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Alt 19.10.2006, 14:37   #2
PeterMuc
Szenekenner
 
Registriert seit: 09.10.2006
Beiträge: 477
OK, ich fang mal an, allerdings weiss ich nicht ob das alles schon so umfassend und allgemeingültig ist.

Unterscheiden möchte ich anfangs mal zwischen dem Rookie, der seine erste LD anstrebt mit dem Ziel "finishen" und dem erfahrenen Triathleten, der seine leistung ausbauen und verbessern will.

Der Rookie: Kann schwimmen, laufen und radfahren, hat schon an mehreren VDs, ODs und vielleicht MDs teilgenommen und auch schonmal einen Marathon gelaufen.
Einen Hausarzt hat er, aber keinen Sportmediziner.

Bei den ersten Grundüberlegungen sollte beim Rookie nicht nur das Ergebniss der LDK eine Rolle spielen sondern auch und vor allem die Überprüfung des gesamten physischen Zustands. Dem Bewusstsein, sich auf ein langwieriges Trainingsunterfangen einzulassen geht oft nicht die Einsicht einher, dass man dem Körper nicht nur im WK sondern vor allem auch im Training grosse Belastungen abverlangt.
Da komme ich auch schon zum Termin der LDK: Spätherbst bis Frühwinter (November/Dezember) wenn mit dem regelmaessigen Training für die LD im Juni/Juli begonnen wird, ist ein guter Zeitpunkt, sich bei einem qualifizierten (!!!) Sportmediziner auf Herz und Nieren durchchecken zu lassen.
Dazu gehören eine eingehende körperliche Untersuchung, grosses Blutbild, erfassen möglicher orthopädischer Probleme, Auseinandersetzung mit evtl. zurückliegenenden Erkrankungen, Unfällen, Verletzungen etc. Bei der Auswahl des Mediziners sollte man sich im Sportler-Umfeld umhören und nicht unbedingt nur den Hausarzt fragen. Gute Sportmediziner findet man oft im Umfeld von grossen Sportvereinen (mit Ligabetrieb in verschiedensten Sportarten, in Deutschland vor allem im Fussballerumfeld), allerdings sind Sportmediziner meist auch eher im städtischen Umfeld anzufinden als auf dem Land. Vorsicht !!! Die Bezeichnung "Sportmediziner" ist keine Facharztausbildung (d.h. sie ist ist nicht zurückzuführen auf eine langwierige sportmedizinisch orientierte Facharztausbildung) sondern sie kann als Zusatzqualifikation beispielsweise durch Allgemeinmediziner oder Orthopäden erworben werden.

Zur sportmedizinischen Grunduntersuchung gehört das Belastungs-EKG. Hierzu sitzt der Proband auf einem Radergometer und unter ansteigender Belastung wird ein EKG abgeleitet. Diese Untersuchung kann erste Anzeichen einer Erkrankung (chronisch als auch akut) des Herzens belegen. Unregelmässigkeiten, die bei einem Belastungs-EKG diagnostiziert werden, sollten nach Rücksprache mit dem Sportmediziner durch eine zusätzliche Untersuchung durch einen Kardiologen tiefergehend analysiert werden.

Die Auswahl des Zeitpunktes der LDK spielt eine wichtige Rolle. Eine LDK sollte in möglichst gut ausgeruhtem Zustand, am besten nach 1-2 Ruhetagen durchgeführt werden. Auch die Wahl der Tageszeit kann Einfluss auf das Ergebnis der LDK haben, ebenso die Ernährung am Test-Tag als auch in den Tagen davor. Auf keinen Fall sollte man vorher eine Diät oder auch ein spezielles Carboloading durchführen.
Die Leistungsdiagnostik in Form eines Laktatstaufentest kann sowohl auf dem Rad-Ergometer als auch auf dem Laufband durchgeführt werden, letzteres ist für den Arzt etwas komplizierter, aber auch durchführbar (Wenn er denn ein Laufband hat). Auf keinen Fall sollte der Laktatstufentest (ich beziehe mich da jetzt auf das Laufen, auf dem Rad habe ich das noch nicht gemacht), am gleichen Tag wie das Belastungs-EKG durchgeführt werden.
Beim Laktatstufentest wird dem Probanden im Ruhezustand und dann unter stetig steigender, normierter (Geschwindigkeit oder Leistung) Belastung Blut abgenommen. Das Blut wird i.d.R. aus dem Ohrläppchen entnommen. Die Analyse der Laktatkonzentration im Blut erfolgt dann entweder durch ein mobiles Laktatanalysegerät oder durch Untersuchung in einem hämatologischen Routinelabor. Über die Länge der Belastungsstufen und die Aussagequalität der Stufentests gibt es zahlreiche Lektüre, die hier zu erörtern wahrscheinlich ausufern würde.

