 Chris McCormack läuft durch Schwanstetten. Während des Rennens steht der ganze Ort Kopf. Auf zum dritten Akt. Marathon. Jetzt wird es ernst! Die zweite Wechselzone liegt hinter Dir – 42,2 Kilometer trennen Dich noch vom Ziel. Das Rennen geht in die entscheidende Phase. Von Frank Druska
Marathon: Die ersten Meter An der Verpflegungsstation am Ende der Wechselzone beginnt der Lauf. Die ersten Kilometer werden auf Asphalt zurück gelegt, was das Finden des richtigen Schrittes erleichtert. Die Beine fühlen sich weich an, der Schritt ist eckig, hier sollte die Konzentration vollständig auf dem möglichst schnellen Erreichen des eigenen, ökonomischen Laufstils herrschen. Gefahr von außen droht - wie üblich an solchen Stellen - durch das Zuschauerspalier, dass sich auf den ersten Metern traditionell bildet. "Schön ruhig bleiben" ist die Devise.
Nach ca. 600 m geht es ein kleines Stückchen bergab. Hier kann man den Schwung nutzen und das endgültige Tempo "einlegen". Bei km 1,5 wartet schon die nächste Verpflegungsstation. Hier gibt es Schwämme, Mineraldrink, Wasser, Cola, Gel, Riegel, Brot, Trockenobst, Reiskuchen, Bananen, Äpfel, Melonen, Zitronen und am Ende Wasser und wieder Schwämme. Um zielsicher das Richtige zu bekommen, empfiehlt es sich, den Getränkewunsch zu rufen und auf die Helfer mit den gewünschten Getränken zu zeigen.
Weiter geht es sanft bergan und durch den Wald in Richtung Lände Roth. Dort wartet das erste große Stimmungsnest auf Euch. Mit der Musik ist es hier wie überall: trifft sie Deine Geschmack, putscht sie auf - tut sie in den Ohren weh, animiert sie zum beschleunigen, um aus dem Schallkegel zu kommen. :-) Heilige Erde: Die Ankunft am Kanal
Nach der Verpflegung biegst Du an den Kanal ab. Der Untergrund ändert sich in Kiesweg und die nächsten Kilometer geht es stur gradeaus. Schalte die Augen auf "unendlich", konzentriere Dich auf Dein Tempo und finde Deinen Rythmus, diese Phase des Rennens ist ideal dafür - und gleichermaßen wichtig.
Selbst wenn es heiß ist, spürt man am Kanal immer ein kühlendes Lüftchen und durchläuft 2 Verpflegungsstationen bis man an die Schleuse Leerstetten kommt. Hier geht es links ab vom Kanal und wieder auf Asphalt bergab. Vorbei an der Schleuse, wo der nächste DJ die Lauschlappen massiert und die nächste Verpflegungsstelle wartet, geht es auf der Straße in Richtung Schwanstetten. Schwanstetten steht Kopf Hier steppt der Bär im Kettenhemd. Man läuft eine Art Stern durch das Dorf inklusive zwei Wendepunkten und vorbei an Vorgärten, in denen es verführerisch nach Gegrilltem duftet. Auch eine Verpflegungsstation gibt es hier und am Ende geht es wieder in Richtung Schleuse hinaus. Nach der Schleuse heißt es dann kurz "Konzentration" und mit sanftem Einsatz die kleine Steigung hinauf zum Kanal. Danach geht es retour zur Lände, immer schön gradeaus... Nach dem Passieren der Lände geht es weiter am Kanal entlang, dem zweiten Wendepunkt entgegen. Die Hälfte ist hier geschafft, jetzt geht es langsam ans Eingemachte! Eine Verpflegungsstation gibt es auf dem Weg in Richtung Haimpfarrich. Unter der Kanalbrücke Eckersmühlen hindurch ist langsam das Ende der Kiespiste zu erkennen. Kurz vor der Schleuse geht es dann rechts ab, hier wird es für wenige Meter etwas uneben. In der kleinen Wirtschaft am Weg sitzen die Zuschauer vor ihrer Schweinshaxe und kommentieren das Geschehen launisch. Das Tal der Schmerzen: Der Wendepunkt Eichelburg An dieser Stelle kommt eine kleine Gemeinheit: eine kurze Bodenwelle, die einen gut den Rythmus kosten kann. Also wieder kurz darauf konzentrieren und hoch da! Dahinter läuft man durch die nächste Verpflegungsstation und dann auf Feldwegen durch den Wald in Richtung Eckersmühlen. Dort angekommen ist schon wieder essen und trinken angesagt, bevor es sanft ansteigend über die Kanalbrücke geht. Dahinter dann kann man es etwas laufen lassen und läuft dem Wendepunkt Eichelburg entgegen (nicht ohne kurz davor nochmal zu tanken).
