Zitat:
Zitat von Hafu
Das ist mir bewusst und gerade der Fall Johaug wurde hier im Thread einst ja ausführlichst thematisiert.
Es gab aber eben noch nie einen norwegischen Dopingfall im Biathlon, was nicht ausschließt, dass es auch dort mal ein schwarzes Schaf gibt, aber was eben doch klar gegen eine dort verbreitete systematische Dopingmentalität spricht, so dass man sich schon die Mühe machen sollte zu differenzieren und nicht alleine nach Nationenzugehörigkeit Verdachtsposts zu erstellen.
Der eigentlich beste norwegische Ski-Längläufer Johannes Klaebo, der wegen der Covid-19-Pandemie vorerst keine Rennen bestreitet, gehört vom außerordentlichem Talentniveau her meiner Meinung nach etwa in die Boe-Kategorie. In den besonders dopingträchtigen Ski-Nordisch-Disziplinen, wie etwa den 50km Massenstart, wo Russland in Sootchi alle drei Medaillen geholt hat, ist er interessanterweise bei weitem (noch) nicht Weltspitze, während er bei kürzeren und technisch komplexeren Rennen die gesamte Weltspitze seit zwei bis drei Jahren regelmäßig düpiert.
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Hier und auch in dem vorhegehenden Post von Hafu stehen einige Dinge, die bei mir Fragen aufkommen lassen:
Die Begründung, dass Langlauf und Biathlon bekanntlich zwei verschiedene Sportarten sind und dass es noch nie einen Dopingfall im norwegischen Biathln gegeben habe überzeugt mich nicht. Wenn die konditionellen Ansprüche sehr ähnlich ist, wieso sollte dann Doping bei der einen Sprtart eher verbreitet sein als in der anderen?
Zumal das ja auch auf einen Großteil der Norwegischen Athleten zu dem Zeitpunkt zutraf:
https://www.focus.de/sport/olympia-2...d_8457228.html
Was ist das denn für eine Mentalität, wenn nicht die eines "alles für den Erfolg!"
Und die Begründung, dass ein Norweger deshalb auf den kürzeren Strecken (wohl sauber) dominiert liegt dann daran, dass die Technik einen größeren Einfluss hat?
Das ist meiner Meinung nach eine Argumentation wie im Fussball, wo ja auch nicht gedopt wird weil man dadurch den Ball nicht besser trifft (ebenso wie im Tennis...).
Nur dass man eben bei konditionell besserem Stand auch technische Dinge besser hinbekommt. Dass kann jeder mal selber ausprobieren: einmal ausgeruht balancieren, einmal mit Puls 180 nach einem 1000m Test.
Es ist doch gerade andersherum, dass die Kondition dann noch einen viel höheren Stellenwert in dieser Kombination einnimmt.
Und die 50kmim Massenstart sollen (da wo die Russen dominieren...)besonders dopingträchtig sein? Im Gegensatz zu den 15km, dem Sprint, etc? Häh?
Also ist im Schwimmen auch das Langsterckenschwimmen besonders dopingträchtig, die restlichen WK Strecken weniger?
Und in Analogie dann beim Radfahren die langen Fahrten, 4000m Verfolgung und Sprint dagegen weniger?
Wo soll denn da der Sinn sein? Dass das nicht so ist haben wir doch alle schon oft genug gesehen! Gedopt wird in allen Disziplinen einer Sportart, nur die Mittel unerscheiden sich etwas.
Und damit kommen wir zur zweiten interessanten Aussage, bzw. der immer wieder gebrachten Begründung: neue, junge und extrem talentierte Athleten, die gar nicht mehr dopen müssen und trozdem alle in Grund und Boden sporteln:
Zitat:
"Insgesamt sehe ich also im Biathlon derzeit keinerlei Indizien, den führenden Athleten Doping vorzuwerfen und sehe auch keinen Anhalt, dass überhaupt Doping dort aktuell eine große Rolle im Weltcup spielt.
Die Athleten die dort derzeit sportlich führend sind, kamen meist schon Anfang 20 in den Weltcup, also weitaus früher, als man im Ausdauersport üblicherweise erst sein Höchstleistungsalter erreicht (üblicherweise liegt dies bei technisch komplexen Sportarten mit Ausdauerkomponente, wozu Biathlon ja genauso wie Triathlon zählt) erst im Alter von 27 bis Anfang / Mitte 30.
Wer mit 20 oder 21 schon gut genug ist, um im Weltcup starten und sich dort sportlich behaupten zu können, ist oft eben derartig talentiert, dass ein paar Jahre später damit zu rechnen ist, dass er in der absoluten Weltspitze angekommen ist. Johannes Thingnes Boe hatte übrigens mit 19 sein Weltcupdebüt. Lagreid (der aktuell WC-Zweitplazierte und mutmaßlich kommende Superstar) kam mit letztes Jahr im Alter von erst 22 in das Norwegische Weltcupteam.
Die beiden Top-Schweden sind 23 und 25. der Franzose Jacquelin (auch mutmaßlich einer der kommenden Superstars ist ebenfalls erst 25."
Also eine neue, saubere Generation, die schon mit 20 unglaubliche Leistungen bringen. Und natürlich nich dopen, dafür sind die ja noch zu jung
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Dass es aber sowohl im Radsport, als auch in vielen anderen Sportarten schon sehr früh mit dem Doping losgeht scheint hier ignoriert oder verschwiegen zu werden. Und das mit dem frühen Dopingstart war auch schon vor vielen Jahren so, ein Riccardo Ricco war auch schon sehr früh und sehr gut gedopt international gut unterwegs, die Gebrüder Szczepaniak aus Polen in der U23 wurden schon bei der Cross WM 2010 als Gewinner und Vizeweltmeister positiv auf Epo getestet und unzählige mehr, das hatte ich alles schon mal beleuchtet:
https://www.triathlon-szene.de/forum...t=Einzelfa ll
Jugendlichkeit ist noch lange kein Beweis für sauberen Sport und überragendes Talent, Gegenbeispiele gibt es reichlich wo gedopt wurde.
Was auch nicht verwundert, denn die Professionalisierung geht immer früher los, Talente werden immer früher von Teams und/oder Managern "abgeholt" um maximalen Erfolg und Gewinn zu erzielen. Wieso sollte das professionelle Doping da eine Ausnahme bilden?