Eine aufwendigere Leistungsdiagnostik stellt die Spiroergometrie dar. Hierbei wird dem Probanden eine Maske über Mund und Nase gestülpt und unter Belastung eine Atemgasanalyse durchgeführt. Ziel der Spiroergometrie ist es zu ermitteln, wieviel von dem eingeatmeten Sauerstoff pro Zeiteinheit vom Körper verstoffwechselt wird. Der dabei ermittelter Wert ist in der Trainingsliteratur als VO2Max bekannt.
Die Spiroergometrie ist ein erheblicher apparativer Aufwand und wird auch nicht von allen Sportmediziner durchgeführt sondern ist eher im Umfeld von Unikliniken und Sporthochschulen anzusiedeln. Wer jedoch in diesem Umfeld wohnt, sollte sich unbedingt erkundigen, ob es die Möglichkeit gibt, an Studien teilzunehmen, da dort i.d.R. dann keine Kosten anfallen.

Zur Ergebnisanalyse kann ich an dieser Stelle nur was zur Laktatanalyse beisteuern, da ich noch nie eine Spiro gemacht habe.

Das Ziel des Laktatstufentests ist es zu ermitteln, bei welcher Leistung der Proband die anaerobe Schwelle erreicht, d.h. die Zone, in der sich der leistungsbedingte Laktataufbau und der Laktatabbau die Waage halten. Bei der Bestimmung der Laktatkonzentration im Blut liegt diese Schwelle von ca. 4mmol. Ist die Laktatkonzentration höher, kann der Körper das anfallende Laktat nicht mehr verstoffwechseln und es sammelt sich u.a. im Muskel an. Durch einen erhöhten Bedarf an Sauerstoff intensiviert sich gleichzeitig die Atmung, ein guter subjektiver Indikator, an dem man selber bestimmen kann, ob man sich über der Schwelle bewegt oder nicht. Wichtig ist es dabei, dass sie Stufen nicht zu nah, aber auch nicht zu weit auseinander gelegt werden (zB. auf dem Radergometer eher in 25 Watt Schritten steigern als in 50 Watt Schritten, auf dem Laufband eher in 0.5 m/sec als in 1 m/sec). Häufigster Fehler beim Laktatstufentest unter Laborbedingungen ist, dass die Aufwärmzeiten zu kurz sind. Sinnvoll ist es, sich ca.10 min auf dem Ergometer oder Laufband ganz locker bei niedrigem Puls (notfalls gehend) auf die Belastung vorzubereiten.

Die Auswertung des Laktatstufentests erfolgt i.d.R. im Gespräch mit dem betreuenden Arzt, der ausgehend von den Daten auch entsprechende Trainingsempfehlungen geben kann. Die Daten selber sollte man allerdings sich entweder selber notieren oder auch auhändigen lassen, um Vergleichsdaten für spätere Tests zu haben oder sie auch mit einem Trainer und/oder anderen Mitsportlern diskutieren zu können. Wichtig ist zu beachten, dass LDK-Daten aus einem Rad-Stufentest nur bedingt bis gar nicht (t.b.d.) auf Trainingsempfehlungen beim Laufen umgemünzt werden können und umgekehrt.

Mit dem Boom der Ausdauersportarten bieten auch immer mehr Sportwissenschaftler, Trainingszentren, Personal Trainer etc. Leistungsdiagnostiken an. Diese Angebote unterscheiden sich teils erheblich, sowohl im Umfang als auch bei den Kosten. Hier ist es wiederum Ratsam, sich Umfeld zu erkundigen. Sportwissenschaftler wie auch andere Anbieter haben i.d.R. keine medizinische Ausbildung und können somit nur den leistungsdiagnostischen und trainingswissenschaftlichen Teil, nicht jedoch den medizinischen Teil (zB Belastungs-EKG, Blutbild) abdecken.
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