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Alt 09.11.2022, 07:40   #8417
keko#
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Beiträge: 17.444
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
...
Global gilt, je reicher eine Person ist, desto größer ist in der Regel der CO2-Ausstoß. Die reichsten 10 Prozent sind für fast die Hälfte des Energieverbrauchs im Verkehr über Land und für drei Viertel im Flugverkehr verantwortlich.

Das gehört aber allmählich in den Klima-Thread.
Da muss ich in meinem Umfeld gar keinen ökologischen Fußabdruck messen, um zu sehen, dass Wohlhabende einen größeren hinterlassen: Die alleinerziehende Halbstagskraft kommt gar nicht auf die Idee mit ihrem 3.0TDi (den sie nicht hat) übers verlängernde Wochenden zum eBiken (das sie auch nicht hat) an den Gardasee zu fahren.
Haben wir also nicht z.T. eine ausgeprägte Scheindiskussion? Mir geht es zu viel um die Menschen "unten" oder in der Nähe von unten. Klimatechnisch gesehen sollte man mal vermehrt die "oben" in den Fokus bringen und nicht ständig von denen sprechen, die eh schon sparen müssen oder gar nicht die Möglichkeiten haben ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, da er schon klein ist. Nach jedem Sommer auf Bildungsurlaub an Küsten, die azurblau schimmern, komme ich mir reichlich auf den Arm genommen vor.
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Alt 09.11.2022, 08:21   #8418
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
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Registriert seit: 16.09.2006
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Beiträge: 22.918
Es geht ja nicht nur um den persönlichen Energieverbrauch. Wir haben energieintensive Wirtschaftszweige. Die Chemieindustrie allein wird, wenn sie von fossilen Energieträgern auf Strom umsteigt, so viel Strom verbrauchen wie heute ganz Deutschland.

Für die Baubranche gibt es keine Lösung. Zement wird hergestellt, indem vom Kalk bei 1.500°C Kohlendioxid abgeschieden wird. Dieses Kohlendioxid landet in der Atmosphäre. Die Menge ist gigantisch und ist halb so hoch wie die Emission unseres gesamten Verkehrs. Es gibt Experimente, dieses Kohlendioxid aufzufangen, aber in den kommenden Jahrzehnten bauen wir damit keine Häuser.

Für die Flugbranche gibt es keine Lösung. Ein Flugzeug fliegt an die dreißig Jahre lang und stellt eine langfristige Investition dar. Es gibt heute weder Flugzeuge, die mit Strom aus Akkus fliegen, noch solche mit Wasserstoff in den Tanks. Wenn wir in 20 Jahren klimaneutral fliegen wollen, müssten wir in 10 Jahren wenigstens die halbe Flotte klimaneutral haben. Aktuell gibt es aber kein einziges klimaneutrales Verkehrsflugzeug. Schon gar nicht zu Preisen, wir wir uns das vorstellen.

Und so weiter. Ich fürchte, wir machen uns da etwas vor. Aber das habe ich jetzt bereits einige Male gesagt. Sorry für die Redundanz.
Klugschnacker ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2022, 09:15   #8419
Jimmi
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Registriert seit: 16.11.2006
Ort: Eisenach
Beiträge: 2.145
Das ist das Erschreckende: Es werden dauernd Scheindebatten über verlängerte Laufzeiten von AKWs oder vermehrtes Aufstellen von Windkraftanlagen und Fotovoltaik geführt, aber die Grafik mit dem Gesamtenergiebedarf Deutschlands kennt kaum ein Mensch.

Wir bekommen gerade eben schmerzlich mit, dass der Aufstieg Deutschlands zu einer der führenden Industrienationen nur durch ausreichend Energie möglich war. Zunächst über Steinkohle, später durch Öl & Gas. Auch die vielfach angeführte Kernkraft lässt keine Autos fahren oder versorgt die BASF mit Prozesswärme.

