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Thema: Elbaman
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Alt 07.10.2018, 20:06   #619
Kampfzwerg
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Benutzerbild von Kampfzwerg
 
Registriert seit: 10.12.2008
Ort: Raubling
Beiträge: 1.517
Ich hab mir mal die Mühe gemacht den letzten Sonntag in Worte zu fassen. In meinem Blog ist er schon seit mittag online, weil ich aber nicht jeden nötigen will dort zu Lesen, gibt es mal einen Doppelpost.
Die Bilder zu den Worten gibts dann aber ausschließlich an anderer Stelle.

Anfangen muss ich eigentlich Samstag Abend, da bin ich im Bett gelegen und hab noch zu meiner Freundin gesagt, dass die Tage auf der Insel schon so genial waren, dass das Rennen eigentlich nur noch die Zugabe ist. Ich glaube genau diese Einstellung war ein Schlüssel zu dem nahezu perfekten Rennverlauf am folgenden Tag.

Am Sonntag früh um 4:15 hat dann nach einer kurzen Nacht der Wecker geklingelt.
Dann erstmal Kaffee gekocht und mir irgendwie den Griesbrei dazu reingezwungen. Das ist auch schonmal besser gegangen.
Danach noch die letzten Sachen gepackt und um 5:15 sind wir die 5 Minuten richtung Marina di Campo gefahren.
Dort haben wir dann direkt auf dem Conad-Parkplatz, gegenüber von der Wechselzone, geparkt. Der perfekt Ausgangspunkt für den Renntag, solange man nicht zwischendurch mal weg muss.
Nach dem Aufpumpen, der Beutelabgabe und dem Check, ob noch alles passt, bin ich noch 15 - 20 Minuten ganz locker an der Promenade entlang getrabt.
Um 6:25 hab ich mich schön langsam in den Neo gepackt und wir sind zu viert (Freundin, ihr Bruder, Hund und ich) in Richtung Startgelände gegangen.
Nach einem kurzen einschwimmen ging es in die Startbox.
Pünktlich um 7 ist dann der Startschuss (oder das Horn) gegangen und ich bin von Anfang an gut losgekommen.
Gleich nach den ersten Zügen war ich ein paar Meter vor dem Feld und konnte mein eigenes Ding durchziehen.
Ein Mitschwimmer hat sich dann durch vorsichtiges Kitzeln an der Fußsohle bemerkbar gemacht und beim Zurückschauen nach der zweiten Boje hab ich gesehen, dass auf den Rest schon ein kleiner Vorsprung vorhanden war.
Das hab ich dann auch genutzt, um meine vollgelaufene Brille zu leeren. Danach ging es relativ unspannend bis zum Landgang. Dort hätte ich mich noch fast auf die Nase gelegt, konnte es aber noch ausbalancieren und ab ging es auf die zweite Runde.
Die zweite Runde lief ähnlich unspektakulär und ich hab versucht das Tempo konstant hoch zu halten, ohne mich abzuschießen.
Nur auf den letzten 200 Metern musste ich dann nochmal einen kleinen Spurt ansetzen, da mein Schatten versucht hat mich zu überholen.
Das war ein Bisschen ein Ego-getue. Ich hab auch generell kein Problem damit, wenn jemand 3,7 von 3,8 Kilometern an den Beinen klebt, dann gehört sichs aber auch nicht die letzten Meter noch vorbei zu gehen.
In der Wechselzone war ich dann ein Bisschen überrascht, dass jemand sein Rad raus schiebt. Der schnellste Schwimmer ist mir komplett entgangen und ich hab ihn nicht 1x gesehen.
Mit ein paar Sekunden Rückstand ging es dann also als zweiter auf die Radstrecke. Die erste Runde kann man definitiv als "kontrolliertes Draufhauen" bezeichnen. Das heißt, ich bin etwas schneller als angegangen, als für 180 Kilometer gut ist, aber noch so verhalten, dass ich mich nicht komplett abschieß.
An der Abzweigung in den ersten Anstieg war dann nur noch das Führungsmotorrad vor mich und ich hab versucht ein flottes Tempo anzuschlagen, dass mich nicht komplett zerstört.
Da der erste Anstieg eine Wendepunktstrecke ist, konnte man da schon die Abstände einigermaßen abschätzen und ich konnte sehen, dass ich im Wasser gar nicht so schlecht unterwegs war.
Den Rest der Runde hab ich dann weiter offensiv gestaltet und auch in den Abfahrten ein gewisses Risiko genommen.
Der einzige doofe Moment war, dass ich mir in Chiessi noch ein Stück Riegel in den Mund geschoben hab. Das war genau zu Beginn des steilsten Abschnitts auf der Strecke und zugleich einem längeren Anstieg (inkl Fotopunkt).
Kann man machen, gibt aber auch klügere Orte um zu essen.
Der Rest der Runde verlief dann relativ unspektakulär. Das Führungsmotorrad hat den wenigen vorhandenen Verkehr geregelt und ich konnte die Strecke genießen.
Gänsehaut kam bei der Durchfahrt durch Marina di Campo auf. Da war die Stimmung grandios und der Ansporn die nächste Durchfahrt auch als erster zu machen umso größer.
Das zweite Mal von San Illario runter war ich schon 2 km in der Abfahrt, bevor der erste Verfolger entgegen kam. Grob überschlagen waren das also 4 km, entspricht bei einem 30er Schnitt also 8 Minuten Vorsprung.
Läuft ja nichtmal so schlecht.
Den Rest der Runde hab ich versucht "smart" zu fahren, also in den Anstiegen schon etwas verhaltener als die Runde zuvor und dafür in den Abfahrten so viel Schwung wie möglich mitzunehmen, ohne volles Risiko zu gehen. Dazu kam, dass es zunehmend wärmer wurde und ich mich sehr bewusst auch auf die Verpflegung und die Durchfahrt der Verpflegungsstellen konzentriert habe.
So bin ich auch noch relativ frisch nach der zweiten Runde als Führender durch Marina di Campo durch. Nochmal Gänsehaut, nochmal geil.
Dann wieder rauf nach San Illario, runter und dann auch ziemlich weit runter, bis der erste Verfolger kam. 4 km, mal 2, also 8 km Vorsprung, ca 15 Minuten, das läuft ja richtig gut.
Jetzt dann bloß keine Dummheiten anstellen und konzentriert bleiben.
Der Wind hat mittlerweile etwas aufgefrischt und genau im eh schon schmierigen und nicht enden wollenden Anstieg nach Marciana kam er von vorne.
Das ist an die Substanz und vor allem auch an die Psyche gegangen. Da war die Konzentration auf die Verpflegung eine gute Ablenkung.
Irgendwann war ich dann oben und es ging zum letzten Mal die Abfahrt Richtung Marciana Marina runter.
Auf dem leicht welligen Stück nach Procchio hab ich dann noch ein Stück Riegel in meiner Rückentasche gefunden. Auf den letzten 5 Kilometern dann noch ein Gel und es ging zurück in T2.
Mit meinen paar Brocken italienisch konnte ich dann noch meine Radzeit hören. 5:30, da war ich ja nicht mal so fad unterwegs.
Ein schneller Wechsel und schon gings auf die Laufstrecke.
Auch dort bin ich das erste Drittel wieder sehr offensiv angelaufen und ich hab einige Mitteldistanzstarter überholt. Die Stimmung an der Strecke und unter den Athleten war genial, die Beine fühlten sich richtig gut an und das Laufen war ein Genuss.
Bei Kilometer 4 hab ich nochmal kurz angehalten und den Chip über meinen Socken angezogen, darunter hat er angefangen unangenehm zu reiben.
In einem engen Rennen hätte ich mir das Detail wahrscheinlich nicht rausgenommen, in der Situation war es aber die klügste Entscheidung.
Kurz vor dem 5. Kilometer stand meine Freundin und hat mir zugerufen, dass der zweite noch nicht mal vom Rad gestiegen ist.
Das war dann genau das, was ich hören wollte.
Der Rest der Runde verlief unspektakulär und der erste Abstand nach hinten war 20 Minuten. Auch die zweite Runde verlief ähnlich unspektakulär, nur die Hitze hat sich langsam aber sicher bemerkbar gemacht.
Ähnlich wie am Rad hab ich auch beim Laufen versucht konzentriert zu bleiben und keine Dummheiten zu machen.
In der dritten Runde hab ich nochmal mein eigenes Iso aus der Eigenverpflegung geholt und angefangen mich mit Schwämmen zu kühlen.
Bei Halbzeit des Laufens war der Vorsprung auf 27 Minuten angewachsen und ich hab es mir "herausgenommen" in den Verpflegungsstellen zu gehen und bewusst auf die Verpflegung zu achten.
Das ganze habe ich dann bis zum Ende so durchgezogen und obwohl die Beine schwerer wurden, gab mir der stetig wachsende Vorsprung die Bestätigung, dass es genau das richtige war.
Irgendwie hab ich mich auf den letzten Kilometer gefreut, weil der ja gerüchteweise immer einfacher gehen soll, leider hat sich das als Irrtum herausgestellt und der letzte Kilometer war der schmerzhafteste, langsamste und längste Kilometer des ganzen Tages.
Irgendwann hab ich mir nur noch diese doofe Ziellinie gewünscht, damit das ganze ein Ende hat.
Das kam dann auch so und die letzten 100 Meter durch die Stadt und ins Ziel waren dann wirklich ein (kurzer) Genuss.
Foto, Interview, kurze Umarmung und danach musste ich mich erstmal setzen.

