Um die Sache für mich irgendwie auch auf Deutsch abzuschliessen, hier ein (kurzer (?) und zuweilen nicht so leckerer (!)) Rennbericht:
Tja, wo anfangen? Meine erste Langdistanz fand im Jahre 2010, ebenfalls in Kopenhagen zur damaligen Premiere des Rennens, statt. Als Ersttäter kam ich nach 11:11 Stunden ins Ziel und 5 Stunden später ins Krankenhaus, da ich entweder zu wenig getrunken hatte, oder mir die über Nacht ins Wasser gespülten Colibakterien nicht bekamen.
Im nächsten Jahr wurde ich 2 Tage vor dem Rennen krank, und stand bedröppelt am Start, nur um den anderen zuzugucken und das Rad wieder aus der Wechselzone zu holen.
2012 sollte dann in Frankfurt der Hammer fallen, und ich ging in der Form meines Lebens an den Start, nur um nach 20 Metern einen Brustschwimmtritt auf die Rippen zu bekommen, der mir den Rest des Rennens (11:08, oder so) noch grosse Freude bereitete. Das Luftholen war etwas schwierig, und noch Wochen danach hatte ich daran meine Freude.
2013 war Pause auf der Langdistanz, dafür qualifizierte ich mich aber für die Einzelstart-WM in Trento, Italien.
2014 meinte ich auf dem Vorfuss laufen zu müssen, was total gut ging, bis es mit der Achillessehne schief ging.
2015 war einfach nur durchwachsen, weil ich sowohl viel an der Arbeit zu tun hatte (ja, trotz Lehrerjobs...), als auch mit meinen Knien zu kämpfen hatte. Trotzdem gaben mir meine eher bescheidenen Schwimmkünste Anlass dazu, nicht nur von einer 1:10 zu träumen, sondern klammheimlich eher damit zu rechnen. Das Rad sollte eigentlich meine Bank werden, grosser Traum die Sub 5. Als Staffelfahrer hatte das trotz für mich viel zu heissen Bedingungen und ein paar Fehlern bereits geklappt, und vom Training her deutete alles auf eine sichere Nummer hin. Ausrüstung TOP, es gab fast nichts zu wünschen. Lauftraining war dem hingegen eher bescheiden, aber ich fühlte mich trotzdem klar, eine 4:05-4:10 laufen zu können. Alles in allem also so um die 10:35, vorsichtig gerechnet.
Nun denn, es sollte (mal wieder) anders kommen. Vom Wetter her war eigentlich alles okay, auch wenn es die Tage zuvor für meinen Geschmack zu warm zu werden schien. Letztlich passte es aber, es waren wohl so um die 25 Grad. Was nun eigentlich schief ging, dürfte eine Mischung aus einem "zwei massenproduzierten Caesars salad" am Vortag und einem nervösen Magen gewesen sein. Irgendwie konnte ich schon die Tage vorher nicht richtig Essen, schob das aber auf die Wärme. Der Magen war jedenfalls "unruhig", auch am Rennmorgen. Der Milchreis, erprobtes und gutes Mittel bei anderen Rennen und langen Trainingstouren, wollte nur schwer herunter, nicht mal der Kaffe schmeckte. Na ja, wird schon nach dem Schwimmstart verschwinden, wenn das Rennen erstmal läuft. Tat es aber nicht. Der Schwimmstart war trotz des gleitenden Agegrgroupstarts ein ziemliche Klopperei, vielleicht auch, weil ich mich im Gegensatz zu anderen Schwimmstarts ein bisschen weiter vorne als sonst eingereiht hatte. Nach der ersten Boje löste es sich etwas auf, auch mein mulmiges Gefühl änderte sich - in direkte Übelkeit, die nach ungefähr 700 Metern auf dem Rücken liegend zu einem Erbrechen führte. Stehen konnte ich nicht, deshalb ging das auf dem Rücken liegend vor sich. Zum Glück hatte ich eine Schwimmbrille auf. Später auf dem Rad kam mir der Satz "Wal bläst" aus Moby Dick in den Kopf, und ich musste selber darüber lachen. Irgendwann vor der letzten Brücke kam mir nochmal der Rest hoch, dann war erstmal Ruhe. Ein paar hundert Meter musste ich dann doch brustschwimmend zurücklegen, ausserdem waren meine Arme schlagartig schlapp, und es stellte sich ein Krampftendenz in den Beinen ein, insbesondere wenn jemand unversehens auf meine Füsse patschte.
Irgendwie kam ich dann doch aus dem Wasser. 1:19, 9 Minuten mehr und eine Magenladung weniger als geplant fand ich meinen Wechselbeutel, der sich im Zelt doch nicht als meiner herausstellte - wieder zurück und getauscht. Zum Glück war der eigentliche Besitzer noch nicht dem Wasser entstiegen.
Plan auf dem Rad waren 200 Watt auf der ersten Runde, 210 Watt auf der zweiten Runde zu fahren. Das hätte reichen sollen, auch wenn der Wind eher ungünstig an der Küste blies. Ich lag mit 35,4 / 35,6 km/h einigermassen im Plan, zumindest bis zu ungefähr Kilometer 100, wo sich die mühsam zugeführte Energie in Form eines grossen Schwalls den Weg ins Freie suchte. Ab da war der Ofen aus. Zuvor hatte ich noch gedacht, mich trotzdem irgendwie durchmogeln zu können, aber mir fehlte schlichtweg die Energie. Ich überholte zwar weiterhin, allerdings wesentlich langsamer als zuvor. Das mit der Nahrungsaufnahme war ein ständiges "Nehmen und Geben". Eine Bodenwelle bei gleichzeitigem linken Bein in der 12-Uhr-Position führte zu einer Druckentladung, die interessant ausgesehen haben muss. Die Frage, ob ich das Aufgestossene wieder runterwürgen oder lieber durch etwas Neues ersetzen wollte, fiel in der Regel zugunsten letzterem aus.
Nach 5:15 in T2 angekommen, wurden die Laufschuhe geschnürt. Bis Kilometer 20, 22 kam mir immer wieder alles hoch, und ich trank nur noch von Zeit zu Zeit ein bisschen Cola. Als Laufen konnte man das nur noch mit sehr gutem Willen bezeichnen, aber es gibt Bilder, auf denen ich tatsächlich beide Füsse gleichzeitig in der Luft habe. So um die 8-9 (?) Kilometer vor dem Ziel ging dann nicht mehr viel (= nichts), und ich begann zu gehen. Ausserdem wurde mir tatsächlich saukalt, weil der Wind noch immer vom Wasser her wehte, was auf den offenen Stellen sehr unangenehm wurde. Zwischen den Häusern ging es gerade noch so. 3 Kilometer vor dem Ziel ging dann nichts mehr (= gar nichts). Ich musste mehrfach stehenbleiben und irgendwo festhalten, weil meine Finger zu Summen begannen und sich meine Wahrnehmung etwas trübte. Ich guckte mich ernsthaft nach jemandem um, der mich gegebenenfalls aufsammeln könnte. Ging es weiter, dann teilweise in Schlangenlinien, und ich musste meinen ganzen Willen aufbringen, um einen Fuss vor den anderen setzen zu können. Irgendwie schaffte ich es tatsächlich, mich bis zur Zielgeraden zu schleppen. In einem Anfall plötzlichen Wahns versuchte ich ein paar Meter zu "Laufen", was ich aber sofort stoppte, denn sonst wäre ich möglicherweise doch nicht am Ende des schwarz-roten Teppichs angekommen. 5:31 für einen Marathon, insgesamt 12:15. Ich war in keinster Weise enttäuscht, was man mir vorher nicht hätte vorstellen können. Irgendwie war das Rennen für mich an der Grenze des "Absurden", aber (vor allem im Nachhinein) gleichzeitig grosses "Kopfkino", denn ein Grossteil des Rennens fand nicht nur im Wasser und auf der Strasse statt, sondern vor allem im Kopf. Ich wollte nicht Aufgeben, nur Ankommen. Ich glaube noch immer, dass ich wesentlich schneller sein kann, aber an dem Tag und unter den Bedingungen war das das Beste, was ich jemals geleistet habe. Ich hätte nicht ein Jota mehr aus mir herausholen können, ohne dass es schiefgegangen wäre. Und darüber bin ich total stolz. Nicht laut, nur so für mich. Erklären kann ich das nicht so recht, und wenn es jemand versteht, dann am ehesten jemand hier.
Ich ging direkt ins Ärztezelt, von wo ich aber schon bald wieder herauskam, da ich Hunger hatte. Mordshunger. Die Ärztin hatte mir ein Mars geholt, was ich aber gegen ihr selbstgemachtes "Pølsehorn" (weiches Brötchen mit 'nem Würstchen mittendrin) tauschen konnte. Noch nie hat ein Erdinger so gut geschmeckt, sogar ein richtiges Würstchen blieb unten. Kein Wunder, dass man hier "Würstchendeutscher" genannt wird.
Für das nächste Jahr war ich schon einiges vorher angemeldet. Dort wird es dann auf jeden Fall irgendwas mit Sub werden. Gibt ja zum Glück genug davon, inzwischen sogar mehr...