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Alt 18.05.2018, 01:38   #12088
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von Flow Beitrag anzeigen
Bei Jörn vermisse ich den Respekt gegenüber Andersdenkenden und Andersglaubenden
Hallo Flow, ich kann diesen Vorwurf nachvollziehen, und es tut mir auch leid, dass es so rüberkommt.

Tatsächlich ist aber mein Gebrauch von Respekt nicht zufällig -- ihn gelegentlich demonstrativ zu verweigern ist kein Ausrutscher und kein Zeichen schlechten Benehmens. Man muss aber wissen, wie es gemeint ist, und wozu es nützlich ist. Ich kann Dir das gerne erläutern. Hier sind die Grundzüge:

Jedem Menschen gebührt ein grundlegender Respekt. Dieser Respekt hängt von nichts ab. Daraus leiten sich Menschenwürde und Menschenrechte ab, und beide betrachte ich als unveräußerlich. Der Respekt bezieht sich auf das, was für die Person integral ist: Seine Existenz, seine Hautfarbe, seine körperlichen Eigenschaften. Diese Dinge sind unantastbar.

Nun kann man diese Art von Unantastbarkeit auch missbrauchen. Beispielsweise könnte man behaupten, dass auch die Religion ein so integraler Bestandteil der Person wäre, dass es nicht kritisiert werden dürfe. Denn wer die Religion kritisiert, der kritisiert (angeblich) die Person.

Hier sollte man aber sehr genau trennen. Das Recht auf eigene Gedanken halte ich tatsächlich für einen integralen Bestandteil einer Person. Es wird von mir daher auch nicht kritisiert. Jeder kann glauben, was er will, und ich taste dieses Recht nicht an.

Aber das kann natürlich nicht bedeuten, dass jede Person tun kann, was sie will, ohne kritisiert zu werden. Handlungen sind keineswegs unantastbar. Äußerungen und Predigten sind ebenfalls nicht unantastbar. Man kann seine Äußerungen nicht vor Kritik schützen, indem man einfach behauptet, es handele sich um Religion.

Genau das tun die Kirchen häufig. Leider mit Erfolg. Es gilt als ungehörig, religiöse Ansichten zu kritisieren, denn das würde den Respekt vor der Person verletzen. Religiöse Leute sparen aber nicht bei Kritik an anderen, die ohne Trauschein leben, Sex vor der Ehe haben, Verhütungsmittel benutzen oder homosexuell sind.

Die kath. Kirche rechtfertigt mit einem unbeschreiblichen Blödsinn, dass Frauen nicht gleichberechtigt sein sollen. Die Kirche erwartet zudem, dass man dies respektiert, denn sonst wäre man fürchterlich beleidigt. Aber was ist Respekt noch wert, wenn man sowas respektiert?

Dieser Missbrauch von Respekt, und er alleine, ist der Grund dafür, warum manche Leute aus dem atheistischen Lager den Respekt demonstrativ verweigern. Sie verweigern den Respekt, weil er ungerechtfertigt in Anspruch genommen wird, um die eigenen kruden Ansichten unangreifbar zu machen. Und weil der Respekt an sich schon eine Zustimmung signalisiert, die nicht vorhanden ist. Wer sich in eine TV-Talkshow setzt und sich von vornherein mit "Hochwürden" anreden lässt, muss heutzutage auf einen Atheisten treffen, der ihm diese Unterwürfigkeit schlichtweg verweigert.

Das ist nur auf den ersten Blick respektlos. Es geht einfach darum, dass zwei Gruppen ein ebenes, ausgeglichenes Spielfeld betreten, und nicht die eine Seite bereits mit "Hochwürden" angesprochen wird. Zumal Hochwürden sich diesen Titel zuvor selbst verliehen hatte. Ein völlig albernes Manöver. Wer soll denn darauf reinfallen?

Das gleiche Manöver besteht darin, die Heilige Schrift als heilig auszugeben. Da hätte ich dann doch gerne einen Beweis. Respekt hat auch damit zu tun, sich nicht gegenseitig für dumm zu verkaufen. Wer die Bibel für heilig hält, möge mal einen Blick hineinwerfen. Meine Bereitschaft, der Bibel irgendwelchen Respekt zu zollen, liegt bei exakt Null. Das ist kein schlechtes Benehmen, sondern zu diesem Urteil komme ich, nachdem ich die meisten der 66 enthaltenen Bücher gelesen und einen Haufen Sekundärliteratur dazu studiert habe.

Ich finde außerdem, dass man Druckerschwärze nicht beleidigen kann.
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