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Alt 14.01.2021, 09:48   #16313
DocTom
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Zitat:
Zitat von MattF Beitrag anzeigen
Die katholische Kirche ist halt auch nichts anderes als ein profitorientiertes Konstrukt ...
...wie übrigens auch das DRK ua. Unternehmen...
__________________
„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.„

Albert Einstein (1879 – 1955)
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Alt 14.01.2021, 10:39   #16314
Klugschnacker
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Zitat von taz
Neuntausend tote Kleinkinder und Babys: Das ist die Bilanz von 18 katholischen Heimen, in die rund 56.000 ledige schwangere Irinnen zwischen 1922 und 1998 eingewiesen worden waren, weil sie nicht den gängigen Moralvorstellungen entsprachen. Das hat eine Untersuchungskommission unter Leitung der früheren Amtsrichterin Yvonne Murphy festgestellt.
Was mich beschäftigt: Es handelt sich nicht um ein einzelnes Heim, in dem die Verantwortlichen irgendwie durchgedreht sind. Die Misshandlungen gehen quer durch 18 Heime, mit all den Mitwissern.

Zu den Mitwissern zählen unter anderem die Nachbarn, die Medienberichten zufolge die halbverhungerten Kinder täglich auf dem Weg in die Dorfschule sahen. Es gehören auch die Mediziner in den Universitäten dazu, die offenbar nicht Alarm schlugen, dass man zu Forschungszwecken ständig extrem abgemagerte Leichen von Kleinkindern überstellt bekam; in mindestens einem der Heime verhungerte über Jahre hinweg durchschnittlich jede zweite Woche ein Kind (Wikipedia).

Man kann diese Verbrechen daher nicht einzelnen verwirrten Tätern zuschreiben, die eine in ihren Fundamenten gute christliche Lehre lediglich missverstanden hätten. Vielleicht ist auch die konsequente Einteilung der Welt in Gut und Böse, die im Christentum stark auf Jesus zurückzugehen scheint, eine der Ursachen: Die einen ins Paradies, die anderen in die ewige Hölle.
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Alt 14.01.2021, 10:53   #16315
qbz
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
........
Die Hervorhebung oben stammt von mir. Ich finde es erschütternd, dass die steinreiche katholische Kirche massenhaft wehrlose, schutzbefohlene Kinder in ihren Heimen verhungern ließ.
Gestern brachte Arte den Film "die Unschuldigen", der von einem polnischen Frauen-Benediktinerkloster 1945 erzählt. Mehrere Nonnen sind schwanger, nachdem Soldaten der sowjetischen Armee sie vergewaltigt haben. Erführe dies die katholische Kirche, würde das Kloster aufgelöst und die Nonnen verstoßen werden.

"Die Benediktinernovizin Schwester Teresa sucht die Station des französischen Roten Kreuzes auf, die eigentlich ausschließlich französische Soldaten behandelt. Aber ihre Freundin, Schwester Zofia, benötigt dringend ärztliche Hilfe. Die französische Ärztin Mathilde Beaulieu ist bereit, die Nonne in ihr Kloster zu begleiten. Dort findet sie eine schwangere Novizin vor, die kurz davorsteht, ein Kind zur Welt zu bringen. Mit einem Kaiserschnitt rettet die Ärztin das Leben von Mutter und Kind, assistiert von Schwester Maria, die Französisch spricht. Als die Ärztin am nächsten Tag wiederkommt, um Mutter und Kind zu besuchen, erfährt sie von der Mutter Oberin den Hintergrund der Situation. Als sowjetische Soldaten nach Polen einmarschiert waren, um die deutschen Truppen zu besiegen, wurden die Ordensschwestern Opfer von Vergewaltigung. Insgesamt sieben sind schwanger. Sie könnten sich jedoch niemandem anvertrauen, denn würden die Ereignisse publik, riskierte das Kloster die Schließung. Schwester Maria überzeugt jedoch auch die anderen Schwangeren, sich der Ärztin anzuvertrauen und verschafft Mathilde Zutritt zum Kloster, um diese zu behandeln. Die Mutter Oberin versichert den Müttern und der Ärztin, dass die Neugeborenen den Verwandten anvertraut werden. Eine dreiste Lüge, denn in Wahrheit hat die Oberin vor, die Babys auszusetzen."

