„Bis zum Beginn des eigentlichen Trainingsplans kann ich ja noch ein büschn joggen“, dachte ich. Total gefrustet von
-dem abermaligen Sportlockdown und der Einstellung des Bahntrainings
-dem Novemberblues, in SH wegen der Nähe zum Pol besonders dumm
-allgemeiner Schwermut, private Gründe
-der Verunsicherung, ob 2021 überhaupt etwas stattfindet (kippt ja so langsam in Richtung Gewissheit)
-etc
dachte ich, „los raus, in die Schuhe, das hilft immer“. Mitkommen wollte keiner, nochmal ein Nadelstich mit dem Kochmesser, tja. Und wisst Ihr was? Stimmt immer noch und das, obwohl ich mir durch völlig schwachsinnige Wahl der Ausrüstung alles versaue: es regnet sehr leicht, der Waldboden ist etwas matschig und ich entscheide mich für die extrem schweren Saucony Razor, dazu die wärmsten Tights, drei Schichten oben sowie Muttis beliebte selbstgestrickte Socken. Bei 14 Grad. Der Regen ist von Anfangan nur ein leichtes Fisseln, stockdunkel ist es, als ich um 19 h den Wald betrete, leicht abenteuerlich mit dem Kopflämpchen von Tchibo. Aber gut, ok, der Wald und ich kennen uns. Nach 2 km ist Suburbias Stadtgrenze erreicht, hier hat man noch Geld für Straßenbeleuchtung und - die Suppe läuft. Prima Abnehmstrategie. Ich habe nicht damit gerechnet, es ist so schlimm, dass ich per Applepay an der Tanke Selter kaufen muss, Geld habe ich nicht, wir peinlich. Und die Razor sind auch Schrott: ich überlege, wann ich sie gekauft habe, 2008 oder 09 muss das gewesen sein. Ein Wahnsinn, es gibt einfach keine Qualität mehr, schon nach 12 Jahren kein Weichmacher mehr in der Sohle, welche Enttäuschung. Ziemlich idiotisch komme ich mir vor ob meiner Dummheit. Was aber bleibt ist die Grundidee: durch den Wald in die Stadt, Centrum auf dem Ring umrunden
Suburbias Wahrzeichen, der älteste Mitarbeiter der Stadtwerke
und zurück. Done. Viel zu warm angezogen, viel zu schwere Schuhe (die noch am selben Abend zur Gartenarbeit degradiert wurden), nach 5 und 17 km sogar etwas zu trinken, danke, Steve Jobs für Deine Lebensleistung und zu Hause so richtig wackelig auf den Beinen, weil wirklich das allerletzte Getreidekorn reingeworfen wurde. Ja, ich kann das schneller. Deutlich. Heute aber nicht. Was aber geil, geil, geil ist: geplant, überwunden, gemacht. Und Ende April habe ich eine Form. Ob es das Rennen geben wird? Vorstellen kann ich es mir, Stand heute, nicht.