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Alt 25.07.2016, 14:47   #1
Hockmock
Szenekenner
 
Registriert seit: 28.12.2014
Ort: Forchheim
Beiträge: 51
Erfahrungsbericht eines Rookies

Hallo an alle,

für alle interessierten Leser möchte ich nachstehend meinen Erstlings-Langdistanz-Erfahrungsbericht zum Besten geben. Die Story ist doch etwas länger geworden als anfangs vorgesehen, aber ich wollte im Nachgang auch nicht mehr groß kürzen. Ihr könnt euch aber anhand der Überschriften durchhangeln oder auch erst zum Schluss einsteigen!

Noch etwas vorab: Sollte mein Thema hier falsch platziert sein, dann bitte umhängen in das korrekte Unterforum!

Kurz zu meiner Person und Vorgeschichte:
Ich bin 43 Jahre jung, habe Frau und zwei Kids. Aus der Vergangenheit heraus komme ich eigentlich vom Laufen. Ich habe schon mehrere Marathons gefinisht, immer in einer Zeit zwischen 3h30min und 4Std. Nachdem ich 2012 heftige Probleme mit der Achillessehne bekam, musste ich pausieren. Doch je länger ich pausierte umso schlimmer wurde das Ganze. Nach ewiger Ärztetour wurde mir gesagt, dass ich austherapiert wäre und nur noch OP hilft. Dies fand ich dann doch etwas überzogen und begann wieder zu laufen. Immer schön bis zum Schmerz und noch etwas weiter. Ich dachte mir: „Entweder reißt die Achillessehne – dann lohnt sich wenigstens die OP. Oder sie hält!“. Und sie hielt. Je mehr ich trainierte umso besser wurde es. Meine Marathonambitionen waren jedoch noch in weiter Ferne. So kam es, dass ein Kumpel mich zum Triathlon bewegen wollte. Komm! Das ist toll! Und vor allem sehr abwechslungsreich! Und du schonst deine Sehne beim Radfahren und schwimmen. Tja. Dachte ich mir. Warum eigentlich nicht. Es gibt ja schließlich auch Sprint- und Olympische Distanzen. Es muss ja nicht immer die ganz große Nummer sein.

Die ersten Schwimmversuche
Schwimmen war ein Thema für sich. 50m kraulen und ich benötigte 2min Regeneration, dann wieder 50m kraulen usw. Dieses Spiel ging über viele Wochen und der Knoten wollte nicht platzen. Aber ich gab nicht auf. Irgendwann bekam ich mal den Tipp, ganz bewusst laaaannnggggsssaaaammmm zu schwimmen. Und siehe da! Es klappte. Meine ersten 500m am Stück – und ich war stolz wie Schnitzel. Mit diesem Erfolg bin ich dann wöchentlich in ein Techniktraining gegangen. Nach 3 Monaten fühlte ich mich dann gerüstet den Masterschwimmern unseres Schwimmvereins beizutreten. Puuhh. Die ersten 8 Wochen taten verdammt weh – aber ich biss mich durch. Bzgl. Radfahren: Hier gönnte ich mir zu meinem 40ten ein schickes, gebrauchtes Rennrad. Dieses wurde fortan regelmäßig genutzt. Anfangs noch sehr ungewohnt aber ich freundete mich schnell mit meinem neuen Trainingsgerät an.

Die erste olympische Distanz
Im Sommer 2013 war es dann soweit. Ich fühlte mich für einen Erstversuch gewappnet. Wir wollten ohnehin einen Familiencampingurlaub in Österreich + Italien machen. Also hatte ich mich nach Triathlons in dieser Zeit umgesehen. Hier bot sich dann ganz klar der Faaker See Triathlon (olymp. Distanz) an. Also angemeldet und gespannt abgewartet bis zum großen Tag. Wir waren bereits einige Tage vorher vor Ort und konnten somit das ganze Treiben beobachten. Ich selbst war nervös wie irgendwas. Vor allem vor meiner Angstdisziplin Schwimmen (und den „bösen“ Knüppeleien an der Boje). Der Start kam und es lief … schwimmen besser und schneller als gedacht, Radfahren bei Dauerregen war in Ordnung und Laufen mit durchnässten Laufschuhen war super. Alles in allem ein gelungenes Debüt!! Es folgten dann noch ein paar weitere Olympische Disziplinen und noch eine Mitteldistanz in Würzburg in 2014.

