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Zitat von qbz
Was würdest Du konkret vorschlagen, um 75 % der Kontakte im Land zu reduzieren?
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Man müsste keine 75% reduzieren, wenn man eine höhere Nachvollziehbarkeit der Infektionsketten erreichen könnte. Dafür könnte man zum einen die Gesundheitsämter personell und technisch stärken. In der Presse wird zB über Hindernisse durch Technik, Datenverarbeitung und Datenauswertung ja sogar Zettelwirtschaft berichtet. Nun fällt der Regierung ihr "Internet ist Neuland" gleich doppelt und dreifach auf die Füße.
Jedes Ausweisdokument hat eine maschinenlesbare Zeile am unteren Rand. Für diese gibt es seit Jahrzehnten absolut zuverlässige Lesegeräte, die idiotensicher in der Anwendung sind.
Da sich die Infektionen laut RKI höchst wahrscheinlich hauptsächlich innerhalb geschlossener Räume abspielen, brauche ich doch nur erfassen wer zeitgleich in einer Räumlichkeit war, um etwaige Infektionsketten nachvollziehen zu können. Das könnte man sogar automatisieren.
Also macht man neben einen Hygienekonzept die Verwendung so eines Geräts (dessen Anschaffung durch den Bund subventioniert wird, da dies sicher günstiger ist, als ohne Gegenleistung 75% des normalen Einkommens auszuzahlen) zur Bedingung für das Öffnen von Geschäften, Gotteshäusern, Saunalandschaften und auch Friseure. Der Kunde steckt kurz seinen Ausweis in den Schlitz wenn er kommt und wieder am Ausgang wenn er geht. Das Gerät verschlüsselt die Daten und Zeitstempel und sendet sich über eine End zu End Verschlüsselung auf einen durch das Bundesgesundheitsministerium unterhaltenen Server. Jetzt wird Mensch X positiv getestet und eine Software spukt alle Personen aus, die mit Person X zeitgleich in geschlossenen Räumen waren. Automatisiert wird weiter das Gesundheitsamt am Wohnort der Kontaktpersonen über den Kontakt in Kenntnis gesetzt und die Person mittels Pushnachricht auf das Smartphone und oder per Email gebeten sich in häusliche Absonderung zu begeben und Kontakt zum Gesundheitsamt (oder angeschlossene Teststation) zur Durchführung eines priorisierten Tests aufzunehmen.
Dafür müsste man sicher rechtlich im Bereich des Datenschutzes tätig werden. Eine Frage der Verhältnismäßigkeit, ob man die Eingriffe in das APR RIS höher bewertet, als die nun vollzogenen Eingriffe in nahezu alle Grundrechte.
Zitat:
Zitat von Decke Pitter
Mir geht diese Willkür schwer auf den Sack!
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Eben! Und machen wir uns nichts vor: Auch die besten und sinnvollsten Regeln funktionieren nur, wenn sie eingehalten werden.
In der Pressekonferenz wurde durch Söder, Müller und Merkel unisono betont, dass es darum geht die Welle zu brechen, die Kurve abzuflachen und das Gesundheitssystem am Leben zu erhalten.
Gleichermaßen weist man ausdrücklich daraufhin, dass ein Lockdown Jo-Jo (also 1 Mon Lockdown; 2 Monate offen; 1 Mon Lockdown wie es die Infiziertenzahlen so mit sich bringen) nicht geben wird.
Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage:
Warum sollten sich die Zahlen nicht genauso entwickeln wie nach dem ersten Lockdown? Heißt wir schaffen es den exponentiellen Wachstum zu bremsen und die Kurve abzuflachen. Nichts ist kollabiert und alles ist wie im Sommer. Warum sollten sich nicht im gleichen Zeitraum die Zahlen wieder so entwickeln wie jetzt? Was verleitet zu der Annahme nun besser zu sein? Frei nach Einstein: Es ist doch Wahnsinn das selbe zu tun und einen anderen Ausgang zu erwarten.
Ich vermisse insbesondere von den MP ein wenig Demut. Der Kreis dreht sich vor allem darum, dass man es eben nicht mehr schafft (wahrscheinlich eher nie wirklich geschafft hat) tatsächliche Infektionsketten nachzuvollziehen. Weder bei Inzidenzen von unter 35 und schon gar nicht bei Inzidenzen über 50. Wenn man diesen Faktor nicht beeinflusst, dann stehen wir nach dem Lockdown binnen kürzester Zeit wieder vor dem Lockdown. Dieser Aspekt findet mir vor allem in der Medialen Berichterstattung um die Ungerechtigkeit der Maßnahmen zu wenig Beachtung.
Auch vermisse ich in der Pressekonferenz ein klares Statement zur Ahndung von "Verstößen". Wir haben in den letzten Wochen sehr eindrucksvoll zB durch die Partyszene in Stuttgart oder auch in Frankfurt oder Berlin öffentlich vor Augen geführt bekommen, dass man sich eben einen Dreck um die Vorschriften schert und sich trotzdem an bekannten Plätzen "zufällig trifft" und wenn dann einer ne PA Anlage dabei hat ist das wohl Schicksal. Das wird schlicht als inakzeptabel abgetan, aber geahndet wurde sowas bislang kaum bis gar nicht, was wiederum zu wenig Verständnis in der Gastronomie oder im Bereich privater Feiern (Weihnachten steht vor der Tür) führt.
Meiner Meinung nach sollte man sich nicht nur auf das Beschränken und Vermeiden von Kontakten festlegen, sondern eben auch gesetzliche Grundlagen zur lückenlosen Nachvollziehbarkeit im öffentlichen Raum unter Beachtung des Datenschutzes schaffen. Somit würde man sich von zwei Seiten auf die Mitte zubewegen und würde damit sicher deutlich schneller zum Ziel kommen.