Als jemand der den Kalten Kreig in der Kindheit als Gegebenheit wahrgenommen hat und mit dem Fall der Berliner Mauer, der Öffnung der Genzen zwischen den ehemals bestenden Ost-und Westblöcken und dem damit verbundenen Wandel in eine vorher nicht einmal denkbare Richtung einer der größten positiven politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erleben durfte macht mich dieser Rückschritt in vergangene Zeiten auch sehr betroffen.
Wie muss das für Gorbatschow jetzt sein der seinen Lebensabend in einem Landhaus verbringt und die aktuellen Veränderungen bestimmt verfolgt.
Wenn ich von meiner Loggia in die Ferne blicke sehe ich am Horizont die angenzenden Hügel in der Slowakei. Und nach einer mittellangen Ausfahrt mit dem Rad und einem kurzen Anstieg steht man auf den Braunsberg und schaut über die Donau ins benachbarte Bratislava. Vor der Wende hätte es fast gefühlsmäßig auch der Mond sein können, heute spricht nichts gegen eine grenzüberschreitende Radtour, Peter Sagan ist mehrmaliger Weltmeister im Strassenrennen, und wir lernen Menschen aus dem slavischen Sprachraum kennen und es ist selbstverständlich.
Tröstlich für mich persönlich ist, dass sich die neue Blockgrenze etwas weiter weg Richtung Osten verlagert. Beängstigend sind die längst vergessen geglaubten Bedrohungsszenarien einer sich selbst vernichtenden Menschheit und die fatale Logik der Sinnhaftigkeit einer globalen Aufrüstung zu Abschreckungszwecken.
Würde ein kleines grünes Männchen von oben draufschauen müsste er denken "ihr habt die Chance zur gemeinsamen Entwicklung und Verständigung in der Hand gehabt und jetzt spühlt ihs sie im Klo runter".
Also besser business as usual - nicht zuviel darüber nachdenken weil es ohnehin nichts bringt und im kleinen Rahmen ein wenig zu einer besseren Welt beitragen.
Ob ihm nun sein Bandera-Kult zum Verhängnis wird ?
Zitat:
In einer Erklärung heißt es, Melnyks Aussagen über den ukrainischen Nationalisten und Partisanenführer Stepan Bandera im Zweiten Weltkrieg stellten seine eigene Meinung dar. Sie spiegelten nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wider. Melnyk hatte im Interview mit dem deutschen Journalisten Tilo Jung für dessen Online-Sendung "Jung und Naiv" gesagt, Bandera sei - Zitat - kein "Massenmörder von Juden und Polen" gewesen. Das würde er immer wieder bestätigen.
Zudem bestritt Melnyk, dass Bandera mit den deutschen Nationalsozialisten kollaboriert habe. Bandera führte in den 30er und 1940er Jahren eine nationalistische Bewegung an. Teil davon war eine Rebellenarmee. Ihr werden unter anderem Massaker angelastet, denen auch zehntausende polnische Zivilisten zum Opfer gefallen sind. Das ukrainische Außenministerium verwies in seiner Erklärung zu Melnyk in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf die engen Beziehung zu Polen. Man bedanke sich für Warschaus beispiellose Unterstützung im Kampf gegen die russische Invasion.
Tröstlich für mich persönlich ist, dass sich die neue Blockgrenze etwas weiter weg Richtung Osten verlagert. Beängstigend sind die längst vergessen geglaubten Bedrohungsszenarien einer sich selbst vernichtenden Menschheit und die fatale Logik der Sinnhaftigkeit einer globalen Aufrüstung zu Abschreckungszwecken.
Geht mir sehr ähnlich. Bin auch ein Kind des kalten Krieges und bin mit innerdeutscher Grenze (die für mich keineswegs "innerdeutsch" war, sondern einfach die deutsche Grenze), Bedrohung durch Atomraketen und Russland/UdSSR als "das Böse" aufgewachsen. Das sitzt sehr tief.
Dann versuchst du dich 30 Jahre im Kopf umzustellen, dass Russland, trotz aller Zweifel, nicht das Böse ist, nur um dann festzustellen, dass dem wohl doch so ist.
Dann versuchst du dich 30 Jahre im Kopf umzustellen, dass Russland, trotz aller Zweifel, nicht das Böse ist, nur um dann festzustellen, dass dem wohl doch so ist.
Ich sehe das mittlerweile anders, für mich ist nicht Russland böse, sondern die politische Führung.
das ist tendenziell wohl richtig, allerdings lässt sich die Bevölkerung in der Mehrheit schon sehr willig mitnehmen hat es den Anschein
Ich habe schon einige Interviews auf russischen Strassen gesehen, wo die Meinung teils indirekt, teilweise aber auch überraschend direkt entgegen der offiziellen Staatsmeinung geäußert wurde.
Oder wie ein Journalist in Russland mal sagte, wenn man Umfragen macht, dann sagen die einen gar nichts und die anderen geben die offizielle Meinung wieder, um keine Probleme zu bekommen. Was die Menschen wirklich denken erfährt man nicht.
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Würde ein kleines grünes Männchen von oben draufschauen müsste er denken "ihr habt die Chance zur gemeinsamen Entwicklung und Verständigung in der Hand gehabt und jetzt spühlt ihs sie im Klo runter".....
Ja, schon komisch... Menschen in meinem privaten Umfeld, die mir bis vor kurzem noch von One World vorschwärmten, dass Grenzen und Länder Relikte aus einer längst vergangenen Zeit seien, nicht zögerten derartig denkende Menschen in die rechte Ecke zu stellen, sie schwärmen nun von den Ukrainiern, die für Volk und Vaterland sterben, für ihre Nation alles geben. Sie ziehen nun messerscharfe Grenzen zwischen der Ukraine und Russland, zwischen dem Westen und Osten.
Meinungen und Einstellung wandeln sich manchmal sehr schnell ;-)