Die Entscheidung
In der Vorweihnachtszeit 2014 waren mein Kumpel und ich auf unserer Hausrunde laufen - da meinte er: „…wir könnten ja in 2016 die Langdistanz gemeinsam antreten. Geteiltes Leid im Training ist halbes Leid!“. Dies ließ ich mir ein paar Tage durch den Kopf gehen und entschloss dann für mich, dass das eigentlich passen würde. Fehlte nur noch der Segen meiner Chefin (=Frau). Am 2. Weihnachtsfeiertag war es dann soweit. Ich unterbreitete ihr mein Pläne und fragte ob das in Ordnung für sie wäre. Und sie sagte tatsächlich und ohne Zögern „Ja“ (wie schon einmal ein paar Jahre zuvor ; allerdings zu einem anderen Thema).

Die Vorbereitung
Es war ja noch reichlich Zeit. Für 2015 wollte ich mindesten 2 Mitteldistanzen machen und als Staffelschwimmer in Roth an den Start gehen um hier schon einmal einen Vorgeschmack zu bekommen. Doch es kam anders. Kurz vor Pfingsten fuhr ich mit dem Rad von der Arbeit nach Hause. Da kam mir eine Gruppe von Leuten entgegen und machten mir eigentlich Platz, damit ich weiterfahren konnte. Anscheinend übersah mich aber wohl eine Person aus der hinteren Reihe, bewegte sich in meine Richtung, ich blieb mit Lenker hängen und machte einen dreifachen Salto über den Lenker. Noch im Flug dachte ich mir: „Scheiße Krampf (in beiden Waden)“. Der erste Aufschlag war auf dem Kopf – und nach Vorwärtsrolle über Schulter und Rücken lag ich dann dort wie ein geprellter Frosch. Nachdem die Krämpfe verschwanden fasste ich mir an den Kopf…. Alles in Ordnung. Zweiter Griff ging an die schmerzende Schulter und da wurde mir klar, dass was nicht stimmte. Resultat: Schlüsselbeinbruch….OP….6 Wochen Pause . Nach erschwertem und verzögertem Heilungsprozess wollte ich eigentlich im Herbst die Platte entfernen lassen, damit ich wieder voll ins Training einsteigen konnte. Doch hier machte mir der Doc einen Strich durch die Rechnung und empfahl mir die Platte noch bis Februar drinne‘ zu lassen. Also, dachte ich mir. Dann bleibt das Blech halt drin und kommt erst nach Roth auf die Müllhalde. (in der Zwischenzeit war ich offiziell für Roth gemeldet; Mein Kumpel hatte gekniffen).

Die heiße Wettkampfvorbereitung
Dank dieses genialen Forums hier, habe ich mir den 12-Stunden-Plan heruntergeladen und für meine Zwecke ein wenig angepasst. Zudem belohnte ich mich zu Weihachten mit einem schönen neuen Triathlonrad. So habe ich immer schön nach Plan trainiert. Leider war sowohl Winter als auch der komplette Frühling völlig verregnet und ich musste auf die Rolle im Kellerverlies ausweichen. Aber irgendwann musste es ja auch mal raus gehen! Dies war dann im April endlich der Fall. Von dort an habe als weiteren Parameter die Wetterprognosen mehrerer Wetterdienste in meine wöchentliche Trainingsplanung integriert! 
Meine neue Angstdisziplin war fortan nicht mehr das Schwimmen, sondern das Radfahren. Mehr als 80km bin ich bis dorthin noch nie in meinem Leben zuvor gefahren. Der erste 120er tat schon kräftig weh. Und die Zeit!! 4 Stunden auf dem Bock!! Wie sollen da 180km erst gehen?? Dann die erste 140km-Runde und noch 45min laufen hinterher! Puh! Kurzum: Radfahren zählte nicht zu meinen Stärken. Meine längste Ausfahrt waren im Juni dann 160km und ich konnte mir nicht im Ansatz vorstellen wie ich im Juli einen kompletten Triathlon schaffen sollte.

