Sein Trainer Bu erzählt, dass Blummenfelt um das Jahr 2018 (so genau kann er sich daran leider nicht mehr erinnern) zeitweise nur etwa 72kg gewogen hat. Das ist für eine Körpergröße von 1,74 zwar noch immer verhältnismäßig schwer, aber lassen wir das mal.
Er hat also in den letzten, wenigen Jahren mehrere Kilo draufgepackt und ich finde, das sieht man auch, wenn man alte Bilder anschaut - unglückliche Kleiderwahl hin oder her. Es macht den Anschein, als hätte er sowohl etwas mehr Körperfett als auch eine ausgeprägtere Muskulatur.
Frage an die Norwegen-Kenner: In welchem Ausmaß wird denn geziehlter Muskelaufbau in deren Trainingsplan berücksichtigt? Ich lese immer nur von Höhentraing. Davon bekommt man aber keine Muskelmasse.
Blummenfelt ist vielleicht nicht der talentierteste Schwimmer und Radfahrer, da die talentiertesten Schwimmer und talentiertesten Radfahrer so gut wie nie Triathlonrennen gewinnen (wenn man an Athleten wie Varga, Shoeman, Boris Stein oder Starykowicz denkt), aber innerhalb der Gruppe von Athleten, die für einen Olympiasieg bzw. Weltmeisterschaftssieg auf der 70.3 bzw. Ironman-Distanz in Frage kommen gehört er ganz sicher zu den besten Schwimmern und besten Radfahrern.
Das habe ich gestern mit seiner Schwimmleistung von Tokyo und seiner Schwimmleistung vom Grand Final in Lausanne in einer Antwort auf einen Beitrag von Frau Müller belegt. Was das Radfahren angeht, könnte man da ergänzend noch die Radleistung vom Weltcup in Bermuda 2018 anführen, als er zunächst nach dem Ausreißversuch von Stornes nach dem ersten Drittel der Radstrecke das Hauptfeld mannschaftsdienlich 20km lang ausgebremst hatte und in der letzten Radrunde, als der Vorsprung von Stornes groß genug für einen Sieg war, im Alleingang ausriss und innerhalb kürzester Zeit eine Minute Vorsprung auf seinen Hauptkonkurrenten Mario Mola (der auch als sehr talentierter Radfahrer gilt) und das gesamte restliche WTS-Hauptfeld herausfahren konnte.
Blummenfelt muss seine relative Schwimm- und Radstärke nur selten ausspielen, da er (ähnlich wie Iden) die ersten beiden Disziplinen fast immer auf Energiesparen ausgelegt bestreitet.
Ein wesentlicher Teil von Blummenfelts Laufstärke beruht nicht darauf, dass er wirklich so schnell laufen kann (seine 5km-Bestleistung ist schlechter als die von Jelle Geens und Alex Yee und auch seine 10km-Solo-Bestleistung ist nicht die schnellste im Triathlonfeld), sondern sie beruht darauf, dass er aufgrund seiner relativen Schwimm- und Radstärke in sehr vielen Triathlonwettkämpfen den abschließenden Lauf mit frischeren Beinen bestreitet, während bessere Läufer wie Yee und Geens in den ersten beiden Disziplinen mehr Energie investieren mussten, um ihren Rückstand zu begrenzen bzw. sich überhaupt wieder ins Spiel um den Gesamtsieg zu bringen.
Wie ordnest du seine Schwimmtleistung gestern ein? Fande sie wieder nicht so richtig gut
Wie ordnest du seine Schwimmtleistung gestern ein? Fande sie wieder nicht so richtig gut
Naja, er ist gerade mal 4s langsamer als Hayden Wilde geschwommen, der in ITU-Rennen regelmäßig in der schnellsten Schwimmgruppe aus dem Wasser kommrt, hatte also sein Match beim Schwimmen unter Kontrolle.
Blummenfelt versucht in der ersten Hälfte des Rennens (also auch am Anfang des Radfahrens bei Mittel- und Langdistanzrennen) eigentlich immer Kraft zu sparen und versucht dann in der zweiten Hälfte des Rennens aufzudrehen, wenn die meisten langsamer werden.
Aus der blanken Schwimmzeit gestern kann man kaum ablesen, ob er auch schneller hätte schwimmen können, wenn z.B. Wilde oder Kanute ein höheres Tempo vorgelegt hätten.
Nachdem Blummenfelt gestern die absolut überlegene Tagesbestzeit hinlegte, fast 2 Minuten schneller als Gustav Iden und drei Minuten schneller als Sanders hat er rückblickend was die Aufteilung seiner Kraft auf alle drei Diziplinen angeht, rückblickend alles richtig gemacht.
Dass Sanders so schnell humpelt (kann man da noch von Laufstil reden?) überrascht mich immer wieder,(und beeindruckt mich gleichzeitig) und überrascht mich noch mehr als Blummenfelts Laufleistungen.
Dass Sanders so schnell humpelt (kann man da noch von Laufstil reden?) überrascht mich immer wieder,(und beeindruckt mich gleichzeitig) und überrascht mich noch mehr als Blummenfelts Laufleistungen.
Überrascht mich auch immer wieder.
Bei einigen Gesprächen mit Physios wäre es lt. deren Aussagen gar nicht so schwierig ihn auch optisch wieder hinzubekommen.
Entweder möchte er diese Zeit nicht investieren, oder es ist ihm schlichtweg egal (oder wie Europäer machen uns zu viele Gedanken darüber).
Es ist ja auch irgendwie sein Markenzeichen geworden, genauso wie sein Fahrstil am Rad bei dem er gefühlt die ganze Straßenbreite braucht. Das ist aber in den letzten Jahren schon viel besser/ruhiger geworden, auch im Zuge des Kanadischen Stundenbestzeit Projekts.
