfahren Greg Lemond gegen Trek) oder eine Oakley-Managerin zur Falschaussage zu bringen (siehe Gerichtsverfahren Armstrong gegen SCA). Oder wer kann einen Bundesanwalt auf seine Seite ziehen, der dann handstreichartig die Ermittlungen eines Jeff Novitzky für beendet erklären ganz, ohne dies begründen zu müssen.
Meine Bitte an alle, bevor Ihr etwas pro Armstrong oder etwas Beschwichtigendes postet: Macht bitte erst einmal Eure Hausaufgaben. Bevor Ihr etwas zum aktuellen Fall sagt, lest doch wenigstens das USADA-Schreiben. Lest, was es zu lesen gibt (auch über seine Stiftung, mit dem Outside-Artikel als Fundament), und äußert Euch erst danach pro Armstrong - wenn Ihr dann noch Lust dazu habt.
P.S. Der letzte Absatz ist nur mein Utopia. Ich rege mich immer furchtbar auf, wenn Leute etwas posten, ohne sich vorher zu informieren.