Hier ein paar Aufreger in meiner Vorbereitungszeit
- Schulterprobleme: Anfang Mai war ich mit meinen Neo zu Testzwecken schwimmen. Am nächsten Tag stellte ich fest, dass auf meiner verplatteten Schulter eine dicke Beule hervortrat (ich berichtete hier im Forum). Verdacht war Serom oder geschwollene Lymphknoten. Damit verbunden war eine riesige Ärztetour (schon wieder). Resultat: Blutwerte super; Lymphknoten dick; Ärzte gaben mir das ok zum Weitertrainieren; nach Roth soll Platte aber raus.

- Fahrrad defekt: Mein nagelneues TriRad (gerade mal 400km runter) schaltete etwas hakelig. Also zum Händler meines Vertrauens zum Nachstellen. Dieser stellte dann fest, dass nicht das Schaltwerk das Problem ist, sondern ein komplett verzogener Rahmen!! Und dies obwohl ich NICHT gestürzt bin. Also das Rad zum Hersteller geschickt. Dieser hat zugesagt den Rahmen auf Garantie zu tauschen. Jedoch gab es den Rahmen (Vorjahresmodell) nicht mehr und die Komponenten passten auch nicht auf das aktuellste Modell. Es gab ein langes hin und her. Nach 6 Wochen (= 2 Wochen vor Roth) hatten wir den Hersteller endlich soweit, mir ein neues Komplettrad zur Verfügung zu stellen. Dieses kam dann auch - jedoch war hier noch nichts eingestellt und gefahren bin ich damit auch noch keinen einzigen Kilometer. Mein Händler hat sich dann wirklich reingehängt und alles passend gemacht. Probefahrt waren 100km in der Woche vor Roth (kann man machen, muss man aber nicht).

- Wurmfraß: Auch noch eine lustige Story (in der Nachbetrachtung)!! Hab in der Vorbereitung wieder mal den WÜ-Triathlon mitgemacht. Zu meinem Erschrecken gab es jedoch Neo-verbot. Aber es lief besser als ich dachte. Noch während des Radfahrens und Laufens merkte ich schon immer wie es in der Bauchregion piekte. Dachte mir aber nichts dabei. Alles lief super. Ich fühlte mich pudelwohl. Nachmittags zu hause in der Dusche dann das große Erwachen. Am kompletten Oberkörper (vorwiegend Bauchbereich und an den Seiten) war ich voller Pusteln. Ich dachte mir, das wär ein Ausschlag vom Wasser, Sonnenallergie oder ähnliches. Nach drei Tagen wurde das ganze eher noch schlimmer als besser. Also zum Arzt und der meinte, das wären „Zerkarien“. Kleine schmarotzende Wurmlarven die auf der Suche nach einem neuen Wirt sind. Normalerweise ist deren Beuteschema die „Stockente“, aber die Viecher gehen wohl gerne auch mal auf den Menschen los (wo sie dann in wenigen Minuten sterben und auch keine Gefahr darstellen; außer eben diese hässlichen, juckenden Pusteln). Von dort an war mir der Spott gewiss. „Ich schwimme langsamer als Stockenten“ 

Dies alles hinderte mich aber nicht an meinem Vorhaben!! Ich biss mich durch - stets mein Ziel vor Augen.

Das Rennwochenende
Freitag: Wir reisten mit dem Wohnwagen an. Die Wetterprognosen waren hervorragend. 23-25 Grad und Wind aus westlicher Richtung. Mit im Schlepptau war mein Supportteam – meine Eltern, meine Frau und Sohn Nr. 1. So bezogen wir auf dem Acker neben dem Schwimmstart unser Quartier. Anfangs hatte ich immer noch Bedenken, dass es hier etwas eng zugehen könnte. Aber das zur Verfügung gestellte Campingareal war riesig und bot jede Menge Platz. Selbst Camper die noch am Samstag anreisten, kamen hier noch locker unter. Weiterhin wurden je 5 Dixie-Häuschen an dem einen und anderen Ende des Areals aufgestellt. Gemütlich und hygienisch geht zwar anders – aber welche Alternativen gibt‘ denn sonst. Am Freitag selbst war ich noch recht tiefenentspannt. Wir sind abends nach Roth gefahren um die Startunterlagen zu holen, waren Pizza essen und 1-2 Bierchen gingen auch noch entspannt die Kehle runter.

