Eben - in den 11-Uhr-Nachrichten des Radios (SWR3) - kam eine Meldung anlässlich des heute veröffentlichten paritätischen Armutsberichtes 2019 (die Bundesregierung erstellt und veröffentlich ebenfalls jährlich Armutsberichte).
In Regionen, in denen Armut bisher nicht so sehr verbreitet war, habe sie in letzter Zeit massiv zugenommen so auch in der Pfalz (da komme ich her, da lebe ich schon immer und wahrscheinlich werde ich da auch bis zu meinem letzten Tag leben).
Überregional - also bundesweit - habe sie aber erfreulicherweise abgenommen.
Die Printmedien haben darüber auch schon berichtet.
So heißt es unter anderem im Tagesspiegel:
Armutsbericht zeigt regionale Kluft
„Der Graben verläuft nicht mehr nur zwischen Ost und West“
Reicher Süden, armer Osten und besonders armes Ruhrgebiet: Der Paritätische Wohlfahrtsverband stellt ein enormes Wohlstandsgefälle in Deutschland fest.
[...]
Bei genauerer Betrachtung zeige sich Deutschland viergeteilt. Den „wohlhabenden“ Ländern Bayern und Baden-Württemberg mit einer Armutsquote von zusammen 11,8 Prozent, stünden Nordrhein-Westfalen und der Osten mit rund 18 Prozent gegenüber. Dazwischen lägen die weiteren Regionen Westdeutschlands mit einer Armutsquote von zusammen knapp 16 Prozent.
[...]
Der Armutsbericht zeige, dass auch der Westen Deutschlands tief gespalten und weit entfernt von Einheitlichkeit oder gleichwertigen Lebensbedingungen sei, sagte Schneider. Untersucht wurde für die Studie die Armutsentwicklung auf Länder- und Regionalebene. Insbesondere das Ruhrgebiet bleibe mit einer Armutsquote von 21,1 Prozent bei 5,8 Millionen Einwohnern „Problemregion Nummer 1“.
Außerdem sei die Armut von Rentnern in den vergangenen zehn Jahren um 33 Prozent und damit so stark wie bei keiner anderen Gruppe angestiegen. Der Verband fordert in seinem Bericht unter anderem einen höheren Mindestlohn und höhere Hartz-IV-Sätze. (dpa)
Quellen: https://www.tagesspiegel.de/politik/.../25326390.html, https://www.presseportal.de/pm/53407/4465851
Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert:
Zitat (Die Textformatierung habe ich leicht verändert):
In Anknüpfung an aktuelle sozialpolitische Diskussionen sehen wir angesichts der Befunde dieses Berichtes Priorität in folgendem Sofortprogramm:
* sofortige Erhöhung der Regelsätze von derzeit 424 auf 582 Euro und Einsetzung einer unabhängigen Kommission zur Neubestimmung des Existenzminimums – insbesondere für Kinder;
* Einführung von Freibeträgen auf Alterseinkünfte in der Altersgrundsicherung und Einführung einer Mindestrente für langjährig Versicherte;
* Einführung einer bedarfsdeckenden und einkommensorientierten Kindergrundsicherung und Schaffung eines Rechtsanspruchs auf Teilhabe im Kinder- und Jugendhilfegesetz;
* Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes auf 13 Euro;
sanktionsfreier Umbau der Hartz IV-Leistungen zu einem echten Unterstützungssystem inklusive eines sozialen Arbeitsmarktes und sozialpädagogischer Hilfen;
* Umbau der Pflegeversicherung durch Abschaffung oder deutliche Reduzierung der Eigenanteile der Pflegebedürftigen;
* kostenfreie bedarfsdeckende gesundheitliche Versorgung auch für Menschen mit niedrigem Einkommen.
Zitatende
Quelle: http://www.der-paritaetische.de/schw...armutsbericht/, Seite 4 des Armutsberichts
Definition des Begriffs relative Einkommensarmut:
Zitat:
Relative Einkommensarmut
Das Statistische Bundesamt und auch dieser Armutsbericht
folgen einer bereits über 30 Jahre alten EU-Konvention,
was die Definition und die Berechnung von
Armut anbelangt. In Abkehr von einem sogenannten
absoluten Armutsbegriff, der Armut an existenziellen
Notlagen wie Obdachlosigkeit oder Nahrungsmangel
festmacht, ist der Armutsbegriff der EU ein relativer.
Arm sind demnach alle, die über so geringe Mittel verfügen,
„dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen
sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als
Minimum annehmbar ist“, wie es im entsprechenden
Kommissionsbericht heißt.2
Dieser EU-Konvention folgend zählt dieser Bericht
jede Person als einkommensarm, die mit ihrem Einkommen
unter 60 Prozent des mittleren Einkommens
liegt. Dabei handelt es sich um das gesamte Nettoeinkommen
des Haushaltes inklusive Wohngeld, Kindergeld,
Kinderzuschlag, anderer Transferleistungen oder
sonstiger Zuwendungen.
Zitatende
Quelle: https://cloud.paritaet.org/index.php...QzZXM/download
Merke - mittleres Einkommen ist nicht gleich Durchschnittseinkommen!
Zitat:
Bei der Berechnung der Armutsquoten sind zwei statistische
Besonderheiten zu beachten: Beim mittleren
Einkommen handelt es sich nicht um das geläufige
Durchschnittseinkommen. Dieses wird ermittelt, indem
man alle Haushaltseinkommen addiert und die
Summe dann durch die Anzahl der Haushalte teilt
(arithmetisches Mittel). Es wird stattdessen der sogenannte
Median, der mittlere Wert, errechnet: Alle Haushalte
werden nach ihrem Einkommen der Reihe nach
geordnet, wobei das Einkommen des Haushalts in der
Mitte der Reihe den Mittelwert bzw. Median darstellt.
Der Unterschied zwischen arithmetischem Mittel und
Median kann sehr groß sein. Ein Beispiel: Verfügen fünf
Haushalte jeweils über ein Einkommen von 700 Euro,
1.300 Euro, 1.900 Euro, 6.500 Euro und 9.000 Euro, so
haben sie im Durchschnitt (700 + 1.300 + 1.900 + 6.500
+ 9.000) : 5 = 3.880 Euro. Der mittlere Wert (Median)
wäre jedoch 1.900 Euro. Die mit dem Median errechnete
Armutsschwelle und die sich daraus ableitenden
Armutsquoten sind damit sehr „stabil“: Die Haushalte
im oberen Bereich können reicher und reicher werden.
Solange der Haushalt in der Mitte der Rangreihe keinen
Einkommenszuwachs hat, hat dies keinerlei Einfluss
auf die Armutsquoten.
Zitatende
Quelle: https://cloud.paritaet.org/index.php...QzZXM/download, Seite 5 des Armutsberichts