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Alt 11.10.2010, 06:02   #1122
steilkueste
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Registriert seit: 09.07.2007
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So schön ist Hawaii







Ich versuche, alle Eindrücke an diesem schönen Morgen mitzunehmen.

Ich stehe oben auf der grünen Treppe, die letzten Starter gehen ins Wasser. Die Sonne scheint, die Mole ist voller Zuschauer. Voller ist es nur noch vorne an der Startlinie zwischen Pier und schwimmendem Ford. Die Betreuer haben es aufgegeben, mich ins Wasser zu bitten. Es ist 5 vor Start, ein letzter Schluck Malto-Apfelsaft-Mix aus meiner Pre-Swim-Bottle, und los gehts. Erst mal schwimme ich gemütlich an der Mole entlang, um noch mehr von der Stimmung mitzukriegen. Gerade im mittleren Starterfeld angekommen, ertönt auch schon der Kanonenschuss.

Am wenigsten los ist zwischen den bojenorientierten und den landorientierten Schwimmern. Platz genug, allerdings auch kaum mal Wasserschatten, aber so ist es mir für ein Genussrennen am liebsten. Trotz des Trubels an der Wasseroberfläche gibt es auch heute Fische zu sehen. Unbehelligt komme ich bis zur Wende, wo mich dann doch noch eine Hand auf dem rechten Auge erwischt. Es tränt etwas, aber ich kann weiterschwimmen. Etwas zügiger, öfter mal Wasserschatten nutzend, geht es zurück an Land.

Auf dem Rad komme ich gut in Fahrt. Der Wind ist zunächst sehr schwach, die Hitze noch nicht zu groß. Trotzdem von Anfang an gelegentlich Wasser auf Kopf und Rücken verteilt. Und kontinuierlich an der Kalorienzufuhr gearbeitet. Malto-Apfelsaft-Mix ist meine Hauptverpflegung, danach noch ein Gel, einen fetten Riegel und "Ironman Perform" vom Straßenrand. Wie ich gerade auf der Flasche lese, beinhaltet auch dieses den von mir bevorzugten Mix aus 2/3 Glukose und 1/3 Fructose. Gut ernährt und getränkt vom Rad steigen lautet die Mission.



Die Landschaft präsentiert sich heute in Bestform. In den letzten Tagen waren die Vulkanberge der Insel fast immer mit Wolken verhangen oder ganz hinter Wolken verborgen, heute ist klare Sicht. Sogar die Nachbarinsel Maui, deren Wetterseite und damit auch Wolkenseite Big Island zugewandt ist, strahlt in voller Pracht über den Pazifik.

Kurz vor Hawi wirds dann etwas rustikaler. Es geht den Berg hoch, der Seitenwind bläst ordentlich und einige Regentropfen fallen. Aber alles in Maßen: Hawi liegt auch nur 180 Meter über dem Meeresspiegel. Der Seitenwind ist längst nicht so heftig wie letzten Sonntag, auch wenn viele Mitstreiter aus meinem Umfeld Oberlenker fahren. Dank Training bei schlechteren Bedingungen kann ich aber ohne Sorge auch bergab auf dem Auflieger bleiben. Der Regen ist nicht stark genug, um auf der heißen Straße oder der heißen Haut liegen zu bleiben. Schon bei der Auffahrt nach Hawi merke ich, dass ich den Radpart wohl leicht zu schnell angegangen bin, und muss meinen Windschattengeber fahren lassen. Schade, denn auch die 7 erlaubten Meter Abstand bringen schon eine Erleichterung. Vor allem, wenn der Taktgeber auch noch einen angenehmen, passenden Rhythmus bergauf wie bergab fährt.

Nach einer kurzen Dixi-Pause in Hawi geht es zurück nach Kona. Bergab komme ich noch gut voran, kann aufgrund der Seitenwinde noch viele überholen. Mir ist aber klar, dass der Rest der Strecke etwas langsamer werden wird. Einzige Priorität lege ich jetzt gedanklich auf einen Marathon unter 4 Stunden.



Nach erneuter kurzer Pause geht das Laufen dann auch gut los. Es erscheint mir sinnlos, mich bewusst zurückzuhalten. Ich habe das Gefühl, eine langsamere Gangart würde mich auch nicht weniger Energie kosten. Wahrscheinlich ein Irrtum, ich sollte versuchen, die Anstiege deutlich langsamer zu nehmen. Auf der Palani-Road, dem stärksten Anstieg, lasse ich dann auch schon die Vernunft walten und gehe ein Stück weit. Nicht langsamer als der Läufer vor mir läuft, und danach will ich ja wieder schön weiterlaufen, as seen on TV (danke Uli!):

http://www.youtube.com/watch?v=UTVj1Uy6h1c

Da bin ich schon ziemlich durchgemangelt, nur die Kamera nebendran motiviert mich, die Haxen wieder ordentlich hoch zu nehmen. Ich freue mich schon auf das Energy-Lab. Dort geht es von der Lava-Route nach links hinunter zum Meer. Gefälle laufe ich am liebsten, da kann ich einfach nur Laufstil abrufen und bin ohne zusätzlichen Energieaufwand meist schneller als die Mitläufer. Meist. Ich merke, wie wenig Reserven ich noch habe, bin nicht mehr wirklich schnell und fürchte mich vor dem Rückweg bergauf. Na gut, gibt halt einige Gehpausen. Ich nutze diese, um mit meiner Eigenverpflegung (Malto-Apfelsaft-Mix, was sonst) noch mal einen kräftigen Schuss Energie flüssig zuzuführen.

Oben auf der Lava-Straße dann noch 12 Kilometer. Ich könnte jetzt auch wandern, das Zeitziel hier ist ja überreichlich gesteckt. Wer will es denn wissen, ob ich den Marathon jetzt in 3:58 oder 4:30 ableiste? Im Ziel bekommt sowieso jeder zu hören: "You are an Ironman!" Da kommt Uli noch mal herangeradelt, um ein wunderschönes Gegenlichtfoto von mir zu machen (gerne bitte hier posten!). Das motiviert noch mal, auch die nächsten Kilometer nicht auf einen 6er-Schnitt abfallen zu lassen. Und ich weiß, dass die letzten 3 Kilometer nur bergab gehen. Die genieße ich dann auch richtig, ich weiß, der Marathon unter 4 Stunden ist sicher, bergab ist meine Disziplin, es sind wieder Zuschauer am Straßenrand und danach darf ich zuerst den beiden Zielhelfern und dann meiner Freundin in die Arme fallen. So ist es, die Kulisse in der frühen Dämmerung herrlich, das Ziel ist erreicht.



Grüße
Jan
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