Samstag: Hier sah die Welt ganz anders aus. Ich bin aufgewacht und die Nervosität und Anspannung war sofort präsent. Zur Ablenkung habe ich dann meine Sachen zurecht gelegt und Beutel gepackt. Ich glaube ich bin meine Checklisten fünfmal durchgegangen. Und dennoch passierte auch schon der erste Faupaux. Auf den Nummerntattoes stand ….“auf den Neo aufzubringen“! In den Unterlagen stand …. „Auf den Oberarm aufzubringen“! Was denn nun? Also entschied ich mich, die Tattoes am Oberarm des Neo’s aufzubringen. Kurze Zeit später kam mein aufmerksamer Campingnachbar zu mir und klärte mich über die korrekte Verwendung der Aufkleber auf. Hektik! Panik! Der Nervositätslevel machte einen kräftigen Peak nach oben. Also, alle sonstigen Sachen gepackt, Rad geschnappt und ab zum Rad-Check-In. Als erste Amtshandlung habe ich mir einen Wettkampfrichter gepackt und von meiner Dummheit berichtet. Der meinte dann, ich solle mir einfach einen Edding besorgen und die Nummer von Hand auftragen. Puh! Das beruhigte mich dann wieder etwas! Danach habe ich dann in aller Ruhe mein Rad abgestellt und meinen Lauf-Beutel abgegeben. Nachmittags ging es dann nach Roth. Wettkampfbesprechung von 16:00 Uhr bis 17:00 Uhr und ganz wichtig …. EDDING KAUFEN! Um 19:00 Uhr saßen wir dann in Hilpoltstein beim Italiener zum Carboloading. Aber bei mir machte sich Panik breit. Als die Anspannung des Tages so langsam abfiel und der Kopf wieder anfing zu denken, hätte ich am aller liebsten das Handtuch geschmissen. Ich war ein psychisches Wrack! Moralisch am Tiefpunkt angelangt. Mein Essen kam und ich hatte keinen Hunger. Mit Ach und Krach habe ich dann die halbe Portion geschafft. Die aufmunternden Worte meiner Eltern halfen da auch nichts mehr. Irgendwann machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Wohni und ich kam so langsam zu mir.

Raceday (Schwimmen): Die Nacht war kurz. Um 4:10Uhr drang leise chillige Musik zu mir durch und unterbrach meinen ohnehin schon sehr unruhigen, leichten Schlaf. Ich dachte mir noch: „Welcher Horst steht denn sooo früh auf und schaltet auch noch seinen Wecker auf Dauerbetrieb“. Jedoch stellte ich dann recht schnell fest, dass die Musik vom Schwimmstart kam. Also nix mehr mit schlafen – sondern Meditation! Frühstücken … trinken …. Toilettengang … Sachen checken … mental alles durchgehen …. Sachen checken … mental alles durchgehen … Toilettengang ….. Stresslevel unerträglich! Um 6:00Uhr ging ich das erste mal in die Wechselzone und habe meinen Radbeutel an seiner korrekten Stelle positioniert. Danach wieder zurück an den Wohni. In aller Ruhe noch eine Banana gemampft, Neo zur Hälfte angezogen und gegen 6:40Uhr Richtung Schwimmstart mit meiner Family gewackelt. Dort habe ich dann nochmal alle umarmt, mich verabschiedet und bin dann in den Trubel der Wechselzone eingetaucht. Schnell den Finisherbeutel abgegeben und warten …. warten …. warten! Bei jeder Startwelle und somit bei jedem Kanonenschlag bin ich zusammengezuckt. Das ist schon der Wahnsinn – die Druckwelle geht durch Mark und Bein. Dann war es endlich soweit. 7:25Uhr. Ich wurde aufgerufen. Kappe+Brille auf, ab in die Fluten und ganz rechts außen Richtung Startlinie geschwommen. Der Kanonendonner kam und ich war mitten drin‘ in der „Waschmaschine“. Füße, Beine, Ellbogen um mich herum, in meinem Gesicht. Nach 300-400m zog sich das Feld dann endlich auseinander und es wurde ruhiger. Nach vorne hin hatte ich Platz, so dass ich erstaunlich schnell in meinen Rhythmus fand. Hinter mir schwamm jemand, der meinte mir über einen Kilometer hinweg immer wieder auf die Füße hauen zu müssen – aber auch das brachte mich nicht aus dem Rhythmus. An der ersten Boje wurde es dann eng, aber da ich etwas weiter außen geschwommen bin, kam ich ganz gut um die Kurve herum. Danach blieb es dann etwas kuschliger. Ich bin allmählich auf die langesamen Schwimmer der Vorgruppen aufgeschwommen. So musste ich immer wieder mal 4-6 Leute überholen um erneut etwas Bewegungsraum zu finden. Es zog sich ewig hin aber dann kam endlich die zweite Wendeboje. Auch hier bin ich völlig stressbefreit außen herum geschwommen, nochmal 400m durchziehen und dann war auch schon der Ausstieg zu sehen. Als ich aus dem Wasser heraus kam ging der erste Blick auf die Uhr. Da standen tatsächlich 1:14:14 !! Das hatte ich noch nie zuvor im Test geschafft. Meine Bestzeit lag bei knapp 1:19. Da hatte ich das erste mal an diesem Tag ein breites Grinsen im Gesicht. Ich wusste, mich kann jetzt nichts mehr stoppen.

