Lionel Sanders berichtet über die erste Woche seines Höhentrainingslagers:
Flagstaff Altitude Camp || Week 1
Lionel ist aus Tucson abgehauen, weil es ihm da zu heiß war, und ist nun in Flagstaff, Arizona, dreieinhalb Fahrstunden von daheim entfernt. Letztes Jahr hat er in der Hitze trainiert und er meint, dass das seiner Leistungsfähigkeit insgesamt geschadet hat, obwohl es gut war für die generelle Hitzeadaption. Er verbindet also das Nützliche mit dem Angenehmen und geht ins Höhentrainingslager, weil das alle zu machen scheinen. Er hält den Zeitpunkt für gut geeignet, da keine wichtigen Rennen anstehen und er so ohne großes Risiko austesten kann, wie sich 28 Tage in der Höhe auf seine Leistung auswirken.
Bildinhalt: Er weiß nicht, was es ist, aber er isst es.
Eine Augenweide beim Schwimmen wird Lionel wohl nie werden, aber seinen Bewegungen sieht man, dass er in den letzten Monaten viel geschwommen ist. Es schaut nicht mehr ganz so abgehackt aus wie früher.
Immerhin habe ich nun eine sportliche Disziplin gefunden, die ich aus meiner Sicht besser beherrsche als Lionel: Die Mobilisierung vor dem Schwimmen. Ich kenne niemanden, der noch liederlicher und mürrischer umherzappelt als Lionel. Kein Wunder ist der so bocksteif. Der sollte mal bei Frederic Funk einen Aufwärmkurs belegen.
Bildinhalt: Die Mutter des lustlosen Aufwärmens
Bislang hatte sich Lionel nie für Training in der Höhe interessiert, weil er dachte, dass er genügend andere Probleme hat. Aber wenn es alle Cracks machen, dann muss wohl irgendwas dran sein. Falls er feststellt, dass es taugt, wird Lionel darüber nachdenken, sich vor Kona im Höhentrainingslager einzubuchen.
Die ersten Tage hat Lionel überhaupt nichts von der Höhe gemerkt. Am vierten oder fünften Tag hatte er allerdings eine ganz üble Panikattacke beim Schwimmen, weil er nicht genügend Luft bekam. Er kann sich nicht erinnern, dass er jemals zuvor mitten in einem Intervall anhalten musste, weil er Angst hatte, zu ersticken.
Lionel erkennt aber auch gleich das Gute daran: Normalerweise schwimmt er generell zu ineffizient, mit zu viel Einsatz. Der furchtbare Kampf um Luft nötigt ihn dazu, sparsamer mit seiner Energie umzugehen, was ihm aus seiner Sicht letztendlich helfen wird.
Bildinhalt: Eine Panikattacke im Wasser ist kein Zuckerschlecken.
Todesangst ist ein toller Motivator und Lionel sieht somit nur Vorteile im Höhentraining und null Nachteile.
Die Klaustrophobie und die Schnappatmung beim bloßen Umherlaufen, die sich dazu gesellt hat, sind quasi das Sahnehäubchen. Jetzt, am siebten Tag, geht es aber leichter – mir ist nicht klar, ob er das bedauert – und er vermutet, dass irgendein Anpassungsprozess im Gange ist.
Seine Leistungswerte haben sich erwartungsgemäß etwas verschlechtert, aber nicht so sehr wie er es angenommen hatte. Er hat keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Das Aufwärmen dauert auf jeden Fall wesentlich länger, der Körper braucht länger, um leistungsbereit zu sein.
Lionel versucht, sein Lauftempo auf das 70.3-Rennen in Mont-Tremblant Ende Juni auszurichten. Die Bestzeit für den Lauf dort liegt bei 1:10 Stunden und er ist jetzt schon auf Kurs dafür und läuft 3:15 min/km und es sind noch drei Wochen Zeit, zu trainieren.
Lionel fährt aktuell immer mit zweigleisiger Wattmessung, um zuverlässige Werte zu erhalten. Der Goldstandard scheint momentan der neu Wahoo KICKR zu sein, der nicht kalibriert werden muss. Er wird diesen als Referenz für alle Neuanschaffungen nehmen.
Morgen ist trainingsfrei: "Erin Appreciation Day", sie hat sich toll um ihn gekümmert.
Erin kichert leise hinter der Kamera.