Du wärst schon ein durchaus interessanter Fall für einen Verkehrspsychologen. Du möchtest alle, die nicht deinem Bild von perfekt nacheifern wollen, aus rein egoistischen Motiven einschränken, damit du deinem Hobby frönen kannst.
Zitat:
Zitat von trithos
Um zum Ausgangspunkt der Diskussion zurück zu kommen. Weil meiner Meinung nach zu viele Autofahrer*innen im Straßenverkehr unvernünftig und rücksichtslos unterwegs sind, bin ich für ein Tempolimit. Und hab daher bei der Umfrage auch dafür gestimmt. Wer rasen will, soll auf die Rennstrecke. Meinetwegen kann man auch gerne hin- und wieder mal für ein paar Stunden ein Stück kurvenreiche Landstraße sperren, wenn Autofahrer sportlich fahren wollen. Im normalen Straßenverkehr sollte das aber nichts verloren haben.
Ich verstehe dieses Betreben nicht. Menschen, die sich nun schon einen feuchten Furz um Regeln im Straßenverkehr kehren, werden sich immernoch nicht um die Regeln kümmern, wenn diese anders / strenger sind. Viel wichtiger wäre es doch ein Bewusstsein für gegenseitige Rücksichtnahme und für das frühzeitige Erkennen von gefährlichen Situationen zu schaffen. Anstatt das Fahrerlaubnisrecht noch weiter auszusplittern (wie zB die Anhängerregelung mit B, B96 und BE), sollte man eher mal an die Verpflichtung zur stetigen Auffrischung und Fortbildung in Sachen Erste Hilfe, Neue Regelungen, technische Fortschritte sinnvoll nutzen, etc denken. Ich glaube fest daran, dass der Mensch umsichtiger und angepasster fährt, wenn er Situationen besser einschätzen gelernt hat.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Aber mal im Ernst: Was das Steuern eines Gefährtes angeht, welches sich mit hohen Geschwindigkeiten fortbewegt, so sind dem Menschen sicherlich überschaubare Grenzen gesetzt. Evolutionär ist es zumindest für Homo Sapiens nicht üblich, sich mit mehr als 30km/h zu bewegen.
Vielleicht liegt darin die Ursache, dass es so oft kracht im Straßenverkehr.
"So oft" ist eine subjektive Einschätzung. Ich bin eigentlich eher verwundert, wie selten es ernsthafte Unfälle gibt relativ zu der Zeit, die Menschen in Autos verbringen; auch wie oft offensichtliche schwere Fahrfehler durch irgendeinen Schutzengel (andere nennen es glücklichen Zufall, daß keiner im Weg war) "ausgebügelt" werden.
Und zu der "evultionären" Grenze von 30 km/h. Der moderne Mensch tut und kann sehr vieles, was "evolutionär" nicht vorgesehen war. Ich bin sicher, daß auch in der Steinzeit nur Ausnahmetalente 30 km/h rennen konnten. Dafür belegt der Mensch Tag für Tag, daß er nach entsprechendem Training mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen (Ski, Rad, Auto, Flugzeug) die 30 km/h Grenze deutlich überschreiten und gut kontrollieren kann. Auf Skiern z.B. ist diese Grenze nicht mal für meinen (u.a. motorisch) behinderten Sohn eine wesentliche Herausforderung (bei guten Bedingungen, sonst fährt er natürlich langsamer).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wenn es tatsächlich so wäre, dass die Mehrheit der Autofahrer rücksichtsvoll unterwegs wäre und ihre Geschwindigkeit so wählen würde, dass niemand gefährdet, geduscht erschreckt, bedrängt, usw. würde ... dann würden wir tatsächlich kein Tempolimit brauchen.
Ich finde, daß sogar eine große Mehrheit der Autofahrer rücksichtsvoll und vernünftig unterwegs ist (zumindest hierzulande; z.B. in Ungarn ist der Anteil der Spinner deutlich höher, als hier - aber auch keine Mehrheit nach meiner Wahrnehmung; Sri Lanka war wieder eine andere Nummer). Ein Tempolimit ist trotzdem sinnvoll, um einen groben Rahmen für sinnvolles Fahren zu setzen für die Minderheit, die ohne einen solchen für andere leichter gefährlich wäre (aus Unerfahrenheit, Unfähigkeit, Selbstüberschätzung, oder anderen Gründen).
Zitat:
Zitat von trithos
Ich wundere mich zum Beispiel, warum man bei Autobahnausfahrten oder scharfen Kurven auf Landstraßen Geschwindigkeitsbegrenzungen braucht? Ich sehe doch als Autofahrer, wie die Straße verläuft und wie die Straßenverhältnisse sind. Und passe das Tempo daran an. Da können auch 50 km/h schon mal zu viel sein.