Es wird ganz sicher diverse Möglichkeiten geben, Wasserstoff zu speichern, aber erzeugt wird der sicher nicht in ausreichender Menge in D. Da helfen nur Allianzen mit Ländern, welche genügend Erzeugungsmöglichkeiten besitzen. Marokko ist da auf einem guten Weg. Erpressbar wird Deutschland trotzdem bleiben.
__________________
Keine Panik!
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Alt 09.11.2022, 09:30   #8420
Schwarzfahrer
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Registriert seit: 15.01.2009
Ort: Rhein-Neckar-Dreieck
Beiträge: 6.193
Zitat:
Zitat von TriVet Beitrag anzeigen
ich bin nun wahrhaftig kein Techniker.
Wie auch Jan Hegenberg nicht. Bei dem zutiefst techhnischen Thema "Energieversorgung" ist aber technisches Verständnis sehr wertvoll, um Glaubensfragen von realen Möglichkeiten zu unterscheiden und die Punkte richtig quantifiziert einzuordnen.
Zitat:
Zitat von TriVet Beitrag anzeigen
Allein dadurch große Energie Einsparungen!, zb Autos: das dieselchen: 4-5 Liter. Der Stromer: 1-2 Liter (umgerechnet).
Dito zb Haus, Stichwort waermepumpe.
Das stimmt erst mal, zumal die auch von Arne zitierten Energiebbedarfsdiagramme immer den Primärenergieeinsatz zeigen, was natürlich sinkt, wenn ich sie mit dem Endenergieeinsatz "Strom" vergleiche, also die Wirkungsgrade "überspringen kann", weil direkt verbrauchter Strom praktisch verlustfrei eingesetzt werden kann.

Die Ersparnis an Erzeugungsbedarf gilt allerdings so nur, solange ich Strom praktisch verlustfrei produziere und sofort verbrauche. Sobald ich speichern muß, fallen jede Menge Verluste an, bei Batterien je 10 - 20 % Lade/Entladeverluste, bei Wasserstoff je nach Lagerdauer und Transportweg über 60 % bis zu 80 %. D.h., für alles, wo ich große Speichermengen brauche (also besonders, wo ich unterbrechungsfreie Versorgung sicherstellen muß, wie große Industrieanlagen, ohne die man auch keine Batterien und keine Wasserstoff-Speicher realisieren kann), muß ich doch ein mehrfaches des tatsächlichen Bedarfs produzieren, so wie ich bei Diesel 5 l einsetzen muß, aber nur 35 - 40 % davon als Nutzenergie rausbekomme.
Deshalb braucht man dann doch sehr große installierte Leistungen, um ausreichend Energie in Speicher stecken zu können neben dem direkten Verbrauch.
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Schwarzfahrer ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2022, 09:37   #8421
Helmut S
Szenekenner
 
Registriert seit: 30.10.2006
Beiträge: 8.892
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Windräder verdoppeln sich aber nicht.
Naja. Auch wenn das ja nicht mein Punkt ist, hat sich laut BEW e.V. die Windstromeinspeisung von 2014 mit 58,5 TWh auf 2021 mit 122,4 TWh in einem Zeitraum von 7 Jahren gut verdoppelt.

Mein Punkt ist, dass eine Verdoppelung über vier Perioden eher unwahrscheinlich scheint, wenn man die bestehenden Technologien zugrunde legt. Wobei ich sogar davon ausgehe, dass der Gap zwischen Bedarf und Erzeugung noch wächst, wenn man nur den Status Quo der Technologie betrachtet.

Was das Klimaschutzgesetz anbelangt, so geht es m.E. einerseits um die CO2 Reduktion zu einem Referenzpunkt 1990 und die sog. Klimaneutralität. Letzteres bedeutet dass CO2 Quellen - CO2 Senken = 0 ist.

Am Ende werden wir eine zusätzliche Technologie benötigen. Einerseits um den Ausstoß aus CO2 Quellen zu reduzieren und andererseits um die Aufnahme durch CO2 Senken zu erhöhen.

