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Zitat von Bleierpel
Wieso, macht sie doch..! Bei Fraule hat‘s dieser Tage 2x angezeigt...
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Die Corona-Warn-App hat zwar mit 15% der Bevölkerung sehr hohe Download-Zahlen, wahrscheinlich auch wegen des vorbildlich umgesetzten Datenschutzes, aber offensichtlich
nutzen die meisten Nutzer die App nur, um ihr persönliches Risiko zu minimieren, sind aber wenig interessiert an der Risikominimierung von anderen. Im Falle eines positiven Tests hat man oft wegen angeordneter Quarantäne und den dadurch angeordneten massiven BEschränkungen andere Probleme, als sich auch noch um die Datenpflege in der App zu kümmern (positiv gedacht) oder es ist vielen einfach egal.
Da positive Ergebnisse aktiv freigegeben bzw. mit QR-Code eingescannt werden müssen (was nebenbei technisch vorbildlich einfach gelöst wurde), bleibt die große Mehrzahl der positiven Tests für die App unbekannt, so dass die App ein zahnloser Tiger ist.
Von den aktuell rund 10 000 Tests pro Tag werden nur rund 10%-20% auch in die App eingepflegt. Außerdem hat das Gesundheitsamt im Falle eines positiven Tests Null Zugriffsmöglichkeiten auf die Daten der App bzw. die dort gespeicherten engen Kontakte.
Ich bin da ganz bei Julian Nida-Ruemelin: Datenschutz (im Juristendeutsch das "Recht auf informationelle Selbstbestimmung") ist wichtig, aber es ist ein Recht, das in einer Pandemiesituation genau gegen andere und z.T. noch wichtigere Grundrechte abgewogen werden muss: das Recht auf Unversehrtheit der Gesundheit, das Recht auf Leben, freie Wahl des Aufenthaltsort, freie Berufswahl.
Viele Infekteindämmungsmaßnahmen führen schon ohne Lockdown zu einem faktischen Berufsverbot, ebenso wie die Millionenfach angeordnete Quarantäne mühsam durch Interviews ermittelten Kontakte positiv Getester massive Grundrechtseingriffe bedingt.
Die Debatte darüber sollte man natürlich in den gewählten Parlamenten führen und nicht in der nächsten MP-Konferenz, aber es wäre mMn sinnvoll die deutsche Corona-Warn-App mit Trackingfunktionen nachzubessern und die Einpflegung positiver Befunde im Interesse ahnungsloser Kontaktpersonen so zu automatisieren, dass dazu keine aktive Entscheidung des Nutzers mehr notwendig ist.
Südkorea ist auch ein demokratisches Land und hat mit Corona-Apps, die solche Trackingfunktionen haben und bei denen der Datenschutz weitaus kleiner geschrieben wird und deren Nutzung in bestimmten Sitautionen des öffentlichen Lebenso sogar verpflichtend ist, sehr gute Erfahrungen gemacht.
Südkorea, ein Land, das in den ersten Wochen der Pandemie so stark gebeutelt war, wie sonst kein Land sonst hatte gestern 119 Infekte (und seit Februar nie mehr als 500 Infekte pro Tag bei ähnlicher Testhäufigkeit wie in Deutschland.
Wie so oft in der Pandemie hilft es, den eigenen Horizont zu erweitern, indem man Entwicklungen in anderen Ländern zu beobachten und sie mit den dortigen Infekteindämmungsmaßnahmen in Bezug zu bringen.