Die Impfung schützt wohl immer noch gegenüber symptomatischer Infektion laut https://twitter.com/gereonas/status/1494624510397628417 (Folgetweets durchschauen). Nicht mehr so gut wie bei Delta, aber immer noch deutlicher Unterschied sichtbar.
Die Tweets verwechseln aus meiner Sicht Korrelation mit Kausalität und ich kann das auch kurz begründen. Mit dem Beispiel vom Rückgang der Storchenpopulation zeitgleich zum Rückgang der Geburtenrate Anfang der 70er-Jahre möchte ich jetzt hier nicht unbedingt anfangen, weil das den meisten geläufig sein dürfte. Ansonsten kann da Google weiterhelfen.
Der Autor der Tweets schließt aus selteneren Infekten bei geimpften und geboosterten Erwachsenen im Vergleich zur ungeimpften Kontrollgruppe, dass die Impfung nach wie vor auch vor Omicron gut schützt und verkennt daran, dass die wenigen ungeimpften Menschen in Deutschland grundsätzlich eine andere Einstellung zu SARS-CoV2 haben und den Virus tendenziell als weniger gefährlich (für sie persönlich) einschätzen. Deshalb tragen Ungeimpfte auch die Masken weniger konsequent, halten weniger Abstände von Mitmenschen und meiden auch indoor-Zusammenkünfte mit anderen Menschen viel weniger als die vorsichtige (und manchmal sogar übervorsichtige) Mehrheit.
Die Basis-Maßnahmen helfen gegen Omicron (egal ob BA.1 oder BA.2) nach wie vor sehr effektiv, nur muss man sie eben auch befolgen. Ich bin überzeugt, dass ich mich im beruflichen Umfeld niemals mit Covid-19 angesteckt hätte, weil ich da als Geimpfter die o.g.Basismaßnahmen sehr konsequent befolge und die Übertragungswege mittlerweile so gut erforscht sind, dass es kein Hexenwerk darstellt, sich in den Situationen, in denen Übertragungen durch Kontakt oder Aerosole stattfinden können entsprechend zu schützen.
Gleichzeitig sehe ich das Verhalten von ungeimpften Patienten (und auch ungeimpften Mitarbeitern) hinsichtlich dieser hocheffektiven nicht-pharmazeutischen Interventionen und erlaube mir daher durchaus ein Stück weit Generalisierung hinsichtlich der ungeimpften Menschen, die ich nicht direkt erlebe.
In der Schulklasse meiner Frau sind übrigens fast die Hälfte der Schülereltern ungeimpft (im Chiemgau gibt es, wie auch schon von Medien berichtet, ein esoterisch angehauchtes Querdenker-Cluster) und alles, was mir meine Frau über diese Eltern hinsichtlich Maskennutzung, geheimer Coronaparties und sonstigem Verhalten erzählt, passt ziemlich gut in meine Erfahrungswelt.
„Ärgerlich“ kannst du mal denen sagen, die trotz Infektion in der ersten Welle und dreier Impfungen jetzt wieder in Quarantäne sind und das ohne Symptome, bei meiner Tochter (Krankenschwester) die vierte Quarantäne in den zwei Jahren. Die auf ihrer geriatrischen Station ungeimpfte Über80 jährige hat mit einem derart milden Verlauf, dass ohne die ständigen Testungen es gar nicht aufgefallen wäre. Da dankt doch die 25jährige, die wieder einmal in ihrem WG-Zimmer die Wände anstarren darf, um andere zu schützen.
Ja, das ist auch ärgerlich. Sollen wir jetzt lauter Dinge suchen, die ärgerlich sind? Und was hat das mit 80 Jährigen zu tun, die anscheinend mehr Glück als Verstand haben?
Der Autor der Tweets schließt aus selteneren Infekten bei geimpften und geboosterten Erwachsenen im Vergleich zur ungeimpften Kontrollgruppe, dass die Impfung nach wie vor auch vor Omicron gut schützt und verkennt daran, dass die wenigen ungeimpften Menschen in Deutschland grundsätzlich eine andere Einstellung zu SARS-CoV2 haben und den Virus tendenziell als weniger gefährlich (für sie persönlich) einschätzen. Deshalb tragen Ungeimpfte auch die Masken weniger konsequent, halten weniger Abstände von Mitmenschen und meiden auch indoor-Zusammenkünfte mit anderen Menschen viel weniger als die vorsichtige (und manchmal sogar übervorsichtige) Mehrheit.
