[quote=TriVet;1657003]Ziemlich sicher.
Auch seine Äußerungen zu Impfgegnern wurden ihm nicht verziehen, das "Duchkärchern" der Vororte genausowenig.
Außerdem ist mE "der Franzose" aus Prinzip gerne mal dagegen!.
Der O-Ton des "Durchkärcherns" kam aber damals von Sarkozy. Ob Macron so doof war, das in diesem Wahlkampf zu wiederholen, habe ich allerdings nicht mitbekommen.
Macron hat sich beim plumpen Versuch, sich als Monarch wie der Pöbel zu äußern, zweifelsohne mit emmerder verewigt, da hast du Recht.
Ich sehe aber keine gruppenüberschreitende Bindung, da die geimeinsamen Interessen und Anliegen dieser Gruppen fehlen, und u.U. sogar gegeneinander konkurrieren (z.B. Behinderte, Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit zu geringen Renten - konkurrieren alle um die begrenzten Sozialtöpfe und jede Gruppe hat völlig andere Randbedingungen und Anforderungen - gemeinsam ist nur, daß jede sich für am Bedürftigsten sieht)
Du hast das Dilemma erkannt, was wäre deine Lösung, wenn nicht Solidarität und Zusammenarbeit aller Benachteiligten und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen?
Du hast das Dilemma erkannt, was wäre deine Lösung, wenn nicht Solidarität und Zusammenarbeit aller Benachteiligten und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen?
Ich habe sicher nicht "die Lösung". Ich glaube auch nicht daran, daß eine Zusammenarbeit von beliebigen, sehr unterschiedlichen Interessengruppen hilfreich ist.
Wenn ich aber so direkt herausgefordert werde, versuche ich mal, ein paar Gedanken dazu zu entwickeln.
Was ich mir als hilfreich vorstellen kann, wäre z.B. eine Änderung der Motivationslage von Politik bzw. Politikern in Entscheidungspositionen, was aber nicht ohne eine drastische Einschränkung der Macht der Parteiführungen gehen dürfte. Solange das Durchsetzen von Parteiprogrammen, Koalitionsverträgen und Wiederwahl der Partei im Vordergrund steht, gibt es keine Motivation, sich um kleine, nicht wahl-mächtige Gruppen ernsthaft zu kümmern; die medial-global großen Themen bringen Ruhm und Umfragewerte, nicht Hilfe für Behinderte oder für Alleinerziehende.
Wenn Abgeordnete bzw. ihre Karriere am engsten mit den Stimmen ihres Wahlbezirks verknüpft ist, statt mit Listenplätzen und Parteinetzwerken, hätten auch kleinere Interessengruppen leichter Zugang zu einem Politiker, der ihnen zuhört und für sie aktiv wird (z.B. weil dann "Lobbyarbeit" für diese Gruppen einfacher wäre; so mancher Sozialarbeiter könnte umsatteln, und die jeweiligen Abgeordneten bearbeiten). Eine solche Änderung der Motivationslage braucht natürlich eine Änderung des Partei- und Wahlsystems (habe ich anderswo schon angedeutet).
Andererseits braucht ein solcher Wandel auch eine mediale Unterstützung. Solange die Wichtigkeit eines Themas mehr durch jeweilige Hypes, Zeitgeist und "Haltung" (also politischer Verortung) bestimmt wird, als durch konkrete, existenzielle Probleme kleiner aber relevanter Minderheiten, bleiben letztere Anliegen öfter auf der Strecke. Druck seitens der Medien scheint eine der größten Motivatoren für Politiker zu sein. Wie wäre es mit Quoten für Interessengruppen in Zeitungsredaktionen, wenn doch heutzutage Quoten so gerne als Lösung für Ungerechtigkeiten gesehen werden? Diversität von Meinungen und Interessen in den Redaktionen und im Parlament halte ich für hilfreicher, als Diversität von Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht.
Alles grobe unausgegorene Erstgedanken. Sollte ich mich je zum Kanzler wählen lassen wollen, kann ich die Details ausarbeiten.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wir regen uns über die Rückständigkeit in Russland auf, aber die USA macht gerade einen Meilenstein in Richtung Rückständigkeit. Okay, der Meilenstein wurde jahrelang peu-a-peu vorbereitet, so dass es nicht überrascht, aber genau das ist die Welt: überrascht, wie rückständig die USA sich geben.
Andererseits gibts genug Leute, die die USA für dieses erzkonservative Verhalten bejubeln.
Mal die Nationalratswahlen abwarten und wieviel Stimmen da die "neue Linke" La France insoumise holt. Das Ergebnis könnte Macron ein neoliberales "Durchregieren" deutlich erschweren.
Der Zusammenschluss des zersplitterten linken Lagers ist historisch und könnte Macron gefährlich werden. Denn dieser braucht eine Mehrheit in der Nationalversammlung, um seine Vorhaben umzusetzen. Auch wenn er derzeit gemeinsam mit anderen Mitte-Parteien über eine solide Mehrheit verfügt und der gewählte Präsident seit 2002 immer auch die Mehrheit im Parlament holte, dürften Macron Frust und Enttäuschung über seine erste Amtszeit Stimmen kosten.
Das linke Lager hofft, mit ihrem Bündnis Nouvelle Union Populaire Écologique et Sociale (NUPES) selbst eine Mehrheit zu holen. Der Zusammenschluss ist wichtig, da kleine Parteien alleine wegen des Mehrheitswahlrechts nur geringe Chancen haben, Stimmkreise zu gewinnen. Sollte das Bündnis die Parlamentsmehrheit holen, wäre Macron faktisch gezwungen einen Premier aus ihren Reihen zu ernennen. Laut den getroffenen Vereinbarungen zwischen den linken Parteien sollte dies dann Mélenchon sein.