Ist denn bekannt, ob die Russen den Kompromiss mit den Garantien durch Drittstaaten, die ja wohl eine militärischen Hintergrund hätten, eingehen würden? Wenn nein, ist es wohl keine Option.
Beide Delegationen berichteten in Istanbul, dass sie sich auf einen solchen Entwurf zur Neutralität schriftlich ausgearbeitet geeinigt haben. Ein paar Tage später berichtete Russland, dass die Ukraine einen neuen, wieder abgeänderten Entwurf einreichte, der für Russland so, weil die Krim und der Donbass im geänderten Entwurf als ukrainisches Gebiet einbezogen ist, nicht annehmbar sei. Dem hat die ukrainische Delegation nicht widersprochen. Seither stagnieren die Verhandlung in der Substanz.
Auffällig ist der Einsatz der Luftwaffe zur Luftunterstützung und der Einsatz von ungelenkter Munition. Das lässt darauf schließen, das schön langsam die Raketenbestände weniger werden und das den Russen es gelingt die Luftwaffe auf eine Axis koordiniert einzusetzen. Es werden 300 Einsätze pro Tag geflogen das sind 10 x mehr zu Beginn des Krieges. Dafür gibt es im Moment fast keine Abschüsse, d.h. im Donbass haben die Russen die Luftherrschaft.
Es bleibt auch festzuhalten, dass im Donbass bisher alle ukrainischen Gegenangriffe gescheitert sind. Dies liegt an der Luftherrschaft der Russen, der jetzt sehr gut gelenkten russischen Artillerie (mit Drohnen), und der Unfähigkeit der ukrainischen Kommandanten einen Angriff auf Brigadeebene zu führen. Die Offiziere sind da auf dem Nivea der Russen, weil beide aus derselben sowjetischen Schule kommen.
Solange die Ukraine glaubt den Krieg militärisch entscheiden zu können, die Russen sowieso wird es keine Verhandlungen geben, warum auch.
Der Einsatz von schweren Waffen aus dem Westen wird wohl helfen, wie kann ich nicht einschätzen
Den vermehrten Einsatz von russischer Luftwaffe im Donbas habe ich auch zur Kenntnis genommen und er ist wohl so zu interpretieren, wie du es tust. Ich gehe davon aus, dass die Ukraine ihre begrenzt vorhandende Luftabwehr mit größerer Reichweite bevorzugt zum Schutz ihrer großen Städte im Westen (Kiew, Lwiw und insbesondere dem am meisten gefährdeten Odessa) einsetzen. Bezogen auf den Westen liest man auch bei jedem größeren Raketenangriff von abgefangenen/ abgeschossenen Raketen.
Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die im Osten kämpfenden russischen Einheiten wieder über aus dem Westen nachgelieferte, leistungsfähigere Luftabwehrsysteme verfügen (und natürlich auch Soldaten, die in der Lage sind diese zu bedienen).
Bei kaum etwas ist die Kosten-Nutzen-Relation für den Verteidiger höher als bei abgeschossenen Kampfflugzeugen bzw. Kampfhubschrauber, die stets bei einem Treffer mindestens 100 Mio Euro teuer sind, während die dafür genutzten Flugabwehrraketen gerade mal im sechsstelligen Bereich liegen. Der US-Logik einer bewussten maximalen militärischen Schwächung Russlands kommt das sehr entgegen
Interessanterweise hatte ich gestern auch gelesen/ gehört, dass bei den zahllosen Angriffen auf Eisenbahnstrecken und Umspannwerke mit Raketen in den letzten Tagen selbst die Raketen, die nicht abgefangen wurden, oft das Ziel verfehlten. Diese im Vergleich zu früheren Raketenangriffen stark gesunken Präzision war Thema im Streitkräfte-Podast von NDR und es wurde spekuliert, ob die Russen jetzt vermehrt auf ältere Raketen mit geringerer Präszision zurückgegangen sind (mangels Nachschub und sanktionsbedingt fehlenden Bauteilen für modernere Raketen), oder ob es sich einfach um Bedienungsfehler bei der Eingabe der Zielkoordinaten handelt würde.