Für ersteres scheint mir Wasserstoff nicht uninteressant. Wenn z.B. solche Transporttechnologien wie oben verlinkt für Wasserstoff skalierbar und marktfähig werden, könnte man so einen Ansatz wie ihn damals DessertTec mit Gleichstrom vor hatte, auf Wasserstoff Basis umsetzen. Auch im Bereich der dieselmotorischen Verbrennung von Wasserstoff tut sich wohl noch etwas: Ein australisches Forscherteam hat wohl einen Kniff (dieser eigentlich alten Technologie) gefunden, der den CO2 Ausstoß nochmal um 86% reduziert.

In dem Zeitraum von 23 J habe ich technologisch jedenfalls genügend Phantasie und mit wird diesbezüglich nicht besonders bange. Schauen wir mal 23 Jahre zurück ins Jahr 199/2000, was seit dem alles passiert ist.

Wichtig scheint mir nur, dass wir damit anfangen. Allerdings denke ich, dass jedes System, dass wir heute bauen in 23 Jahren nicht mehr oder wenigstens nicht in seiner ursprünglichen Form existieren bzw. recht signifikant sein wird. Und seien es nur effizientere Wandlungstechnologien, die eingesetzt werden und alte ablösen. In einen Zeitraum von 23 Jahren wird ein Technologiemanagement passieren und passieren müssen.

Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
...Genehmigungsverfahren ... Glaubt jemand im Ernst, Energie wird dann eine preiswerte Ressource sein?
Now we are talking - wie es so schön heißt. Diese Art der Probleme halte ich für deutlich schwerwiegender als die Technologischen, die m.E. nicht das adressieren wo es wirklich weh tut.

Ich schrieb im anderen Thread

Zitat:
Die "Dekarbonisierung" ist ein gesellschaftliches Transformationsprojekt, dass vor allem auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit aufwirft und noch aufwerfen wird.

Es gibt darüber hinaus z.B. die Frage zu klären, wie solch ein Ziel und die Teiletappen dahin in einen politischen 5-jahres Zyklus integriert werden können. Weiter die Frage nach dem Hintergrund von höchstwahrscheinlich auftretenden, zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Krisen, Konsequenzen der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt, stärker werdenden demographischen Problemen und damit eine noch größer werdende Problematik der Sozialsysteme und letztlich eine gespalten Gesellschaft mit einem signifikanten Anteil Klimawandelleugner/-skeptiker auf den Weg dahin mitzunehmen.
An der Stelle fehlt mir viel mehr die Phantasie als im Bereich der Technologie.

Helmut S ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2022, 09:43   #8422
keko#
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Beiträge: 17.444
Zitat:
Zitat von Jimmi Beitrag anzeigen

Wir bekommen gerade eben schmerzlich mit, dass der Aufstieg Deutschlands zu einer der führenden Industrienationen nur durch ausreichend Energie möglich war. Zunächst über Steinkohle, später durch Öl & Gas. ...
Ausreichend Energie und vor allem billige Energie. Wir beuten den Planeten aus, das sollte man eigentlich wissen
Nicht nur das: würden wir Menschen in fernen Ländern entsprechend entlohnen, könnten wir uns nicht alle paar Wochen neue Klamotten kaufen. Würden wir Tiere würdig halten, können wir nicht so viel Fleisch konsumieren usw usf.
Der Aufstieg des Westens begann vor 500 Jahren, als Könige Schiffe lossichickten, die sich ferne Länder unter den Nagel rissen und ganze Völker versklavten. Möglicherweise findet der Aufstieg ja gerade sein Ende
keko# ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2022, 09:54   #8423
keko#
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Beiträge: 17.444
Zitat:
Zitat von Helmut S Beitrag anzeigen

An der Stelle fehlt mir viel mehr die Phantasie als im Bereich der Technologie.

Grundsätzlich gibt es das Problem der Überbevölkerung und des Ungleichgewichts, das ständig im Hintergrund schlummert. So gesehen wäre eine weltweite Katastrophe eine gute Sache
keko# ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2022, 09:56   #8424
TriVet
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Benutzerbild von TriVet
 
Registriert seit: 25.05.2008
Ort: Kraichgau
Beiträge: 4.559
Wie würde Sybi schreiben: "Och Leuts!", lest Ihr vielleicht doch mal, wenn schon nicht das Buch, dann wenigstens die verlinkten Artikel? Alle?

