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Zitat von KevJames
Ich finde die Diskussion in Bezug auf Blumenfelt sehr negativ. Wäre das ein junger deutscher Athlet gewesen, so denke ich, wäre hier mehr Euphorie.
Schnelles schwimmen hin oder her - für ein Debüt auf der Langdistanz war das gewaltig. Gab es Debüts, die ihr als klar stärker einordnen würdet?
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Ich weiß nicht, ob du meine Wortmeldungen ebenfalls unter die Kategorie "negativ" einordnest, aber ich antworte jetzt einfach mal.
Ich versuche eigentlich die Leistung von Blummenfelt nur einzuordnen und in Bezug zu anderen Leistungen (nicht nur Ironman-Debüts) zu setzen, um Hinweise zu erhalten, ob der neue extrem schnelle Weltrekord jetzt als Indiz für eine neue Zeitrechnung im Langdistanztriathlon angesehen werden muss und Blummenfelt in einer eigenen, neuen Liga spielt und ob andere Athleten wie Frodeno, Lange, Long, Sanders, Wurf, Skipper, Iden jetzt einpacken müssen, weil eine neue Langeweile bei Ironman-Rennen droht und die zuletzt genannten Athleten chancenlos sind.
Solche Quervergleiche sind aber bekanntlich schwierig, weil jedes Rennen anders ist und auch Athleten nicht immer gleich in Form sind.
Gustav Idens Debüt war ein wenig leichter zu analysieren, weil in Florida Sanders mit an der Startlinie stand, von dem man gerade in diesem Jahr ziemlich genau weiß, was er auf der Langdistanz zu leisten in der Lage ist, zumal Sanders in diesem Jahr sich auch schon Mit Frodeno gebattelt hatte.
Zusätzlich hatte Iden dankenswerterweise seine Wattdaten veröffentlicht, die zusätzlich einen Einblick erlaubten, wieviel er ins Radfahren effektiv investiert hatte.
Leider veröffentlicht Blummenfelt von Cozumel keine Wattdaten, so dass ein Quervergleich zu Idens Debüt schonmal schwieriger wird und insbesondere die sehr wichtige Frage, wie das Führungsauto bzw. der Führungstross gefahren ist lässt sich anhand der Strava-Daten und in Ermangelung eine Live-Übertragung mit Videobildern nicht abschließend klären.
Eine 4h-Radleistung bei einem Ironman, bei dem der Betreffende die letzten 90km alleine im Wind gefahren ist, ist komplett anders zu bewerten, wie ein gleich schneller Radsplit, bei dem 10m vor dem Führenden ein Pickup mit Uhr auf dem Dach oder ein Kameramotorrad über weite Strecken bei Seitenwind auf der windzugewandten Seite gefahren ist, was ja im Triathlon durchaus regelmäßig vorkommt
Gerade wenn die Wattleistung deutlich höher als die von Iden gewesen wäre, dann hätte ich erwartet, dass Blummenfelt die Daten auch als Zeichen seiner individuellen Stärke veröffentlicht. Immerhin hat er (in einem deutlich schwächer besetzten Profifeld) mit gravierend mehr Führungsarbeit unter dem Strich auch ein aktiveres Rennen abgeliefert als Iden wenige Wochen zuvor.
So kann man halt nur spekulieren und aus den Zeitabständen zu Rüdi Wild oder auch zu Paul Schuster versuchen eine Leistungseinordnung vorzunehmen und sich anhand dessen überlegen, wo z.B. ein Iden, Sanders oder Frodeno in Bestform beim selben Rennen gelandet wären.
Unstrittig ist sicherlich, dass es ein sehr starkes Debüt von Blummenfelt war, möglicherweise sogar eine Ecke stärker als das von Iden. Es war ja auch erst das dritte Ironmandebüt eines Olympiasiegers und im Vergleich zu Frodos etwas holprigen ersten Ironman-Bewerben mit technischen Defekten, Zeitstrafe und absichtlich eingestreuten Gehpausen an Verpflegungsstationen, die aber trotzdem bei erstklassiger Konkurrenz stets auf dem Podium endeten, was Blummenfelts Erstlingswerk sicherlich besser, da auf Anhieb -von außen betrachtet- fehlerfrei.
Eine Festlegung, wer jetzt die nächsten Weltmeisterschaften in St.George und Kona gewinnen wird hat aber IMHO gestern nicht stattgefunden. Da sind schon noch einige andere Kandidaten im Mix der Favoriten drin, aber Blummenfelt muss man auf alle Fälle dazu zählen.