Bei Illner (ZDF 22:15 Uhr) treffen heute mit Marina Weisband und Ranga Yogeshwar Unterzeichner der 2 gegensätzlichen offenen Briefe und damit auch in etwa der hiesigen Standpunkte aufeinander. https://www.zdf.de/politik/maybrit-i...-2022-100.html
Die Sendung war hinsichtlich der Diskussionskultur ausgesprochen sehenswert, was in letzter Zeit bei Talkshows mit Thema Ukraine ausgesprochen selten ist, so dass ich durchaus empfehlen würde, sie in der Mediathek anzusehen.
Natürlich hatte Weisband die in sich schlüssigere Argumentation und darüberhinaus gelingt es ihr stets jenseits von reiner militärischer Logik und stumpfer Forderung nach Waffen auch den empathischen Aspekt, was mit den Menschen in der Ukraine passieren wird, wenn man sie nicht unterstützen würde ausreichend gut zu beleuchten.
Andererseits ist Yogeshwar auch alles andere als ein Unsympath und konnte durchaus seinen Standpunkt besser und in vielen Teilbereichen nachvollziehbarer beleuchten, als das aus dem auch handwerklich einfach miserabel formulierten offenen Brief, der mehrere Logikfehler enthielt, hinüber kam. Die entscheidende Frage, wie man Putin zurück an den Verhandlungstisch bekommt und wie konkret ein für die Ukraine und den Westen tragfähiger Kompromiss aussehen könnte, wurde aber wieder einmal nicht beantwortet.
Natürlich ist es ein absoluter Wahnsinn und Anachronismus angesichts der Klimawandelbedingten globalen Herausforderungen, wenn jetzt Hunderte Milliarden in Kriegsführung gesteckt werden, und in der Zukunft die Rüstungsetats erhöht werden, während dieses Geld eigentlich dringend für die Bewältigung der Energiewende benötigt wird. (=Yogeshwars Kernthese)
Niemand im Westen (und in der Ukraine) hat diesen Krieg aber gewollt und es gab wirklich umfangreiche Bemühungen auf allen Ebenen ihn zu vermeiden und jetzt wo der Krieg da ist muss man konkret alles dafür tun, dass der Agressor keinen Nutzen aus dem Krieg zieht, denn selbst ein Teilerfolg Putins würde ein katastrophales Zeichen für zukünftige Konflikte mit imperialem Machtanspruch auch in ganz anderen Regionen der Welt senden. (=Weisbands Argumentation).
Auch Röttgen hat sich bemerkenswert gut geschlagen in der Gesprächsrunde, ebenso wie die Friedensforscherin (deren Namen mir schon wieder entfallen ist).
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Ich gehe davon aus, dass die Ukraine ihre begrenzt vorhandende Luftabwehr mit größerer Reichweite bevorzugt zum Schutz ihrer großen Städte im Westen (Kiew, Lwiw und insbesondere dem am meisten gefährdeten Odessa) einsetzen. Bezogen auf den Westen liest man auch bei jedem größeren Raketenangriff von abgefangenen/ abgeschossenen Raketen.
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Das liegt meines Erachtens daran, dass die russische Armee in den Wochen davor sehr konzentriert die Flugabwehrsysteme im Donbass Front-Gebiet (S-300 Syteme) mit Raketen zerstört hat. Alle paar Tage kamen Meldungen über solche Angriffe. Diese Systeme im Frontumfeld konnte die ukrainische Armee vermutlich bis jetzt nicht ersetzen.
