Der Start ist eigentlich ganz einfach: das Konsulat angerufen, "alles klar, kommen sie Morgen um 08 h, haben Sie ein Photo des Ausweises oder sonst etwas?" Na ja, dann mal los. Wir starten also mit den anderen und fahren in die andere Richtung,...
Nein, das sind keine Fabrikschornsteine, das ist die Brücke über den Fjord bei Edinburgh
...das Konsulat ist leicht zu finden, just in time, wegen Corona darf nur der Postman rein und ich warte draussen. Ist aber kurzweilig, das Ensemble ist recht annehmbar, unglaublich schöne townhouses und direkt gegenüber ein umzäunter Privatgarten nur für die Anwohner. Hinter dem Garten befindet sich das Schlossgelände.
Aber der ganze Zirkus zieht und zieht sich. Photos? Nee, haben wir nicht und der Laden öffnet um 9 h. Suchen, warten, machen, zurück, wieder warten. Ist schon nicht mehr so kurzweilig.
Der Postman hat den Frust und somit den Blick für die Schönheit Edinburghs verloren, hier Castle Rock (2bc)
Mit einer Gesamtverzögerung von 5 h erreichen wir dann die Brücke. Was tun? Die Strecke ist 112 mi, dazu noch die 20 mi als Bonus und es ist schon 12 h.
Ja, ich weiss, der Tag ist gebraucht, aber ich weiss warum ich hier bin.
Und während ich mich am Morgen noch über den Regen lustig mache ("endlich!")...
...rechnet der Wettergott später mit mir ab und präsentiert u.a. ein überflutetes Speisezelt sowie eine verregnete Bar.
Doch da sind wir noch nicht. Vor uns liegt ein einsamer Ritt durch Perth und Glenshee, entlang des River Dee, es ist ein wenig schade, dass ausgerechnet heute die Anderen zum Ausfragen usw. nicht da sind. Klar, gern beheben wir unterwegs im Regen auch noch Defekte, die Prüfungen nehmen kein Ende. Aber no surrender. Ginge auch nicht, meistens sehen wir eh niemanden, die Pit Stops sind längst aufgelöst. Der Climb mit heute über 2100 hm ist auch erfrischend, zwischendurch bin ich so gar, dass ich Schloss Balmoral, Lieblingsschloss der Queen und seitlich tatsächlich sichtbar, einfach nur kurz ansehe und dann einfach im Regen weiterradle. F__k 4, wie der humanistisch gebildete Radler dazu sagt.
Ich grüsse meine Lieblingstrainingspartnerin!
Am Ende zählt immer nur das Ergebnis: einen telephonischen Suchanruf der Leitung kassiert und 1 h oder so nach Ende der Zeitnahme auf eigener Achse ins Basecamp gerollt. "Allow me to buy you a drink, postman." - "No way, this one´s on me!" Stil kann man nicht lernen. Brauchst Du mal wieder ein Hinterrad? Nimm meins, nimm es auch dann, wenn ich den Rest des Bikes tragen muss.
Vor uns im Zelt riesige Teller, dazu viel Bier, welches? Egal. Preis? Machst Du Dich über mich lustig? Die anderen nehmen uns gern auf, wir haben viel zu erzählen und dann husch husch ins Körbchen, hilft nix, morgen früh sind wir wieder in der ersten Startwelle.
Ich glaube A d´H hat ganz knapp gewonnen!
Tausend Dank, mal sehen wo die Karten plaziert werden.
Gern, Harm. Es hat in Summe über zwei Jahre gedauert, aber ich bereue nichts, im Gegenteil, sie sind ein Symbol für "back up, try again." Stolz. Und der Vorsprung wird groesser, heute kommen wir nicht mehr nach John O´Groats.
Morgens schon wieder extrem hungrig und obwohl ich mich seit 10 Tagen nicht gewogen habe bin ich sicher, dass ich trotz der ganzen Fresserei kein Gramm zugenommen habe. Also her damit: zum Start das extra schleimige Porridge, dann mehrere Spiegeleier, weiße Bohnen in Tomatensauce, dazu Veggiewürste gebraten (scheusslich, aber egal), dann noch 2 Croissants mit Jam und etwas Obst. Klar, dass ich auch noch die Trikottaschen für den Ritt nach Pitstop 1 vollstopfen muss. Dort geht es weiter, bei Pit 2 auch, ehe dann endlich das Dinner naht.