Wer um den Wendepunkt herumgelaufen ist weiß: "Jetzt geht es heim!" Noch gut 12 Kilometer liegen vor Dir. Freunde der Greif'schen Endbeschleunigung müssen jetzt langsam beginnen. Hierzu bietet sich der Weg zurück zur Kanalbrücke an. Da es hier leicht bergauf geht, kann man prima den Puls hochziehen und auf der anderen Seite dann diese Anstrengung in höheres Tempo umwandeln. Von dort sind es noch 10 Kilometer bis ins Ziel.
Zurück durch Eckersmühlen, den Wald, vorbei an Schweinshaxen und Weißbier geht es wieder an den Kanal und in Richtung der Lände Roth. Unterwegs alle 2 Kilometer eine Verpflegungsstation. An der Lände dann heißt es, die letzten Reserven zu mobilisieren für die abschließenden 4 Kilometer. Tendenziell leicht bergab geht es nun weg vom Kanal in Richtung Ziel. Endspurt nach Roth Bei Kilometer 40,5 kann ein letztes Mal nachgetankt werden, dann steht auch schon der Endspurt an. Die letzte Bodenwelle ist bei Km 41,3 zu bewältigen, bevor das Zuschauerspalier beginnt. Ab hier ist Schweben angesagt. Die letzten Meter MUSS man genießen. Die Qualen des Tages verschwinden jetzt hinter dem Schleier der Glückshormone, die durch die Blutbahn wabern.
Nach dem Überqueren der Bahngleise geht es rechts herum und ein paar Meter weiter enterst Du den Zielkanal. Nummer nach vorne, Trikot grade rücken und den Kampfausdruck im Gesicht in ein Lächeln tauschen nicht vergessen. Und dann einfach den Zieleinlauf genießen...
Ein Wort an die Staffeln: bitte haltet beim Zieleinlauf etwas Abstand zu den Einzelstartern, damit jeder seinen Zielspurt mit einem gelungenen Zielfoto krönen kann. Glücklich im Ziel Nachdem Du das Ziel erreichst hast, lass Dir Zeit. Du hast es geschafft, jetzt warten Massagen, Endverpflegung, Duschen und jede Menge geschaffte aber glückliche Gesichter auf Dich, um den Tag ausklingen zu lassen. Wenn der letzte Finisher das Stadion erreicht und das Rennen dem Ende zu geht, nimm die müden Knochen noch einmal zusammen, schaue Dir das abschließende Feuerwerk an und sauge den Rest der Stimmung auf. Daran kannst Du Dich dann laben, wenn es bei nächsten Mal im Training hart wird... ;-) Über den Autor
Frank Druska kennt die Challenge Roth wie seine Westentasche. Durch zahlreiche Starts und Trainingsrunden auf den Originalstrecken gehört er schon fast zum festen Inventar des Rennens. Die Bestzeit des laufstarken Berliners liegt bei 9:22 Stunden. Diskussion im Forum
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