Eine Nonne verstarb bei der Geburt, weil der Orden keine professionelle Hilfe holte, eine andere stürzte sich aus dem Fenster, weil die Oberin ihr Neugeborenes im Winter im Wald bei einem Kreuz ablegte. Extrem erschütternd.

Wer tiefer verstehen möchte, wie die strengen, grausamen Sittenregeln der Kirche den Geist und Körper von Nonnen so fest beherrschen können, dass beinahe alle mütterlichen, menschlichen "Instinkte" versagen, sei dieser sehenswerte, erschütternde Film sehr empfohlen. Der Film zeigt einen überraschenden Ausweg am Ende (ich denke, vor allem als Erleichterung für die Zuschauer.).
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Alt 14.01.2021, 11:07   #16316
qbz
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Was mich beschäftigt: Es handelt sich nicht um ein einzelnes Heim, in dem die Verantwortlichen irgendwie durchgedreht sind. Die Misshandlungen gehen quer durch 18 Heime, mit all den Mitwissern.

Zu den Mitwissern zählen unter anderem die Nachbarn, die Medienberichten zufolge die halbverhungerten Kinder täglich auf dem Weg in die Dorfschule sahen. Es gehören auch die Mediziner in den Universitäten dazu, die offenbar nicht Alarm schlugen, dass man zu Forschungszwecken ständig extrem abgemagerte Leichen von Kleinkindern überstellt bekam; in mindestens einem der Heime verhungerte über Jahre hinweg durchschnittlich jede zweite Woche ein Kind (Wikipedia).

Man kann diese Verbrechen daher nicht einzelnen verwirrten Tätern zuschreiben, die eine in ihren Fundamenten gute christliche Lehre lediglich missverstanden hätten. Vielleicht ist auch die konsequente Einteilung der Welt in Gut und Böse, die im Christentum stark auf Jesus zurückzugehen scheint, eine der Ursachen: Die einen ins Paradies, die anderen in die ewige Hölle.
Ich denke, die Religion bzw. die sittlichen Moralvorstellungen der bürgerlichen und religiösen Oberschicht dienten dazu, die soziale Selektion zu rechtfertigen. Irland war ein sehr, sehr armes, bäuerliches Land, das für viele andere Länder wie England und die USA eine industrielle, menschliche Reservearmee während der ursprünglichen Akkumulation stellte. Da standen uneheliche Kinder auf der untersten Stufe, fanden auch als Knechte und Tagelöhner in Irland keinen Broterwerb, die bürgerliche Oberschicht sah in ihnen familien- und beziehungslose, entwurzelte Heimkinder, das unterste Proletariat ("Lumpenproletariat") und fürchtete zukünftige Kriminelle.

Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurden übrigens in den USA, Schweiz, Deutschland, Skandinavien regelmässig auch Zwangsterilisationen vor allem an Fürsorgeempfängerinnen durchgeführt.

Geändert von qbz (14.01.2021 um 11:33 Uhr).
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Alt 14.01.2021, 11:30   #16317
Klugschnacker
Arne Dyck
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Ich denke, die Religion bzw. die sittlichen Moralvorstellungen der bürgerlichen und religiösen Oberschicht dienten dazu, die soziale Selektion zu rechtfertigen. Irland war ein sehr, sehr armes, bäuerliches Land, das für viele andere Länder wie England und die USA eine industrielle, menschliche Reservearmee während der ursprünglichen Akkumalition stellte. Da standen uneheliche Kinder auf der untersten Stufe, fanden auch als Knechte und Tagelöhner in Irland keinen Broterwerb, die bürgerliche Oberschicht sah in ihnen familien- und beziehungslose, entwurzelte Heimkinder, das unterste Proletariat und fürchtete zukünftige Kriminelle.
Das erklärt, warum alleinstehende schwangere Frauen und junge Mütter sich die Misshandlung durch die Heimschwestern gefallen ließen. Sie hatten außerhalb des Klosters oder Heims mit noch schlechterer Behandlung zu rechnen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Befürchtungen in der Zeit von 1960 bis 1998 noch eine reale Grundlage hatten, oder ob schlicht die Angst davor ausreichte.

