Nein, in Deutschland fehlt vorläufig der notwendige Überschuss an regenerativen Energien, um grünen Wasserstoff herzustellen. Wir schaffen es ja bis jetzt nichtmal unseren Strombedarf vollständig aus Wind- und Wasserkraft und Photovoltaik zu decken. Woher soll da Überschussenergie zur Herstellung von Wasserstoff kommen?
Richtig, besonders wenn man den Wirkungsgrad des Prozesses bedenkt. Macht nur dort Sinn, wo der Strom in Insellage produziert wird, und eh nicht vor Ort alles verbraucht wird (z.B. im hohen Norden, solange die Stromtrassen in den Süden nicht stehen).
Zitat:
Zitat von Hafu
Prädestiniert dafür sind alle Länder mit viel Sonneneinstrahlung oder/und Möglichkeiten zur Nutzung von Wasserkraft und dünn besiedelte windreiche Länder, in denen man relativ problemlos Windräder aufstellen kann, ohne erst jahrelang gegen Bürgeinitiativen argumentieren zu müssen, die Windräder in der Nachbarschaft zu verhindern versuchen.
Klingt nach der DESERTEC-Idee, die aber dank der hohen politischen Instabilität der in Frage kommender Länder still und leise begraben wurde. Angesichts der Probleme mit russischem Gas wird kaum ein Politiker nochmal das Risiko der Stromabhängigkeit von problematischen Ländern eingehen, fürchte ich.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Hatte ich ja auch schonmal geschrieben, wir sind einfach zu doof unseren Strom zu speichern. In Deutschland müssen für die gespeicherte Energie doppelte Netzentgelte bezahlt werden, einmal für das einspeichern und das zweite mal für das Rückspeisen. Daher sind Pumpspeicherwerke in D grundsätzlich unwirtschaftlich und werden still gelegt während wir Österreich und der Schweiz viel Geld dafür bezahlen, dass sie uns den Strom abnehmen
Ich kann mich aber auch erinnern, daß in den 80-ern, als das Schließen der deutschen Steinkohleförderung beschlossen wurde, Themen wie strategische Verteilung der Bezugsquellen, die Bedeutung von inländischen Energieträgern für die Versorgungssicherheit, u.v.a.m. öffentlich diskutiert wurden, um den Ausfall der strategisch wichtigen Kohle zu kompensieren. Ich habe damals irrtümlich geglaubt, daß soetwas zum grundlegenden Fach-Instrumentarium einer jeden Regierung in der Energiepolitik gehört: Diversifizierung, sichere inländische Energiequellen, etc.. Im Namen des Atomausstiegs und der Energiewende wurde das alles wohl über Bord geworfen - oder es kamen Minister ins Amt, die davon keine Ahnung hatten. Ich bin nicht sicher, welchen Grund ich schlimmer finde.
(P.s.: Ja und die Amis haben das schon X mal auch so gemacht. Für mich sind die Amis nicht besser als die russische Regierung aber halt auch nicht schlechter. Alles dieselbe Mischpoke).
Es ist insofern nicht dasselbe, als dass wir nun wegen der Abhängigkeit vom russischen Gas erstmalig direkt die unschöne Seite kranker Großmachtpolitik zu spüren bekommen. Hinzu kommt die geographische Nähe zum Krieg.
Geht fast unter wegen den Gaspreisen: in BaWü kommen mittlerweile mehr Flüchtlinge an als 2015/16. Erste Landkreise richten wieder Sporthallen her.
Absurdes Theater zulasten aller Verbraucher in Europa: Polen lehnt die Zahlungsmodalitäten von Gazprom ab, erhält also nichts mehr und bezieht das russische Gas von Deutschland, das wiederum die Modalitäten akzpetiert, aber natürlich die polnische Gasmenge nicht zusätzlich erhält. Das Gas fliesst nun in umgekehrter Richtung durch eine Pipeline, durch die vorher Gas aus Russland nach Polen geliefert worden ist. Würde DE wie Polen die Zahlungsmodalitäten ablehnen, bekämen beide kein Gas von Gazprom.
Polen lehnt nicht nur die Zahlungsmodalitäten ab, sondern fordert von Deutschland neben der Lieferung von russischem Gas auch die physische Beseitigung von Nordstream 2 ...
Der polnische Präsident Andrzej Duda hat in Kiew eine Beseitigung der brachliegenden Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland gefordert. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine könne es im Verhältnis zu Moskau keine Rückkehr zur Normalität geben, sagte Duda bei den Online-Beratungen der sogenannten Krim-Plattform. Deshalb sei ein andere Politik des Westens nötig, "die nicht nur dazu führt, Nord Stream 2 zu stoppen, sondern Nord Stream 2 zu beseitigen", sagte Duda der polnischen Agentur PAP zufolge.
Abschließend wird auch ganz nonchalant der Hintergrund der allgemeinen Nordstream-Aversion genannt :
Zitat:
Polen und andere östliche EU-Länder kritisieren das russisch-deutsche Projekt seit Jahren, weil es den Gastransit durch die Ukraine aushebelt.