Ich finde es gut, dass Verletzungen der Menschenrechte in Katar thematisiert werden.
• Ausbeutung von Menschen
• Diskriminierung homosexueller Menschen
• Diskriminierung von Frauen
Wenn wir und unsere Volksvertreter damit fertig sind, diese Missstände in einem mehrere tausend Kilometer entfernt gelegenen Zwergstaat anzuprangern, können wir vor der eigenen Haustüre kehren.
Deutschland beutet ebenfalls prekär lebende Menschen aus, übervorteilt sie wirtschaftlich und gefährdet ihre Lebensgrundlagen.
Bezüglich der Diskriminierung homosexueller Menschen ist die offizielle Lehre der katholischen Kirche sehr nahe an den Lehren des Islams. Im Unterschied zu Katar und anderen islamischen Ländern haben wir es in Deutschland geschafft, die Macht der katholischen Kirche einzudämmen. Es ist bigott, als Politiker mit dem Finger auf Katar zu zeigen, aber in den kommenden Wochen bei Fernsehgottesdiensten frömmelnd in der ersten Reihe zu sitzen. Wenn gegenüber dem Prinzen von Katar mal dringend die Menschenrechte angesprochen gehören, dann bitte auch gegenüber Bischof Bätzing.
Eine bedeutende Figur bei der Diskriminierung homosexueller Menschen war und ist Ex-Papst Joseph Ratzinger. Er hat weltweit einen viel größeren Einfluss als die Scheichs vom Roten Meer. Als er 2011 im Deutschen Bundestag über das (sittliche) Naturrecht faselte, gab es anschließend stehende Ovationen.
Diskriminierung von Frauen: Ein Unding quer über den gesamten Globus, in unterschiedlich starker Ausprägung und praktisch überall auch religiös legitimiert. Die deutsche Gesellschaft war während ihrer gesamten Geschichte davon geprägt. Seit hundert Jahren ganz vorne dabei der Fußball. Dass die Frauen eine eigene EM und WM spielen, getrennt von den Turnieren der Männer, erinnert an die Paralympics. Der Deutsche Fußballbund ist, wie erst recht die FIFA, ein sexistischer Scheißladen. Eine nach Geschlechtern getrennte Weltmeisterschaft ist sexistisch auch dann, wenn sie in Dänemark stattfindet. Es ist ein Anachronismus und gehört abgeschafft.
Zwischenstand: Von den Fußballinteressierten sagen 70 %, dass sie die WM boykottieren. Bin gespannt, ob diese Tendenz in den Einschaltquoten sichtbar ist. Ich hätte eine Vermutung.
Für mich passt keine der Antwortmöglichkeiten. Ich interessiere mich zwar für Fußball, aber als ausgesprochenen Fan würde ich mich nicht bezeichnen.
Geht mir ähnlich. Fußballspiele können spannend sein, einzelne schaue ich mir an, weil sie mich interessieren, andere nicht weil mich das Spiel nicht interessiert.
Ich halte wenig davon, Sport mit Politik zu mischen, die Leidtragenden sind zuerst immer die Sportler. Die Olympia-Boykotts von Moskau und Los Angeles fand ich ähnlich unsinnig, da hat so mancher keine spätere Chance mehr bekommen. Fußball-WM zur Adventszeit und in Katar finde ich generell unsinnig und aus vielen bekannten Gründen falsch, aber wenn es nun mal so ist, sollten die Spieler und Mannschaften ihr Bestes geben dürfen, unbelstet von politisch-moralischen Erwartungen. Wenn keiner die Spiele anschaut, hat keiner was davon, außer ein gutes Gewissen für Moralisten.
Abgesehen davon finde ich es schwer nachvollziehbar, eine solch tolle öffentliche Aufregung über die Katarische Haltung zu Schwulen und Lesben zu inszenieren, aber Kritik an der Einwanderung von 100.000-en von Menschen aus dem gleichen Kulturkreis mit sehr häufig identischen Einstellungen gilt dann als böse rechts (s. z.B. auch Aufregung über Lagerfelds Aussage vor 5 Jahren...).
Sorry erst mal an die, die sich in den von mir vorgegebenen Antwortmöglichkeiten der Umfrage nicht wiederfinden
Danke allen für die kontroverse Diskussion und viele gute Beiträge
Zuletzt richtig abgeholt hat mich der von Arne, neben guter Argumentation auch wegen der Deutlichkeit ("sexistischer Scheißladen" u.a.).
Ich denke, dass das auch fortan ein Thema sein wird. Die spanische Liga will Punktspiele (keine Freundschaftsspiele !) in den USA austragen, die NFL spielt in München usw.
Auslandsvermarktung und damit noch höhere Gewinne treiben die Machthabenden an. Und da, wo welche rufen "Was bezahlt ihr, wenn wir zu euch Fußballspielen kommen?" da werden Superreiche aus dem Nahen Osten passend antworten.
Vielleicht müssen Scholz, Steinmeier & Co. demnächst im Mai zum DFB-Pokalendspiel ja auch in den Nahen Osten fliegen....
@ Schwarzfahrer: Loris macht es sich mit diesem "Alibi" / Scheinargument (das ist es in meinen Augen) ziemlich einfach. Nach dieser Argumentation dürfte ich auch Todesstrafe in China, Iran etc. nicht kritisieren oder kristische Journalisten die in diversen Ländern in Haft sitzen wären dann selbst schuld.
Driftet zwar ein bisschen von WM Richtung Kulturelle Unterschiede ab, aber bevor man andere Kulturen wie Katar kirtisiert, sollte man sich nicht anschauen, wie zufrieden die Leute in diesem Land sind?
Und wenn man sich die Kategorie "Freiheit der Lebensentscheidung" anschaut, dann ist aktuell
11. Emirate
12. Katar
28. Deutschland
Die Leute dort scheinen sich frei und einigermassen zufrieden zu fühlen. Sie scheinen also erstmal genauso gern so zu leben wie wir in der westlichen Kultur.