Das erklärt vielleicht die Lage der Frauen. Doch was ist mit der anderen Seite, die der Nonnen und Ärzte? Wie rechtfertigten sie ihre Misshandlungen oder ihr Wegschauen und Geschehenlassen? Die Nonnen hätten ihrem Gelübde nach einen Gegengewicht zu den ungerechten sozialen Verhältnissen herstellen müssen. Stattdessen erreichten die Misshandlungen einen Höhepunkt ausgerechnet innerhalb der Klostermauern. Die Kindersterblichkeit erreichte in den Klostern monströse Werte von bis zu 85% (Wikipedia).

Deshalb fällt es mir schwer, die Vorgänge in den 18 katholischen Heimen nur als eine Folge der allgemeinen sozialen Verhältnisse Irlands zu sehen. Sie sind auch für die katholischen Einrichtungen selbst, aus deren Innenperspektive, keine Entschuldigung. Denn man hält sich viel darauf zugute, gerade eben nicht dem Zeitgeist zu folgen.
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Alt 14.01.2021, 11:50   #16318
Siebenschwein
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Wer den Hintergrund und die Geschichte in Irland besser verstehen will, dem empfehle ich dringend, "Die Asche meiner Mutter" von Frank McCourt zu lesen.
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Alt 14.01.2021, 12:20   #16319
qbz
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
.......
Deshalb fällt es mir schwer, die Vorgänge in den 18 katholischen Heimen nur als eine Folge der allgemeinen sozialen Verhältnisse Irlands zu sehen.
Das besondere an "St. Mary’s Mother and Baby Home" scheint mir, dass in dieser Station relativ systematisch die unehelichen Kinder "beseitigt" wurden (Massengrab mit 400 toten Kindern, in allen Mutter-Kind-Heimen des Ordens 9000 tote Kinder in 40 Jahren). Offenbar sahen die unverheirateten Mütter keinen anderen Ausweg, sonst hätte das ja nicht so stattfinden können. Die strenge bürgerliche und religiöse Oberschichts-"Moral" über uneheliche Kinder und unverheiratete Frauen gab meines Erachtens halt nur die Rechtfertigung und die unverheirateten Mütter waren sehr starken Existenznöten sowie sozialer Entwürdigung / Diskriminierung (Prostitutionsverdacht) ausgesetzt und sahen sich schwer bis nicht in der Lage, für ihr Kind zu sorgen. Es fand eine sozial, eugenisch und religiös motivierte Selektion statt. In der Schweiz wurden unverheiratete, arme Frauen nach der Entbindung zur Sterilisation gedrängt.

Im streng protestantisch geprägten Schweden brachten schwangere unverheiratete junge Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts oft ihr Kind in Dänemark bei fortschrittlichen Frauen-Hilfsorganisationen auf die Welt, wo es dann in Adoptivfamilien weitervermittelt wurde. Sicher gab es fortschrittliche Frauenhilfsorganisationen in England und vielleicht auch in Dublin, aber bei dem streng religiösen, ländlichen Umfeld wählten schwangere, unverheiratete Frauen aus armen Verhältnissen den Weg über die Heime der "Ordensschwestern".

Geändert von qbz (14.01.2021 um 14:49 Uhr).
qbz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.01.2021, 12:37   #16320
Siebenschwein
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...und ausserdem: sehr schön, um mal zu sehen, wie diese völlig veralteten Moralvorstellungen und der soziale Druck bis in die 90er in Irland wirkten:
"The Snapper" von 1993 - sehr lustig, aber schon damals für uns in D komplett irrsinnig.
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