Raceday (Radfahren): Beutel geschnappt und ab ins Wechselzelt. Ohne große Hektik habe ich mich umgezogen und bin langsam in Richtung Rad gegangen. Unterwegs habe ich noch einen Becher Isotrink und eine Banane zu mir genommen, Startnummer drum, Helm auf und los. Mein Credo war. Locker angehen mit dem Ziel 6h und wenn es gut läuft, auch gerne etwas unter der 6h-Marke. Soweit der Plan! Tatsächlich bin ich dann aber förmlich in meine erste Runde geflogen. Ich kam gut in den Tritt und die 20km vor Greding bin ich sogar einen 40er-Schnitt gefahren. Mein Blick auf den Puls verriet mir – 140 – also alles im Grünen Bereich. So kam ich in Greding an mit einem Gesamtschnitt von 35,5km/h und ich befahl mir etwas langsamer zu machen. So bin ich dann gemächlich im ersten Gang in Greding nach oben gekurbelt und habe im weiteren Verlauf bewusst ein wenig Tempo rausgenommen. Dann kam der Solarer Berg! Jeder erzählte und schwärmte im Vorfeld davon. Ich hatte ihn zwar noch nicht sehen können, aber dafür konnte ich ihn bereits schon von der Ferne hören. Der Jubel wurde lauter, dann kam die Rechtskurve und ich sah die Menschenmasse (bekomme gerade beim Schreiben schon wieder Gänsehaut). In den ersten Gang geschaltet, langsam hochgekurbelt und einfach nur die Stimmung aufgesaugt! Das war ein unbeschreiblicher Moment und ich muss gestehen, dass ich Pipi in den Augen hatte. Danach – mit breitem Grinsen im Gesicht – habe ich noch souverän die erste Runde beendet und checkte meine Durchschnittspace - 33,5km/h . Da schaltete sich erneut mein Hirn ein und sagte „Laaannnngggggsssaaaammmm. Du gehst vor die Hunde“. Aber ich fühlte mich prima. Der Puls war immer noch im grünen Bereich. Und so flog ich durch die zweite Runde. Auch wieder 40er-Schnitt vor Greding… in Greding langsam nach oben…erneut Solarer Berg mit Gänsehaut … und in Eckermühlen nach rechts abgebogen auf die letzten 5 Kilometer. Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich alle meine Erwartungen weit übertroffen hatte. Ich stieg vom Rad und drückte bei einer Zeit von 5:28Std auf die Uhr. Was für ein Gefühl! Wahnsin! Und schon wieder ein breites Grinsen im Gesicht.