Die heutige Tour führt also durch Inverness, cool, am vorletzten Tag kommen wir also quasi am Hotel vorbei, das wir für die Abreise nach Hause benötigen. Aufgeben für eine Nacht im Bett? Lächerlich, ich habe mich so schön ans Zelt gewöhnt, jeden Abend um 21 h schlafe ich sofort ein, allerdings ist es etwas einsam, na ja, liegt wohl an meinem Lifestyle und der Sozialisation.
Morgens, Halb Acht in Schottland
In Inverness gibt es wieder mal eine traumhaft schöne Brücke, erwähnte ich schon, wie geil ich es finde, mit dem Rad über so ein Ding rüberzufahren? Ich erinnere mich, dass ich in der Vorbereitung zu IMHH 2017 mal geschrieben habe, wie Harm, Jeeves und ich mal über den Köhlbrand sind. Zu Brücken sage ich nie nein.
Gefühlt ist es in Schottland machmal so, dass quasi 75 km einspurig durch Wald und Feld geradelt wird, ab und zu eine Ausweichstelle für Gegenverkehr. Dazu atemberaubende Panoramen, eigentlich gar nicht so anders wie hier im ländlichen Schleswig-Holstein, Flüsse, Brücken, Seen, aber hier dann noch mit Hügeln, die kennen wir ja nun gar nicht. Macht aber Spass.
Nein, keine Brücke, ein Viadukt! Der Unterschied? Keine Ahnung!
Die hier finde ich besonders schön, den Hügel runter, dann über die Brücke. Morgen fahren wir dann mit dem Bus rüber, auch nett!
Übrigens habe ich auch wieder etwas mehr an: kurze Hose weiterhin aber immerhin die Armlinge sowie die dünne Windjacke dabei. Ist eben Schottland. (2bc)
Im Ziel ist wieder alles im Lot, keine Nachwirkungen von gestern. In Form, kann man nicht anders sagen. Nett auch im Zelt, der letzte Abend. Vielen Dank, sagt der CEO, dankt auch dem Hauptsponsor Deloite (man sucht übrigens einen neuen!), allen Helfern, dem Umfeld und, und, und, Ihr kennt es ja. Deloite gibt den 970 Teilnehmern auch noch einen aus, auch nett, her damit. Morgen ist dann also der letzte Tag, dann haben wir es geschafft.
Also, da bin ich ganz unbescheiden, Postman und ich sind schon besser in Form als andere, sicher nicht on top, aber vorderes Drittel. Das gros der Teilnehmer sind sowieso Männer um die 50, Leute, die etwas Geld haben und nicht alt werden wollen, und, wie Tina (The pink train, Ihr erinnert Euch) sagte: "And if so, then in good shape!" Da kann ich mich getrost einsortieren, ganz genau das ist mein Metaziel, fit und beweglich ins Alter. Wenn ich so meinen Triathlonclub betrachte, wo ich gut die Hälfte der Teilnehmer beim Lauftraining immer noch zerstören kann, wann immer ich will (was ich übrigens nicht tue, Vollgas nur selten, z.B. im Hauptwettkampf), dann würden die sagen: "Dieses Ziel hast Du längst erreicht. Du bist schon alt und immer noch hier."
Noch einmal im Zelt übernachten, dann war´s das, morgen noch einmal einpacken und ausreiten, yeah!
Nein, keine Brücke, ein Viadukt! Der Unterschied? Keine Ahnung!
Weil ichs kaum besser formulieren kann, zitiere ich einfach Wikipedia:
Zitat:
Viadukt, Definition
Es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffes Viadukt. Jeder Viadukt ist auch eine Brücke und wird aus bautechnischer Sicht zusammen mit Brücken in dieselben Kategorien eingeteilt (Bogenbrücken, Balkenbrücken usw.).
Der Begriff Viadukt hat mehr mit der Wirkung auf die Umgebung und mit seiner Funktion zu tun, bedeutende Verkehrswege möglichst umwegs- und steigungsarm zu führen. Ein Viadukt überquert nicht nur, er verbindet auch. Deshalb ist es meist von den lokalen Gegebenheiten abhängig, ab wann eine Brücke als Viadukt bezeichnet wird. Meist werden mehrfeldrige Brücken, die mehrheitlich über ein Gewässer führen, als Brücke und nicht als Viadukt bezeichnet. Ein Viadukt überquert also hauptsächlich Land und könnte theoretisch – zumindest teilweise – durch einen Damm ersetzt werden.
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.