Ich finde, einen Blick über die Landesgrenzen hinaus hilft, zu erklären, weshalb die AFD soviel Stimmen erhält.
Seit der "Globalisierung" gewannen in der EU und der Schweiz die nationalistischen Parteien fast überall Stimmen und an Einfluss. Merkmale sind die Kritik an der EU; der Vorwurf an die Regierungen, nationale Interessen an die EU zu verraten; die Abschottung der Länder gegen Ausländer, Arbeitsmigranten u. Flüchtlinge; die "Rückwärtsbesinnung" auf völkische, nationale Traditionen und Begrifflichkeiten, Kritk am Liberalismus (für mehr Überwachung und Law and Order gegen Terror), Kritik an der Anwendung der Gewaltenteilung und an der "laschen" Justiz (mehr Polizeistaat). Dass die Zunahme dieser Parteien bisher in DE nicht in dem Umfang wie in anderen Ländern Europas geschah, liegt meines Erachtens an der besonderen Historie (Hitlerfaschismus), weshalb Parteien rechts von der CDU regelmässig scheiterten. Es lag auch an der Integrationsfähigkeit der CDU/CSU am rechten Flügel sowie der früheren geringen Beteiligung von Akademikern an nationalistischen Parteien. Es waren nun Akademiker, welche in den vergangen Jahren leider in DE eine "intellektuelle" Revision bzw. Abgrenzung von der Schuld DE aus dem 2. Weltkrieg ideologisch durchsetzten, die völkische Programmatik der AFD verfassen und sophistische Erklärungen, Rückzieher äussern, während ein Gauland mal zu direkt und offen spricht. Die AFD schätzt ihr Wählerpotential mit max. bis zu einem 1/3 der zur Wahl Gehenden (so "ernüchternd und traurig" das auch ist) durchaus realistisch ein.
Aus diesen Gründen erscheint es mir viel, viel zu kurz gegriffen, die Erfolge der AFD alleine bei der Flüchtlingspolitik und der Politik Merkels zu suchen. Das tat spez. die SPD am Wahlabend, um die CDU von Merkels-Mitte-Kurs auf den CSU-Kurs in ganz DE zu bringen, was der SPD wieder etwas Stimmen in der Mitte gäbe. Sehr kurzsichtig in meinen Augen, weil es sich bei der AFD um eine klassisch nationalistische, konservative Sammlungsbewegung handelt, welche Wahlstimmen von allen politischen Parteien und aus allen Schichten (auch Akademiker) einsammelt wie ähnliche Parteien in anderen europäischen Ländern auch. Ich erwarte, dass dieser "nationalistische" Trend weiter anwächst und die CDU/CSU in ca. 4-6 Jahren Bündnisse mit der AFD in Landesparlamenten eingehen werden und auf Gemeinde- und Kreisebenen schon vorher.
Geändert von qbz (05.09.2016 um 08:25 Uhr).
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