Im Anschluss gabs noch einen kurzen Überfall durch den Hund und nach dem ersten Bier in der Verpflegung ging es auch schon wieder halbwegs.
Im Anschluss noch den Zweit- und Drittplatzierten im Ziel empfangen und eine Kleinigkeit gegessen und den Tag erstmal sacken lassen.

Der Checkout lief ähnlich problemlos wie der Checkin danach hab ich Hundesitter am Auto gespielt, während die anderen Beiden bei der Siegerehrung der Mitteldistanz waren.
Im Anschluss gabs dann nochmal ein schönes T-Bonesteak und nachdem wir am Tisch schon fast eingeschlafen wären, waren wir dann um 12 auch endlich wieder daheim.

Wenn ich so darüber nachdenke, kommt mir das alles noch etwas unwirklich vor und macht mich auch Stolz.
Nicht unbedingt die Platzierung, oder die Zeit, sondern einfach, WIE das Rennen verlaufen ist.
Ich glaube das war mit das beste Rennen, das ich in den 20 Jahren Triathlon gezeigt hab, so abgebrüht und fokussiert hätte ich mir niemals zugetraut, da ich mit Startnummer am Körper eher zu den Hitzköpfen gehöre.

Jetzt ist erstmal ein paar Tage Ruhe angesagt, bevor es in die Vorbereitung für 2019 geht.
Elba spielt auf jeden Fall wieder eine große Rolle. Ob nur im Frühjahr, oder vielleicht doch auch im Herbst, das muss ich mir noch überlegen. Die Mitteldistanz ist auf jeden Fall keine Option.
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Win and lose, fast and slow, strong and weak - those are just categories.
If you do it with passion, you will not lose.
If you do it with love, you will not lose.

https://vimeo.com/152426375

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