Ad Wirkunsgrad: Ja, es gibt Transformationsverluste, Beispiele Gießkanne und löchriger Gartenschlauch. Nachlesen, s.o.
Nicht ideal, aber wenn genug da (ja, das geht), trotzdem besser als der status quo.

Ad Windräder
Zitat aus s.o.
Der naheliegende Gedanke: Aktuell stehen in Deutschland 30.000 Windenergieanlagen (hier später „WEA“), dann brauchen wir ja 180.000 davon! Aber wie schon in Teil 1 habe ich gute Nachrichten, was das angeht: Die benötigte Anzahl ist weit geringer als das Wort „sechsfach“ vermuten lässt. Ich weiß, das Internet ist voll von Behauptungen wie „na toll, um die Umwelt zu schützen, fällen wir jetzt ganze Wälder und reißen unsere historischen Dörfer ab? Das ist doch Wahnsinn!“.

Ja, ist es. Nur werden Wälder und Dörfer inkl. historischer Kirchen in Deutschland ja immer noch maßgeblich für die Kohleförderung vernichtet. Dass es mit der Windkraft keine solche Umweltkatastrophe zu befürchten gibt, liegt an einer in Deutschland irritierend wenig beachteten Entwicklung: Windenergieanlagen bzw. WEA wurden in den letzten Jahrzehnten um Größenordnungen effizienter.

Gerade unter deutschen Männern gibt es ja selbst im winzigsten Dörfchen gefühlte Hundertschaften von Personen, die für wummernde Motoren eine ungebremste Faszination empfinden und sich ganze Gartenpartys lang über Direkteinspritzung unterhalten können. Aber eine über 200 Meter hohe, absurd filigran wirkende Konstruktion, die dennoch Wind und Wetter standhält, um klimaneutral und kostengünstig erstaunliche Strommengen zu generieren, ruft deutlich weniger Begeisterungsstürme hervor.

Vielleicht ist das auch so eine Patriotismus-Nummer? Solltet ihr Zugang zu einem Paralleluniversum bekommen, in dem Rudolf Diesel seine Erfindung nicht in Augsburg, sondern in Dänemark zur Marktreife entwickelte, wohingegen der eigentlich dänische Physiker Poul la Cour seine bahnbrechenden Forschungen zur Windkraft wiederum in Augsburg zu Ende brachte, würde ich mich über eine Email freuen: Diskutieren deutsche Partygäste dort enthusiastisch darüber, welche Rotorform bei Windrädern am meisten Strom erzeugt? Das wäre nüchtern betrachtet weniger skurril als es klingt:

Vor 30 Jahren hatte das neueste Windrad der ostfriesischen Firma Enercon noch eine Nabenhöhe ( die Höhe auf der die Gondel sitzt) von 34 Metern und 17 Meter lange Rotoren; es war damit genauso hoch wie heute das Kanzleramt in Berlin. Bei der neuesten Generation sind die Rotorblätter selbst schon um ein Vielfaches länger als diese ersten WEA-Generationen überhaupt hoch waren: Bei modernen Anlagen beträgt die Nabenhöhe bis zu 180 Meter und die Rotoren messen 90 Meter. Damit liegt ihr höchster Punkt über der architektonischen Höhe des Commerzbank Towers in Frankfurt am Main, dem immerhin höchsten Wolkenkratzer der Europäischen Union.

Das bedeutet auch, dass an den Rotorspitzen heftige Zentrifugalkräfte wirken. Wenn die Rotorblätter 90 Meter lang sind und eine Drehung 6 Sekunden dauert, dann bewegen die Enden sich mit 340 km/h durch die Luft, die dabei auftretenden Fliehkräfte entsprechen dem 18-fachen der Erdbeschleunigung. Material und Konstruktion müssen also entsprechend stabil und clever entworfen sein, damit das ganze Teil über Jahrzehnte zuverlässig funktioniert, anstatt wie ein Kartenhaus im Windkanal auseinanderzufliegen.