Bei einigen Gesprächen mit Physios wäre es lt. deren Aussagen gar nicht so schwierig ihn auch optisch wieder hinzubekommen.
Entweder möchte er diese Zeit nicht investieren, oder es ist ihm schlichtweg egal (oder wie Europäer machen uns zu viele Gedanken darüber).
Egal ist es ihm nicht, er hat schon viel darüber nachgedacht und Experten konsultiert. Es gab auch mal eine Zeit als er erkennbar gleichförmiger lief, das war im Anschluss an seine Verletzung im Jahr 2019 als er lange mit einem Physiotherapeuten zusammengearbeitet hatte. Ich vermute, er hat hinterher einfach aufgehört, die Übungen zu machen und ist komplett in den alten Stil zurückgefallen.
Zitat:
Zitat von schnodo
Frage: Meint er, dass ein Teil seiner Verletzung aus seinem humpelnden Laufstil resultiert? Und versucht er während der Regeneration auch daran zu arbeiten?
Sanders antwortet, dass niemand weiß, was die Ursache war. Es ist alles Spekulation. Er weiß das so gut, weil er 3 Wochen lang zu verschiedenen Spezialisten gegangen ist und keiner die Antwort wusste. "Ermüdungsbruch", "Übertraining", "Laufstil" - alles Spekulation. Niemand weiß es.
Was er sicher weiß, ist, dass er direkt auf seinen Hintern gefallen ist, in genau dem Bereich, wo der Bruch vorliegt. Lag vorher eine Schwächung des Knochens vor, ein Vitamin-D-Mangel, hat der Laufstil dies begünstigt? Keine Ahnung, es ist unwichtig. Er beugt einem potenziellen Vitam-D-Mangel mit Sonnenlicht und Kakaomilch vor. War die Struktur durch schlechte Hüftstabilisation geschwächt? Keiner weiß es. Aber er startet ein Programm, dass sicherstellen soll, dass die Hüfte stabil ist, dass der Rumpf stabil ist.
Und zuletzt: War es sein Laufstil? Das ist ein viel delikateres Thema. Denn viele erfolgreiche Läufer haben versucht, an ihrem natürlichen Laufstil herumzuschrauben und wurden dadurch langsamer oder verletzungsanfälliger. Man muss hier sehr vorsichtig sein. Er hat aber festgestellt, dass sein Laufen sich im Lauf der Jahre verschlechtert hat. Und diese Frage muss beantwortet werden.
Er arbeitet an diesem Problem mit einem hervorragenden Lauftechnik-Coach, der ihn gefragt hat, wie er beim Schwimmen atmet. Sanders atmet immer rechts. Der Coach ist der Meinung, dass diese einseitige Atmung in den 10 Jahren seiner Triathlon-Karriere Sanders auch als Läufer verändert hat. Man berücksichtigt oft nicht, welche Veränderungen die dauernde Wiederholung einer Bewegung bewirkt. Auch hier ist die Verletzung ein Segen, weil er nun angefangen hat, zu beiden Seiten zu atmen. Dafür hat er sich vorher nie die Zeit genommen. Das ist viel ausgeglichener und besser für die Schwimm-Mechanik. Natürlich wird man im Rennen, wenn man mehr Luft braucht, so amten, wie man sich am wohlsten fühlt. Aber im Training soll es so ausgeglichen sein wie möglich.
Es ist ihm nicht das Wichtigste, herauszufinden, warum er humpelt. Natürlich, wenn sich das angehen lässt, dann wird es gemacht. Aber nur durch sehr, sehr erfahrene Spezialisten und mit Hauptfokus darauf, dass es sich nicht verschlechtert. Und das betrifft ganz besonders die zweite Hälfte des Marathons. Es geht nicht darum, Sanders aussehen zu lassen wie Elliot Kipchoge. Das wäre lächerlich und würde definitiv zu Verletzungen führen.
Der vorhin erwähnte Spezialist meinte auch, dass man sich 10 der besten Läufer schnappen könnte und wenn man sich diese anschaut, ohne gleichzeitig auf die Uhr zu sehen, kann kein Coach sagen, wer der beste Läufer ist. Der Laufstil bestimmt nicht die Geschwindigkeit. Bei Läufern, die den Marathon unter 2:10 laufen können ist alles vertreten: Fersenläufer, Mittelfußläufer, Vorfußläufer, Kuriositäten, O-Beine.
Der Triathlon ist einfach die einzige Ausdauersportart, wo man mit einem Körpergewicht, das das aller Konkurrenten in Relation zur Körpergröße weit überragt, der Erfolgreichste sein kann.
....
Solche Fälle gab es doch schon immer. Ich erinnere mich an den Ungar Péter Kropkó, der nicht aussah wie Frodeno und sehr schnell laufen konnte. Mit relativ klein und kräftig kann man trotzdem gut laufen. Schwer wird es mit groß und kräftig. Das absolute Gewicht darf man also nicht vergessen.
Manche haben einfach das Talent (zum Laufen) und manche können beim Triathlon dann zusätzlich eben besser laufen als vergleichbare Athleten.
Wir hatten früher einen Mitläufer, der lief den 10er in 33 Minuten, hat also die üblichen Volkläufe alle gewonnen. Er hatte rechte kräftige Beine und dicke Waden. Aber wenn du mit ihm gelaufen bist, haste gleich gemerk: ist einfach ein Lauftalent.
Blummenfelt schätze ich ebenso ein. Das sind einfach Ausnahmetalente, nicht die Regel.
Was mir auf den Videos auch auffällt: die Jungs haben scheinbar echt Spaß und machen viel zusammen. Das bringt natürlich auch viel.