Dieser Effekt ist sicher wesentlich und schwer in der Datenauswertung zu greifen, oder gar zu quantifizieren. Wenn man das versucht, müßte man erst rausbekommen, wie viele ungeimpfte sich so eher locker verhalten, und wie viele ungeimpfte sich evtl. besonders vorsichtig verhalten, weil sie sich zwar aus irgendeinem Grund nicht impfen lassen können oder wollen, aber trotzdem Angst vor Corona haben.
Ebenso wird bei geimpften eine Fraktion trotz Impfung übervorsichtig sein, und ein Teil eben weil sie geimpft sind, sehr locker mit dem Thema umgehen (oder locker damit umgehen, weil sie die Impfung nur aus Zwang und nicht aus Überzeugung haben). Dann gibt es welche, die es zwar nicht ernst nehmen, aber auf Grund von Arbeitsplatz, Familie, etc. trotzdem sich meist strenger an die Regeln halten, als sie es von sich aus täten, egal ob geimpft oder ungeimpft.
Und dann müßte die Infektionsquote in jeder Untergruppe analysiert werden - aber würde jeder auf Nachfrage zugeben, zu welcher Gruppe er zählt? Ich halte das für ein fast unmögliches Unterfangen, mit dem Hintergrund Daten zuverlässig zu interpretieren, wenn die Unterschiede nicht im Bereich von Faktoren bis Größenordnungen liegen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ebenso wird bei geimpften eine Fraktion trotz Impfung übervorsichtig sein, und ein Teil eben weil sie geimpft sind, sehr locker mit dem Thema umgehen (oder locker damit umgehen, weil sie die Impfung nur aus Zwang und nicht aus Überzeugung haben).
Z.B. mein behinderter Sohn, der ohne die Impfung an den Angeboten der Lebenshilfe nicht teilnehmen kann, und somit komplett sozial isoliert wäre von seinen Freunden, die er nur dort regelmäßig trifft. Für Haarspalter kann man das Wort Zwang gerne mit Erpressung ersetzen. Oder finde ein anderes Wort dafür, daß man etwas tut, was man für unnötig hält, bloß um weiter das tun zu dürfen, was man schon immer getan hat. Oder glaubst Du wirklich, daß alle Geimpften voll überzeugt sind davon?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Die Tweets verwechseln aus meiner Sicht Korrelation mit Kausalität und ich kann das auch kurz begründen. Mit dem Beispiel vom Rückgang der Storchenpopulation zeitgleich zum Rückgang der Geburtenrate Anfang der 70er-Jahre möchte ich jetzt hier nicht unbedingt anfangen, weil das den meisten geläufig sein dürfte. Ansonsten kann da Google weiterhelfen.
Der Autor der Tweets schließt aus selteneren Infekten bei geimpften und geboosterten Erwachsenen im Vergleich zur ungeimpften Kontrollgruppe, dass die Impfung nach wie vor auch vor Omicron gut schützt und verkennt daran, dass die wenigen ungeimpften Menschen in Deutschland grundsätzlich eine andere Einstellung zu SARS-CoV2 haben und den Virus tendenziell als weniger gefährlich (für sie persönlich) einschätzen. Deshalb tragen Ungeimpfte auch die Masken weniger konsequent, halten weniger Abstände von Mitmenschen und meiden auch indoor-Zusammenkünfte mit anderen Menschen viel weniger als die vorsichtige (und manchmal sogar übervorsichtige) Mehrheit.
Daraus, dass es gewisse Unsicherheiten bzgl. des Schutzes der Impfungen gegen Omikron gibt, sollte man aber nicht schließen, dass sie nix nützen.