Wenn in politischen Debatten die Schlagwörter „Ingenieurskunst“ und „Innovation“ fallen, geht es gefühlt zu 90 Prozent um Autos, aber wie viel Gehirnschmalz in der Statik, Funktionsweise und dem jahrelangen Betrieb solcher Anlagen steckt, die ausgerechnet an besonders windigen Standorten den Unbilden der Natur trotzen, kommt bei Maischberger und Lanz enttäuschend selten zur Sprache.

Gut, warum mache ich um die Höhe jetzt so ein Gewese? Weil mit der Größe der WEA der Stromertrag überproportional steigt: Das 35-Meter-Windrad von 1988 hatte eine Nennleistung von 300 Kilowatt, die neue Generation Windturbinen für den Einsatz an Land von Siemens Gamesa wird 165 Meter hoch sein und sensationelle 6.200 Kilowatt Nennleistung haben. Der Turm ist also knapp 5 mal höher, die Nennleistung aber 20 mal höher – mit nur einer vollen Umdrehung der Rotorblätter erzeugt das Ding so viel Strom wie ein durchschnittlicher deutscher Haushalt an einem kompletten Tag verbraucht.

Entsprechend großartig ist es um das Potential der Windkraft bestellt: In Deutschland sind an Land wie gesagt bereits etwa 30.000 WEA installiert, im Schnitt speist jede eine einzelne davon pro Jahr aber „nur“ 3.500 Megawattstunden in unser Stromnetz ein, weil viele davon einfach nicht mehr die jüngsten sind. Ja, um die Windkraftanlagen in Deutschland steht es ähnlich wie um seine Radwege: Viele sind zu alt und zu klein.

Neueste Anlagen können ein Vielfaches dieser Energie aus dem Wind rausholen.
...

Dadurch und aufgrund der Länge der Rotorblätter können diese Anlagen auch bei schwacher Windstärke Strom erzeugen. Während der deutsche Windrad-Pöbel also mit lächerlichen 3.500 Megawattstunden vor sich hingurkt, kann die neueste Generation wie besagter 6,2-Megawatt-Oschi von Siemens uns an guten Standorten mit 21.000 Megawattstunden beglücken*.

(*Offizielle Rechner geben oft geringere Werte an, weil sie immer noch von sehr pessimistischen 2.000 Volllaststunden pro Jahr ausgehen. Der Fraunhofer Windmonitor hat aber schon für im Jahr 2018 errichtete WEA deutlich höhere Werte angenommen)

Ja, das ist dann halt mal das sechsfache. Oh, sechsfach? Hatten wir das Wort in diesem Artikel nicht schon mal? Genau, weiter oben, wir brauchen nämlich mittelfristig sechsmal so viel EE-Strom wie aktuell. Die Sorge, dass eure Kinder mal in einem Land leben müssen, das mit Windrädern übersät ist, ist insofern unbegründet: Wir können mit derselben Anzahl der Anlagen und heutiger Technik bereits ein Vielfaches an Strom erzeugen. An guten Standorten eben bis zu 6 mal so viel.

Nun können wir leider nicht einfach alle davon auf die aktuelle Version updaten wie eine Smartphone-App, zudem eignet sich nicht jeder aktuelle Standort für ein 200 Meter hohes Windrad und es ist auch nicht jeder Standort so windreich, dass er die oben genannten Zahlen erreichen kann. Aber es macht die Dimensionen hoffentlich greifbar. Nähme man für die Anlagen grundsätzlich gute Standorte an, käme man zusammen mit den Offshore-Anlagen im Meer schon auf 650 Terawattstunden (6,5 Megastrom).

Unser ambitioniertes Ziel waren insgesamt 15 Megastrom (1.500 Terawattstunden) im Jahr. Wenn wir die Hälfte, also 7,5 Megastrom, mit Windkraft erreichen wollen, sind wir da mit einer reinen Umstellung auf moderne Anlagen also schon mal nah dran, ohne die absolute Anzahl der Anlagen überhaupt zu erhöhen. Für den fehlenden 1 Megastrom (100 Terawattstunden) müssten wir dann noch mal 6.000 Anlagen zubauen. Ja, die Anzahl wäre dann am Ende doch noch mal etwas gestiegen, aber nur von 30.000 auf 36.000. Unser Energiemix sähe dann aber schon so aus, 9 von 15 Megastrom sind grün:
grün = Erneuerbar, braun = fossil

