Als es letzten Montag bei uns in einem Vorort Lindaus keinen D1-Empfang mehr gab, dachte ich mir, naja, das kann schon vorkommen, wenn man mit allen menschlichen Kapazitäten den Ausbaus des schnellen Internets und Mobilfunks etc. in alle Ecken des Landes vorantreibt - da muss man als Bürger und Kunde auch mal zurückstecken resp. das Handy.
Am Dienstag wurde ich ein bißerl unruhig, denn so Sachen wie Erreichbarkeit (ist mein geschäftliches Handy) oder Onlinebanking gehören halt im heutigen Leben fast schon dazu.
Aber, wie gesagt, wir leben hier im Allgäu, neben den zwei Polkappen und ein paar Flecken in Sibirien eine der wildesten Gegenden der Welt, da muss man nachsichtig sein.
Doch mittwochmorgens war's mir dann zuviel und ich rief in der Geschäftskundenstelle an, wo mir die Dame nach Rückfrage in der Technik mitteilte, man habe den Sendemast abmontiert.
Ui.
Auf die Frage, ob die Telekom es in Zukunft mit Rauchzeichen probieren wollte, konnte sie mir keine Antwort geben, und auf die Frage, wann man wieder Moblifunkempfang hätte, erst recht nicht.
Weil das Ganze ja eigentlich gar nicht lustig ist, habe ich dann eine ernsthafte Beschwerde mit der Forderung eines Rückrufs der Technik gemailt.
Der Rückruf kam erst am Donnerstag, nachdem ich eine weitere Mail mit der Betreffzeile "Einstellung der Zahlung" geschickt hatte.
Allerdings nicht von der Technik, sondern von einer weiteren Dame des Kundenservice, die mir vor allem mitteilen wollte, dass es ihr leid tue, ihrer Information nach der Sendemast NICHT abmontiert wurde, sie aber auch nicht wisse, was das Problem sei und wann es behoben würde.
Das Ganze wurde nun also doch lustig und dementsprechend schrieb ich dann am Freitag ein launige Mail:
"Liebe Telekom,
jetzt hast Du ja gestern eine sehr freundliche Dame bei mir anrufen lassen, die mir nicht nur NICHT sagen konnte, wann wir hier in Lindau/Oberreitnau wieder Empfang haben, sondern auch nicht bestätigen konnte, ob die Aussage Deiner Mitarbeiterin von Mittwoch, Deine Techniker hätten den Sendemast mal einfach abmontiert, korrekt sei.
Nun ist es aber so, dass wir hier quasi auf dem Land leben und arbeiten, und auf dem Land gibt’s den sogenannten Buschfunk, sozusagen eine Art Polykommunikationsalternative zum Mobilfunk, und der Buschfunk sagt, dass der Mast nicht abmontiert worden, sondern der Mietvertrag für selbigen ausgelaufen sei - oh-ha ...
Wenn das korrekt ist - wovon ich ausgehe, denn der Buschfunk hat immer recht - dann frage ich mich, was all die vielen Angestellten in Deiner großen Immobilienabteilung von 8.00 bis 16.30 Uhr Gleitzeit machen, wenn nicht kontrollieren, welche Mietlaufzeiten die verschiedenen Sendemasten haben.
Da bekomm’ ich schon beinahe Kopfschmerzen vom vielen Kopfschütteln, aber wahrscheinlich auch deshalb, weil das für uns gar nicht lustig ist, denn seit fünf Tagen können wir hier weder das Handy einsetzen noch mobiles Onlinebanking durchführen etc.
So hat z. B. der Bankmensch am anderen Ende der Festnetzleitung ordentlich gestaunt (und herzlich gelacht), als ich gestern eine Überweisung für 3,20 € bei ihm aufgab - übrigens für ein Buch vom Jean Piaget, einem Denker, der sich vornehmlich mit dem Thema Erkenntnis beschäftigt hat.
Vielleicht schicke ich Dir das mal zu, denn ein Unternehmen kann ohne Erkenntnis von der Welt (und sich) keine sinnvolle Strategie entwickeln - und eine Kommunikationsstrategie wäre jetzt etwas, was Du ganz dringend bräuchtest, um Deinen Kunden z. B. zu erklären, warum sie nun schon seit fünf Tagen für etwas zahlen, was sie nicht nutzen können oder ab wann der Mast wieder von Dir bezahlt wird (wenn er nicht doch abmontiert wurde).
Auf die Fortsetzung gespannt:
Dein Michael (erstaunlicherweise immer noch treuer D1-Kunde seit 1993/94)"
Heute hatte ich dann aus gegebenem Anlass Lust noch mal was zu schreibseln, das gibt's im nächsten Post.
Mit der Betreffzeile "Wer braucht schon ein Mobilnetz am Wochenende?" hatte ich heute an meinem Ruhetag Lust & Laune, eine weitere Mail an die sicherlich emsig an meinem Problem werkelnde deutsche Mutter aller Telefongesellschaften zu schicken.
"Liebe Telekom,
Du hast Dir sicher gedacht, dass die Menschen sich am Wochenende ganz persönlich miteinander beschäftigen sollen und daher problemlos auf ihre Handys verzichten können, Du also nichts an der Situation des fehlenden Sendemastes in unserem Ort ändern musst.
Ich finde das eigentlich einen hübschen Gedanken, dass eine Firma, die ihr Geld damit verdient, dass Menschen ohne Blickkontakt miteinander kommunizieren können, diese dazu animiert, das Handy mal zur Seite zu legen und sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen.
