Lauterbach und die Privatisierung der Krankenhäuser:
Zitat:
"Die Rhön AG hat in den letzten Jahren gute Beziehungen zur Politik gepflegt, von der beide Seiten profitiert haben. Direkten Einfluss auf die Gesundheitspolitik nimmt die Rhön AG z.B. über Karl Lauterbach. Lauterbach sitzt im 20-köpfigen Aufsichtsrat der Rhön AG. Außerdem ist er Mitglied des Bundestages der SPD-Fraktion und war langjähriger Berater der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Vor seiner Wahl in den Bundestag gehörte Lauterbach dem Sachverständigenbeirat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen an. Er unterstützt die Zulassung von privaten Leistungsanbietern zur Patientenversorgung. Gleichzeitig macht Lauterbach sich dafür stark, dass Krankenhäuser stärker an der ambulanten Versorgung teilnehmen können und fordert die Reduktion der niedergelassenen Fachärzte. Auffällig ist, dass diese Gesetzesänderungen der Rhön AG nutzen und zu ihrem Konzept passen (siehe: Teleportal-Konzept und medizinische Versorgungszentren). Herr Lauterbach hat also maßgeblich an der Gesundheitsreform mitgewirkt, die es privaten Unternehmen wie der Rhön AG ermöglicht, sowohl Krankenhäuser zu kaufen als auch im ambulanten Bereich Patienten zu versorgen. Dabei profitiert er als Aufsichtsratsmitglied direkt am wirtschaftlichen Erfolg der Rhön AG (jährliche Bezüge von bis zu 44.000 € bzw. Beteiligung am Gewinn des Unternehmens). Einen Interessenkonflikt sieht Herr Lauterbach nicht - Sie etwa?"
Daran magst Du denken. Das ändert aber nichts daran, welche Rolle Lauterbach spielte. Nur als spontane Beispiele seine Unterstellung, die niedrigen Inzidenzen in Mallorca im Frühjahr 2021 beruhten darauf, dass die Spanier nicht richtig testen könnten. Eine ausgemachte unbegründete Frechheit, die dort auch verständlichderweise nicht gut aufgenommen wurde. Oder seine Warnungen zum "Brandbeschleuniger Wembey-Finale". Oder seine Aussage vom April, dass diejenigen, die jetzt auf den Intensivstationen behandelt werden, „im Durchschnitt 47 bis 48 Jahre alt“ seien, was nicht stimmte.. „Die Hälfte von denen stirbt. Viele Kinder verlieren ihre Eltern.“ Stimmte auch nicht. Lauterbach ist in der Summe seiner Äusserungen kritisch zu sehen
Ich denke, in der Summe seiner Äußerungen liegt Lauterbach weit häufiger richtig als falsch:
Da es hier um Lauterbach und nicht um die Privatisierung von Kliniken geht sollte man der Vollständigkeit halber auch erwähnen, dass er schon Aufsichtsratmitglied war, bevor er in den Bundestag gewählt wurde und dass er aus dem Aufsichtrat zurückgetreten ist, als Peer Steinbrück ihn 2013 in sein Schattenkabinett berief.
danke, auch daran denke ich, wenn ich Lauterbachs Expertise bewerte. Ein weiteres Beispiel ist der (offensichtlich ausgesessene) Lipobayskandal:
"Allein im Jahr 2000 kassierte Lauterbach, der für seinen „politischen Kampf schon mal seinen Ruf als Wissenschaftler aufs Spiel setzt“, über 800.0000 Euro für Medikamentenstudien im Auftrag der Pharmaindustrie. Karl Lauterbach war an der Studie über den Cholesterinsenker Lipobay beteiligt, eben jenem Medikament, das die Herstellerfirma Bayer wegen tödlicher Zwischenfälle im Jahr 2001 vom Markt nahm. Karl Lauterbach hatte zuvor zahlreiche Hinweise erhalten, dass Lipobay gefährlich ist und das Menschen sterben werden, wenn das Medikament auf den Markt kommt. Diese Warnungen ignorierte Karl Lauterbach damals ebenso wie es seine Auftraggeber taten." https://gewerkschaftsforum.de/karl-l...fehlverhalten/
und sein peinlicher Auftritt in Wien
Als Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach bei einem Satellitensymposium des Unternehmens Unilever Bestfoods anlässlich des Europäischen Kardiologenkongresses in Wien eine Kosten-Nutzen-Analyse seines Hauses (Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln) zum Verzehr von Margarine mit Phytosterinestern (Becel pro·activ) vorgestellt hatte, gab es nicht nur offen geäußerte, fachliche Kritik.
Die Modellrechnung des „Beraters der deutschen Bundesregierung“ hatte ergeben, dass sich innerhalb von zehn Jahren 117 000 neue KHK-Fälle vermeiden – und somit Gesundheitsausgaben in Höhe von 1,3 Milliarden Euro einsparen – ließen, wenn gefährdete Personen ihren Fettverzehr auf Margarine mit Phytosterinestern umstellen würden. Unabhängig davon, ob das für die statistische Analyse verwendete Markow-Modell aus dem Jahr 1907 heute noch Relevanz für EbM-basierte Fragestellungen hat und ob die Ergebnisse auf eine deutsche Population übertragbar sind, da das Modell auch von Voraussetzungen der amerikanischen Framingham-Studie ausgeht, fragten sich viele Kongressteilnehmer, warum Lauterbach sich für ein Consumer-Produkt stark macht. https://www.aerzteblatt.de/archiv/38...-Nachgeschmack
na ja, der BR zählt hier eben die zutreffenden Prognosen zusammen. Aber es ist ebenso leicht, die nicht eingetroffenen Warnungen zusammen zu stellen. Wie man es eben sehen mag. Ich halte ihn insgesamt für unserös. Aber man kann es eben auch aus der gegenteiligen Perspektive sehen.
Da es hier um Lauterbach und nicht um die Privatisierung von Kliniken geht sollte man der Vollständigkeit halber auch erwähnen, dass er schon Aufsichtsratmitglied war, bevor er in den Bundestag gewählt wurde und dass er aus dem Aufsichtrat zurückgetreten ist, als Peer Steinbrück ihn 2013 in sein Schattenkabinett berief.
Es gibt ja ganze Listen von Karrieren zwischen Politik und Wirtschaft. Das sind auch keine Geheimisse und nicht unbedingt anzuprangern. Z.B. Philipp Rösler, 2009 bis 2011 Bundesminister für Gesundheit (wer erinnert sich noch? ;-), wurde später Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Weltwirtschaftsforums WEF (2014-17).