Es freut mich heut besonders, n paar Zeilen absondern zu können, denn fast wärs bitter ins Auge gegangen dieses Wochenende, im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Aufstieg ging in Ordnung. Ganz anders, als ichs in Erinnerung hatte. Unten flacher, oben krasser.
Naiss wars nicht, brütend heiss, aber unter den gegebenen Bedingungen iss ne halbe Stunde mehr als vor vier Jahren mit explizitem Training dafür absolut ok.
Kein Wasser auf der Hütte;- vier Tage keine Dusche. Klimawandel lässt grüssen.
Nachm Aufstieg und Abendessen noch ne kleine Übungseinheit, dann Schlafen wie ein Stein.
Seltenes Phänomen: kein Schnarcher in ner Stube mit sieben Leuten!
Die Wetteraussichten für die nächsten Tage waren so übel, dasses eigentlich nur noch besser kommen konnte als angesagt.
Dafür hatten wir brutales Glück, wurden nie wirklich nass, und legt man die Temps beim Aufstieg zugrunde, wars wirklich mehr als akzeptabel.
Der erste Morgen ging direkt mit ein wenig Klettern los, nur leider gabs dann ne kleine Havarie, wenngleich inszeniert.
Aber die Dame musste runter.
Weil ich die Schinderei bereits kannte, wir waren auf Platten unterwegs, das geht gut in die Oberschenkel, durfte ich mich der Fauna widmen.
Dann zog sichs zu und begann zu schiffen, so dass wir in die nahe Hütte einrückten für ne Kaffeepause.
Nachdems wieder aufgehört hatte, fanden wir nen nahen Felsklotz mit Überhang, der darunter natürlich trocken war.
Also gleiche Chose nochmal, diesmal mit etwas mehr Frei-Baumeln.
Da lachense, die zwo. Die eine (zufällig wieder) hat keine wirklichen Schmerzen, der andre plagt sich nicht mit nem eventuell sogar bewusstlosen, tendenziell aber auf jeden Fall nicht sehr bewegungsfähigen Opfer rum.
Am gleichen Klotz übten wir noch ein paar Flaschenzugvariationen;- auch wieder nix neues für mich, aber gut zum üben.
Der nächste Tag sah uns wieder am Fels, diesmal ne komplette Route mit 8 Seillängen, inklusive voll ätzendem Abstieg.
Keine speziellen Übungsszenarien, bestenfalls n bissl was eingestreut, aber da Kletterschuhe doch sehr 'passend' sitzen und keinesfalls so wirklich bequem sind, schauten wir, dass wir hochkommen.
Ei weiss, das sieht harmlos aus und hat tasächlich nur 35-40° da links, aber dennoch spaziert man da nicht mal eben rauf. Grad wenns nass ist und das ists nunmal speziell in Rinnen, in denen man besonders gut Halt finden würde, kackste da leicht mal ab und das geht tierisch auf die Tapete.
Das fiese iss echt, du stehst unten, einer müht sich oben und du denkst dir, was der sich doch so deppert anstellt, aber kaum biste drei Meter unterwegs, weisste, was die Stunde schlägt und kommst dir vor, als ringste um dein Leben.
Nem andern hinterhersteigen iss ja easy, aber vorneweg haste echt Puls, denn je weiter man ne Zwischensicherung aufm Weg zur nächsten übersteigt, umso weiter purzelt man erstmal wieder runter, ehe das Seil greift, sich dann erstmal noch deeeeehnt (und bremst), wo man dann froh sein muss, wenn man unterwegs nicht irgendwo aufklatscht oder sich sonstwie halb oder noch mehr umbringt.
Ne besondre Spezialität ist dann in so Platten der Steinschlag.
Ists mehr oder weniger senkrecht, dotzt so n Heimer irgendwo auf, wird rausgeschleudert und fällt dann unten irgendwo hin, fertig.
Auf Platten dotzt er alle naslang auf, wechselt seine Richtung dabei, fliegt mal hier, mal dort hin und macht, bis er unten irgendwo ausrollt, was er will.
Das hatten wir dann Sonntag.
Von oben brüllt einer 'STEEEIIN!', nem depperten Reflex folgend guck ich rauf, denk im gleichen Moment, bisst bleed, was machstn???, duck mich, und im selben Sekundenbruchteil streift das Drecksding meinen Helm, die Nase, mein Knie, auf dem ich die Hand aufgestützt hab und verabschiedet sich weiter in die Tiefe.
Nen Zentimeter weiter rechts, links, oben oder unten und mich häts voll erwischt.
Hätte ich ne Sekunde später den Kopf eingezogen, dito.
Natürlich alle voll geschockt, ich genauso, aber hilft nix: wiedermal gutgegangen. Irgendwie muss ich doch n Liebling der Götter sein.
Helm ne Scharte, Nase n Kratzer, ebenso der Daumen, aber alles nix ernstes.
Unglaublich.
Von der Theorie und Simulation knapp an der Realität vorbeigeschrammt, im wahrsten Sinne des Wortes.
So n 5kg-Trumm mit Schwung in die Fresse ist wohl sicher nicht nur für die Knabberleiste nicht gut.
Darfste eigentlich keinem erzählen...
Wennst oben das erste Bild anschaust, der grüne Drahtverhau auf/an meinem Rucksack, damit biste bei der Bergwacht bei egal welcher Aktion durchgefallen, noch ehe es wirklich losgeht, wennst so auftauchst.
Das war mein Lamento das komplette lange Wochenende durch.
Sechs Leute, sechs Seile, fünfmal so n Wildwuchs.
Ich hätte ja am ersten Abend - wir haben ja derlei Seilverhau schon so rauf getragen - keine Knoten, keine Standplätze und nix anderes geübt als Chef d'Equipe, als Seilaufschiessen, notfalls noch nach der Hüttenruhe um Zehn und die die es nicht auf die Reihe kriegen, draussen pennen lassen.
Ich kanns wirklich nicht gut, aber wenn mir jemand so n Wust in die Hand drückt wie das gelbe hier, krieg ich Plack.