In dem Zusammenhang lohnt sich vielleicht noch mal ein Blick in die Modellrechnung des RKI (bzw. diverser Institute) für die Omikronwelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/...li cationFile
(ist leicht überarbeitet ggü. der Erstveröffentlichung neulich)
Das Modell scheint ja recht gut funktioniert zu haben, so dass man annehmen könnte, dass auch die zugrundeliegenden Annahmen nicht völlig verkehrt waren.
Zu diesen Annahmen gehören solche zur Impfeffektivität für Omikron (ohne BA.2) und Delta in Abb2. auf Seite 4.
Das einzige, was da wirklich schwach ist (aber zumindest sehr kurzfristig dennoch relevant), ist der Schutz gegen Infektion an sich.
Bei den wirklich entscheidenden Sachen (Krankenhaus, Intensiv und obwohl nicht explizit erwähnt damit wohl auch Tod) ist die Effektivität sehr, sehr hoch.
Wenn das für das alte Omikron so ist, wird die Effektivität bei BA.2 aller Voraussicht nach immer noch sehr weit von Null entfernt sein.
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Das Modell scheint ja recht gut funktioniert zu haben, so dass man annehmen könnte, dass auch die zugrundeliegenden Annahmen nicht völlig verkehrt waren.
Zu diesen Annahmen gehören solche zur Impfeffektivität für Omikron (ohne BA.2) und Delta in Abb2. auf Seite 4.
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Bezüglich der Impfeffektivität gegenüber der Deltavariante brauchen wir nicht zu diskutieren: da sind wir einer Meinung und da Delta mindestens bis jetzt oder vor wenigen Tagen durchaus noch eine relevante Rolle bei der Intensivbettenbeanspruchung gespielt hat (da Omicron-Intensivpatienten gewissermaßen Langlieger sind) hat das in die Voraussagen für die Intensivstationen in dem Modell eine erhebliche Rolle gespielt.
Was Omicron (hier BA.1) angeht: da sind sich mittlerweile alle Virologen und Epidemiologen einig, dass diese Variante im Vergleich zu Delta deutlich harmloser war als noch im Dezember erwartet.
Du erinnerst dich sicher noch, dass man den damals überraschend unkomplizierten Verlauf der Omicron-Welle in Südafrika v.a. damit begründet hatte, dass die Südafrikanische Bevölkerung so jung sei und trotz niedriger impfrate so einen hohen Durchimmunsierungsgrad hatte. Tatächlich gab es aber anschließend auch in GB viel weniger Krankenhauseinweisungen und nur eine verschwindend geringe Anzahl an Intensivbettenbeanspruchung, jedenfalls wesentlich weniger als erwartet. Und die Impflücke in GB ist größer als in Deutschland ( bei etwas höherer Genesenenquote, was für Omicron-Infekte aber bekanntlich eine untergeordnete Rolle spielt, denn die Wildtypinfizierten vom Frühjahr 2020 haben gegen Omicron sicher keinen relevanten Infektionsschutz mehr).
Kurz zusammengefasst: Nur weil die Vorhersagen eines Modells halbwegs eingetroffen sind, kann man nicht den Rückschluss ziehen, dass die für das Modell getroffenen Annahmen alle richtig waren.
Wir haben halt einfach Glück gehabt, was Omikron angeht. Das hat vorher niemand gewusst. Omikron ist so hoch ansteckend (das merken wir ja selbst im Forum), dass ebensogut eine Katastrophe denkbar gewesen wäre.
Neue Varianten haben sich immer blitzschnell etabliert. Man hörte erstmals etwas von einer neuen Mutation, und bereits wenige Wochen später dominierte sie das Geschehen. Wie das halt so ist mit exponentiellem Wachstum. Ist eine geeignete Mutation am Start, breitet sie sich ratzfatz aus. Keiner von uns weiß, was in acht Wochen los ist, geschweige denn im Herbst. Wir können Glück haben. Wir können aber auch Pech haben.
Trüge ich als Politiker die Verantwortung für 80 Millionen Menschen, wäre ich eher vorsichtig als mutig. Denn Mut bedeutet mit anderen Worten: Unbefangenheit angesichts eines nicht abschätzbaren Risikos. Dazu wäre ich nicht bereit.