Okay, aber 36.000 WEA in 10 Jahren bauen, ist das nicht recht ehrgeizig? oder gar etwas verrückt? Gemessen an anderen Projekten bei großen Technologiewechseln weder noch: Deutschland hat zwischen 1865 und 1875 13.000 km Schienennetz inkl. Bahnhöfen installiert und in solchen Zeiträumen 5.000 Lokomotiven und entsprechende Züge hergestellt. Das ist wohlgemerkt über 150 Jahre her.

Es klingt machbar, im selben Land mit einem Vielfachen an Wirtschaftsleistung und enormem technologischen Vorsprung pro Jahr 3.600 Windenergieanlagen zu errichten. Klar, die installieren sich nicht von alleine, aber das gilt auch für unsere Stromleitungen, unsere Straßen, Brücken und Schienennetze. Das wurde einfach gemacht und wir haben es Wirtschaftswunder genannt.

In normalen Jahren (ohne Pandemie) werden in Deutschland über 5 Millionen PKW hergestellt, um die 100.000 Einfamilienhäuser gebaut, ca. 300.000 Wohnungen und 100.000 Fabrik- Werkstatt- und Warenlagergebäude errichtet. Es klingt nicht vollkommen von Sinnen, mit der gleichen Volkswirtschaft in selben Zeitraum 3.600 Windkraftanlagen aufzustellen.

Und was ist mit der Fläche? Naja, selbst die vom Staat potentiell ausgewiesene Fläche für Windkraft liegt laut Umweltbundesamt bei 3.100 Quadratkilometern, also weniger als einem Prozent der Landesfläche. Davon sind zudem Stand 2019 noch 40 Prozent unbebaut. Zum Vergleich: Deutschland baut allein auf einer Fläche von 23.000 Quadratkilometern Silomais für Tierfutter und Biogas an. Hat deswegen schon mal jemand Bedenken geäußert, Deutschland sei mit Maisäckern gepflastert? Selbst mit einer Verdoppelung der Windkraftstandorte würden wir immer noch 6 mal so viel Fläche für Silomais verbrauchen.

Klar, ich habe jetzt mit guten Standorten und den aktuell größten Anlagen gerechnet, dabei kann es durchaus sein, dass wir aufgrund von örtlichen Protesten auch schlechtere Standorte und kleinere Anlagen nutzen werden. Das ist dann aber eine Entscheidung, die wir als Gesellschaft treffen müssen: Wollen wir weniger, dafür aber große Anlagen an windreichen Orten wie z.B. Hügelkämmen oder kleinere, dafür aber mehr Anlagen? Zudem ist der aktuelle technische Stand ja nicht in Stein gemeißelt. Sollte die Entwicklung da weiter voranschreiten, könnten wir die benötigte Anzahl nochmal reduzieren.

Ja, auch Windkraft ist ein Eingriff in die Natur, so wie alle Formen der Stromerzeugung. Wer komplett auf Elektrizität und Wärme verzichten kann, soll das gerne tun, aber wer wie ich im Winter die Heizung anstellt, muss sich damit abfinden, dass dafür immer auch etwas Natur geschädigt wird. Ja, es sterben dadurch auch Vögel, allerdings weit weniger als durch die Glasscheiben an unseren Gebäuden, den Straßenverkehr oder Katzen und es gibt vielversprechende Erkenntnisse, um das in Zukunft noch zu verringern. Zudem würde eine fortschreitende Erderwärmung weit mehr Vogelexistenzen beenden als alle WEA weltweit.

Und ja, WEA verursachen Infraschall. Es gibt immer noch keine seriöse Untersuchung, die aus den auftretenden Schallpegeln stichhaltig Gesundheitsrisiken ableiten konnte und es würde mich sehr überraschen, sollte sich das je ändern: Autoinsassen sind Infraschallemissionen von bis zu 100 Dezibel ausgesetzt, wir müssten dann den kompletten Straßenverkehr verbieten.
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