Aber nur „eigentlich“, denn gestern Abend war so eine Situation, in der wir das Handy sehr dringend benötigt hätten, da unser noch minderjähriger Sohn abends weg ging und mich fragte, ob er mir Bescheid geben könne, wann ich ihn abholen sollte, worauf ich ihn auf Dich verwies respektive auf den fehlenden Mobilfunkempfang in unserem Ort.
So musste er halt dann mit dem Taxi heimfahren - kein Thema, dafür haben wir uns ja die Handygebühren gespart, gell?!
Ach ja, der in meiner letzten Mail erwähnte Buschfunk hat sich gewissermaßen materialisiert, nämlich in Form der Apothekerin, die mit dem Grundstücksbesitzer gesprochen hat, auf dessen Grundstück Dein Mast bis vor acht Tagen stand:
Jep, der Mast ist weg, der Platz nicht mehr verfügbar und es gibt keinerlei Aussicht, wann sich daran etwas ändert - UND DU WEISST DAS.
Nun hat ja letzten Mittwoch eine Deiner freundlichen Mitarbeiterinnen bei mir angerufen, um mir mitzuteilen, dass die Aussage mit dem „abmontierten Sendemast“ auf keinen Fall zu bestätigen sei, sie aber auch nicht wisse, was die Ursache wäre (wobei ich ihr gegenüber schon mutmaßte, dass ihre Aussage doch sicher eine taktische sei; ansonsten wäre es mehr als peinlich, wenn ein „Technologieführer“ nicht wüsste, warum er seinen Kunden keinen Mobilfunk liefern kann).
Meine liebe Telekom, es ist eine Sache, einen Fehler zu machen, aber eine ganz andere Sache, danach seine Kunden anzulügen.
Denn das eine kann passieren, doch das andere ist unverzeihlich, gerade wenn man ein seriöses Unternehmen sein möchte.
Womit wir unvermuteterweise wieder bei einem Begriff aus meiner letzten Mail sind:
Der Erkenntnis.
Wenn man erkannt hat, dass man einen Fehler gemacht hat, sollte man ihn nicht vertuschen, sondern zugeben.
Und weil das Ganze so lustig ist, verrate ich Dir auch den Namen der Straße, in der Dein Sendemast stand (auch wenn Du das natürlich weißt):
Paradiesweg.
Ist das nicht grandios?
Ich spreche letztens von Erkenntnis - und der Ort des Geschehens ist das Paradies?
Bekanntlich der Ort, aus dem der Mensch vertrieben wurde, weil Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, und damit die Unterscheidung zwischen Gut und Böse sichtbar wurde?
Das ist kein Zufall, liebe Telekom, das ist ein Zeichen - FÜR DICH!
Jetzt kannst Du die Bürde der Erkenntnis auf Dich nehmen und mit Deinen Kunden kommunizieren, Ihnen z. B. mitteilen, wann Du Deinen Sendemast wieder aufstellen und was Du bis dahin Gutes an Deinen Kunden, die für etwas zahlen, was sie nicht erhalten, tun möchtest.
Vor Aufregung schon erbebend:
Dein Michael
PS: Der materialisierte Buschfunk hat übrigens darauf verwiesen, dass man in Situationen wie diesen ein Sonderkündigungsrecht hätte, nur: bring’ ich’s nach 20 Jahren über’s Herz, Dich schnöde allein zu lassen?"
Da wir hier im Ort davon ausgehen, dass die Telekom ihren Mast nicht so schnell anderweitig aufstellen kann (die hat halt die Allgäuer und speziell die Lindauer enorm unterschätzt), es also noch einige Zeit dauern kann, bis wir hier wieder D1 haben, werde ich eine Person im Geschäftskundenbereich täglich mit einer Mail triezen.
Die sollen schließlich auch etwas davon haben ...
Jaaa, das ist in heutigen Zeiten bisweilen stark verwunderlich.
Hier aufm Hügel steht auch so n super Mast, immerhin von der Telekom und nicht wie im Nachbarort von OhZwo, die dort damit quasi das Mobilfunkmonopol erobert haben nachdem auch da die Miete für den Dachzipfel des Telekomsenders ausgelaufen war (und nicht verlängert wurde...), und dieser Mast sorgt wirklich dafür, dass ich im Wald drumherum maximalen Empfang hab, LTE-Netz und alles, was das Herz begehrt, nur hier halt im Ort, 2km weiter, wo wir alle wohnen, muss man schon ne Weile im Haus hin und her vagabundieren und die Empfangsstärkenanzeige dabei im Auge behalten, um das Maximum von ein oder vielleicht sogar zwo Balken zu finden.
Nachlässig in der Hosentasche stecken lassen und rumsitzen ist der sicherste Weg, nicht durch Anrufe oder ähnliches gestört zu werden.
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
ja Michels Texte sind immer eine Bereicherung, auch wenn es in diesem Fall sicher nicht Michels Absicht war, die Forenteilnehmer mit Triathloninteressen zu unterhalten.
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Internet Foren wissen alles immer besser
Hattest ja Glück dass du bis jetzt einen D1 Masten hattest.
Bei uns haben sie es bis heute nicht geschafft einen Masten aufzustellen. Einen Vorteil hat das Ganze, man ist am Wochenende am Firmenhandy nicht zu erreichen!
Ich wohne im Zentrum Berlins - dienstlich zwar nicht Telekom aber in der Wohnung und der nahen Umgebung nahezu kein Empfang. Das können die Anderen also ähnlich gut.
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Ich erinnere mich lebhaft an die Meisterschule in FFM.
Empfang gabs da, egal welches Netz, nur im Hof unter nem bestimmten Baum, der dementsprechend 'Antennenbaum' genannt wurde.
Dementsprechend frequentiert war in den Pausen der Platz rundherum...
Ok;- war jetzt nicht erst gestern, aber Frankfurt, nee, danke bitte!
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