Ich habe es im Thread noch nicht gesehen, deshalb hier Lionels nächste Rennen, basierend auf Talbot Cox' slowtwitch-Post:
Zitat:
Jan
copenhagen (KQ)
collins cup
kona fall ironman
Puh, zu den im besten Fall vier IM inkl. Hawaii noch einen fünften IM nach Hawaii?
Wird eine sehr lange Saison. Mal schauen, wie er das verkraftet. Im Hinblick auf die Planung für 2022 kann ja eine frühzeitige Hawaii-Qualifikation durchaus Sinn machen. Aber ob das nach einer Saison mit vier Ironman-Rennen noch Sinn macht? Wir werden sehen....
Zugegebenermaßen können weder du noch ich das genau wissen.
So ist es. Deswegen halte ich es so, dass ich mich im Zweifelsfall auf die Aussage desjenigen stütze, der es erlebt hat.
"...ah, you'll catch him, don't matter when, just nice and easy. Listen to your body. And then BOOM! Switch off, right around I would say five-and-a-half, six hours. Body don't function no more. At all. And goes down insanely quick from there."
Zitat:
Zitat von JeLü
Das heißt aber nicht, dass LS nicht auch noch so hätte reagieren können, wie von Hafu ins Feld geführt und so mindestens bessere Schadensbegrenzung möglich war.
Zitat:
Zitat von Helmut S
Wie Hafu das schon schrieb: Das merkt man. Das ist nicht von jetzt auf gleich. Es ist nicht so, dass alles wunderbar läuft und plötzlich hat man einen totalen Leistungsausfall.
Ich kann es nicht beurteilen. Ich kenne Wandertage nur vom Solo-Marathon und da ging es dann schon recht schnell, dass ich vom Jogger zum Spaziergänger wurde. Bei mir war allerdings immer miserables Pacing in Kombination mit minimalistischer Vorbereitung schuld.
Ich persönlich sehe keinen Grund daran zu zweifeln, dass es Lionel von einer Minute auf die andere schlecht ging. Welche Veranlassung hätte er, diesbezüglich zu lügen?
So von jetzt auf gleich in ein tiefes energetisches Loch fallen, das habe ich bereits am eigenen Leib erlebt. Bei einem Rennen, dessen Pacing bewusst sehr riskant gewählt war ("entweder Du gewinnst oder Du wirst Letzter").
Das kann taktisch Sinn machen, falls man den Gegner zwingen kann, mitzugehen und dasselbe Risiko einzugehen. Auf das Rennen von Sanders trifft das jedoch nicht zu.
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Ausdauer ist relativ leicht zu trainieren. "You have to do the miles", wie man so schön sagt. Hohe Umfänge und niedrige Intensitäten brauchen Zeit, um wirken zu können, aber trainingsmethodisch ist das kein Hexenwerk. Ich wäre daher lieber schnell und weniger ausdauernd als umgekehrt. Denn die spezifische Langdistanz-Ausdauer kann man sich bis zum nächsten Jahr aneignen. Sanders startet ja diesbezüglich nicht bei Null.
Ich schätze Sanders Chancen, einmal Hawaii zu gewinnen, auf ungefähr ein Drittel ein. Vielleicht braucht er drei, vier oder fünf weitere Teilnahmen, bis sein Tag kommt. Vielleicht ein Tag mit ordentlich Wind und einem Laufduell mit Kienle und Wurf?
Lionel kann auch etwas deswegen nicht bemerkt haben, weil er sich darin schult, Probleme zu ignorieren/negieren. No limits. Wenn ich mir möglicher
Schwierigkeiten bewusst bin, erkenne ich auch kleinste Veränderungen leichter.
Klar ist aber auch, dass es Situationen gibt, wo aus dem Nichts Probleme auftauchen. Hat Lionel denn bei Auftreten der Probleme sofort reagiert? Meiner Erinnerung nach konnte ich beim Reden mit Sam Long/ ganz kurz dahinter schon deutliche Probleme aus Sanders Körperhaltung/spannung und Laufstil erkennen. Hatte ich im Livethread auch angemerkt. Da hat er dann aber mMn nicht mit deutlicher Reduzierung reagiert. Von da bis zum Übergeben ist ja auch noch einmal Zeit vergangen. Es schrieb hier ja jemand, Matt Lieto hätte noch vermutet, dass sich Sanders für Verpflegung zurückfallen lässt. Interessant wäre also, wie genau er hier reagiert hat.
