Auf dem Weg zum Ziel - oder:
sind wir bald da?
Die ersten 2 Runden waren gut rumgegangen und mit leichtem Neid auf die Finisher, die Richtung Ziel unterwegs waren, bog ich in Runde 3.
Ab km 25 ging mir dann plötzlich der Hals zu. Ich bekam nichts mehr rein. An der Cola konnte ich nur noch nippen, mit Wasser hab ich gerade mal den Hals ausgespült. Und kaum war ich an den Verpflegungsstellen durch, war der Mund staubtrocken. Ich begann an den angebotenen Orangenschnitzen zu lutschen um nen anderen Geschmack zu bekommen und hoffte, dass ich durch die Säure wieder "Hunger" bekomme.
Und dann wieder mal ein "maultäschle Moment des Tages": Ich greif mir an der Verpflegungsstelle Salz und ein Zitrone, guck das Salz in der linken, dann die Zitrone in der rechten Hand an, guck hoch und irgendwie formuliert mein Mund die Worte: " und jetzt nen Tequila!" Der arme Helfer ist fast rückwärts aus den Latschen gekippt
Laufen ging noch, wurde aber kontinuierlich zäher. Dann fing auch noch mein Magen an zu drücken. Wenn man 12 Stunden oben reinfüllt, muß das eben auch mal wieder raus.
Trockener Mund, leichter Würgereiz und Grummeln im Darm wurden kollektiv auf die Ignorier-Liste gesetzt und weiter gings.
Immer schön Anlaufen nach den Verpflegungsstellen. Ich glaub, auf der Runde brüllte ich den ersten Freunden zu, dass ich so einen Sch*** nie wieder mache. Sie haben mich ausgelacht
Ich freute mich auf die Foris an der Grillwiese und da waren sie auch endlich und feuerten mich immer noch mit ungebrochenem Elan an. Hab mir ein mühsames Lächeln abgerungen und bin dran vorbeigetrottet.
Der Coach brüllte mir noch hinterher, dass kurz vor mir das Mädchen wäre.
So wars auch und wir trabten ein Stückchen zusammen bis zum 3. Bändchen, danach durfte das Mädchen zum Ziel abbiegen und ich nahm die letzte Runde in Angriff.
Plötzlich hatte ich wieder Motivation, ich konnte das Tempo wieder etwas anziehen und auch gefühlt wieder lockerer Traben. Nur noch 10km. Auf einer Pobacke geht das. Jau!
Ich begann mich von den Helfern und den schon liebgewonnenen Zuschauern zu verabschieden (einige hab ich spät abends auf dem Heimweg nochmal getroffen. Sie haben mich wiedererkannt und angesprochen - ich muß wohl nachdrücklich in Erinnerung geblieben sein. Ich hab mal lieber nicht gefragt warum

)
Boah und dann wurds endgültig zäh. Von der Verpflegung hinten am Gerippten dauerts ewig zur nächsten auf der Südseite. In meiner Verzweiflung, weil wirklich nix mehr reinging, begann ich Eiswürfel zu lutschen und an nem Schwamm zu nuckeln (hab beschlossen, dass das mit Trinkwasser ist und wenn nicht, dann würd ich den Durchfall eh erst Montag... nun ja.. Nutzen/Risiko-Abwägung eben

)
Nen anderen Läufer konnte ich auch nochmal zum weiterlaufen animieren und zusammen sind wir beiden Gesltalten dann am Main entlang gezuckelt. Bei ca km 36 war bei mir Schluß. Ich mußte wirklich auf Tö und hatte ich vorhin noch beschlossen, das bis ins Ziel zu ignorieren, so hatte ich jetzt definitv keine Lust darauf völlig unentspannt mit zusammengekniffenen Pobacken über den roten Teppich zu flitzen. Also suchte ich mir ein besonders schönes Dixie aus und frischte das Make up für den Zieleinlauf auf.
Der Rest war Kampf gegens stehenbleiben und den Wunsch zu gehen zu ignorieren. Nochmal kurze Freude und Energieschub, als ich zum letzten Mal die Grillwiese passierte und die letzten Unentwegten mich angefeuert haben. (DANKE!), abklatschen mit hazel, über die Flößerbrücke (und ich werde NICHT gehen) plötzlich ist runningmaus neben mir und redet mir gut zu. Ich brabbel zuammenhangloses Zeug zurück, bort eingesammelt, mit ihm weitergetrabt vorbei an dasOe, die auf einer Bank in der Sonne saß (weise Entscheidung!!!), bekomme von 2 Freunden ne deutsche und ne schwäbische Flagge überreicht, Schritte werden schneller, Jubel wird lauter, mehr Zuschauer, ich entdecke Freunde und meine Eltern auf der Tribüne, kann aber gar nicht alles erfassen. Alles geht so schnell, lasse noch ein paar anderen Finishern den Vortritt, versuche alles zu erfassen, aber mein Hirn kann gar nicht so viel aufnehmen. Fühl mich leicht und glücklich und hüpf die letzten Meter mit einem Lächeln ins Ziel
