Du schreibst, die üblichen Gläubigen setzen die Religion nicht konsequent um, sondern picken sich jene Dinge aus der Bibel (oder dem Glauben) raus, die heute und nach ihrer Meinung einen Sinn ergeben.
Das ist genau das, was alle Menschen machen: Man pickt sich aus dem, was einem so über den Weg läuft, das Passende raus. Der Unterschied ist jedoch, dass Gläubige ihre Entscheidungen unangreifbar machen, weil sie es mit Gottes Willen begründen. Daraus folgt, dass diese Art der Religionsausübung vor allem ein Diskussions-Stopper ist. Es fördert keineswegs unerhörte und nie dagewesene Weisheiten zutage. Sondern es isoliert relativ banale Einsichten vor Kritik.
Wenn jemand völlig lächerliche Ansichten über die Ehe hat, dann wird man dennoch freundlich mit ihm diskutieren können und anschließend ein Bier trinken. Aber wenn er sagt: "Das ist eben meine Religion", dann ist damit die Debatte beendet. Ob es wirklich seine Religion ist (oder einfach seine private Erfindung), spielt keine Rolle mehr. Sobald das Zauberwort ausgesprochen wurde, ist Schluss.
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Was folgt daraus? Ich stimme Dir zu, dass viele Gläubige sich völlig legitim das raussuchen, was ihnen sinnvoll erscheint. Aber das Ergebnis muss kritisierbar bleiben, egal wo es herkommt. Das ist neu, und das empört die Gläubigen.
Hallo Jörn,
ich beschäftige mich vermutlich nicht intensiv genug mit gläubigen Menschen und deren Glauben. In meinem Alltag begegnen mir zwar immer wieder religiöse Menschen, aber eigentlich niemals solch extreme Menschen, wie Du sie beschreibst.
Das Kirchenvertreter die Religion in engem Rahmen vertreten, ist nichts neues. Neu sehe ich eher, das viele das Gesprochene nicht mehr 1:1 als einzig wahre Botschaft aufnehmen. Zumindest nicht in den westlichen Ländern.
Mit der am meisten, nach der Religion lebenden Person, hatte ich Probleme. Sie war in der Tat so gestrickt, einiges in ihrem Handeln nach der Religion zu leben. Das ergab für mich oft keinen Sinn und bremste das gemeinsame Vorankommen. Irgendwann zog ich den Schlussstrich. Nun sind wir seit Jahren Freunde. Die Religion ist bei uns kein Thema mehr. Ich mache diese aber auch zu keinem.
Mir geht es besser, wenn die Religion und die konsequenteren Anhänger dieser, nicht zu sehr in mein Leben dringen.
Gewiss. Wenn man es jedoch mit unterschiedlichen Gruppen zu tun hat, die sich bezüglich ihrer Überzeugungen unterscheiden – wie kann man sich dann einigen?
Genau DAS ist eben die Problematik, wenn es um Religionen geht.
Gewohnheitsrecht unterliegt ja auch einer gewissen Entwicklung. Wenn also die Mehrheit beginnt, mit bestimmten Handlungen nicht mehr einverstanden zu sein, dann verändert sich das. Es verändert sich ja auch die Argumentation. Wahrheit ist hier ein wesentlicher Faktor.
Die Zeit der Aufklärung hat hier wesentliche Spuren hinterlassen.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
In meinem Alltag begegnen mir zwar immer wieder religiöse Menschen, aber eigentlich niemals solch extreme Menschen, wie Du sie beschreibst.
Ich meinte aber gar keine „extremen“ Menschen, als ich sagte, Religion sei ein Diskussions-Stopper. Gerade auch bei Menschen, die nicht so sehr darüber nachdenken, ist das der Fall. Ihnen fehlen dann oft die Argumente und es bleibt bei einer patzigen Verweigerung.
Mein Argument besteht darin, dass jeder glauben darf, was er will, aber er kann sich nicht der Kritik und der Überprüfung entziehen, indem er einfach sagt: „Pech, das ist eben mein Glaube“.
Mir ist es völlig wurscht, ob der Schöpfer des Weltalls tatsächlich in Betlehem im Stroh lag. Aber wenn damit über fünf Ecken begründet wird, wer in Deutschland welche Rechte hat, denn hätte ich doch gerne einen Beweis.
Mein Argument besteht darin, dass jeder glauben darf, was er will, aber er kann sich nicht der Kritik und der Überprüfung entziehen, indem er einfach sagt: „Pech, das ist eben mein Glaube“.
Mein Argument besteht darin, dass sich jede/r verlieben darf in wen er will und er kann sich in dieser himmlischen Phase der Kritik und der Überprüung des Verliebtseins - beispielsweise durch den kritischrationlen besten Freund - entziehen, indem er einfach sagt:"Pech, das ist eben meine Liebe, nur die will ich!"
Mein Argument besteht darin, dass sich jede/r verlieben darf in wen er will und er kann sich in dieser himmlischen Phase der Kritik und der Überprüung des Verliebtseins - beispielsweise durch den kritischrationlen besten Freund - entziehen, indem er einfach sagt:"Pech, das ist eben meine Liebe, nur die will ich!"
Nehmen wir an, diese Verliebtheit eines erwachsenen Mannes bezieht sich auf eine Zwölfjährige. Der kritisch rationale Freund, der in Deinem Beispiel die negativ besetzte Position einnimmt, würde auf die mutmaßlichen Interessen dieses Mädchens hinweisen. Der verliebte Mann erwidert jedoch selbstgewiss: "Pech, das ist eben meine Liebe, nur die will ich!". Würde sich in diesem Fall etwas an Deinem Argument ändern? Genügt es, auf die eigenen Interessen zu verweisen?
Das Beispiel zeigt, dass eben nicht nur die eigenen Interessen zu berücksichtigen sind, sondern jene aller Betroffenen. Verliebt sein kannst Du, in wen Du willst. Doch die dadurch ausgelösten Handlungen unterliegen selbstverständlich der Kritik, sofern sie die Interessen Dritter berühren.
Geschätzter Arne, ich bin gerade frisch verliebt. In eine Frau, die knapp 1000 km von mir entfernt lebt. Lies doch meinen Beitrag noch einmal durch, vielleicht hast du jetzt einen besseren Zugang zum Kern der Botschaft.
Warum musst du da gleich wieder so ein Konstrukt ins Feld führen?
Geschätzter Arne, ich bin gerade frisch verliebt. In eine Frau, die knapp 1000 km von mir entfernt lebt. Lies doch meinen Beitrag noch einmal durch, vielleicht hast du jetzt einen besseren Zugang zum Kern der Botschaft.
Herzlichen Glückwunsch!
Vermutlich siehst Du eine Analogie zwischen dieser Deiner Liebe, die mancher irrational finden könnte, und der Liebe zu / dem Glauben an Gott, was auch viele irrational finden.
Ein nicht unwesentlicher Unterschied ist aber, dass die Frau, die Du liebst, existiert. Und dass sie nicht (angeblich) der Menschheit vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat.