Interesse an einem Bericht aus Cascais? Dann hier, sonst einfach überspringen.
Cascais kann‘s ��
Ab Mittwoch übernahm Ironman den Ort. Autofahrer wurden rigoros aus dem Zentrum ausgesperrt, die Triathleten bestimmten das Stadtbild. Donnerstags gab es sogar eine „Parade der Nationen“ (97 waren am Start) mit anschließendem Feuerwerk. Da unser Hotel am Strand liegt, hatten wir kurze Wege und konnten sogar noch vor dem Start frühstücken, da die Halbdistanzler zuerst starteten.
Während unseres Rolling Starts hatte der Sprecher für alle Nationen noch ein paar warme Worte und ein Lied in ihrer Sprache. Wir wurden mit „Ein Hoch auf uns“ ins Wasser geschickt.
Nach meinem Debakel in Hamburg war ich lieber hinten geblieben und hatte mich bei 1:50h einsortiert. Erster Eindruck: Schxx, ist das kalt! 17 Grad hatten sie am Start gesagt. Beim Testschwimmen war es mir nicht so kalt vorgekommen. Die erste Boje hatte ich noch, danach wurde es schwierig. Gelbe Bojen bei Sonnenaufgang zu entdecken ist eh nicht meine Spezialdisziplin, hinzu kam, dass die Dinger im Zickzack standen und der Wellengang zunahm. Mehrfach beförderte mich eine Welle in eine ganz andere Richtung. 4 oder 5 mal musste ich anhalten und erstmal schauen, wo ich überhaupt bin. Und als Menierebetroffene ist (auch „zahmer“‘) Wellengang eh schwierig. Ich kam mir vor wie im Schleudergang. Zum Schluss habe ich nur gehofft noch unter 2 Stunden zu bleiben. Die letzten Meter ging es durch Hafenmüll: Tang, Milchkartons und anderes Zeug. Echt eklig.
Der Ausstieg ging eine steile Rampe hoch. Die sollten wir noch hassen lernen. Kurzer Blick auf die Uhr: 1:37. What? Noch mal zur Sicherheit nachgeschaut. Stimmt. Und das obwohl ich fast 4km hatte.�� Hamburg um 15min verbessert, für mich gut.
Der Weg zur Wechselzone war lang, fast 1km, und ging nur hoch. Wechsel verlief unspektakulär: Dixie muss sein, Helm und Brille auf, Notfallset einstecken, Socken und Schuhe an und los.
Rad wurde unerwartet hart. Gleich am ersten Anstieg hatte ich das Gefühl, weiche Beine zu haben. Da hatte das Schwimmen wohl doch mehr Energie gezogen als gedacht. Trotzdem überholte ich - wenn möglich, weil Briten und Iren ja immer links fahren… Die Strecke durch das Sintra-Gebirge war schön, zwei neue kurze aber giftige Anstiege hinzu gekommen. Dann ging es neben einer Schnellstraßen zur Formel 1 Strecke in Estoril und da einmal drüber. Auch wenn ich kein Benzin im Blut habe, war schon gxxx. Weiter nach Estoril und dann Richtung Lissabon. Hier hatten sie noch zwei fiese Abstecher eingebaut, schön hoch und runter. Endlich kam der Wendepunkt - und der Gegenwind. Der und die verd… Bumps zogen mir bis Cascais alle Körner, so dass ich schon erwog einfach aufzuhören. Die erhoffte 6:30 war längst perdu. Egal, ab in die zweite Runde. Und jetzt wurde es richtig hart. Verpflegung rein und durch. Irgendwann muss es ja ein Ende haben. Böse Stürze gesehen (Straßenbahnschienen, Schlaglöcher, Kurven), viele technische Defekte. Ein Hoch auf meinen Mechaniker. ❤️ Und dann war es soweit, zurück in Cascais und ab in die Wechselzone. 6:48h, das geht noch.
Noch mal Dixie, Laufschuhe an, Verpflegung rein und los - äh, Helm ab �� Dann los.
Nix los. Feierabend. Mein Puls explodierte. Bis km 2 ging es nur hoch und ich ging mit. OmG, was soll das werden? Zur bewährten Cola-Orangen Strategie gegriffen und mit der neuen „Pampe“ gemischt. Half. Ab km 2 konnte ich wieder laufen. Bei km 6 kam mir der beste Ehemann entgegen. Kurzer Informationsaustausch und weiter. Es ging nur auf und ab , z.T. über Kopfsteinpflaster, was in der nun einbrechenden Dunkelheit nicht lustig war. Highlight aber war die Rampe vom Schwimmausstieg, die nun noch dreimal zu laufen war. Bombastisch hingeben die Stimmung am Wendepunkt/Ziel und die vielen Verpflegungspunkte, die brauchte ich auch. Sonnenuntergang über dem Meer, einfach nur Gänsehautfeeling.
Und dann kam die letzte Runde und ein kurzes Rechnen ergab, sub 5h im Marathon ist drin und dann auch noch die sub 14h insgesamt. Also die Beine in die Hand genommen und das Feld aufgerollt. So gut das im Dunklen geht.�� Kommentare kassiert „Good job, Bro“ und „Looks like being Belgian“.�� und dann die letzten 200m sich feiern lassen, alle Hände abklatschen und ein bisschen heulen. Und auf der Zieltafel den Namen lesen „You are an Ironman“ und da steht 13:43h, hä? Bestzeit.�� Hamburg mit tellerflach um fast eine Stunden unterboten. Das kann auch nur mir passieren.
Kurz im Hotel geduscht, Räder geholt. Und dann noch bis nach 1 Uhr auf der Tribüne im Ziel getanzt und die Letzten ins Ziel geklatscht.
Cascais kann‘s. Obrigada.