Meine Formulierung war übrigens bewusst so gewählt, dass auf die immer noch bestehende epistemische Möglichkeit, dass er hätte reagieren können, abgestellt ist und nicht darauf, dass er hätte besser reagieren müssen. Es sind da mMn Fragen offen.
Ich persönlich sehe keinen Grund daran zu zweifeln, dass es Lionel von einer Minute auf die andere schlecht ging. Welche Veranlassung hätte er, diesbezüglich zu lügen?
Mei, beurteilen? Jedenfalls: Mir is das nämlich auch schon passiert. 2x. Beides mal war es nicht "plötzlich". Einmal vor 12 Jahren bei ner LD (auch Hitzerennen). Das begann sich bei km160 auf'm Rad abzuzeichnen, verschlechterte sich dann schrittweise auf der Laufstrecke. Zuerst war trinken noch während des Laufens möglich. Dann nur noch im gehen/stehen an den Verpflegungsstellen (es kam sonst wieder hoch) und ab der HM Marke blieb nicht mal mehr Wasser drin. Der KH Klumpen im Magen wollte weder vor noch zurück, nicht mal mehr auf'm Dixi mit nem Finger im Hals. Übrigens mit der selben Verpflegung, die bei ner MD vorher, bei ebenfalls heißen Bedingungen noch funktioniert hat. Letztere ist halt vorbei bevor die Probleme auf der LD oft erst anfangen.
Das zweite mal passierte mir das vor 2 Jahren bei ner Radtour in den österrreichischen Alpen. Den Kühtai hoch machte ich den selben Fehler. Da hatte es oben noch 32 Grad - entsprechend heiß war es die Fahrt hoch (und runter!) und ich habe wieder zu viel KHs reingeschaufelt. Selbe Geschichte. Wurde langsam schlechter bis zum Ende. Da is m.E. nix plötzlich is der Ofen aus. Das geht sukzessive.
Und freilich hat das auch was mit zu hohem Tempo zu tun. Wenn du spazieren fährst, kannst du auch bequem bei hohen Temperaturen Brotzeit machen.
Lügen? Das ist so binär. Entweder er ist ein Lügner oder er sagt die Wahrheit oder wie? Vielleicht gibt es auch noch was dazwischen? Vielleicht denkt er das wirklich und schätzt es halt falsche ein? Vielleicht will er es im Moment nur nicht wahrhaben und die Erkenntnis kommt später? Immerhin wäre das alles sehr menschlich bei so einer Enttäuschung.
Ich halte Sanders im Rennen schlicht für situativ wenig anpassungsfähig. Nennen wir es halt so, anstatt "stumpf". Andere meinten er sein kein "smart racer" oder Hafu meinte, er hat es versäumt entsprechendes Gefühl zu entwickeln. Auch gerne das.
Ich (und ich denke auch kein anderer hier) halte Sanders weder für dumm noch für einen Lügner. Das ist deine Wortwahl lieber schnodo.
Ich glaube, an dieser Stelle muss ich es dabei belassen, dass wir uns nicht einig werden. Folgende Thesen stehen im Raum:
Lionel Sanders hat wie alle Leistungssportler ein tolles Körpergefühl, hat aber nicht auf die Signale seines Körpers reagiert und lügt uns nun im Video an.
Lionel Sanders unterdrückt habituell alle negativen Signale seines Körpers, deswegen kam der Einbruch plötzlich, aber wenigstens lügt er nicht.
Lionel Sanders hat ein ausreichend gutes Körpergefühl, der Einbruch kam trotzdem für ihn plötzlich, und er sagt die Wahrheit.
So von jetzt auf gleich in ein tiefes energetisches Loch fallen, das habe ich bereits am eigenen Leib erlebt. Bei einem Rennen, dessen Pacing bewusst sehr riskant gewählt war ("entweder Du gewinnst oder Du wirst Letzter").
Das schon. Das war aber doch nicht das Problem bei Sanders, wenn ich es richtig verstehe. Sanders Problem war, er kriegte nix mehr rein und musste sich übergeben. Er hatte ursächlich Probleme mit dem Verdauungstrakt und kein energetisches Defizit. DAs mag eine Folge gewesen sein. Meiner Erfahrung nach verläuft ein Verdauungstrakt Problem langsam und ist eine Folge zu KH lastiger Nahrung, meist gekoppelt mit einer für die Temperaturen zu hohen Geschwindigkeit.
Vielleicht denkt er das wirklich und schätzt es halt falsche ein? Vielleicht will er es im Moment nur nicht wahrhaben und die Erkenntnis kommt später? Immerhin wäre das alles sehr menschlich bei so einer Enttäuschung.