Das Konzept Moral ist ein Schutz gegen Ungerechtigkeit und der Herrschaft allein des Stärkeren. Willst du das Konzept, dass man moralisch handelt grundsätzlich in Frage stellen?
Willst du nicht, dass man sich im Kleinen und im Großen gegen ungerechtfertigte Handlungen und seinen es Angriffskriege wehrt? Willst du nicht auch selbst geholfen bekommen, wenn es darauf ankommt?
Das Konzept Moral ist ein Schutz gegen Ungerechtigkeit und der Herrschaft allein des Stärkeren.
Moral ist ein nettes Propaganda-Konzept, Treibstoff für Empörungs-Orgien in Medien und Netzwerken, oder philosophischer Gegenstand für den Kopf-Thread.
Die Welt ordnet sich nach anderen Prinzipien. (Sonst würde auch der Kommunismus funktionieren).
Von Nöten wäre eine globale Rechtsordnung, ähnlich wie sie in einigen demokratischen Staaten etabliert ist.
Die UNO, diverse internationale Gerichtshöfe und Konventionen sind ein netter Ansatz, jedoch völlig löchrig, weit entfernt von einer "globalen Rechtsstaatlichkeit", oder wie immer man es nennen möchte, auf Grund derer es z.B. eine legitimierte, internationale Exekutive gäbe, die weltweit und eben aktuell auch im auf ukrainischem Gebiet kriegerisch ausgetragenen Konflikt für Recht und Ordnung sorgte.
Die nüchterne Realität ist das "Recht" des Stärkeren, Streben nach (mehr) Macht, Einfluß, Wohlstand, Reichtum ...
Es ist für mich durchaus nachvollziehbar, weshalb zahlreiche Länder auf der Welt den Wirtschaftskrieg gegen Russland skeptisch sehen, weil sie mehr unter den Folgen des russischen Angriffskrieges leiden als die reichen USA und die EU, welche mit Milliarden den Krieg und die Ukraine finanzieren sowie die Nachteile des Wirtschaftskrieges für das eigene Land wegen der industriellen Kapazitäten verringern können.
Als erstes Land meldete Sri Lanka Ende April / Anfang Mai Zahlungsunfähigkeit an. Wikipedia meint: "Sri Lanka ist seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie schwer von Folgen der Pandemie getroffen. Der Tourismus kam weitgehend zum Erliegen. Steigende Ölpreise auf dem Weltmarkt und populistische Steuersenkungen der Regierung trugen zur Wirtschaftskrise bei, ebenso die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine.Sri Lanka ist (Stand Mitte Mai 2022) von einem Staatsbankrott bedroht."
Es ist absehbar, dass weitere Länder in die Zahlungsunfähigkeit rutschen. Da scheint es mir nachvollziehbar, wenn diese wenig Bereitschaft zeigen, den Wirtschaftskrieg gegen Russland automatisch zu ihrem Nachteil mitzutragen, auch wenn sie den russischen Angriffskrieg verurteilen (siehe UNO-Resolution).
Man kann sich natürlich fragen, ob evtl. eine solche weltweite krisenhafte Entwicklung erwünscht ist, wenn die G7-Länder, welche sich im Juli in DE treffen, diese nicht stoppen und auf einen baldigen Frieden zwischen der Ukraine und Russland drängen.
Am besten gefällt mir Europa must stop thinking that Europe problems are the world problems, but the world problems are not
Ich finde, dass jedes Land die moralische Pflicht hat, einem angegriffenen souveränen Staat zu helfen, selbst dann, wenn eine Eskalation droht. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Die USA und Großbritannien haben dies im Zuge des Budapester Memorandums (Atomwaffenabgabe der Ukraine im Gegenzug von Sicherheitsgarantien) sogar versprochen.
Das ist kein Argument, es unterstellt das alle Länder diesselben Moralvorstellungen haben was sicher nicht der Fall ist.