Mit entsprechend Fahrerfahrung ist das natürlich kein Problem, dann passt Du Deine Geschwindigkeit auch an die Bedingungen (nass, Schnee, Nebel, etc.) richtig an. Aber Fahranfänger können das noch nicht, und es gibt Menschen, deren Wahrnehmungsfähigkeit oder Fähigkeit zur Umsetzung des Gesehenen eben nicht ausreicht, um jemals richtig einzuschätzen, welche Geschwindigkeit passt (wie es auch Menschen gibt, die sich nicht orientieren können). Auch sind solche Schilder an unbekannten Strecken z.T. eine wichtige Hilfe, um die Kurven einzuschätzen; bei Nacht, Nebel, sieht man oft nicht so genau, wie eng sie wird. Ich sehe solche Schilder als Hilfestellung an.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Naja, wenn du 2,5 Mio Unfälle in D pro Jahr als subjektive Einschätzung deutest...ich finde das ganz schön viel.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Und zu der "evultionären" Grenze von 30 km/h. Der moderne Mensch tut und kann sehr vieles, was "evolutionär" nicht vorgesehen war. Ich bin sicher, daß auch in der Steinzeit nur Ausnahmetalente 30 km/h rennen konnten. Dafür belegt der Mensch Tag für Tag, daß er nach entsprechendem Training mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen (Ski, Rad, Auto, Flugzeug) die 30 km/h Grenze deutlich überschreiten und gut kontrollieren kann.
Klar, der Mensch ist lernfähig. Trotzdem ist hohes Tempo nicht unsere Welt. Das sehen wir spätestens, wenn wir uns andere (schnelle) Arten ansehen, mit welchem Tempo dort mit größter Präzision geflogen und gerannt, ja selbst geschwommen wird. Für einen Wanderfalken z.B. sind 250km/h Peanuts...
Ich denke, so falsch liege ich mit meiner Einschätzung nicht, dass unsere Qualitäten eigentlich anderswo sind.
(Für 30km/h Spitze zu Fuß muss man übrigens bei weitem kein Ausnahmetalent sein. Das können sehr, sehr viele kurzzeitig erreichen)
Wie soll das gehen? Wenn ich schneller fahre bin ich schneller da.
Die Frage ist eher ob es uns den Stress, die Umweltbelastung und das höhere Risiko wert ist ein wenig schneller am Ziel zu sein.
Wenn ich hier im Rhein/Main Gebiet über Landstraßen zum nächsten See fahre sind es, trotz einiger Umgehungsstraßen, für die 44 km in etwa 50 min. Durchschnittsgeschwindigkeit also ? 52,5 km
Wenn ich etwas über den Geschwindigkeitsbegrenzungen bleibe sind es 45 min = 58 km/h im Durchschnitt.
Und da regst du dich auf über 60 km/h auf Landstraßen.
Die Realität durch extrem viele Ampeln sieht eben Heute schon aus < 60 km/h im Durchschnitt.
Hätte man überall 60 km/h als Maximum könnte man vermutlich viele Ampeln abschaffen und ersetzen durch kreuzungsfreie Kreuzungen oder Kreisel oder ggf. sogar komplett entfallen lassen. Ergo bist du dann mit Max. 60 km/h schneller am Ziel.
Das ist natürlich repräsentativ. Wir geben uns geschlagen.
das wird in vielen Regionen in D so sein. Ggf. habt ihr in der CH bessere Infrastruktur und klügere Verkehrsführung. Aber hier ist alles dicht und eben mit viel zu vielen Ampeln ausgestattet. Sogar unsere Umgehungsstraßen haben pro Ortschaft oft 3-4 Ampeln und laufend hoch runter reguliert von 100 km/h auf 70 km/h und zurück. Teilweise im 500m Abstand. Da fährst du freiwillig 70 km/h und beschleunigst nicht mehr, da es einfach nur nervig ist.
Das Problem in D ist ja nicht das es keine Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt. Das Problem ist das nervige hoch und runter regulieren von 100 auf 70 oder auch mal 60 oder 50. Und das geht dann im Grunde von Kreuzung zu Kreuzung bzw. Kurve zu Kurve so weiter.
Deswegen würde ein generelles Tempolimit von 60 km/h im Endeffekt die Autofahrer sogar schneller ans Ziel bringen, da der Verkehr dann gleichmäßiger und flüssiger laufen würde & man sich eine Menge Ampeln sparen kann.