Raceday (Laufen): Auch hier habe ich mir beim Wechsel Zeit gelassen. Gegessen, getrunken und langsam losgetrottet. Ich habe mich gezwungen gleich in den richtigen Takt zu finden und nicht zu überpacen. Ziel war im 5:15er-Schnitt loszulaufen (mein Trainings und Wohlfühltempo) . Ich dachte mir, dass der Einbruch ohnehin früh genug kommen würde und ich dann automatisch langsamer werde. Als Zielzeit hatte ich mir 4:20Std gesetzt. So lief ich immer von Versorgungsstation zu Versorgungsstation. Dazwischen im 5:15er bis 5:20er-Schnitt, an der Versorgungsstelle selbst ging ich langsam und nahm Verpflegung zu mir. Und so lief ich und lief ich und lief ich wie ein Uhrwerk. Ich wartete auf den Hammer-Mann, doch er kam nicht. Es wurde natürlich schwieriger und die Müdigkeit machte sich breit. Aber alles in Allem fühlte ich mich relativ gut. Meine pace hatte wie erwartet etwas gelitten, jedoch auf einem Niveau, das ich niemals erwartet hätte (ca. 5:30er Schnitt). Beim 30km-Punkt in Eckersmühlen wagte ich einen ersten Blick auf die Gesamtzeit. Da wurde mir bewusst, dass ich nicht nur unter 12h sondern sogar auch unter 11h ins Ziel kommen könne. Das beflügelte mich umso mehr und ich befahl mir das Tempo zu halten. Bei 38km (an der Lände) wurde ich nochmals freudig überrascht, denn dort hatten sich noch zwei Freunde positioniert um mich ein letztes mal anzufeuern. Das gab mir die Kraft, auch die letzten 4 elenden Kilometer durch zu stehen. Berg rauf…. Ehrenrunde über den Marktplatz bei fast leeren Zuschauerplätzen …. Stadion vor Augen… und da stand schon meine Family! Mein Sohn wartete bereits auf mich. Ich nahm ihn an der Hand und so liefen wir ins Stadion ein – ab in die letzte Runde! Bääähhhmmm! War das Phänomenal! Ich sah auf die Zeit und da stand tatsächlich 10:45:44! Ich war völlig überwältigt und hatte erneut Pipi in den Augen!

After-Race: Hier nahm ich das volle Programm mit. Erdinger Champ, Massage, Duschen, raus zur Family, die schon sehnsüchtig auf mich warteten. Danach Essen gehen (diesmal hatte ich tatsächlich Hunger), Bike-Check-Out und ab zum Feuerwerk um 22.50Uhr. Zurück zum Wohni, Finisher-Weizen und um 00:30 völlig erschöpft aber glücklich in die Koje gefallen.

What a great day!!
Hockmock ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 15:13   #2
tofino73
Szenekenner
 
Benutzerbild von tofino73
 
Registriert seit: 20.03.2012
Ort: Zürich-West, Suisse
Beiträge: 1.069
Sensationeller Bericht, vielen Dank fürs Teilen der Erlebnisse.
Da hast du eine super Zeit rausgehauen beim ersten Mal, hast du in dem Fall +/- 12h trainiert?

Gruss
tofino73 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 15:28   #3
Hockmock
Szenekenner
 
Registriert seit: 28.12.2014
Ort: Forchheim
Beiträge: 51
So war es! Der familientaugliche 12-Stunden Plan.
Hockmock ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 15:58   #4
Prime
Szenekenner
 
Registriert seit: 10.05.2013
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 158
Klasse geschriebener Bericht und Glüclwunsch!
Prime ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 16:17   #5
FlyLive
Auf eigenen Wunsch stillgelegt
 
Registriert seit: 10.02.2008
Beiträge: 6.494
Wow ! Herzlichen Glückwunsch

Toller Bericht und noch tolleres Rennen.
FlyLive ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 16:19   #6
schnodo
Szenekenner
 
Benutzerbild von schnodo
 
Registriert seit: 28.10.2011
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 8.970
Sehr unterhaltsamer Bericht über ein schönes Erlebnis! Herzlichen Glückwunsch!
__________________
🏊 Mein Kraul-Armzug-Video: EnglishEspañolDeutsch 🏊
schnodo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 17:50   #7
KSS91
Szenekenner
 
Registriert seit: 30.09.2015
Ort: Perth
Beiträge: 507
Sehr geiler Text, habe ihn zweimal gelesen weil ich so toll finde

Glückwunsch zum tollen Erlebnis und zur super Zeit.
__________________
"Ein Traum ist ein Traum, aber ein Ziel ist ein Traum mit Termin" -Harvey Mackay -
KSS91 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2016, 20:08   #8
Eber
Szenekenner
 
Benutzerbild von Eber
 
Registriert seit: 18.09.2012
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 2.327
Klasse Bericht. Auf keinen Fall zu lang Und großer Sport.
Gerade auch die Nervosität am Vortag hast du schön beschrieben ...
Und dass du dich nicht hast entmutigen lassen...
Ein echtes Vorbild.
__________________

hmh ??
Eber ist offline   Mit Zitat antworten
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