Ich komme ja nicht immer dazu mich zu informieren und bin auch nicht der Schnellste, aber die Diskussion um Lieferung schwerer Waffen ja/nein halte mich mittlerweile längst für völlig überholt. Vielleicht ging es nur darum, dass gemeine Volk an die neuen Zeiten zu gewöhnen. Längst sehe ich den Krieg als offene Auseinandersetzung NATO/Westen/USA - Russland. Deutschland als stärkste Wirtschaftskraft in Euopa und seiner Abhängigkeiten von russischen Rohostoffen spielt dabei natürlich eine zentrale Rolle.
... jetzt wo der Krieg da ist muss man konkret alles dafür tun, dass der Agressor keinen Nutzen aus dem Krieg zieht, denn selbst ein Teilerfolg Putins würde ein katastrophales Zeichen für zukünftige Konflikte mit imperialem Machtanspruch auch in ganz anderen Regionen der Welt senden. (=Weisbands Argumentation).
Wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer das so wollen, kann ich diesen Gedanken nachvollziehen. Leider werden die Opfer nicht nur für die Russen erheblich sein, sondern vor allem für die Menschen der Ukraine.
Weisbrands Argument vom imperialen Machtanspruch, der scheitern müsse, halte ich jedoch für einseitig und naiv. Warum steigen die USA denn in diesen Krieg ein, immerhin mit 30 Milliarden Euro, was die Hälfte des jährlichen russischen Wehretats ist? Um im Donbas die Demokratie zu sichern? Das ist doch lächerlich. Die USA verfolgen ihre eigene globale Machtpolitik. Ihnen geht es um Russland, nicht um die Ukraine. Seit dem Einstieg der USA geht es um globale Machtpolitik auf beiden Seiten der Frontlinie. Was die eine Seite an Macht verliert, gewinnt die andere hinzu. Ein Zeichen für den Frieden – "Krieg lohnt sich nicht" – ist damit nicht verbunden.
Es ist nicht das Anliegen oder die Aufgabe der Ukrainer, solche globalen Machtkämpfe zu berücksichtigen. Sie wollen sich verteidigen und haben auch das Recht dazu. Wir Außenstehende sehen das etwas größere Bild. Das ist ja das Dilemma.
Wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer das so wollen, kann ich diesen Gedanken nachvollziehen. Leider werden die Opfer nicht nur für die Russen erheblich sein, sondern vor allem für die Menschen der Ukraine.
Weisbrands Argument vom imperialen Machtanspruch, der scheitern müsse, halte ich jedoch für einseitig und naiv. Warum steigen die USA denn in diesen Krieg ein, immerhin mit 30 Milliarden Euro, was die Hälfte des jährlichen russischen Wehretats ist? Um im Donbas die Demokratie zu sichern? Das ist doch lächerlich. Die USA verfolgen ihre eigene globale Machtpolitik. Ihnen geht es um Russland, nicht um die Ukraine. Seit dem Einstieg der USA geht es um globale Machtpolitik auf beiden Seiten der Frontlinie. Was die eine Seite an Macht verliert, gewinnt die andere hinzu. Ein Zeichen für den Frieden – "Krieg lohnt sich nicht" – ist damit nicht verbunden.
Es ist nicht das Anliegen oder die Aufgabe der Ukrainer, solche globalen Machtkämpfe zu berücksichtigen. Sie wollen sich verteidigen und haben auch das Recht dazu. Wir Außenstehende sehen das etwas größere Bild. Das ist ja das Dilemma.
Weisbrands Argument vom imperialen Machtanspruch, der scheitern müsse, halte ich jedoch für einseitig und naiv. Warum steigen die USA denn in diesen Krieg ein, immerhin mit 30 Milliarden Euro, was die Hälfte des jährlichen russischen Wehretats ist? Um im Donbas die Demokratie zu sichern?
Nochmal, es geht nicht um den Donbas, sondern die Ukraine, Moldawien, Baltische Staaten ... Wenn man Putin gewähren lässt, dann nimmt das alles kein Ende.
Aktuell wird der Angriff auf Odessa vorbereitet, Putin gibt sich nicht mit dem Donbas zufrieden.