Moral ist subjektiv, daher kein Kriterium. Was anwendbar ist ist das Recht. Ohne Beistandspflicht gibt es eine solche Verplichtung nicht. Was es gibt ist eine subsidiäre Verplichtung nach den geltenden Koventionen zB zur Aufnahme von Flüchtlingen.
Niemand ist verpflichtet der Urkaine auch nur irgend etwas zu liefern, das erfolgt freiwillig, u.a. weil wir so vermeiden selbst das Schlachtfeld zu sein und das ist ja schon mal was. Der Blabla mit den Menschrechten ist fürs Kino
... es sind ja auch insbesondere die die hier die Urkaine nicht unterstützen wollen, die auch den Rest der Welt nicht unterstützen wollen.
Ich habe es eher umgekehrt wahrgenommen:
Falls wir eine moralische Verpflichtung gegenüber der Ukraine haben, haben wir sie auch gegenüber den anderen 700 Millionen Europäern. Daher möchten wir einerseits der Ukraine helfen, andererseits eine Ausweitung und Eskalation des Krieges über die Ukraine hinaus vermeiden. Es ist komplex und schwierig, beidem gerecht zu werden.
Darüber hinaus müssen wir in Europa, auch wenn das in der öffentlichen Debatte ein sehr unpopulärer Aspekt ist, in Zukunft auch mit den Russen klar kommen. Wenn wir Frieden in Europa wollen, ist ein kalter Krieg gegen Russland grober Sand im Getriebe. Ich bin sicher, hier gibt es etliche User mit sehr entschiedenem Standpunkt zu diesem Aspekt, die glasklar in die Zukunft sehen. Mir selbst fällt das jedoch schwer.
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Und wie Hafu sagt, kann man jedes Problem damit erledigen, dass man darauf hinweist, dass es 10 andere Probleme gibt, die auch nicht gelöst werden also kümmern wir uns doch bitte nur um uns. -> Egoismus -> Nationalismus
Ich meinte nicht, dass man sich um keinen kümmern braucht, sonder sich um alle kümmern muss. Deine Kette ist nur eine der möglichen Ketten.
Nahe Verwandte in den USA sehen den Ukraine-Konflikt anders als wir. Von entfernteren Verwandten will ich gar nicht mal reden.
Wenn man mit "Moral" argumentiert, ist man schnell auf dünnem Eis.
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Darüber hinaus müssen wir in Europa, auch wenn das in der öffentlichen Debatte ein sehr unpopulärer Aspekt ist, in Zukunft auch mit den Russen klar kommen. ...
Wie schwer es wird, mit DEN Russen klarzukommen, hängt massiv davon ab, welches Regime dort an der Macht ist. Inwieweit wir bereit sind, mit einem faschistischen Regime, das sich derzeit dort immer klarer herausbildet, zusammenzuarbeiten, bestimmt natürlich auch unsere Interessen im Ukrainekonflikt. Sprich, wenn die Option besteht, dieses Regime zu schwächen bzw. zu einer Änderung seiner derzeitigen Politik zu zwingen, hätte das auch Rückwirkungen darauf, was "klarkommen" in der Zukunft konkret bedeutet.
Da aber noch nicht mal die kurzfristigen Entwicklungen in der Ukraine gut vorhersagbar sind, wird es mehr als schwer, die mittelfristigen Optionen der Zusammenarbeit mit RU genau zu diskutieren.
Ich möchte derzeit kein Politiker sein - und wenn, würde ich solche mittelfristigen Planspiele erstmal aussen vorlassen. Wir haben ein akutes Problem - oder mathematisch gesehen ein Anfangswertproblem, dessen Startbedingungen so extrem variabel sind, dass alle Vorhersagen des weiteren Verlaufs unmöglich sind. Wir können höchstens den Raum oder die Position bestimmen, in der wir nicht enden wollen und versuchen, einige Parameter entsprechend anzupassen.
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...